• 23:12 Uhr: ➤ Moskau kündigt Feuerpause für weitere Evakuierungen aus Mariupol an
  • 20:23 Uhr: Scholz will Gespräche auch mit Putin fortsetzen
  • 19:51 Uhr: Selenskyj: Russischer Truppenabzug Bedingung für Friedensabkommen
  • 19:09 Uhr: Lula hält Selenskyi für Krieg genauso verantwortlich wie Putin
  • 16:40 Uhr: Laut Mariupol-Bürgermeister: Erneut Kämpfe um Asow-Stahlwerk ausgebrochen
  • 14:35 Uhr: Weiterer offener Brief an Scholz fordert weitere Waffenlieferungen
  • 13:37 Uhr: Scholz fordert von Ukraine, auf Bundespräsident Steinmeier zuzugehen
  • 11:50 Uhr: Russland könnte Öl-Embargo laut IfW längerfristig verkraften
  • 09:40 Uhr: Von der Leyen fordert Strafmaßnahmen für Kriegsverbrecher
  • 06:37 Uhr: Kiew behauptet: Russland plündert Getreide-Silos - bereits 400.000 Tonnen abtransportiert
  • 04:12 Uhr: Pro Asyl kritisiert Verschleppung von Ukrainern nach Russland
  • 01:52 Uhr: EU-Kommission schlägt Öl-Embargo gegen Russland vor

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➤ Moskau kündigt Feuerpause für weitere Evakuierungen aus Mariupol an

Russland hat eine Feuerpause und einen vorübergehenden Rückzug der eigenen Truppen für weitere Evakuierungen von Zivilisten aus dem belagerten Stahlwerk in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol angekündigt. Am Donnerstag, Freitag und Samstag sollten jeweils von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr bis 17.00 Uhr MESZ) so genannte Fluchtkorridore eingerichtet werden, teilte der vom russischen Verteidigungsministerium eingerichtete Koordinierungsstab für humanitäre Maßnahmen am Mittwochabend mit.

«Während dieser Zeit stellen Russlands Streitkräfte und die Formationen der Volksrepublik Donezk jegliche Kampfhandlungen ein, die Einheiten werden auf eine sichere Entfernung zurückgezogen», heißt es in der Mitteilung. Aus dem Stahlwerk Azovstal gerettete Zivilisten dürften anschließend selbst entscheiden, ob sie in der Ukraine bleiben oder nach Russland gebracht werden wollen.

Mariupol am Asowschen Meer ist kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als zwei Monaten unter Belagerung geraten und mittlerweile weitgehend von russischen Truppen und prorussischen Separatisten aus dem Gebiet Donezk erobert worden. Auf dem Werksgelände von Azovstal haben sich die letzten verbliebenen ukrainischen Kämpfer verschanzt. Eingeschlossen sein sollen weiter aber auch rund 200 Zivilisten sein, die dort Zuflucht suchten.

Am vergangenen Wochenende wurden mehr als 150 Menschen gerettet, eine weitere geplante Evakuierungsaktion scheiterte aber Anfang der Woche. Ukrainische Kämpfer warfen Russland zuletzt vor, mit dem Sturm auf Azovstal begonnen zu haben, was der Kreml dementierte.

Am Mittwochabend bekräftigte der Kommandeur des ukrainischen Asow-Regiments, Denys Prokopenko, auf seinem Telegram-Kanal allerdings, russische Soldaten drängen schon am zweiten Tag infolge auf das Werksgelände ein. Die ukrainischen Kämpfer hätten aber weiter nicht vor aufzugeben.

Die Lage im Überblick:

Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt.

Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote, wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Nach Angaben der UN sind inzwischen mehr als 5,5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 04. Mai), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Panzer der Klasse Gepard soll die Ukraine aus Deutschland erhalten. Dass die Nato aktiv in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

Botschafter Andrij Melnyk: Olaf Scholz spielt "beleidigte Leberwurst"

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat das vorläufige Nein von Bundeskanzler Olaf Scholz zu einer Kiew-Reise scharf kritisiert. "Eine beleidigte Leberwurst zu spielen klingt nicht sehr staatsmännisch", sagte Melnyk der Deutschen Presse-Agentur. "Es geht um den brutalsten Vernichtungskrieg seit dem Nazi-Überfall auf die Ukraine, es ist kein Kindergarten."

Am ersten April-Wochenende sorgten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und Völkermord und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet trotz zahlreicher Hinweise am Tod der Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, die Verhandlungen mit Russland sollen weiter fortgesetzt werden.

Am 18. April begann laut ukrainischer Aussage eine lange vorbereitete Großoffensive Russlands im Osten der Ukraine.

