• 23:04 Uhr: Melnyk berichtet von "sehr gutem Gespräch" mit SPD-Chefin Esken
  • 21:15 Uhr: Kiew: Evakuierung von Mariupol erneut gescheitert
  • 19:55 Uhr: ➤ Melnyk fordert zeitlich begrenztes Gasembargo
  • 18:41 Uhr: UN-Generalsekretär will nach Kiew und Moskau reisen
  • 17:35 Uhr: Lindner sieht Schuld für weltweite ökonomische Probleme bei Russland
  • 14:50 Uhr: Russland unterbreitet Ukraine schriftliches Angebot für Verhandlungen
  • 12:10 Uhr: Parlamentschef Russlands fordert Schadensersatz für Sanktionen von Europa
  • 10:25 Uhr: Anton Hofreiter kritisiert Regierung für Zurückhaltung bezüglich Waffenlieferungen
  • 08:08 Uhr: Bundeswehr widerspricht Botschafter Melnyk
  • 06:27 Uhr: Ukrainischer Kommandeur mit dramatischem Appell aus Mariupol

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➤ Kiew: Evakuierung von Mariupol erneut gescheitert

In der von russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol ist eine Rettung von Zivilisten nach ukrainischen Regierungsangaben am Mittwoch erneut gescheitert. "Leider hat der humanitäre Korridor aus Mariupol heute nicht wie geplant funktioniert", teilte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk im Nachrichtenkanal Telegram mit. Es habe keine Waffenruhe gegeben. Die "unorganisierten Besatzer" hätten es nicht geschafft, die Menschen rechtzeitig zu dem vereinbarten Punkt zu bringen, "wo unsere Busse und Krankenwagen warteten", sagte sie.

An diesem Donnerstag solle es einen neuen Versuch geben, Menschen aus der umkämpften Hafenstadt ins Gebiet Saporischschja in Sicherheit zu bringen. Besonders gespannt ist die Lage weiter um das Stahlwerk Azovstal, in dem sich nach russischen Angaben rund 2500 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt haben sollen. Nach ukrainischen Angaben sollten sich dort auch noch rund 1000 Zivilisten aufhalten.

Das russische Verteidigungsministerium teilte am Abend mit, dass niemand über den Korridor das Stahlwerk verlassen habe. Die Kämpfer waren zuvor aufgefordert worden, die Waffen niederzulegen und sich in russische Gefangenschaft zu begeben. Das lehnen sie ab. Die prorussischen Separatisten des Gebiets Donezk sprachen unterdessen davon, dass sich knapp 130 Zivilisten aus einem Wohngebiet am Rande des umkämpften Stahlwerks in Sicherheit bringen konnten.

"Der Feind setzt den Beschuss fort, daher können unsere Zivilisten das Territorium nicht sicher verlassen", sagte der stellvertretende Kommandeur des Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, in einer Videobotschaft. Er rief den Gegner auf, die versprochene Feuerpause einzuhalten.

Mariupol ist seit Anfang März komplett von russischen Truppen eingeschlossen. Von den einst 440.000 Einwohner sollen sich noch mehr als 100 000 in der weitgehend zerstörten Stadt aufhalten. Mehrere Versuche, die weitgehend zerstörte Stadt zu evakuieren, waren gescheitert.

Die Lage im Überblick:

Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine verkündet.

Die ukrainische Armee wehrt sich nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote, wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Nach Angaben der UN sind inzwischen mehr als 5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 20. April), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Ärztepräsident Reinhardt kritisiert: Deutschland schlecht auf Erkrankte und Verletzte vorbereitet

Laut Ärztepräsident Klaus Reinhardt ist Deutschland schlecht auf die Versorgung von Verletzten und Erkrankten aus der Ukraine vorbereitet. "Ich finde es angesichts des unermesslichen Leids, das die Bevölkerung erlebt, völlig unverständlich und fahrlässig, dass diese Fragen noch nicht geklärt sind", erklärte er gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). (Bild: imago)

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit schweren Waffen aus Bundeswehr- und NVA-Beständen. Dass die Nato aktiv in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

Am ersten April-Wochenende sorgten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und Völkermord und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet trotz zahlreicher Hinweise am Tod der Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, die Verhandlungen mit Russland sollen weiter fortgesetzt werden.

Am 18. April soll laut ukrainischer Aussage eine lange vorbereitete Großoffensive Russlands im Osten der Ukraine begonnen haben.

So viele Ukraine-Flüchtlinge kamen bisher nach Deutschland

Die Bundespolizei hat die Zahl der bisher aus der Ukraine nach Deutschland geflüchteten Menschen veröffentlicht. Die Zahl der eingereisten Menschen dürfte jedoch tatsächlich höher liegen. (Bildnachweis: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Frank Hammerschmidt)

Die weiteren Meldungen des Tages


Melnyk berichtet von "sehr gutem Gespräch" mit SPD-Chefin Esken

23:04 Uhr: Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat nach eigenen Angaben ein "sehr gutes, vertrauliches Gespräch" mit SPD-Chefin Saskia Esken geführt. Esken habe darum gebeten, die Inhalte vertraulich zu behandeln, sagte Melnyk am Mittwoch in der Sendung "RTL Direkt".

Aber: "Klar ist, wir haben unsere Wünsche auch der SPD-Spitze vorgetragen und darum geworben, dass es innerhalb dieser großen, wichtigen Partei mehr Verständnis gibt, dass die Ukraine heute nicht nur die schweren Waffen benötigt, sondern auch ein sofortiges Embargo auf Öl und Gas aus Russland", so der Botschafter.

Melnyk hatte in den vergangenen Wochen immer wieder mit scharfen Worten den früheren Russland-Kurs der SPD verurteilt und mehr deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert. Die jüngste Ankündigung weiterer Waffenlieferungen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete er als unzureichend.

"Wir bewegen uns leider immer noch zu langsam zueinander, aber ich hoffe, dass die Dringlichkeit dieses Themas nicht nur für die SPD, sondern für ganz Deutschland noch spürbarer sein wird und wir die Unterstützung bekommen, die wir brauchen", sagte er in der RTL-Sendung.

Es sei wichtig, dass die Bundesregierung mehr Geld für den Kauf von Waffen durch die Ukraine bereitstellen wolle. Jetzt komme es darauf an, wie schnell man das gemeinsam umsetzen könne und um welche Waffen es gehe. "Es gibt noch viel Luft nach oben. Und wir sind trotzdem zuversichtlich, dass wir einen gemeinsamen Weg in diesem Sinne finden können", so Melnyk.

