• 18:47 Uhr: Auswärtiges Amt soll Rettungsmission blockiert haben
  • 17:41 Uhr: Taliban sichern geordnete Ausreise von Ortskräften zu
  • 15:07 Uhr: ➤ Explosion in Kabul: US-Militär fliegt Luftangriff gegen IS-Terroristen in Kabul
  • 14:13 Uhr: Hunderten weiteren Schutzbedürftigen gelingt Rettung aus Kabul
  • 13:23 Uhr: Bericht: Katzen und Hunde aus Afghanistan in London eingetroffen
  • 10:56 Uhr: US-Soldatin schützt Baby am Flughafen Kabul - nun ist sie tot

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➤ Auswärtiges Amt soll Rettungsmission blockiert haben


18:47 Uhr: Neben der Bundeswehr wurden laut "Zeit" und "Spiegel" auch von der privaten Rettungsinitiative Luftbrücke 189 Schutzbedürftige aus Kabul ausgeflogen. Die Rettungsinitiative wirft der Bundesregierung dabei fehlende Unterstützung und massive Widerstände gegen eine vorbereitete Evakuierung vor.
"Mit immensem Aufwand konnten wir 18 gefährdete Ortskräfte aus Kabul in Sicherheit bringen. 18 Menschenleben, dabei hätten es hunderte mehr sein können, wenn unsere Rettungsaktion nicht aktiv vom Auswärtigen Amt blockiert worden wäre", hieß es in einer Erklärung, die am Sonntag auf der Internetseite der zivilgesellschaftlichen Initiative verbreitet wurde.

Transport-Freigabe verweigert?


Die Rettungsmission hatte eine Chartermaschine nach Kabul geschickt, um Gefährdete auszufliegen. "Für hunderte Menschen hatten wir eine sichere Unterkunft, haben sie offiziell auf Listen des Auswärtigen Amtes registrieren und absegnen lassen, organisierten einen Bustransport über die katarische Botschaft und hätten Menschen innerhalb weniger Stunden an den Flughafen und auf unser Flugzeug bringen können", so die Initiative. Die Bundesregierung "weigerte sich, eine E-Mail zu schreiben, um den Transport freizugeben", hieß es.
Die Initiatoren erklären, das Erlebte mache sprachlos und wütend und zeige eine "bürokratische und politische Verhinderungstaktik". Und: "Öffentlich wurde behauptet, dass das Flugzeug erwünscht sei, doch nach der Landung vor Ort war klar: Unser Flugzeug sollte keine Menschen evakuieren. Als Portugal unser Evakuierungsangebot für ihre afghanischen Ortskräfte dankend annahm, versuchten deutsche Diplomaten offenbar zu erzwingen, dass das Flugzeug niemanden evakuiert."
Aus der Bundesregierung wurde die Kritik zurückgewiesen. Vom Auswärtigen Amt heißt es dazu, das Ministerium habe für die private Evakuierungsaktion jede erbetene Unterstützung geleistet, wo immer es faktisch möglich gewesen sei, bis hin zu persönlichen Unterstützungsschreiben von Außenminister Heiko Maas (SPD) an seinen katarischen Amtskollegen.


Die weiteren Afghanistan-News des Tages:

Taliban sichern geordnete Ausreise von Ortskräften zu

17:41 Uhr: Die militant-islamistischen Taliban haben mehreren Ländern versichert, dass ihre Staatsbürger und Ortskräfte aus dem Land ausreisen dürfen. Man habe von den Taliban Zusicherungen erhalten, dass "alle ausländischen Staatsangehörigen und alle afghanischen Staatsbürger mit einer Reisegenehmigung aus unseren Ländern sicher und geordnet zu Abflugorten sowie aus dem Land reisen dürfen", hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung von mehr als 20 Ländern, darunter die USA und auch Deutschland.

