• 14:00 Uhr: Aiwanger zeigt sich nach Stimmabgabe skeptisch
  • 13:42 Uhr: Stromausfall in Cottbus sorgt für kleine Probleme
  • 13:19 Uhr: Bis Mittag in Bayern höhere Wahlbeteiligung in Städten als 2021

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Aiwanger zeigt sich nach Stimmabgabe skeptisch

  • 14:00 Uhr

Der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, meldete sich nach seiner Stimmabgabe aus seinem Auto, per Video auf der Plattform X. Seine Hoffnung: eine "bürgerliche Koalition der Mitte" im Bundestag, am besten mit seiner Partei, die erstmals bundesweit antritt. Sollte es anders ausgehen, ist der Niederbayer wenig zuversichtlich: "Ich hoffe, das Schwarz-rot-grün nicht kommen wird, denn sonst sehen wir uns wahrscheinlich in diesem Jahr im Wahllokal wieder", sagte er. Eine Koalition aus Union, SPD und den Grünen werde die Probleme des Landes nicht lösen. (dpa)

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Stromausfall in Cottbus sorgt für kleine Probleme

  • 13:42 Uhr

Die Landeswahlleitung meldete gegen Mittag einen weitgehend reibungslosen Ablauf der Wahl - eine Ausnahme ist Cottbus. Von einem Stromausfall seit Samstagabend waren einige Wahllokale im Norden der Stadt betroffen. Auch Heizungen blieben kalt. Der Ablauf der Wahl sei durch den Stromausfall nicht beeinträchtigt, teilte die Stadt mit.

Es werde mit Hochdruck daran gearbeitet, dass die Haushalte am frühen Nachmittag wieder mit Strom versorgt werden könnten, teilten die Stadtwerke Cottbus mit. Der stellvertretende Kreiswahlleiter, Andreas Pohle, sagte zu dem Stromausfall in Cottbus: "Es ist nicht so optimal, weil die Leute im Kalten sitzen." Betroffen seien in der Stadt vier von insgesamt 53 Wahllokalen. (dpa)

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AfD-Chef Chrupalla wählt in Wahllokal in Ostsachsen

  • 13:25 Uhr

Der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla hat seine Stimme zur Bundestagswahl am Sonntagvormittag in einem Wahllokal im ostsächsischen Gablenz abgegeben. Er zeigte sich zuversichtlich, dass seine Partei "ein sehr starkes Ergebnis mit über 20 Prozent" erreichen werde. Vor allem im Osten werde die AfD sehr viele Direktmandate holen. "Ich denke, das ist eine klare politische Aussage der Bürger und der Wähler." Die Co-Vorsitzende der AfD, Alice Weidel, hatte sich für die Briefwahl entschieden. (dpa)

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Bis Mittag in Bayern höhere Wahlbeteiligung in Städten als 2021

  • 13:19 Uhr

Die Bundestagswahl ist in den größeren Städten in Bayern ohne Probleme angelaufen. München, Augsburg und Nürnberg meldeten bis mittags eine leicht höhere Wahlbeteiligung im Vergleich zu 2021. Störungen oder Vorfälle waren den Wahlämtern nicht bekannt. "Es läuft alles ganz normal bisher", hieß es etwa aus München.

Einzig Augsburg meldete einen kleineren Zwischenfall an einem Wahllokal in einer städtischen Schule. Ein Mann habe partout einen anderen Weg zum Gebäude eröffnen wollen, hieß es vom Wahlamt. Dieser Weg führe aber über Privatgrund und sei unter anderem wegen Löchern im Boden auch nicht sicher. Weil der Mann Drohungen ausgestoßen habe, sei schließlich die Polizei gerufen worden, die ein Platzverbot aussprach. Angaben zu Hintergründen gab es nicht.