Machtdemonstration Moskaus: Russland testet Interkontinentalrakete

20:36 Uhr: Inmitten des Ukraine-Krieges und großer internationaler Spannungen hat Russland mit einem Raketentest für Aufsehen gesorgt. Der russische Präsident Wladimir Putin ließ am Mittwoch eine neue ballistische Interkontinentalrakete vom Typ Sarmat (Nato-Codename: SS-X-30 Satan 2) testen und nutzte den Raketenstart für drohende Worte gegen Gegner Moskaus. Das Verteidigungsministerium in Washington betonte, Russland habe die USA vorab über den Test informiert. Diese Starts seien Routine. Pentagon-Kreise beklagten sich jedoch über Putins Rhetorik.

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, die Rakete sei am Mittwochnachmittag vom Kosmodrom Plessezk im Gebiet Archangelsk abgeschossen worden. Die für den Test genutzten, nicht atomaren Sprengköpfe schlugen demnach auf dem Gelände Kura auf der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka ein. Die mit Atomsprengköpfen bestückbare Rakete stärke massiv das nukleare Potenzial Russlands, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau weiter. Keine Rakete auf der Welt könne Ziele in einer solchen Entfernung erreichen wie diese. Die Sarmat hat eine Reichweite von 18 000 Kilometern. Damit kann Russland sowohl über den Nord- als auch über den Südpol angreifen und Ziele weltweit erreichen.

Melnyk fordert zeitlich begrenztes Gasembargo

19:55 Uhr: Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, fordert ein zeitlich begrenztes Gasembargo gegen Russland. "Man könnte doch sagen, wir machen ein Embargo für ein oder zwei Monate und schauen auf das Verhalten von Putin", sagte Melnyk der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Donnerstagausgabe) mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Er sei "davon überzeugt, dass dies eine entscheidende Wirkung auf ihn ausüben wird und dazu beiträgt, diesen sinnlosen blutigen Krieg zu stoppen und nicht mit 32 Milliarden Euro Zahlungen pro Jahr zu verlängern", sagte Melnyk mit Verweis auf Greenpeace-Berechnungen zu deutschen Energiekäufen aus Russland. Der Umweltorganisation zufolge könnte sich in diesem Jahr die Gesamtsumme für russisches Öl und Gas auf fast 32 Milliarden Euro erhöhen.

Nach Ansicht Melnyks betrachtet die Bundesregierung diese Frage einseitig. "Es fehlt eine offene Debatte, in der unterschiedliche fachliche Sichtweisen von Wissenschaftlern zum Thema sofortiges Gas- und Ölembargo gehört werden", sagte der Botschafter.

Er verteidigte zugleich seine häufig undiplomatische Wortwahl gegenüber dem Gastland. Als Botschafter müsse er die Interessen seines Landes verteidigen. "Wenn unsere Stimme nicht gehört oder ignoriert wird, dann muss ich eben lauter werden", sagte Melnyk. Es gebe Situationen, in denen man Emotion und Provokation nutzen müsse. "Anders geht es nicht im schlimmsten Krieg in Europa seit 1945", fügte er hinzu.

UN-Generalsekretär will nach Kiew und Moskau reisen

18:41 Uhr: UN-Generalsekretär António Guterres verstärkt seine diplomatischen Versuche, um eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg zu erreichen. Guterres habe Briefe an die UN-Vertretungen Russlands und der Ukraine geschickt: "In diesen Briefen bat der Generalsekretär Präsident (Wladimir) Putin, ihn in Moskau zu empfangen, und Präsident Wolodymyr Selenskyj, ihn in Kiew zu empfangen", sagte Sprecher Stephane Dujarric am Mittwoch in New York. Es müssten "dringende Schritte" zur Herstellung von Frieden in der Ukraine herbeigeführt werden.

Der UN-Chef hatte zuletzt mehrfach eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg gefordert. Eine Feuerpause von Donnerstag an böte Zivilisten die Gelegenheit, umkämpfte Gebiete zu verlassen, sagte er etwa am Dienstag. Gleichzeitig könnten Hilfsorganisationen lebensrettende Unterstützung in besonders betroffenen Regionen wie Mariupol, Cherson und Donezk leisten.

Russland testet neue Interkontinentalrakete vom Typ Sarmat

17:39 Uhr: Russland hat inmitten seines Krieges in der Ukraine seine neue ballistische Interkontinentalrakete vom Typ Sarmat (Nato-Codename: SS-X-30 Satan 2) getestet. Die mit Atomsprengköpfen bestückbare Rakete stärke massiv das nukleare Potenzial Russlands, teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau mit.

Keine Rakete auf der Welt könne Ziele in einer solchen Entfernung erreichen wie diese, hieß es. Die Sarmat hat eine Reichweite von 18.000 Kilometern. Damit kann Russland sowohl über den Nord- als auch über den Südpol angreifen und Ziele weltweit erreichen.

Der russische Präsident Wladimir Putin sagte, dass es noch auf lange Zeit nichts geben werde auf der Welt, was der Rakete ebenbürtig sei. "Das ist eine wirklich einzigartige Waffe, die das Kampfpotenzial unserer Streitkräfte stärken wird und verlässlich die Sicherheit Russlands schützt vor äußeren Bedrohungen."

Die Rakete wurde am Mittwochnachmittag vom Kosmodrom Plessezk im Gebiet Archangelsk abgeschossen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Die für den Test genutzten, nicht atomaren Sprengköpfe schlugen demnach auf dem Gelände Kura auf der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka ein.

Russland hatte seine Atomwaffen mit Beginn seines Krieges in der Ukraine vor acht Wochen in verstärkte Alarmbereitschaft versetzen lassen. Die Ankündigung wurde als Drohung mit dem Atomwaffenarsenal des Landes aufgefasst.

Lindner: Russland allein trägt Verantwortung für ökonomische Probleme

17:35 Uhr: Deutschlands Finanzminister Christian Lindner hat Russland die alleinige Schuld für die aktuellen, weltweiten ökonomischen Probleme gegeben. Sie entstünden nicht durch die westlichen Sanktionen, sondern durch den völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

"Die Verantwortung für die gegenwärtigen makroökonomischen Risiken trägt allein Russland", sagte der FDP-Politiker am Mittwoch am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington.

Lindner sprach von der Gefahr einer Schuldenkrise bei Schwellen- und Entwicklungsländern, von Problemen mit der Nahrungsmittelsicherheit und der wirtschaftlichen Stabilität. "All das hat eine Quelle: Russland", sagte er. Es könne keine Rückkehr zur gewohnten Form des Austauschs mit Präsident Wladimir Putin geben, solange dieser seine Truppen in der Ukraine nicht abziehe.

Bei der IWF-Tagung und den Gesprächen im Kreis der G20-Finanzminister werde man Russland keine Bühne bieten, um Propaganda und Lügen zu verbreiten, sagte Lindner. Russland ist Mitglied der G20 und auch zu dem Treffen in Washington eingeladen. Deshalb soll es nach dem Treffen der Finanzminister keine gemeinsame Abschlusserklärung geben.