Die weiteren Meldungen des Tages:

Scholz will Gespräche auch mit Putin fortsetzen

20:24 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz wird nach eigener Aussage weiterhin auch mit dem russischen Präsident Wladimir Putin reden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Dienstag mit Putin telefoniert. Auf die Frage, ob er auch entsprechende Pläne habe, verwies Scholz am Mittwoch in Berlin auf viele Gespräche mit den Präsidenten der Ukraine und Russlands. Diese seien richtig gewesen. «Und selbstverständlich werde ich die auch fortsetzen. Die Situation ist aber wie sie ist und was gegenwärtig stattfindet, darüber dürfen wir uns keinerlei Illusionen machen», fügte er hinzu.

Der russische Präsident verfolge unverändert eine Zielrichtung, die nicht hingenommen werden könne und die in die Irre führe, sagte Scholz. Ein Friede könne nur gewonnen werden, wenn sich Russland darauf einlasse, mit der Ukraine eine Vereinbarung abzuschließen, die diese selbst unterstütze. «Ein Diktatfrieden wird nicht funktionieren.» Der Bundeskanzler nannte die Situation «unverändert bedrohlich» und «dramatisch» und forderte Putin zu einem Ende der Kampfhandlungen auf: «Russland soll sofort die Waffen schweigen lassen.»

Selenskyj: Russischer Truppenabzug Bedingung für Friedensabkommen

19:51 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat russischen Forderungen nach Gebietsabtretungen ein weiteres Mal eine klare Absage erteilt. «Das Ziel eines jeden Ukrainers ist die Wiederherstellung der territorialen Unversehrtheit in den internationalen Grenzen», sagte Selenskyj bei einer Veranstaltung des «Wall Street Journals» laut einer Mitteilung vom Mittwoch. «Wir werden nicht auf einen eingefrorenen Konflikt eingehen», betonte er. Die russischen Truppen müssten sich zurückziehen. Außerdem müsse Kremlchef Wladimir Putin einer Waffenruhe zustimmen. «Und das, wenn möglich, öffentlich», forderte Selenskyj. Das wiederum sei die Voraussetzung für ein Friedensabkommen.

Zugleich gestand der 44-Jährige ein, dass die Wiederherstellung der territorialen Unversehrtheit insbesondere mit Blick auf die seit 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim «schwierig» werde. Moskau hatte Ende Februar einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine begonnen und fordert unter anderem die Anerkennung der Krim als russisch sowie die Unabhängigkeit der ostukrainischen Separatistengebiete Donezk und Luhansk.

Lula hält Selenskyi für Krieg genauso verantwortlich wie Putin

19:09 Uhr: Der ehemalige brasilianische Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi für seine Haltung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert. «Dieser Typ ist für den Krieg genauso verantwortlich wie Putin», sagte Lula dem Magazin «Time» in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. Es sei unverantwortlich von westlichen führenden Politikern, Selenskyi zu feiern statt sich auf Verhandlungen hinter verschlossenen Türen zu konzentrieren. «Wir ermutigen diesen Typen - und dann denkt er, er sei das Sahnehäubchen.»

Er habe nie aufgegeben, sagte Lula mit Blick auf seine eigene Rückkehr in die erste Reihe der Politik. «Politik ist in jeder Zelle meines Körpers, weil ich einen guten Grund habe.» Der ehemalige brasilianische Staatschef will mit seinem früheren Kontrahenten Gerardo Alckmin in den Wahlkampf für eine mögliche Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien im Oktober ziehen.

Lula, 76, regierte Brasilien von 2003 bis 2011. Im Jahr 2018 wurde er wegen Korruption und Geldwäsche zu zwölf Jahren und einem Monat Haft verurteilt. Obwohl der populäre linke Politiker in den Umfragen vorne gelegen hatte, konnte er nicht an der Präsidentenwahl 2018 teilnehmen. Der rechtspopulistische Jair Bolsonaro gewann.

Ein Richter am Obersten Gerichtshof in Brasília hob die Verurteilungen Lulas im März vergangenen Jahres auf, womit dieser seine politischen Rechte zurückbekam. Bald darauf kehrte er auch auf die politische Bühne zurück. In jüngsten Umfragen liegt Lula vor Bolsonaro, der sich eine weitere Amtszeit sichern will.

Hilfe für geflüchtete Behinderte und Pflegebedürftige aus der Ukraine

17:31 Uhr: Geflüchtete Menschen mit Behinderung und Pflegebedürftige aus der Ukraine können sich für den Erhalt von Hilfsangeboten von einer neuen Kontaktstelle des Bundes unterstützen lassen. Geschaffen wurde die Stelle von den Bundesministerien für Soziales sowie Gesundheit, das Deutsche Rote Kreuz hilft mit seinen Netzwerken, wie aus einer Mitteilung vom Mittwoch hervorgeht.

Die Bundeskontaktstelle stelle grundlegende Informationen rund um das Thema Flucht und Behinderung sowie Pflegebedarf zur Verfügung, heißt es. Sie fungiere als Schaltstelle der vielen in das Fluchtgeschehen involvierten Akteure und trage mit den Bundesländern zur Vermittlung von Angeboten bei.