Man werde bestimmten Afghanen weiterhin Reisedokumente ausstellen, und man habe die klare Erwartung und Zusage der Taliban, dass diese in die jeweiligen Länder reisen könnten, heißt es in der Erklärung weiter. Man nehme zudem die öffentlichen Erklärungen der Taliban zur Kenntnis, die dieses Verständnis bestätigten.

In den vergangenen Tagen hatten mehrere hochrangige Taliban-Mitglieder öffentlich versichert, dass Afghanen weiterhin über legale Wege aus dem Land ausreisen könnten.

Entwicklungshilfeminister Gerd Müller warnt vor Hungersnot in Afghanistan

16:36 Uhr: Der Minister für Entwicklungshilfe, Gerd Müller, warnt vor einer großen Hungersnot in Afghanistan. "Aktuell baut sich eine dramatische Hungerkrise auf: zusammengebrochene Versorgungswege, die Folgen von COVID-19 und Dürren. 14 Millionen Menschen sind bedroht", sagte der CSU-Politiker dem "Handelsblatt" am Sonntag.

Angesichts dessen kündigte Müller weitere Unterstützung für Nichtregierungsorganisationen und UN-Hilfsorganisationen in der Region an. "Konkret haben wir in einem ersten Schritt 50 Millionen Euro als Soforthilfe zur Unterstützung der Flüchtlingsarbeit umgesteuert. Aber es braucht jetzt ein schnelles und gemeinsames Handeln der Staatengemeinschaft, das nicht an fehlenden Mitteln für die UN-Hilfsorganisationen scheitern darf", so Müller.

Er verteidigte außerdem das Aussetzen der Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan. Die staatliche Entwicklungszusammenarbeit sei an klare Voraussetzungen geknüpft wie zum Beispiel Sicherheit der Mitarbeiter und Achtung der Menschenrechte. "Ich traue den Zusicherungen der Taliban nicht", so Müller. Deshalb sei die staatliche Zusammenarbeit vorerst ausgesetzt worden.

USA und Verbündete fliegen fast 3.000 Menschen aus Kabul aus

16:15 Uhr: Kurz vor dem Ende der militärischen Evakuierungsmission in Afghanistan sind binnen 24 Stunden rund 2.900 Menschen aus Kabul ausgeflogen worden. Eine Sprecherin des Weißen Hauses teilte mit, bis zum Sonntagvormittag (Ortszeit Kabul) habe die US-Luftwaffe mit 32 Flügen rund 2.200 Menschen in Sicherheit gebracht, neun Flugzeuge von Verbündeten hätten rund 700 Menschen evakuiert. Seit dem Start des Einsatzes Mitte August hätten die USA und ihre Partner damit insgesamt gut 114.000 Menschen ausgeflogen.

Die Zahl der pro Tag ausgeflogenen Personen ist zuletzt wegen des beginnenden US-Abzugs und der Einstellung von Rettungsflügen durch Verbündete deutlich zurückgegangen. Von Dienstag auf Mittwoch zum Beispiel waren innerhalb von 24 Stunden noch etwa 19.000 Menschen evakuiert worden.

Die Zahl der Flüge der US-Luftwaffe ging indes nur geringfügig zurück, was nahelegt, dass nun verstärkt auch US-Soldaten und Ausrüstung ausgeflogen werden. Das US-Militär will bis Dienstag vom Flughafen der afghanischen Hauptstadt abziehen. Damit wird der Einsatz zur Evakuierung westlicher Staatsbürger und früherer afghanischer Mitarbeiter ausländischer Truppen und Behörden enden.

Das US-Verteidigungsministerium hatte am Freitag angekündigt, das Militär werde noch bis Dienstag Menschen in Sicherheit bringen, allerdings werde die Zahl der ausgeflogenen Personen wegen des gleichzeitigen Abzugs von Soldaten und Ausrüstung sinken.

Am Freitag waren in Kabul noch rund 5.000 US-Soldaten im Einsatz gewesen. Neue Zahlen zur Truppenstärke sollen bis zum endgültigen Abzug aus Sicherheitsgründen nicht mehr genannt werden.