Grüne zu Waffenlieferungen: Deutschland wird Beitrag zügig leisten

16:39 Uhr: Bei der Lieferung von Waffen an die Ukraine wird Deutschland nach Einschätzung der Grünen nicht abseits stehen. Die Kritik des Vorsitzenden des Europa-Ausschusses des Bundestags, Anton Hofreiter, der Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zuletzt als zögerlichen Zauderer bezeichnet hatte, machte sich die Parteispitze am Mittwoch nicht zu eigen.

"Es ist gut, dass Bundeskanzler Scholz gestern nochmal deutlich gemacht hat: Die Unterstützung der Ukraine wird in enger Abstimmung mit unseren EU- und Nato-Partnern stattfinden, nicht als deutscher Sonderweg", sagte der Grünen-Bundesvorsitzende Omid Nouripour der Deutschen Presse-Agentur. Dies gelte auch für die Lieferung von Waffen.

"Belgien, die Niederlande, Kanada und die USA haben bereits angekündigt, schwere Waffen zu liefern, und ich gehe davon aus, dass auch Deutschland zügig seinen Beitrag leisten wird", sagte der Co-Parteivorsitzende. "Es braucht ein geschlossenes Vorgehen."

Habeck: Weitere Waffenlieferungen an Ukraine "dringlich"

15:58 Uhr: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält schnelle weitere Waffenlieferungen an die Ukraine für erforderlich. "Die Notwendigkeit von Waffenlieferungen an die Ukraine ist nicht nur gegeben, sondern auch dringlich", sagte der Grünen-Politiker der "Rheinischen Post" am Mittwoch. Ausdrücklich begrüße er die von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dargestellte Linie.

"Deutschland setzt sich intensiv dafür ein, dass im internationalen Verbund schnell und pragmatisch das Gerät geliefert werden kann, was unmittelbar einsatzfähig ist und in dieser neuen Phase des Krieges gebraucht wird", erläuterte der Vizekanzler.

Wenn nach Einschätzung des Verteidigungsministeriums die Möglichkeiten der Bundeswehr selbst an Grenzen kämen, sei es nur konsequent, "quasi Ringtausche zu organisieren: Das, was in anderen Ländern schnell an einsetzbarem Gerät und Waffen jetzt unmittelbar lieferbar ist, wird in die Ukraine geliefert und Deutschland schiebt dann in diese Länder zeitnah Ersatz nach", betonte Habeck.

Waffenlieferungen an die Ukraine: Druck auf Scholz erhöht sich

Kanzler Scholz unterstützt, dass die Ukraine schwere Waffen von Nato-Ländern erhält. Direkt aus Deutschland sollen sie aber nicht kommen. In der Ampel-Regierung knirscht es deshalb weiter. Vorschaubild: picture alliance

Kreml: Konkretes Angebot für Verhandlungen an Ukraine übergeben

14:50 Uhr: Russland hat nach eigenen Angaben der Ukraine ein schriftliches Angebot für eine Verhandlungslösung im Krieg übergeben. "Jetzt wurde der ukrainischen Seite unser Entwurf des Dokuments übergeben, der absolut klare und ausgefeilte Formulierungen beinhaltet", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Details zum Inhalt der russischen Vorschläge machte er nicht.

Peskow erklärte, es gebe zwar keine Frist, bis wann Kiew auf das Angebot antworten müsse. Doch zugleich machte er deutlich, dass Moskau mit dem bisherigen Verhandlungstempo unzufrieden sei. "Wir haben schon mehrmals gesagt, dass die Dynamik der Arbeit der ukrainischen Seite zu wünschen übrig lässt", sagte Peskow. Nun sei "der Ball auf der Seite" der Ukrainer.

Zuvor hatte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, erklärt, Russland habe kein Vertrauen in die ukrainischen Unterhändler mehr. Diese änderten ständig ihren Standpunkt und hielten sich nicht an ausgehandelte Abmachungen, behauptete sie.

Die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew hatten am 28. Februar begonnen, vier Tage nach dem von Russlands Präsident Wladimir Putin befohlenen Angriff auf die Ukraine. Russland forderte in den Verhandlungen bisher unter anderem die Neutralität der Ukraine und die Abtretung der Gebiete Donezk und Luhansk sowie die Anerkennung der Halbinsel Krim als russisch. Kiew lehnt es kategorisch ab, auf eigenes Staatsgebiet zu verzichten.

Merz: Bundeskanzler Scholz zu unentschlossen bei Waffenlieferungen

14:27 Uhr: CDU-Chef Friedrich Merz hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Unentschlossenheit im Umgang mit Waffenlieferungen an die Ukraine attestiert. Scholz lasse hierbei viele Fragen unbeantwortet, sagte Merz dem Hörfunksender NDR Info am Mittwoch. "Er spricht jetzt von Listen, die abgearbeitet werden. Aber diese Listen gibt es seit Wochen". Dazu äußere sich der Bundeskanzler jetzt zum ersten Mal, obwohl er das auch schon früher hätte tun können.

Scholz hatte der Ukraine zugesagt, direkte Rüstungslieferungen der deutschen Industrie zu finanzieren. "Wir haben die deutsche Rüstungsindustrie gebeten uns zu sagen, welches Material sie in nächster Zeit liefern kann", sagte der Kanzler am Dienstag. Die Ukraine habe sich nun von dieser Liste eine Auswahl "zu eigen gemacht".

Merz erkläre sich das vorsichtige Vorgehen des Kanzlers damit, dass es in der SPD-Fraktion "massiven Widerstand" gegen Waffenlieferungen aus der Bundeswehr heraus gebe. "Und der Bundeskanzler weicht diesem Thema aus, weil er Angst davor hat, dass in seiner eigenen Fraktion offener Widerspruch dagegen geäußert wird."

Der Unions-Fraktionsvorsitzende geht zudem nicht davon aus, dass Waffenlieferungen eine Eskalation bis zu einem Atomkrieg beförderten. "Die Eskalation geht ausschließlich von Russland aus. Und es ist völkerrechtlich völlig unumstritten, dass die Hilfe zur Verteidigung kein Kriegseintritt ist. Das sagt übrigens auch der Bundesjustizminister - der sagt das sehr klar und deutlich." Weil der Krieg die Freiheit hierzulande gefährde, müsse er beendet werden, betonte Merz. "Und daher müssen wir der Ukraine mehr helfen, als wir es gegenwärtig tun."

Baerbock sichert Ukraine Unterstützung bei militärischer Ausbildung und Wartung zu

13:50 Uhr: Angesichts des Streits um Waffenlieferungen für die Ukraine hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) der Führung in Kiew zugesichert, militärisch "mit der Ausbildung und Wartung zu helfen".

Panzerlieferungen seien kein Tabu für die Bundesregierung, "aber kurzfristig ist bei uns nichts vorhanden, was wir jetzt wirklich schnell und unverzüglich liefern können", sagte Baerbock am Mittwoch nach einem Treffen mit Lettlands Außenminister Edgars Rinkevics in Riga.

