Berlin - Die Koalitionsverhandlungen von CDU und SPD hatten auch Folgen für den Bundespresseball der Hauptstadtjournalisten: Vor der Fotowand und auf dem roten Teppich - in diesem Jahr lila - zeigten sich am Abend im Berliner Hotel Adlon prominente Mitglieder der alten Bundesregierung.
Die Vertreter der vermutlich künftigen Regierung aus CDU und SPD blieben weitgehend fern. Was nicht jeder verstand angesichts des Mottos: "Für die Demokratie. Pressefreiheit stärken", das die Bundespressekonferenz - der Zusammenschluss der Hauptstadtjournalisten - als Veranstalter mehr denn je betonte.
Baerbock hat endlich Zeit zum Feiern
Gut gelaunt ließen sich die noch amtierende Außenministerin
Kurzfristig abgesagt hatte der CDU-Vorsitzende und mögliche künftige Bundeskanzler
Kubicki: CDU und SPD vermisse ich hier nicht
Treue Besucher unter den mehr als 2000 Journalisten, Managern, Politikern und Lobbyisten waren
Roth betonte ihre Sorgen um seriöse Medien und die Angriffe auf Journalisten und auch die Demokratie. "Wir sollten viel mehr schätzen, dass wir eine freie, unabhängige Presse haben."
Der Ehrengast beim Gala-Dinner des Balls kam etwas verspätet – was aber jeder verstand. Die Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin Margot Friedländer (103) wurde im Rollstuhl zu ihrem Platz neben Bundespräsident
Steinmeiers Frau: Mehr Frauen in Medien nötig
Auch Steinmeier ging auf das Thema des Abends ein: "Ohne eine engagierte Debatte ist Demokratie nicht möglich." Engagiert zeigte sich auch seine Frau Elke Büdenbender: "Wenn ich bemerken darf: Ich bin durchaus der Meinung, wir könnten noch mehr Frauen auch in den Medien und in Führungsetagen gebrauchen."
Der ehemalige ZDF-Moderator und USA-Korrespondent
Friedländer: Passt gut auf unser Land auf
Auch Margot Friedländer appellierte als Festrednerin emotional und dringend: "Das Motto könnte nicht aktueller sein. Denn ohne Pressefreiheit gibt es keine freiheitliche Demokratie. Ich bitte euch herzlich: Passt gut auf unser Land auf." Mit Blick auf den Nationalsozialismus sagte sie: "Was damals geschehen ist, darf nie wieder geschehen. Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut."
Der Preis der Bundespressekonferenz wurde an den Cheffotografen der Deutschen Presse-Agentur (dpa), Michael Kappeler, verliehen; stellvertretend auch für alle Fotografen und Fotografinnen in der politischen Berichterstattung.
Kohl und Sellerie als Dekoration
Interessant setzten die Dekorateure den Ball in Szene. Statt Schnittblumen gab es Arrangements aus Obst und Gemüse in den diesjährigen Ballfarben Lila und Grün: Radicchio, Aubergine, Kohl, Sellerie. Später sollte alles an die Berliner Tafel geliefert werden.
Beim Essen mischte sich regional Bodenständiges wie Brandenburger Wurst- und Fleischspezialitäten mit exotischeren Angeboten wie gegrillte Ananas und geröstete Schokoladenerde. Austern und Champagner waren weniger regional, aber umso stärker nachgefragt.
Auf den Tanzflächen dominierten Klassiker aus Pop und Rock. Für die lange Tanznacht hatten viele Frauen bequemere Zweitschuhe zur Schonung der Füße mitgebracht.
Für den nächsten Ball im Frühjahr 2026 haben die Veranstalter schon einen Wunsch: dass Friedrich Merz, sollte er dann Bundeskanzler sein, seine bisherige Vorliebe für den Ball beibehält. © Deutsche Presse-Agentur