Italien: Studentinnen auf Weg aus Afghanistan blockiert

15:52 Uhr: Auf der Flucht von Kabul nach Italien sitzen nach Angaben einer römischen Universität Dutzende Studentinnen in Afghanistan fest. In der Gruppe mit etwa 80 afghanischen Studentinnen seien auch vier bis fünf Kinder, sagte Bruno Botta, Vizedirektor für internationale Zusammenarbeit an der Sapienza Universität in Rom, am Sonntag dem Radiosender Rai GR1.

Sie seien letzte Woche auf dem Weg zum Flughafen gewesen, als wegen der Selbstmordattentate alles «viel komplizierter» geworden sei. Sollten sie in die Stadt Herat zurückkehren müssten, aus der sie gekommen seien, bestehe für sie große Gefahr.

Italien hat nach Angaben von Außenminister Luigi Di Maio rund 5.000 afghanische Zivilisten aus dem Land gebracht. Italien sei damit das Land in der EU, das am meisten Menschen evakuiert und vor den Taliban in Sicherheit gebracht habe. Am Samstag hatte Di Maio Diplomaten am Flughafen in Rom empfangen, die bisher noch in Afghanistan geblieben waren und mit dem vorerst letzten Militärflieger zusammen mit Zivilisten gelandet waren.

Explosion in Kabul: US-Militär fliegt Luftangriff gegen IS-Terroristen in Kabul

15:07 Uhr: Das US-Militär hat nach eigenen Angaben einen Luftangriff in der afghanischen Hauptstadt Kabul durchgeführt, um eine "unmittelbare Bedrohung" für den Flughafen Kabul durch Terroristen abzuwenden. Eine Drohne habe erfolgreich auf ein Auto des örtlichen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gefeuert, erklärte das US-Militär am Sonntag.

Weil es nach dem Raketeneinschlag zu "bedeutenden sekundären Explosionen" kam, sei davon auszugehen, dass in dem Fahrzeug eine große Menge Sprengstoff gewesen sein müsse, hieß es weiter. Es werde geprüft, ob es bei dem Angriff zivile Opfer gab. Bislang gebe es aber keine dahingehenden Hinweise, hieß es.

Auf Twitter schrieben mehrere Nutzer kurz nach dem Angriff, sie hätten eine "starke" Explosion gehört. Gleichzeitig wurden Bilder und Videos geteilt, auf denen eine große, schwarze, aufsteigende Rauchsäule zu sehen war.

US-Präsdent Joe Biden hatte am Sonntag vor möglichen weiteren Anschlagen gewarnt. Die US-Armee, die gerade vom Flughafen Truppen ausfliegt und in Sicherheit bringt, hatte aber auch angekündigt, dass es wohl weitere Sprengungen von Ausrüstung geben werde.

Joe Biden trifft Familien der bei Anschlag in Kabul getöteten Soldaten

14:46 Uhr: US-Präsident Joe Biden trifft sich mit Hinterbliebenen und Angehörigen der 13 bei dem Terroranschlag in Kabul getöteten US-Soldaten. Biden flog am Sonntagmorgen (Ortszeit) zum Luftwaffenstützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware, um die Familien zu treffen und der Ankunft der Särge beizuwohnen, wie das Weiße Haus mitteilte. Sein Zeitplan sah für das Treffen mit den Angehörigen fast zweieinhalb Stunden vor.

Die getöteten Soldatinnen und Soldaten waren zwischen 20 und 31 Jahre alt. Unter den Opfern waren elf Marineinfanteristen und je ein Soldat des Heeres und der Marine, wie das Verteidigungsministerium bekanntgab. Fünf der Marineinfanteristen waren gerade mal 20 Jahre alt. Unter den Opfern waren auch eine 23 sowie eine 25 Jahre alte Soldatin.

Der Anschlag vom Donnerstag nahe des Flughafens in Kabul, bei dem auch Dutzende Zivilisten getötet wurden, markierte für das US-Militär den schwersten Verlust in Afghanistan seit einem Jahrzehnt.