Mit der militärischen "Ausbildung und Wartung" werde Kiew im Krieg gegen Russland durch Deutschland unterstützt, sagte die Ministerin. Nähere Angaben dazu, wie dies organisiert werden soll, machte sie nicht.

Baerbock verwies zudem auf einen vereinbarten Ringtausch, "bei dem die Partner, die Waffen aus sowjetischer Produktion haben, diese schnell liefern können, und wir sichern dann den Ersatz entsprechend zu". Die zwei Punkte seien bereits bei dem Nato-Außenministertreffen in Brüssel vor zwei Wochen abgestimmt worden, sagte die Ministerin.

Die ukrainische Seite fordert Deutschland immer wieder zur Lieferung schwerer Waffen auf und wirft der Bundesregierung Zögerlichkeit vor. Innerhalb der Regierungskoalition wird heftig über diese Frage gestritten. Während sich Grüne und FDP für die Lieferung schwerer Waffen aussprechen, zeigt sich Kanzler Olaf Scholz (SPD) skeptisch.

Bei der ersten Station ihrer Reise ins Baltikum sicherte die Ministerin den baltischen Nato- und EU-Partnerländern die Unterstützung und Verlässlichkeit Deutschlands zu. "Die baltischen Staaten können sich zu 100 Prozent auf Deutschland verlassen", sagte sie. "Unsere Sicherheit ist untrennbar mit der Sicherheit des Baltikums verbunden."

Mehr als fünf Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen

12:59 Uhr: Jetzt ist es offiziell: Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar hat die Marke von fünf Millionen überschritten. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Genf nannte am Mittwoch 5.034.439 Menschen, die die Grenzen in die Nachbarländer überquert haben. Der Großteil - 2,8 Millionen - flüchtete zuerst nach Polen. Eine hochrangige UNHCR-Vertreterin hatte die Zahl von fünf Millionen Flüchtlingen bereits am Dienstag bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York genannt.

Unter den Geflüchteten waren nach Angaben der UN-Organisation für Migration (IOM) mehr als 215.000 Ausländer. Nach UNHCR-Angaben haben in den vergangenen fast acht Wochen auch fast 550.000 Menschen aus der Ukraine die Grenzen nach Russland überquert.

Schon Anfang April waren nach IOM-Angaben mehr als sieben Millionen Menschen innerhalb der Ukraine durch Bomben- und Raketenangriffe vertrieben worden und auf der Flucht. Die Ukraine hatte vor dem Krieg etwa 44 Millionen Einwohner.

Russischer Parlamentschef will von Europa Kompensation für Sanktionen

12:10 Uhr: Der Chef des russischen Parlaments, Wjatscheslaw Wolodin, hat wegen der westlichen Sanktionen nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine Schadenersatzforderungen an Europa angekündigt. Die Sanktionen gegen Russland seien illegal.

"Wir kommen noch auf das Thema zurück und rechnen den Schaden aus, den Ihr unserer Wirtschaft zugefügt habt. Den müsst Ihr in jedem Fall ersetzen", drohte er am Mittwoch den Europäern auf seinem Telegram-Kanal. Seine Forderungen stellte er im Zusammenhang mit der von Moskau verlangten Umstellung der Gaszahlungen auf die russische Landeswährung Rubel.

Die europäischen Länder kritisierte Wolodin dabei als unzuverlässige Partner. "Ständig raubt Ihr Gasvorräte und stehlt so faktisch Geld aus unserem Haushalt und damit von unseren Bürgern", warf er dem Westen vor. Die Suche der Europäer nach neuen Lieferanten werfe die langjährige Zusammenarbeit im Energiebereich ohnehin über den Haufen, sagte der Duma-Chef.

Russland sei bereit, seine Energielieferungen umzuleiten und habe sich schon an die neue Lage mit den Sanktionen angepasst. "Aber ob Eure Staaten, die es gewohnt sind, sorglos auf Kosten Russlands zu leben, bereit sind, wird die Zeit zeigen", schrieb Wolodin.

Der 58-Jährige zählt zu den Vertrauten von Russlands Präsident Wladimir Putin und gilt unter Kreml-Kritikern als einer der korruptesten Vertreter im russischen Machtapparat. Seit dem von Putin am 24. Februar befohlenen Krieg gegen die Ukraine hat sich Wolodin als Scharfmacher in der russischen Politik profiliert.

Bundeswehr fliegt erneut verletzte Ukrainer aus Polen aus

11:27 Uhr: Die Luftwaffe bringt abermals kriegsverletzte ukrainische Zivilisten zur Behandlung nach Deutschland. Das Spezialflugzeug vom Typ Airbus A310 MedEvac sei am Mittwochmorgen vom Flughafen Köln-Wahn aus in Richtung Polen gestartet, teilte die Luftwaffe mit. Von dort sollten "schwer verletzte Zivilpersonen" zur medizinischen Behandlung nach Deutschland gebracht werden. An Bord würden sie von medizinischem Personal des Bundeswehr-Sanitätsdiensts betreut.

Bereits in der vergangenen Woche hatte die Bundeswehr-Medevac-Machine verletzte Ukrainer aus der südostpolnischen Stadt Rzeszow abgeholt und zur Behandlung in deutschen Krankenhäusern ausgeflogen. Dieser Flug war der erste dieser Art seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.

Die Medevac-Maschine vom Typ Airbus 310 der Flugbereitschaft der Bundeswehr ist eine Art fliegendes Krankenhaus, um Verletzte nach Deutschland zu bringen. Der Luftwaffenjet bietet Platz für bis zu sechs Intensivversorgungsmodule und bis zu 38 Liegeplätze für weniger schwer Verletzte oder aber maximal 56 Liegeplätze.

Bis zu 25 Ärzte, Intensivpfleger und Rettungsassistenten kümmern sich um die Patienten. Die Ausstattung des sogenannten MedEvac-Flugzeugs (Medical Evacuation) entspricht der von Kliniken.

Norwegen stattet Ukraine mit Flugabwehrraketen aus

10:54 Uhr: Norwegen liefert der Ukraine weitere Verteidigungswaffen, darunter knapp 100 Flugabwehrraketen vom Typ "Mistral" aus den Beständen des norwegischen Militärs. Es sei ein Luftverteidigungssystem, das die norwegischen Streitkräfte ersetzen wollten, womit die Waffenlieferung an die Ukraine keine größeren Auswirkungen auf die eigenen Einsatzfähigkeiten habe, teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. Die Waffen sind demnach bereits außer Landes gebracht worden.

Bereits in den vergangenen Wochen hatte sich das skandinavische Land entschlossen, der Ukraine unter anderem 4000 Panzerabwehrraketen und Schutzausrüstung zu schicken. Die frühere Außenministerin Ine Eriksen Søreide von der jetzigen Oppositionspartei Høyre sagte dem norwegischen Rundfunk am Morgen, die Regierung habe die Unterstützung ihrer Partei, wenn sie auch schwerere Verteidigungswaffen an das von Russland angegriffene Land liefern wolle.