In München lag die Wahlbeteiligung um 12:00 Uhr bei 61,2 Prozent inklusive aller Briefwähler, etwas mehr als 2021, als es um diese Uhrzeit 60,4 Prozent waren. Die Münchner Wahlbeteiligung sei immer sehr hoch, sagte eine Sprecherin des Wahlamtes. 49 Prozent der Wahlberechtigten hatten ihren Angaben zufolge Briefwahl beantragt, etwas weniger als während der Corona-Pandemie 2021. Von rund 460.000 verschickten Anträgen seien bis Freitag etwa 400.000 zurückgekommen, seitdem seien aber sicher noch etliche hinzugekommen. (dpa)

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Berlins Regierender Bürgermeister gibt Stimme in Kladow ab

  • 12:58 Uhr

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner hat in Berlin am Wahlsonntag seine Stimme abgegeben. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass Menschen wählen gehen dürften, sagte er vor seinem Wahllokal in Berlin-Kladow. "Das ist nicht in jedem Land so. Deswegen hoffe ich, dass die Wahlbeteiligung heute sehr hoch sein wird und dass die Menschen von ihrem demokratischen Recht Gebrauch machen." Wegner kam gemeinsam mit seiner Partnerin, Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (beide CDU), zur Stimmabgabe.

Der Landeschef von Berlins Nachbarland, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), hatte bereits per Brief gewählt. In beiden Bundesländern sind insgesamt 4,4 Millionen wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger an diesem Sonntag aufgerufen, zur Bundestagswahl zu gehen. (dpa)

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Scholz gibt nach Frühsport Stimmzettel in Potsdam ab

  • 12:36 Uhr

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat in Potsdam seine Stimme für die Bundestagswahl abgegeben. Händchenhaltend lief der 66-Jährige mit seiner Ehefrau Britta Ernst zum Wahllokal bei der Industrie- und Handelskammer. Am Morgen war Scholz in Begleitung von Personenschützern noch beim Joggen in Potsdam zu sehen. Scholz' Frau feiert am Wahltag zudem Geburtstag und wird 64 Jahre alt.

Scholz tritt als Direktkandidat in Potsdam unter anderem gegen Grünen-Außenministerin Annalena Baerbock an. Er will im Fall eines Gewinns des Direktmandats in Potsdam die gesamte Legislaturperiode im Bundestag bleiben - auch wenn er nicht erneut Regierungschef wird. (dpa)

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Merz gibt seine Stimme ab

  • 11:17 Uhr
Merz
Friedrich Merz gibt im Wahllokal in der Schützenhalle Arnsberg-Niedereimer seine Stimme ab. © picture alliance/dpa/Rolf Vennenbernd

Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) hat an seinem Wohnort im Hochsauerlandkreis gewählt. In der Schützenhalle nahe seines Hauses im Ortsteil Arnsberg-Niedereimer gab der gemeinsame Kandidat von CDU und CSU am Vormittag seine Stimme für die Bundestagswahl ab.

Bei strahlendem Sonnenschein war er in Begleitung seiner Frau Charlotte Merz zu Fuß gekommen. Auf dem Weg begrüßte er viele Wähler und Bekannte und betrat dann das Wahllokal. In der Wahlkabine setzte er seine Kreuze zügig und im Stehen und warf dann seinen Stimmzettel in die Wahlurne. Ein Statement für die wartenden Journalisten gab er nicht. Im Anschluss wollte Merz nach Berlin reisen.

Merz tritt im Hochsauerlandkreis zum wiederholten Male auch als Direktkandidat an. Bei der Bundestagswahl 2021 hatte er das Mandat mit 40,4 Prozent der Erststimmen gewonnen und war damit nach längerer Politikpause in den Bundestag zurückgekehrt. Das ländlich geprägte Hochsauerland ist eine Bastion der Christdemokraten: Bislang ging hier seit Bestehen der Bundesrepublik noch kein Direktmandat verloren. (dpa)

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Söder bei Stimmabgabe optimistisch und humorvoll

  • 11:08 Uhr

Trotz zuletzt teilweise schlechter werdender Umfragewerte hat sich CSU-Chef Markus Söder bei seiner Stimmabgabe optimistisch über ein gutes Ergebnis für die Union geäußert. "Ja, ich bin schon sehr zuversichtlich. Ich hoffe, dass wir am Ende die Regierung für unser Land bekommen, damit sich was Richtiges ändert und nicht nur einfach so weitergemacht wird", sagte er in einem Wahllokal in Nürnberg. Das sei sein eigentlicher Wunsch, weil es die Demokratie stärke.

