Ein Gedankenspiel: Was wäre, wenn Deutschland nicht 16, sondern 17 Bundesländer hätte – die bislang bestehenden und Köln?
Städte wie Hamburg, Berlin oder Bremen machen es vor. Wie wäre es um Köln bestellt, wenn die Metropole ebenfalls ein Stadtstaat wäre?
Köln als Bundesland: Wie ist es um Größe, Wirtschaft und Infrastruktur bestellt?
Blicken wir zunächst auf Fläche und Bevölkerung: Mit Flächenstaaten wie Bayern, Niedersachsen oder Baden-Württemberg kann Köln offensichtlich nicht mithalten. Doch auch die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen sind zum Teil deutlich größer. Gerade einmal 405 Quadratkilometer umfasst das Kölner Stadtgebiet. Damit wäre Köln das kleinste aller Bundesländer.
In puncto Bevölkerungsdichte würde Köln jedoch den meisten anderen Bundesländern den Rang ablaufen: 2677 Menschen leben im Stadtgebiet durchschnittlich auf einer Fläche von einem Quadratkilometer. Nur Berlin ist dichter besiedelt mit 4214 Bewohnern je Quadratkilometer. Abgeschlagen auf dem letzten Rang liegt übrigens Mecklenburg-Vorpommern.
Köln als Bundesland: Mehr Bevölkerung als Saarland und Bremen
Zwar ist Köln eine von nur vier Millionenstädten in Deutschland. Verglichen mit anderen Bundesländern landet Köln mitt seinen rund 1,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern dennoch lediglich auf dem drittletzten Platz. Sowohl im Saarland als auch in Bremen leben weniger Menschen.
Dafür gehören die Menschen, die in Köln leben, bundesweit zu den jüngsten: Das Durchschnittsalter in Köln liegt bei 42,3 Jahren. Nur in Hamburg sind die Einwohnerinnen und Einwohner noch jünger (im Schnitt 42,0 Jahre). Mit 47,9 Jahren ist das Durchschnittsalter übrigens in Sachsen-Anhalt am höchsten.
Zum niedrigen Durchschnittsalter tragen auch die zahlreichen Studierenden bei, die an den Kölner Hochschulen eingeschrieben sind. Fast 100.000 Menschen studieren in Köln, deutlich mehr als in Bundesländern wie Schleswig-Holstein (rund 65.000 Studierende) oder Sachsen-Anhalt (57.000). Im Länder-Vergleich würde Köln auf dem elften Platz landen.
Wirtschaftlich schneidet Köln im Ländervergleich sehr gut ab
Wer in Köln lebt und arbeitet, dürfte (zumindest im Schnitt) finanziell besser aufgestellt sein als Menschen in den meisten anderen Bundesländern. Mit einem Bruttomonatsentgelt von 4123 Euro rangiert Köln im Ländervergleich auf Platz zwei. Lediglich in Hamburg liegt der durchschnittliche Verdienst pro Monat vier Euro höher.
Dementsprechend gut ist auch die wirtschaftliche Lage: Zum bundesweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) trägt Köln mit einer Summe von rund 74,3 Milliarden Euro zwar nur zwei Prozent bei. Dennoch erwirtschaftet Köln mehr als Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, das Saarland und Bremen.
Und auch pro Kopf gerechnet kann sich Kölns Wirtschaftsleistung mehr als sehen lassen: Mit fast 69.000 Euro, die jährlich pro Kopf erwirtschaftet werden, landet Köln auf Platz zwei. Lediglich in Hamburg ist die Summe noch höher.
Übrigens: Wäre das Pro-Kopf-BIP in ganz Deutschland so hoch wie in Köln, würde das bundesweite Bruttoinlandsprodukt um rund 50 Prozent steigen.
Trotz der guten Wirtschaftsleistung ist die Arbeitslosenquote in Köln verhältnismäßig hoch: Ende 2023 lag sie bei 8,6 Prozent. Nur in den Stadtstaaten Berlin und Bremen war sie noch höher. Am niedrigsten war die Arbeitslosenquote in Bayern mit gerade einmal 3,4 Prozent, gefolgt von Baden-Württemberg.
Dass die Arbeitslosenquote in Städten oft höher ist als auf dem Land, ist übrigens ein bekanntes Phänomen. Der Grund liegt in der Erhebung der Statistik: Arbeitslose und Erwerbspersonen werden jeweils an ihrem Wohnort gezählt. So verzerren zum Beispiel Pendler, die von außerhalb in die Stadt zum Arbeiten fahren, die Berechnung. Eine höhere Arbeitslosenquote ist also nicht automatisch mit einer schlechten wirtschaftlichen Situation gleichzusetzen.
Infrastruktur: Köln ist wichtiger Verkehrsknotenpunkt
In puncto Verkehr könnte es Köln als eigenes Bundesland mit vielen anderen locker aufnehmen: Nicht nur im Flug-, sondern auch im Fernverkehr zählt Köln bundesweit zu den wichtigsten Knotenpunkten.
Der Kölner Hauptbahnhof liegt mit rund 318.000 Reisenden pro Tag auf Platz fünf der größten deutschen Bahnhöfe und ist mit diversen täglichen Direktverbindungen ins Ausland auch international relevant. Zudem liegen gleich zwei der 21 wichtigsten deutschen Fernbahnhöfe in Köln: Neben dem Hauptbahnhof zählt auch der Bahnhof Messe/Deutz zur sogenannten Klasse 1. Andere Bundesländer haben derweil gar keinen Bahnhof der Klasse 1, so zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Rheinland-Pfalz oder Bremen.
Ähnlich sieht es im Flugverkehr aus: Gemessen an der Zahl der Reisenden liegt der Flughafen Köln-Bonn bundesweit auf Platz sechs. Zahlreiche Direktflüge starten von hier Tag für Tag ins Ausland an. Damit hat Köln Bundesländern wie Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt oder Rheinland-Pfalz etwas voraus: Dort gibt es keine Passagier-Flughäfen, die internationale Flüge anbieten. Berlin hat streng genommen gar keinen Flughafen, da der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) in Brandenburg liegt.
An dieser Stelle beenden wir das Gedankenexperiment. Die Chancen, dass Köln tatsächlich irgendwann ein eigenes Bundesland werden könnte, sind denkbar gering. Dass vergleichbare Städte wie Hamburg, Bremen und Berlin Stadtstaaten sind, lässt sich nur historisch begründen; für Bremen und Hamburg etwa durch die Hanse. Köln wird auch weiterhin als größte Kommune zu Nordrhein-Westfalen gehören – auch wenn die Stadt in vielerlei Hinsicht mit anderen Bundesländern mithalten kann. © Kölner Stadt-Anzeiger
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.