Russland setzt Luftangriffe in der Ukraine fort

10:33 Uhr: Die russischen Luftstreitkräfte haben nach eigenen Angaben in der Nacht 73 militärische Ziele in der Ukraine bombardiert. "Durch den Einschlag hochpräziser Raketen im Gebiet Nowoworonzowka und Kiseliwka wurden bis zu 40 Soldaten der ukrainischen Truppen sowie sieben gepanzerte Fahrzeuge vernichtet", erklärte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Mittwoch. Von unabhängiger Seite konnten diese Angaben nicht bestätigt werden.

Seinen Angaben nach richteten sich die Angriffe vor allem gegen taktische Ziele. Neben den Angriffen der Luftstreitkräfte hätten die russischen Raketenstreitkräfte und Artillerie auch 1.053 Militärobjekte beschossen, teilte er in seinem täglichen Morgenbriefing mit. Angaben zur russischen Bodenoffensive machte der Militärsprecher nicht. Auch ließ er offen, ob ukrainische Ortschaften eingenommen wurden.

Grünen-Politiker Hofreiter warnt vor "de facto Drittem Weltkrieg"

10:25 Uhr: Der Grünen-Europapolitiker Anton Hofreiter hat der Bundesregierung vorgeworfen, mit ihrer Zurückhaltung bei Waffenlieferungen an die Ukraine eine weltkriegsartige Ausweitung des Konflikts zu riskieren. Das Problem der Haltung Deutschlands sei, "dass wir bei den Sanktionen bremsen, bei den Waffenlieferungen bremsen, und damit die Gefahr droht, dass der Krieg sich immer länger hinzieht", sagte Hofreiter am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Und je länger sich der Krieg hinziehe, desto größer werde die Gefahr, "dass weitere Länder überfallen werden und wir dann am Ende in einen erweiterten de facto Dritten Weltkrieg rutschen".

Hofreiter wies das unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angeführte Argument zurück, Deutschlands Möglichkeiten zu Waffenlieferungen seien begrenzt, weil die ukrainische Armee nicht an den modernen Waffensystemen ausgebildet sei. "Ich finde es etwas paternalistisch, dem ukrainischen Militär zu sagen, ihr könnt damit nicht umgehen", sagte Hofreiter. Die ukrainische Armee leiste "heldenhaften Widerstand".

Als "gut" bezeichnete Hofreiter Überlegungen der Bundesregierung, dass osteuropäische Länder vertraute Waffensysteme russischer und sowjetischer Bauart an die Ukraine liefern und Deutschland dann die entstehenden Lücken mit modernem Material füllt. Zeitgleich müsse aber eine Ausbildung ukrainischer Kräfte an modernem Gerät erfolgen für die Zeit, "wenn das russische und sowjetische Material kaputtgeschossen ist".

Sicherheitsexperte hält Lieferung einiger Schützenpanzer für möglich

10:01 Uhr: Der Sicherheitsexperte Carlo Masala bezweifelt die Darstellung, dass die Bundeswehr überhaupt keine schweren Waffen entbehren könne, um sie an die Ukraine zu liefern. "Die Position, dass wir keine (Schützenpanzer) Marder geben können, erscheint mir nicht glaubwürdig, weil es sicher noch ein paar Marder in der Umlaufreserve gibt", sagte der Professor von der Universität der Bundeswehr in München am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Umlaufreserve meint, dass ein im Training kaputtgegangener Schützenpanzer durch einen anderen ersetzt und der kaputte repariert wird.

"Da wird es ein paar geben, die könnte man sicherlich mit einem verkürzten Training relativ schnell in die Ukraine bringen. Aber da gibt es halt erhebliche Widerstände", sagte Masala. "Wenn die Verteidigung des Bündnisses an 15 Mardern hängt, dann ist es um die Verteidigung des Bündnisses nicht besonders gut bestellt. Also von daher ist dieses Argument ein bisschen, ich sage mal: vorgeschoben."

London: Russische Angriffe auf Städte sollen Nachschub stören

09:29 Uhr: Mit Angriffen auf Städte quer durch die Ukraine versucht Russland nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten den Nachschub an Waffen und Truppenverlegungen in den Osten des Landes stören. Gleichzeitig ziehe Moskau an der östlichen Grenze der Ukraine weiter Truppen zusammen, hieß es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums in London am Mittwoch.

Im Donbass beobachten die britischen Experten eine Intensivierung der Kämpfe durch russische Versuche, die ukrainische Verteidigung zu durchbrechen. Die Aktivitäten der russischen Luftwaffe in der Region Kiew bleiben nach Einschätzung der britischen Experten weiterhin gering. Mit einzelnen präzisen Luftschlägen auf wichtige Ziele sei aber im ganzen Land zu rechnen.

Nach Verbot von Kriegssymbol: Moskau droht moldauischer Präsidentin

08:47 Uhr: Die russische Führung hat scharf auf das Verbot von prorussischer Kriegssymbolik in der ehemaligen Sowjetrepublik Moldau reagiert. Der russische Senator Alexej Puschkow drohte der Präsidentin der Republik, Maia Sandu, sie könne im "Mülleimer der Geschichte" landen. "Sie sollte sich vorsichtiger gegenüber Russland und seinen Symbolen äußern, umso mehr da Chisinau nicht für russisches Gas zahlen kann", schrieb Puschkow auf seinem Telegram-Kanal.

Die Republik Moldau, zwischen der Ukraine und Rumänien gelegen, bemüht sich im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine um die EU-Mitgliedschaft. Chisinau hat Kiew humanitäre, aber keine militärische Hilfe gegen Russland gewährt. In dem Konflikt selbst erklärte sich die Republik Moldau neutral und hat sich auch nicht an den Sanktionen gegen Russland beteiligt.

Anfang der Woche allerdings verbot Chisinau die Symbole Z und V, mit der die russischen Truppen beim Angriff auf die Ukraine markiert sind, sowie das St.-Georgs-Band, welches als Kennzeichen der Unterstützer von Kremlchef Wladimir Putin, aber auch der prorussischen Separatisten in der Ukraine gilt. Sandu begründete das Verbot damit, dass die Symbole die Gesellschaft spalteten. Ihr Platz sei auf der "Müllhalde der Geschichte", sagte sie. Puschkows Antwort schließt daran an. Der Senator gilt als einer der Lautsprecher der russischen Außenpolitik.

Die Republik Moldau ist stark abhängig von russischen Gaslieferungen. Zudem gibt es in dem Land ebenfalls Separationsbestrebungen. Die abtrünnige Teilrepublik Transnistrien wird de facto seit den 90er Jahren von einem prorussischen Regime regiert und von russischen Truppen gestützt. In der Republik Moldau herrschen daher Befürchtungen, dass nach einem Sieg der russischen Invasionstruppen in der Ukraine der Kreml seine Armee auch in ihr Land einmarschieren lassen könnte.