Zu möglichen Optionen für eine sogenannte Zweierkoalition wollte sich Söder auf Nachfrage nicht äußern, es sei nun "alles gelegt, jetzt schauen wir mal". Ohnehin wäre eine Zweierkoalition eigentlich ein reines Bündnis von CDU und CSU, ohne einen weiteren Partner, fügte er mit humorvollem Unterton an. "Das wäre zwar super, aber wohl eher unwahrscheinlich." Söder hatte im Wahlkampf immer wieder eine Koalition der Union mit den Grünen abgelehnt.

Söder nutzte die Gelegenheit und dankte allen Wahlhelferinnen und Wahlhelfern für ihren Dienst an der Demokratie. "Ich freue mich immer, dass ich wählen kann, weil ich finde, es gibt so viele Länder in der Welt, wo man nicht wählen darf oder nur was Bestimmtes wählen darf. Deswegen bin ich auch kein Fan der Briefwahl, sondern ich will es immer direkt im Wahllokal abgeben. Das ist ein feierlicher Akt der Demokratie." (dpa)

"Zweierkoalition aus CDU und CSU": Söder bei Stimmabgabe optimistisch

"Zweierkoalition aus CDU und CSU": Söder bei Stimmabgabe optimistisch

Die Wahllokale sind geöffnet. Auch die Wahlkämpfer nutzen die Gelegenheit zur Abstimmung. In Nürnberg ist CSU-Chef Söder zuversichtlich, über den Ausgang spekulieren will er aber auch nur mit Humor.

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Umfragen sehen Merz' Union als stärkste Kraft

  • 10:33 Uhr

Laut Umfragen dürfte die Union mit Kanzlerkandidat und CDU-Chef Friedrich Merz stärkste Kraft werden. CDU/CSU liegen demnach zwischen 28 und 32 Prozent, gefolgt von der AfD (20 bis 21 Prozent). Dahinter rangieren SPD (14 bis 16 Prozent) und Grüne (12 bis 14 Prozent).

Die Linke könnte den Umfragen zufolge bis zu 8 Prozent bekommen. Die FDP (4 bis 5 Prozent) und das Bündnis Sahra Wagenknecht (3 bis 5 Prozent) müssen aufgrund der Fünf-Prozent-Hürde um den Einzug in den Bundestag bangen. Befragungen zeigen, dass zuletzt rund ein Fünftel der Wähler noch unentschieden war, ob oder wen sie wählen. (dpa)

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Bundespräsident Steinmeier wählt und appelliert an Bevölkerung

  • 09:38 Uhr

Gemeinsam mit seiner Frau Elke Büdenbender hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin-Zehlendorf seine Stimme abgegeben. Er dankte den Wahlhelfern und rief zur Stimmabgabe auf. "Nutzen Sie Ihr Wahlrecht, gehen Sie wählen, bestimmen Sie mit über die Zukunft unseres Landes und wählen Sie in dem Bewusstsein, dass Ihre Stimme die Entscheidende sein könnte", sagte er am Morgen in der Erich-Kästner-Grundschule in Berlin-Zehlendorf.