Markus Söder für EU-Schutzzone auf Kabuler Flughafen für Evakuierungsflüge

14:31 Uhr: Der CSU-Vorsitzende Markus Söder spricht sich für eine EU-Schutzzone auf dem Kabuler Flughafen aus, um wieder Evakuierungsflüge durchführen zu können. "Das Ziel für Afghanistan könnte sein, in naher Zukunft auf dem Flughafen in Kabul eine eigene europäische Schutzzone zu etablieren. Wir müssen mit Verhandlungen dazu sofort beginnen, damit wir mit einem eigenen europäisch-militärischen Kontingent die Rückflüge wieder aufnehmen können", sagte der bayerische Ministerpräsident der «Bild am Sonntag».

Europa müsse sich endlich auch militärisch konsequent koordinieren. Hierfür brauche es einen europäischen Sicherheitsrat. "Ohne die Amerikaner sind wir hilflos. Wir reden in Europa von mehr Eigenständigkeit, können aber nicht mal einen Flughafen sichern", so Söder. Daher sei eine neue Strategie für Militäreinsätze nötig: Der Glaube, nur mit Ausbildung und Sanitätsdienst an internationalen Einsätzen teilzunehmen, habe sich als sicherheitspolitischer Trugschluss erwiesen.

Um politisch relevant und ernst genommen zu werden, müsse man genauso an robusten Einsätzen teilnehmen. Dazu brauche es auch etwa bewaffnete Drohnen.

Hunderten weiteren Schutzbedürftigen gelingt Rettung aus Kabul

14:13 Uhr: Mit Unterstützung aus Deutschland sind nach dem Ende der Bundeswehrflüge noch mehr als 300 weitere Schutzbedürftige aus Kabul ausgeflogen worden. Darunter waren nach Angaben aus der Bundesregierung in der Nacht zum Sonntag etwa 140 Deutsche sowie Ortskräfte und Mitarbeiter eines Auftragsunternehmens des beendeten Nato-Einsatzes.

"Zeit" und "Spiegel" berichteten zudem, dass 189 Schutzbedürftige organisiert von der Rettungsinitiative Luftbrücke Kabul zum Flughafen gebracht und ausgeflogen wurden, darunter auch Mitarbeiter deutscher Medien. Die Bundeswehr hatte ihren Evakuierungseinsatz am Donnerstag beendet. Die US-Streitkräfte sollen bis Dienstag abgezogen sein.

Papst zu Afghanistan: Können nicht gleichgültig bleiben

13:45 Uhr: Papst Franziskus hat zu mehr Hilfe für die Menschen in Afghanistan aufgerufen. "In historischen Momenten wie diesem können wir nicht gleichgültig bleiben, das lehrt uns die Geschichte der Kirche", sagte das Katholiken-Oberhaupt am Sonntag nach dem Angelusgebet in Rom. "Als Christen sind wir in dieser Situation in der Pflicht. Deshalb appelliere ich an alle, das Gebet zu verstärken und zu fasten."

Er verfolge die Lage in Afghanistan "mit großer Sorge" und teile das Leid derer, die um Angehörige trauern, die bei den Selbstmordattentaten ihr Leben verloren haben. "Ich bitte alle, den Bedürftigen weiterhin zu helfen und dafür zu beten, dass Dialog und Solidarität zu einem friedlichen und brüderlichen Zusammenleben führen und Hoffnung für die Zukunft des Landes geben."

Bericht: Katzen und Hunde aus Afghanistan in London eingetroffen

13:23 Uhr: Ein Evakuierungsflug mit mehr als 150 Katzen und Hunden aus Afghanistan ist laut einem Medienbericht am Sonntag in Großbritannien angekommen. Wie die "Daily Mail" berichtete, landete das Charterflugzeug am Morgen am Londoner Flughafen Heathrow. Die Organisation Nowzad, die hinter der als "Operation Ark" (Operation Arche) bezeichneten Aktion steht, bestätigte der BBC, dass die Tiere gemeinsam mit Gründer Paul (Pen) Farthing Afghanistan verlassen konnten.