Russischer Milliardär kritisiert den Krieg scharf - und bekommt dafür viel Zustimmung

08:25 Uhr: Der russische Milliardär Oleg Tinkow hat auf Instagram scharfe Kritik an dem von Präsident Wladimir Putin begonnenen Krieg gegen die Ukraine geübt - und erntet dafür große Zustimmung. Es gebe niemanden, der von dem Krieg profitiere. "Die Generäle, aus ihrem Rausch aufgewacht, haben erkannt, dass sie eine Scheißarmee haben", schrieb Tinkow in dem sozialen Netzwerk. Aber die Armee könne nicht gut sein, wenn das ganze Land im Dreck stecke, "in Vetternwirtschaft, Speichelleckerei und Unterwürfigkeit", kritisierte Tinkow.

Bundeskanzler Scholz vermeidet Aussage zu schweren Waffen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat der Ukraine zugesagt, direkte Rüstungslieferungen der deutschen Industrie zu finanzieren, konkrete Aussagen zum Thema schwere Waffen aber vermieden. Das sorgt für Kritik.

Den Krieg nannte der Milliardär "sinnlos". Es würden unschuldige Zivilisten und Soldaten sterben. "90 Prozent der Russen sind gegen den Krieg", behauptete er. Zugleich forderte er vom Westen, Putin eine gesichtswahrende Möglichkeit zu geben, aus dem Krieg auszusteigen. Nur so könne das "Massaker" beendet werden, meinte er.

Der Eintrag Tinkows wurde bis Mittwochmorgen schon von fast 100 000 Nutzern mit "gefällt" markiert. Zudem wurde der Beitrag innerhalb kürzester Zeit fast 20 000 mal kommentiert.

Tinkow hat sein erstes Kapital mit dem Import von Elektronikwaren gemacht, ehe er dann eine Brauerei unter seinem Namen gründete. Zum Milliardär wurde er schließlich durch die Gründung einer Internetbank. Die Tinkoff Bank äußerte sich nicht zu der wortreichen Kritik ihres Großaktionärs an Putins Krieg.

Tinkow lebt nach einer Leukämie-Erkrankung seit einigen Jahren hauptsächlich im Ausland. Er war einer der ersten unter Russlands Superreichen, die den Krieg gegen die Ukraine kritisierten. Schon im Februar nannte er den russischen Angriff "unfassbar und sträflich". Die russische Führung sollte ihr Geld lieber in die Bekämpfung von Krankheiten investieren, forderte er. In Moskau sind solche Aussagen inzwischen strafbar als Verunglimpfung der russischen Armee. Trotzdem fiel Tinkow als russischer Milliardär ebenfalls unter die Sanktionen, die Großbritannien gegen die russische Finanzelite verhängte.

Bundeswehr widerspricht Botschafter Melnyk

08:05 Uhr: Die Bundeswehr hat Aussagen des ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk widersprochen, dass sie sofort einen Teil ihrer schweren Waffen an die Ukraine liefern könnte, wenn Deutschland das wollte. Dies würde die Einsatzfähigkeit innerhalb der Nato-Verpflichtungen mit derzeit 13.000 und im nächsten Jahr 16.000 deutschen Soldaten beeinträchtigen, erklärte der stellvertretende Bundeswehr-Generalinspekteur Markus Laubenthal am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". "Wir hätten keine Möglichkeit mehr, auf Eventualitäten zu reagieren, und das würde die Verteidigungsfähigkeit doch erheblich schwächen."

Ein Großteil etwa der Schützenpanzer Marder werde auch herangezogen, um Ersatzteile für den Einsatz bereitzustellen. "Das heißt, wir bedienen uns sozusagen aus der Flotte, damit wir den Teil, den wir dann wirklich einsetzen in unseren Nato-Verpflichtungen und an der Ostflanke der Nato zurzeit, damit wir den auch betreiben können", sagte der Generalleutnant und wies auf die Materiallücken hin, die im Zuge des früheren Sparkurses bei der Bundeswehr entstanden sind.

Zudem setze die kriegstaugliche Bedienung dieser komplizierten Gefechtssysteme eine gründliche Ausbildung voraus. Es sei nicht so, dass wer irgendeinen Schützenpanzer kenne, dann diese Fahrzeuge auch bedienen könne. Auf die Frage nach der Möglichkeit einer beschleunigten Ausbildung erläuterte er: "Man kann schnell sein, aber dennoch ist es immer noch eine Frage von Wochen. Und zum Zweiten muss dieses Gerät ja auch hergerichtet werden, und es muss versorgbar werden" mit Ersatzteilen.

Kiew berichtet von russischen Angriffen gegen Sjewjerodonezk

07:00 Uhr: Der ukrainische Generalstab hat von erfolglosen russischen Versuchen berichtet, die Städte Rubischne und Sjewjerodonezk im ostukrainischen Gebiet Luhansk zu stürmen. "Nach den Erstürmungsversuchen der russischen Okkupanten in Rubischne und Sjewjerodonezk wurden 130 verletzte Soldaten des Gegners in das örtliche Krankenhaus von Nowoajdar eingeliefert", teilte der Generalstab in seinem Lagebericht mit.

Darüber hinaus berichtete die ukrainische Militärführung von russischen Angriffsbemühungen nahe der Kleinstadt Isjum im Gebiet Charkiw und schweren Gefechten um Marjinka, Popasna, Torske, Selena Dolyna und Kreminna. Die prorussischen Separatisten hatten zuvor mitgeteilt, die Kontrolle über Kreminna erlangt zu haben. Von unabhängiger Seite lassen sich die Berichte nicht überprüfen.

Am 24. Februar hatte Russlands Präsident Wladimir Putin den Angriff auf das Nachbarland Ukraine befohlen. Zunächst agierten die russischen Truppen zangenartig aus Norden, Süden und Osten. Inzwischen haben sich die russischen Einheiten aus dem Gebiet um Kiew zurückgezogen, um ihre Kampfhandlungen auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren. Diese zweite Phase des Kriegs, der in Russland "militärische Spezialoperation" genannt wird, hat laut Militärexperten diese Woche begonnen.

Ukrainischer Kommandeur mit dramatischem Appell aus Mariupol

06:27 Uhr: In einem dramatischen Appell hat der ukrainische Kommandeur der verbliebenen Marineinfanteristen in der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol um eine Evakuierung in einen Drittstaat gebeten. "Der Feind ist uns 10 zu 1 überlegen", sagte Serhij Wolyna, Kommandeur der ukrainischen 36. Marineinfanteriebrigade, in einer am frühen Mittwochmorgen auf Facebook veröffentlichten einminütigen Videobotschaft. "Wir appellieren an alle führenden Politiker der Welt, uns zu helfen."