Steinmeier erinnerte an die besonders kurze Vorbereitungszeit für die Bundestagswahl an diesem Sonntag infolge der vorzeitigen Auflösung des Bundestags. "Deshalb war das eine riesige Kraftanstrengung." Er dankte der Bundeswahlleiterin, Ruth Brand, die den Bundespräsidenten am Morgen begrüßte, den Landeswahlleitern sowie den Wahlhelferinnen und Wahlhelfern. Bundeswahlleiterin Brand schloss sich dem Dank an und wünschte allen Beteiligten einen reibungslosen Wahlablauf. (dpa)

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Die Bundestagswahl hat begonnen

  • 08:00 Uhr

In Deutschland hat am Sonntag die Bundestagswahl begonnen: Seit 08:00 Uhr sind rund 59,2 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Wahllokale sind bis 18:00 Uhr geöffnet.

Gewählt wird in 299 Wahlkreisen. Die Wählerinnen und Wähler können mit ihrer Erststimme für die dortigen Direktkandidatinnen oder -kandidaten stimmen; und mit der Zeitstimme für die Landesliste einer Partei. Durch eine Wahlrechtsreform wird der 21. Deutsche Bundestag deutlich kleiner: statt 733 Abgeordnete wird er nur noch 630 haben.

Viele Wählerinnen und Wähler haben ihre Stimme schon im Vorfeld per Briefwahl abgegeben. Bei der letzten Wahl im September 2021 hatte ihr Anteil mit 47,3 Prozent einen Rekordwert erreicht. Diese Wahl hatte allerdings noch unter dem Eindruck der Corona-Pandemie gestanden. (afp)

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Merz will im Fall von Kanzlerschaft zuerst nach Paris und Warschau reisen

  • 07:35 Uhr

Sollte er Bundeskanzler werden, will Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz zuerst Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron und Polens Regierungschef Donald Tusk besuchen. "Wir müssen in Europa wieder enger zusammenarbeiten", sagte der CDU-Chef der "Bild am Sonntag". "Deshalb würde ich als Bundeskanzler als erstes nach Paris und Warschau reisen. Wenn möglich am selben Tag." Er setze auf Verbesserungen der deutsch-französischen Freundschaft sowie auf ein enges Verhältnis zu Polen.

In Paris wie in Berlin wird häufig betont, dass das sogenannte Weimarer Dreieck, das Frankreich, Deutschland und Polen umfasst, an Bedeutung gewinne. Merz hatte im Wahlkampf unterstrichen, dass er Deutschland in Europa wieder zu einem verlässlichen Partner machen wolle.

"Am dringlichsten" in Europa sei die "Reparatur" der Beziehungen Deutschlands zu Polen und Frankreich, sagte Merz Ende Januar in einer Grundsatzrede seine Leitlinien in der Außen- und Sicherheitspolitik für den Fall einer Regierungsübernahme. Mit Warschau will Merz demnach "einen deutsch-polnischen Freundschaftsvertrag unterzeichnen", der die beiderseitigen Beziehungen auf ein neues Niveau hebe. (afp)

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Weitere News zur Bundestagswahl 2025

Das ist die Ausgangslage

Mit der Entlassung von Christian Lindner als Finanzminister durch Bundeskanzler Olaf Scholz fand die Ampel-Koalition am 06. November 2024 ein vorzeitiges Ende. Und zumindest eins ist klar: Nach der Bundestagswahl werden SPD, Grüne und FDP mit Sicherheit nicht erneut zusammen regieren.

In den Umfragen liegt die Union seit Monaten unangefochten auf Platz eins. In der aktuellen Woche kam sie demnach auf Werte von 27 bis 31 Prozent. Zwar treten CDU/CSU in den Umfragen auf der Stelle, doch die Chance, dass die Union die nächste Bundesregierung anführen wird, gilt als nahezu sicher.

Auf Platz zwei liegt derweil die AfD (20 bis 21) gefolgt von SPD (15 bis 17) und den Grünen (12 bis 14). Linke, FDP und BSW ringen mit der Fünf-Prozent-Hürde, wobei die Linke zuletzt Umfragewerte von 7 bis sogar 9 Prozent verbuchen konnte. Kommt keine oder nur eine dieser drei Parteien in den Bundestag, stehen die Chancen gut, dass es für eine Zweierkoalition reicht. Ab zwei dürfte es knapp werden.