Der britische Ex-Soldat Farthing hatte sich zuvor in einer tagelangen Kampagne für die Evakuierung der Tiere aus einem von ihm gegründeten Tierheim in der afghanischen Hauptstadt Kabul eingesetzt. Auch seine Mitarbeiter und deren Angehörigen wollte Farthing ausfliegen.

Nach anfänglichem Zögern erhielt er die Unterstützung der britischen Regierung, die trotz der schwierigen Umstände ein Zeitfenster für seinen von Unterstützern finanzierten Charterflug zusagte und Visa ausstellte. Zum Schluss musste er jedoch ohne die Mitarbeiter reisen.

Der Fall löste in Großbritannien eine heftige Kontroverse aus. Verteidigungsminister Ben Wallace hatte sich in Interviews darüber beschwert, dass die Diskussion zu viel Zeit in Anspruch genommen habe und warf Nowzad-Unterstützern vor, seine Mitarbeiter unter Druck gesetzt zu haben. Die "Times" veröffentlichte am Sonntag eine Audio-Nachricht, in der Farthing angeblich einem Berater im Verteidigungsministerium damit droht, ihn in sozialen Medien zu "zerstören", sollte er ihn nicht bei seinem Vorhaben unterstützen.

Heiko Maas sagt Nachbarstaaten Afghanistans Hilfe zu

12:50 Uhr: Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hat Bundesaußenminister Heiko Maas den Nachbarstaaten Hilfe bei der Bewältigung der humanitären und wirtschaftlichen Folgen zugesagt. "Es ist in unserem eigenen Interesse zu verhindern, dass der Kollaps in Afghanistan die ganze Region destabilisiert", sagte Maas am Sonntag zu Beginn einer viertägigen Reise in die Region, bei der er insgesamt fünf Länder besucht. Der SPD-Politiker sprach sich auch für ein international abgestimmtes Auftreten gegenüber den Taliban aus.

Maas brach am Sonntag in die Türkei auf, die für den Weiterbetrieb des Flughafens in Kabul und die Aufnahme von Flüchtlingen große Bedeutung hat. Danach besucht er mit Usbekistan, Pakistan und Tadschikistan drei Nachbarländer Afghanistans, bevor es nach Katar geht.

Das kleine, aber einflussreiche arabische Golfemirat hat sich tatkräftig an den Evakuierungen beteiligt. In der Hauptstadt Doha sitzt außerdem das politische Büro der militant-islamistischen Taliban, das als Außenministerium der neuen Machthaber in Afghanistan fungiert und mit dem der deutsche Unterhändler Markus Potzel seit Tagen Gespräche über Ausreisefragen führt.

Saskia Esken: Gespräche mit Taliban "absolut richtig"

12:29 Uhr: Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hat sich für Verhandlungen mit den Taliban ausgesprochen, um weiterhin schutzbedürftige Afghanen ausfliegen zu können. "Wir stehen ganz klar dazu, dass mit dem Ende des militärischen Evakuierungseinsatzes das deutsche Engagement nicht endet, verbliebene deutsche Staatsangehörige, ehemalige Ortskräfte und andere besonders schutzbedürftige Personen nach Deutschland zu holen", sagte Esken der Zeitung "Welt" (Montag).

Dass die Bundesregierung dazu intensive Gespräche mit den Taliban wie auch mit den Anrainerstaaten führe, sei "absolut richtig". "Unsere Verantwortung für diese Menschen bedeutet, nichts unversucht zu lassen", so Esken.

Frankreich will UN-Sicherheitszone für Evakuierungen in Kabul

11:27 Uhr: Frankreich möchte sich mit Großbritannien für die Schaffung einer UN-Sicherheitszone in Kabul einsetzen, um von dort aus Evakuierungen nach dem Abzug der Amerikaner fortsetzen zu können. Dies sei Ziel einer gemeinsamen Resolution bei einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen an diesem Montag, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche".