Drohnenbilder zeigen Sperrzone um Tschernobyl nach russischem Abzug

Drohnenbilder der ukrainischen Atomagentur zeigen das Gebiet um das stillgelegte Kernkraftwerk Tschernobyl nach dem Abzug der russischen Truppen. Nach dem Einmarsch in die Ukraine hatte die russische Armee das Gebiet einen Monat lang besetzt. Experten sind schockiert über die Missachtung der Sicherheit und die Unwissenheit der russischen Soldaten.

Russland habe Vorteile in der Luft, bei der Artillerie, den Bodentruppen, bei Ausrüstung und Panzern, sagt Wolyna weiter. Die ukrainische Seite verteidige nur ein Objekt, das Stahlwerk Asowstal, wo sich außer Militärs noch Zivilisten befänden. Wolyna bittet, das "Verfahren der Extraktion" anzuwenden und alle - das Militär der Mariupol-Garnison, mehr als 500 verwundete Kämpfer und Hunderte Zivilisten - auf dem Territorium eines Drittlandes in Sicherheit zu bringen. "Das ist unser Appell an die Welt", sagte Wolyna. "Das könnte der letzte Appell unseres Lebens sein."

Zum TV-Sender CNN sagte Wolyna, eine Evakuierung könne etwa per Schiff oder per Helikopter erfolgen. Auch eine internationale humanitäre Mission sei eine Möglichkeit. Zur Frage, wie viele ukrainische Militärs sich auf dem Gelände des Stahlwerks aufhielten, machte er keine Angaben.

Die südostukrainische Hafenstadt Mariupol wurde am 1. März kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs komplett von russischen Truppen eingeschlossen. Die Stadt und auch der Hafen gelten zu großen Teilen als zerstört. Zuletzt hielten sich russischen Angaben zufolge rund 2.500 ukrainische Kämpfer und 400 ausländische Söldner in dem Stahlwerk verschanzt. Ukrainischen Mitteilungen zufolge sollen rund 1.000 Zivilisten dort Schutz gesucht haben. Russland hat die ukrainischen Truppen dort bereits mehrmals dazu aufgerufen, sich zu ergeben.

Klingbeil will klare EU-Beitrittsperspektive für die Ukraine

04:30 Uhr: SPD-Chef Lars Klingbeil hat sich für eine klare EU-Beitrittsperspektive für die Ukraine ausgesprochen. "Die Menschen in der Ukraine sind Europäerinnen und Europäer. Sie kämpfen für unsere europäischen Werte und mit großer Entschlossenheit gegen Putins brutale Truppen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur vor einem Treffen der Co-Parteivorsitzenden Saskia Esken mit dem ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk.

Natürlich müsse auch die Ukraine die Regeln für einen EU-Beitritt vollständig erfüllen und es brauche seine Zeit, bis der Antrag bewertet und die Aufnahmeverhandlungen starten könnten, sagte Klingbeil. "Aber das gemeinsame Signal in diesen schweren Zeiten, wir sehen euch als Teil der EU, ist richtig."

Die Ukraine hatte kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs offiziell die Mitgliedschaft in der EU beantragt und dringt auf ein beschleunigtes Verfahren. Am Montag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Fragebogen für einen EU-Beitritt seines Landes an die Europäische Union weitergeleitet. Er hatte ihn erst diesen Monat bei einem Besuch der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kiew erhalten. Das Papier gilt als Grundlage für Beitrittsgespräche.

Melnyk und Esken wollen sich am Mittwoch zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen treffen. Bei einem früheren Gespräch am 6. April war auch Klingbeil dabei. Melnyk drängt die Bundesregierung zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. In der SPD sehen das viele skeptisch. Melnyk hatte in den vergangenen Wochen auch immer wieder mit scharfen Worten den früheren Russland-Kurs der SPD verurteilt.

Melnyk kritisiert Bundeskanzler Scholz: "Große Enttäuschung und Bitterkeit"

03:45 Uhr: Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat die Ankündigung weiterer Waffenlieferungen von Bundeskanzler Olaf Scholz als unzureichend kritisiert. Die Äußerungen des SPD-Politikers seien in der ukrainischen Hauptstadt Kiew "mit großer Enttäuschung und Bitterkeit" zur Kenntnis genommen worden, sagte Melnyk der Deutschen Presse-Agentur. Zwar begrüße man die Bereitschaft Deutschlands, zusätzliche Finanzmittel für Rüstungsgüter zur Verfügung zu stellen. Es gebe aber nach wie vor viel mehr offene Fragen als Antworten.

"Die These, dass die Bundeswehr der Ukraine nichts mehr zu liefern imstande wäre, ist nicht nachvollziehbar", sagte Melnyk. Die Truppe habe mehr als 400 Marder-Schützenpanzer, von denen etwa 100 für Ausbildung und Training benutzt würden und daher sofort an die Ukraine übergeben werden könnten. Außerdem habe die Bundeswehr nach seinen Erkenntnissen etwa 800 Fuchs-Transportpanzer, von denen ein Großteil nicht im Einsatz sei und deswegen in die Ukraine geschickt werden könnte. "Ganz entscheidend wäre auch die Lieferung von Panzerhaubitzen 2000." Von diesen Artilleriegeschützen mit großer Reichweite gebe es im Bestand der Bundeswehr etwa 120, sagte Melnyk.

Scholz hatte am Dienstagabend deutlich gemacht, dass Waffenlieferungen in die Ukraine aus Bundeswehrbeständen kaum noch möglich seien. "Hier müssen wir inzwischen erkennen, dass die Möglichkeiten, die wir haben, an ihre Grenzen stoßen", sagte er. Stattdessen kündigte er an, direkte Rüstungslieferungen der deutschen Industrie an die Ukraine zu finanzieren.

Die Ukraine habe Rüstungsgüter von einer Angebotsliste ausgewählt, "und wir stellen ihr das für den Kauf notwendige Geld zur Verfügung", sagte Scholz. Darunter seien wie bisher Panzerabwehrwaffen, Luftabwehrgeräte, Munition "und auch das, was man in einem Artilleriegefecht einsetzen kann". Außerdem könnten Nato-Partner, die Waffen sowjetischer Bauart in die Ukraine liefern, Ersatz aus Deutschland erhalten.

Melnyk beklagte eine mangelnde Abstimmung, was die Anschaffung von Waffen bei der deutschen Rüstungsindustrie angehe. Die Prioritäten der Ukraine seien zu wenig berücksichtigt worden. "Wir fordern die Bundesregierung auf, in dieser entscheidenden Frage mit offenen Karten zu spielen und nicht um den heißen Brei herumreden", sagte Melnyk. "Jede weitere unnötige Verzögerung kostet weitere Menschenleben."