Eine Koalition mit der AfD haben alle anderen Parteien ausgeschlossen – auch die Union. Es bleiben damit erst einmal zwei Optionen: In fast allen aktuellen Umfragen hat die Union mit der SPD eine Mehrheit, bei der Hälfte aller Institute reicht es auch noch mit den Grünen.

Mit letzteren will die CSU allerdings auf keinen Fall regieren, deswegen gelten Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD erst einmal als wahrscheinlichste Option.

Über diese Themen wird gesprochen

Eines der zentralen Themen ist die Wirtschaftspolitik. Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise: 2024 schrumpfte die Wirtschaftsleistung von Europas größter Volkswirtschaft das zweite Jahr in Folge. Auch für 2025 Jahr erwartet die Regierung nur ein Mini-Wachstum. Kommt es zum dritten Rezessionsjahr in Folge, dann wäre dies die längste Wirtschaftsflaute in der bundesdeutschen Geschichte.

Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg, die tödliche Messerattacke in Aschaffenburg und zuletzt der Anschlag in München hatten das Thema Wirtschaft allerdings verdrängt. In den letzten Wochen des Wahlkampfs stand eine teils hitzig geführte Debatte über Migration im Vordergrund.

Für die Bürgerinnen und Bürger ist Frieden und Sicherheit das wichtigste Thema. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle ZDF-Politbarometer. Danach folgen Wirtschaft, sozialer Gerechtigkeit, Flüchtlingen und Asyl sowie Renten und Alterssicherung und der Klimaschutz.

Das sind die Spitzenkandidaten der Parteien

Olaf Scholz (SPD): Scholz ist zwar als Titelverteidiger gestartet, aber mit ähnlich schlechten Chancen wie vor seinem Überraschungssieg vor drei Jahren. Im Wahlkampf versucht Scholz mit seiner Regierungserfahrung zu punkten – als Bundesminister, Hamburger Bürgermeister und Kanzler. Doch eine Aufholjagd ist nicht in Sicht, was auch mit den schlechten Sympathiewerten des Kanzlerkandidaten zusammenhängt.

Sein Kommunikationsstil stand vom Anfang seiner Amtszeit an in der Kritik. Auch das Image mangelnder Führungskraft hängt dem 66-jährigen Hamburger an. Scholz lebt in Potsdam, ist mit der SPD-Politikerin Britta Ernst verheiratet und liest gerne. Spät hat er Sport als Hobby entdeckt: Laufen und Rudern.

Friedrich Merz (Union): CDU-Chef Friedrich Merz hat aktuell die besten Chancen, am Wahlabend die Union als stärkste Kraft zu feiern. Dabei galt der 69-Jährige lange als politisch abgeschrieben. Erst im dritten Anlauf wurde Merz nach dem Rückzug von Angela Merkel Parteichef. Regierungserfahrung hat er nicht, aber dafür wird ihm Wirtschaftskompetenz zugeschrieben.

In den eigenen Reihen wird ihm bescheinigt, dass er die CDU nach dem Machtverlust 2021 wieder geeint und das zu Merkels Zeit zerrüttete Verhältnis zur CSU mit einem harten Kurs in der Migrationspolitik gekittet hat. Merz ist mit einer Richterin verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Er ist leidenschaftlicher Pilot.

Robert Habeck (Grüne): Den meisten dürfte Robert Habeck als Bundeswirtschaftsminister präsent sein, der nach dem russischen Angriff auf die Ukraine um die Sicherung der deutschen Energieversorgung rang, aber auch das umstrittene Heizungsgesetz zu verantworten hat.

Zur Politik kam der heute 55-Jährige spät: 2002 trat er bei den Grünen ein, wurde später Landesvorsitzender der Partei und Minister in Schleswig-Holstein. Vier Jahre lang leitete er die Grünen gemeinsam mit Annalena Baerbock.