"Unser Resolutionsentwurf zielt darauf ab, eine Sicherheitszone in Kabul zu definieren, die eine Fortsetzung der humanitären Operationen ermöglicht", sagte Macron. "Dies würde einen UN-Rahmen für dringende Maßnahmen schaffen und vor allem alle Beteiligten vor ihre Verantwortung stellen, und der internationalen Gemeinschaft ermöglichen, den Druck auf die Taliban aufrechtzuerhalten."

"Was wir versuchen ist, gezielte humanitäre Einsätze für Evakuierungen organisieren zu können, die nicht über den Militärflughafen in Kabul abgewickelt werden", sagte Macron der Zeitung. "Es geht darum, diese bedrohten Afghanen zu schützen und sie in den nächsten Tagen oder Wochen aus dem Land zu bringen." Man werde sehen, ob dies über den zivilen Flughafen von Kabul oder über die Nachbarländer geschehen kann.

Wie Macron am Samstagabend bereits gesagt hatte, diskutiert Frankreich mit den Taliban und unter Einbeziehung des arabischen Golfemirats Katar über weitere Evakuierungen aus Afghanistan nach dem geplanten Abzug der Amerikaner bis zum 31. August.

US-Soldatin schützt Baby am Flughafen Kabul - nun ist sie tot

10:56 Uhr: Die Marineinfanteristin Nicole Gee hält auf dem Flughafen Kabul schützend ein afghanisches Baby im Arm, wie ein vom US-Verteidigungsministerium verbreitetes Foto zeigt. Auf der Plattform Instagram postete die 23-jährige Unteroffizierin US-Medien zufolge das gleiche Foto und schrieb: "Ich liebe meinen Beruf."

Wenige Tage später ist die aus dem Bundesstaat Kalifornien stammende Frau tot: Sie war am Flughafen Kabul im Dienst, als sich vor dem Tor des Geländes am Donnerstag ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte. Dabei wurden Dutzende Zivilisten und 13 US-Soldaten getötet, die an dem Evakuierungseinsatz in Kabul teilnahmen. Gee war eine von ihnen.

Das US-Verteidigungsministerium veröffentlichte die vollen Namen der getöteten Soldaten am Samstag. Gee war demnach einer Einheit der Marineinfanteristen ("Marines") aus dem Bundesstaat North Carolina zugeordnet. Die Särge mit den getöteten Soldatinnen und Soldaten sollten noch am Wochenende auf dem Luftwaffenstützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware ankommen, wie das Pentagon mitteilte.

Boris Johnson: Afghanistan-Einsatz war nicht vergeblich

10:18 Uhr: Nach dem Ende der britischen Rettungsmission in Afghanistan hat Premierminister Boris Johnson Bilanz des 20 Jahre währenden Militäreinsatzes in dem Land gezogen. "Ihr Leid und Ihre Entbehrungen waren nicht vergeblich", sagte der Regierungschef an die Hinterbliebenen getöteter Militärangehöriger gerichtet. Es sei kein Zufall, dass in den vergangenen zwei Jahrzehnten kein westliches Land zum Ziel von in Afghanistan geplanten Terrorangriffen geworden sei.

"Das haben wir der Tapferkeit unserer Streitkräfte zu verdanken, die gekämpft haben, um die Netzwerke (Osama) bin Ladens auszuschalten", so Johnson in einer Videobotschaft, die am Sonntag per Twitter veröffentlicht wurde.

Zudem seien 3,6 Millionen Mädchen in den Genuss von Bildung gekommen, fügte der konservative Politiker hinzu. "Was auch immer die Zukunft für Afghanistan bringen mag, werden sie dieses Geschenk für den Rest ihres Lebens haben", so Johnson.