Kommunikation mit Tschernobyl wiederhergestellt

03:05 Uhr: Nach mehr als einem Monat Unterbrechung ist die direkte Kommunikation zwischen dem ehemaligen Kernkraftwerk Tschernobyl und der zuständigen ukrainischen Aufsichtsbehörde wiederhergestellt worden. Das teilte der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, am Dienstagabend unter Berufung auf Informationen der ukrainischen Atomaufsichtsbehörde mit.

Grossi sagte, dies sei ein weiterer wichtiger Schritt im Prozess der Wiederaufnahme der behördlichen Kontrolle der Ukraine über Tschernobyl, wo sich heute verschiedene Entsorgungsanlagen für radioaktive Abfälle befänden. Die zuverlässige Kommunikation mit der Regulierungsbehörde sei eine von sieben unverzichtbaren Säulen der nuklearen Sicherheit, hieß es weiter.

Ärztepräsident Reinhardt kritisiert: Deutschland schlecht auf Erkrankte und Verletzte vorbereitet

Laut Ärztepräsident Klaus Reinhardt ist Deutschland schlecht auf die Versorgung von Verletzten und Erkrankten aus der Ukraine vorbereitet. "Ich finde es angesichts des unermesslichen Leids, das die Bevölkerung erlebt, völlig unverständlich und fahrlässig, dass diese Fragen noch nicht geklärt sind", erklärte er gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). (Bild: imago)

Grossi plant noch im April eine Mission von IAEA-Experten zum Standort Tschernobyl zu leiten, um nukleare Sicherheits-, Sicherheits- und radiologische Bewertungen durchzuführen. Zudem soll lebenswichtige Ausrüstung geliefert werden. Fernüberwachungssysteme sollen repariert werden.

Im Zuge der Invasion in die Ukraine war die Sperrzone um das 1986 havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl unter russische Kontrolle geraten. Ende März zogen die russischen Einheiten ab und übergaben die Kontrolle wieder an das ukrainische Personal. Kurz darauf gab es Berichte, die russischen Soldaten könnten sich bei ihrem Einsatz in dem Gebiet Strahlenschäden zugezogen haben.

Explosionen in südukrainischer Stadt Mykolajiw

02:34 Uhr: Aus der südukrainischen Großstadt Mykolajiw ist erneut Beschuss gemeldet worden. "Wieder Explosionen in Mykolajiw", schrieb der Bürgermeister der Stadt, Olexander Senkewytsch, am frühen Mittwochmorgen auf Telegram. Er forderte die Einwohner der Stadt dazu auf, sich von den Fenstern fernzuhalten und an sicheren Orten zu bleiben. Der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian zufolge berichteten Bewohner der Stadt zudem davon, dass stellenweise Feuer ausgebrochen sei. Über Schäden und Opfer gab es zunächst keine Angaben.

Ärztliche Sprechstunden während Bombardements

01:00 Uhr: Hunderte Menschen bringen sich in den U-Bahn-Stationen der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw vor den russischen Bombardements in Sicherheit. Dort betreibt die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" (MSF - Medecins Sans Frontières) nach eigenen Angaben Sprechstunden für die kranken, verängstigten und traumatisierten Menschen.

Rund um die Uhr gebe es Bombenalarm, berichtete der Leiter des Einsatzes, Michel-Olivier Lacharité, an die Zentrale in Genf. Die U-Bahn-Schächte seien der sicherste Ort für die Menschen. "Es gibt drei U-Bahn-Linien in der Stadt, und praktisch alle Stationen werden genutzt." In jeder Station hielten sich rund 100 Menschen auf, meist ältere und bedürftige. Nachts seien es bis zu dreimal so viele. "Sie sind seit mehr als 40 Tagen in der Kälte und Feuchtigkeit und schlafen in Zelten", berichtete Lacharité. Die Stadt hatte vor dem Krieg etwa 1,8 Millionen Einwohner. Etwa 350.000 seien noch vor Ort.

Mobile MSF-Kliniken hätten schon mehr als 500 Konsultationen durchgeführt. Die Helfer zögen wegen der Ausgangssperre nachts durch die Tunnel von einer Station zur nächsten, so Lacharité. Die meisten Menschen hätten Infektionen der Atemwege und Bluthochdruck. "Selbst in den U-Bahn-Stationen spürt man die Vibrationen der Bombardierungen", berichtete Lacharité. Kindern und Jugendlichen biete MSF psychologische Unterstützung. Sie hätten große Angst, ins Freie zu gehen. Je länger der Krieg dauere, desto größer werden die Gefahr angstbedingter Verhaltensstörungen.

Lacharité zitiert Ludmilla, eine Mutter im Alter von 40 Jahren, die mit ihrem Sohn in der U-Bahn lebt. "Die Kälte, der Schlafmangel, all das ist nichts gegen den Krieg", sagte sie nach Angaben von MSF. "Wenigstens sind wir hier sicher." Sie habe so lange es ging mit ihrem Sohn in ihrer Wohnung ausgeharrt, bis in der Nähe eine Bombe einschlug. "Mama, ich will nicht sterben", habe ihr Sohn gesagt.

Selenskyj: Lage in Mariupol weiter "so schwierig wie nur möglich"

00:23 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht die Lage in der Hafenstadt Mariupol weiter als "so schwierig wie nur möglich". Das russische Militär blockiere alle Versuche, humanitäre Korridore zu organisieren und ukrainische Bürger zu retten, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft, die in der Nacht zu Mittwoch auf Telegram veröffentlicht wurde.

Bewohner der Stadt, die sich in den Händen russischer Einheiten befänden, versuche man zu "deportieren" oder in die russischen Truppen zu mobilisieren. Leider, sagte Selenskyj weiter, bekomme man keine Antworten auf den Vorschlag eines Austauschs, der es erlauben würde, Zivilisten und Verteidiger der Stadt zu retten. Nähere Angaben zu dem Austausch machte er nicht. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Die Lage im schwer zerstörten Mariupol gilt als dramatisch. Russland will die strategisch wichtige Hafenstadt komplett unter Kontrolle bringen und forderte Hunderte ukrainische Kämpfer in einem Stahlwerk am Dienstag noch einmal zur Kapitulation auf. Diese weigerten sich jedoch.

Moskau teilte am Abend mit, dass bis 22:00 Uhr Moskauer Zeit (21:00 Uhr MEZ) niemand den Korridor genutzt habe. Es folgte eine weitere Ankündigung einer einseitigen Feuerpause samt "humanitärem Korridor" aus dem Stahlwerk für Mittwoch, 14:00 Uhr Moskauer Zeit (13:00 Uhr MEZ). Im Zuge dieser Feuerpause könnten sich ukrainische Kämpfer ergeben und Zivilisten evakuiert werden, heißt es in einer Mitteilung des russischen Generaloberst Michail Misinzew vom Dienstagabend.

In den vergangenen Wochen hatten sich beide Seiten immer wieder vorgeworfen, die Flucht von Zivilisten zu sabotieren.

Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 19. April finden Sie hier

Mit Material von dpa, AFP, APA
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