Habeck hat unter anderem Philosophie und Sprachwissenschaften studiert und promoviert. Er schrieb Romane und Kinderbücher mit seiner Frau und mehrere politische Sachbücher. Er hat vier erwachsene Söhne und ein Faible für das Nachbarland Dänemark, wo er studierte.

Alice Weidel (AfD): Weidel ist die erste Kanzlerkandidatin, die die AfD in ihrer Geschichte aufgestellt hat. Weidel – Spitzname "Lille" – wuchs in Harsewinkel zwischen Münster und Bielefeld auf. Nach Abitur und Wirtschaftsstudium arbeitete sie unter anderem bei der Investmentbank Goldman Sachs, war mehrere Jahre in China und promovierte mit einer Arbeit über das chinesische Rentensystem.

In die AfD trat sie in deren Gründungsjahr 2013 aus Frust über die sogenannte Euro-Rettungspolitik ein. Mit dem Rechtsaußen-Lager ihrer Partei um Thüringens AfD-Chef Björn Höcke, den sie früher mal aus der Partei haben wollte, hat sich Weidel längst arrangiert. Die AfD-Co-Vorsitzende pendelt zwischen Deutschland und der Schweiz, wo sie mit einer Frau zusammen zwei Söhne großzieht.

Christian Lindner (FDP): Einst führte der FDP-Chef die Liberalen wieder zurück in den Bundestag. Nun droht ihnen erneut der Rauswurf – die Umfragewerte sind am Boden. Mit seinem Rauswurf als Finanzminister durch Kanzler Scholz endete die Ampel vorzeitig. Dabei hatten er und seine Partei Medienberichten zufolge zuvor gezielt auf einen Bruch der Koalition hingearbeitet.

Jetzt will er Lindner die FDP für ein Bündnis mit der Union in Position bringen. Doch dazu muss sie erst einmal über fünf Prozent kommen. Lindner ist mit der Journalistin Franca Lehfeldt verheiratet. Beide erwarten ihr erstes gemeinsames Kind.

Sahra Wagenknecht (BSW): Im Dezember entschloss sich der Vorstand der jungen Partei, Sahra Wagenknecht auch zur Kanzlerkandidatin zu küren – auch wenn das BSW mit Umfragewerten von vier bis sechs Prozent kaum die Regierungschefin stellen dürfte. Die 55-Jährige, die in Jena geboren wurde, trat kurz vor der friedlichen Revolution in der DDR 1989 in die Staatspartei SED ein.

Mehr als drei Jahrzehnte blieb Wagenknecht in den Folgeparteien PDS und Linke und war unter anderem Bundestagsfraktionschefin. Zunächst stand sie mit der Kommunistischen Plattform politisch ganz links. Später vertrat sie Positionen, die ihren Genossen zu weit rechts waren, unter anderem die Forderung nach strikter Begrenzung von Migration. Im Oktober 2023 trat sie aus der Linken aus.

Sie ist verheiratet mit dem ehemaligen SPD- und Linken-Politiker Oskar Lafontaine und lebt im Saarland.

Heidi Reichinnek und Jan van Aken (Die Linke): Die Linke geht mit ihrem Parteichef Jan van Aken und der Bundestagsabgeordneten Heidi Reichinnek als Spitzenduo ins Rennen. Der gebürtige Reinbeker van Aken vertrat den Wahlkreis Hamburg-Altona schon von 2009 bis 2017 im Bundestag. Der 63-Jährige ist Biologe, war zeitweise bei Greenpeace und von 2004 bis 2006 Biowaffeninspekteur der Vereinten Nationen.

Seine Kollegin Heidi Reichinnek wurde in Sachsen-Anhalt geboren und studierte Politikwissenschaften und Nahoststudien in Halle und Marburg. In der Linken stieg sie in Niedersachsen auf zur Landesvorsitzenden (2019 bis 2023). Seit 2021 sitzt die heute 36-Jährige im Bundestag. Sie ist eine pointierte Rhetorikerin und Schnellrednerin.

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Material von afp und dpa