Für Kontroversen sorgte, dass trotz der knappen Zeit mithilfe des britischen Militärs auch Haustiere ausgeflogen wurden. Der ehemalige britische Soldat Paul (Pen) Farthing, der sich für die Evakuierung eines von ihm aufgebauten Tierheims in der afghanischen Hauptstadt eingesetzt hatte, konnte am Samstag Medienberichten zufolge mit einem Charterflug das Land verlassen. An Bord waren demnach etwa 150 Katzen und Hunde. Die Mitarbeiter des Tierheims und ihre Angehörigen mussten demnach aber zurückbleiben, obwohl sie von der britischen Regierung mit Visa ausgestattet worden waren.

US-Botschaft warnt: "Spezifische, glaubwürdige Bedrohung" in Kabul

09:38 Uhr: Die US-Botschaft in Afghanistan hat alle Amerikaner in der Nähe des Flughafens von Kabul dazu aufgerufen, das Gebiet wegen "einer spezifischen, glaubwürdigen Bedrohung" sofort zu verlassen. Die in der Nacht zum Sonntag veröffentlichte Warnung fiel noch eindringlicher und konkreter aus als ähnliche Appelle an den Tagen zuvor. Weiter hieß es, wer nicht ohnehin schon dort sei, solle aufgrund der Gefahrenlage auch gar nicht erst zum Flughafen kommen und sich von allen Zugangstoren fernhalten.

Vor einem der Tore des Geländes hatte sich am Donnerstag ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Dabei wurden Dutzende Zivilisten und 13 US-Soldaten getötet, die an dem Evakuierungseinsatz in Kabul teilnahmen. Wenige Stunden vor diesem Anschlag hatten die USA ihre Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, die Gegend rund um bestimmte Flughafentore sofort zu verlassen.

US-Präsident Joe Biden hatte am Samstagnachmittag (Ortszeit) eindringlich vor weiteren Anschlägen gegen amerikanische Soldaten gewarnt. Die Lage sei weiterhin "extrem gefährlich" und das Risiko von Terroranschlägen auf den Flughafen hoch. Das Militär halte einen Anschlag in den nächsten 24 bis 36 Stunden für "sehr wahrscheinlich".

Die US-Truppen haben inzwischen ihren Abzug aus Kabul begonnen. Sie sollen Afghanistan bis Dienstag verlassen.

US-Armee tötet bei Vergeltungsangriff in Afghanistan zwei ranghohe IS-Mitglieder

08:22 Uhr: Nach dem verheerenden Selbstmordanschlag am Flughafen von Kabul haben die USA bei einem ersten Vergeltungsangriff in Afghanistan zwei ranghohe Mitglieder des regionalen Ablegers der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet.

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums wurden bei dem Drohnenangriff in der Provinz Nangarhar im Osten Afghanistans zwei Logistikexperten des afghanisch-pakistanischen IS-Ablegers Islamischer Staat Provinz Chorasan (IS-K) getötet. Ein weiterer Dschihadist sei verletzt worden, sagte US-General Hank Taylor.

Das Pentagon machte keine Angaben dazu, ob den bei dem Drohnenangriff attackierten IS-Mitgliedern eine direkte Beteiligung am Anschlag in Kabul vorgeworfen wurde. "Sie waren Planer und Vermittler des IS-K. Das allein ist schon Grund genug", sagte Pentagon-Sprecher John Kirby.

"WamS": Offenbar nur rund 100 Ortskräfte von Bundeswehr aus Kabul ausgeflogen

07:10 Uhr: Mit den Evakuierungsflügen der Bundeswehr wurden einem Zeitungsbericht zufolge offenbar nur wenige Ortskräfte aus Afghanistan in Sicherheit gebracht. Entsprechende erste Zahlen habe das Bundesinnenministerium in dieser Woche unter anderem im Bundestag präsentiert, berichtete die "Welt am Sonntag". Demnach befanden sich unter den bis Mitte der Woche etwa 4.500 Ausgeflogenen nur knapp mehr als 100 Ortskräfte mit ihren Familien. Insgesamt mache diese Gruppe rund 500 der 4.500 ausgeflogenen Menschen aus.

Angesichts der unübersichtlichen Evakuierungen aus Kabul werde allerdings davon ausgegangen, dass sich mehrere Ortskräfte derzeit womöglich noch in anderen europäischen Ländern aufhielten. Eine Anfrage dazu habe das Bundesinnenministerium unbeantwortet gelassen, schrieb die "WamS". Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin wurden demnach mittlerweile 5.300 Menschen aus Kabul in Sicherheit gebracht.

SPD-Innenexperte Uli Grötsch kritisierte das Innenministerium. "Dass im Zuge der Evakuierung bis Mitte der Woche nur über 101 gerettete Ortskräfte Gewissheit herrschte, ist ein Problem", sagte er der "Welt am Sonntag". Seit Monaten habe die SPD den Koalitionspartner von der Union dazu aufgefordert, "seiner Verantwortung gerecht zu werden". "Jetzt hoffe ich, dass wir möglichst vielen Ortskräften noch helfen können", fügte Grötsch hinzu.

Die Bundesregierung steht massiv in der Kritik, weil sie afghanische Ortskräfte und andere gefährdete Afghanen nicht schon vor der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban ausgeflogen hat. Am Donnerstag beendete die Bundeswehr ihre Evakuierungsflüge aus Kabul. Der Abflug der letzten Maschinen fand unmittelbar nach einem Selbstmordanschlag vor dem Kabuler Flughafen statt, bei dem nach Angaben ranghoher Vertreter der ehemaligen afghanischen Regierung mehr als hundert Menschen starben.

Maas reist in Nachbarstaaten Afghanistans sowie nach Katar und in die Türkei

04:09 Uhr: Nach dem Ende der Rettungsaktion der Bundeswehr für deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte aus Kabul bricht Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Sonntag zu einer mehrtägigen Reise nach Tadschikistan, Usbekistan, Pakistan, Katar sowie in die Türkei auf. In den Ländern werde er Gespräche führen, "damit Afghaninnen und Afghanen von der Grenze schnell und sicher zu unseren Botschaften gelangen können", teilte Maas auf Twitter mit.

Die Bundeswehr hatte am Donnerstag ihre Rettungsflüge aus Kabul beendet. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden im Rahmen der deutschen Evakuierungsmission mit 37 Flügen mehr als 5.300 Menschen in Sicherheit gebracht, darunter rund 500 deutsche und 4.000 afghanische Staatsbürger. Nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban fürchten zahlreiche Afghanen um ihre Sicherheit.

Auch Großbritannien beendet Evakuierungseinsatz in Afghanistan

00:35 Uhr: Nach der Bundeswehr und anderen westlichen Verbündeten hat auch Großbritannien seine letzten Streitkräfte aus Afghanistan abgezogen. Das britische Verteidigungsministerium teilte am späten Samstagabend über Twitter mit, der letzte Flug mit Soldaten habe Kabul verlassen. Dank gelte all denen, die unter enormem Druck und schrecklichen Bedingungen so tapfer gedient hätten, um die am stärksten gefährdeten Zivilisten sicher zu evakuieren.

Der britische Premier Boris Johnson hatte am Freitag den Zeitpunkt des Abzugs westlicher Truppen aus Afghanistan öffentlich bedauert. "Das Timing ist definitiv nicht das, was sich dieses Land ausgesucht hätte." Johnson hatte sich vor dem G7-Sondergipfel in dieser Woche bei US-Präsident Joe Biden für eine Verlängerung der westlichen Evakuierungsmission eingesetzt - was dieser jedoch ablehnte.

Bereits am Donnerstag war der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr am Flughafen von Kabul nach elf Tagen zu Ende gegangen. Am Freitag beendeten dann auch Frankreich und Spanien ihre Evakuierungseinsätze. Die USA - vom Truppenkontingent her mit Abstand am stärksten vertreten - wollen ihre Soldaten bis Dienstag aus Afghanistan abziehen und damit ihren vor 20 Jahren begonnen Militäreinsatz am Hindukusch beenden.

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Mit Material von dpa, afp, sid, reuters und apa.
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