Die Bundeskontaktstelle ist auf folgendem Weg zu erreichen:

Finnland verdächtigt Russland der Luftraumverletzung

17:00 Uhr: Eine russische Militärmaschine ist mutmaßlich in den finnischen Luftraum eingedrungen. Sie stehe im Verdacht, den Luftraum des EU-Landes am Mittwoch über Kesälahti und Parikkala nahe der finnisch-russischen Grenze verletzt zu haben, teilte das finnische Verteidigungsministerium mit.

Der Grenzschutz habe Ermittlungen eingeleitet. Nach Informationen des Rundfunksenders Yle handelte es sich um einen Hubschrauber vom Typ Mi-17, der vier bis viereinhalb Kilometer in den Luftraum über Finnland hineingeflogen sein soll.

Finnland und Russland haben eine über 1.300 Kilometer lange gemeinsame Grenze. Wie das benachbarte Schweden debattiert Finnland seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine intensiv über einen Beitritt zur Nato - ein Schritt, vor dem Moskau mehrmals gewarnt hat. Erst vor wenigen Tagen hatte ein russisches Militärflugzeug kurzzeitig den schwedischen und dänischen Luftraum verletzt.


Bürgermeister von Mariupol berichtet von heftigen Kämpfen am Asow-Stahlwerk

16:40 Uhr: Um das von russischen Truppen eingekesselte Asow-Stahlwerk haben am Mittwoch nach ukrainischen Angaben heftige Kämpfe getobt. Der Kontakt zu den dort verschanzten ukrainischen Kämpfern sei "verloren gegangen", sagte der Bürgermeister der südukrainischen Hafenstadt, Wadym Boitschenko, im Fernsehen.

Russland hatte kurz zuvor einen Großangriff auf das Stahlwerk dementiert. "Es gibt keine Erstürmung", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. "Der Oberbefehlshaber hat öffentlich den Befehl gegeben, alle Angriffe einzustellen", sagte Peskow mit Blick auf eine Anordnung von Präsident Wladimir Putin vom 21. April. Putin hatte vor knapp drei Wochen angeordnet, das Werk weiter zu belagern - so engmaschig, dass "keine Fliege mehr heraus kann".

Das ukrainische Militär hatte am Dienstag erklärt, die russischen Streitkräfte hätten eine groß angelegte Offensive mit Panzern auf das Stahlwerk gestartet, nachdem rund hundert Zivilisten aus den Tunneln unter dem Stahlwerk evakuiert worden waren.

Nach ukrainischen Angaben sitzen noch zahlreiche Zivilisten in den Tunneln auf dem Werksgelände fest. Der Industriekomplex ist der letzte Rückzugsort ukrainischer Soldaten in Mariupol. Russland kontrolliert einen großen Teil der strategisch wichtigen Hafenstadt. Nach wochenlanger Belagerung ist Mariupol weitgehend zerstört.

Moskau: Israelis kämpfen in der Ukraine an der Seite des Asow-Regiments

16:34 Uhr: Israelische "Söldner" kämpfen laut russischer Darstellung angeblich in der Ukraine an der Seite des Asow-Regiments. Die Sprecherin des Außenministeriums im Moskau, Maria Sacharowa, sagte am Mittwoch im Staatssender Sputnik: "Israelische Söldner befinden sich quasi Schulter an Schulter mit Asow-Kämpfern." Das Asow-Regiment wird von Moskau als neonazistisch bezeichnet.

Mit ihren Äußerungen heizte Sacharowa die Spannungen mit Israel weiter an. Für Empörung in Israel hatten in den vergangenen Tagen Aussagen des russischen Außenminister Sergej Lawrow gesorgt, der behauptet hatte, Adolf Hitler habe "jüdisches Blut" gehabt.

Lawrow hatte in dem Interview mit dem italienischen Medienkonzern die Anschuldigung wiederholt, in der ukrainischen Regierung gebe es Neonazis. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist Jude. Lawrow kommentierte dies mit den Worten: "Ich könnte mich irren, aber Hitler hatte auch jüdisches Blut." Israels Außenminister Jair Lapid nannte diese Äußerungen "skandalös" und "unverzeihlich".

Das Asow-Regiment war 2014 als Freiwilligenbataillon gegründet worden und kämpfte gegen pro-russische Kämpfer in der Ostukraine. Seine Kämpfer sorgten in der Vergangenheit mit Neonazi-Symbolen für Aufsehen. Inzwischen übernahm das ukrainische Militär die Kontrolle über das Regiment.

Seit Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine kämpft das Asow-Regiment an der Seite der ukrainischen Armee. Asow-Kämpfer sind auch in dem von der russischen Armee eingekesselten Asow-Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol verschanzt.

Regierung: Keine russischen Cyberangriffe im Zusammenhang mit Ukraine-Krieg

15:57 Uhr: Deutschland ist nach Angaben der Bundesregierung bisher nicht Ziel von größeren russischen Hackerangriffen wegen des Ukraine-Kriegs geworden. Es seien "bislang keine zielgerichteten Cyberangriffe gegen Deutschland bekannt, die im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine stehen und nachweislich russischen Quellen zugeordnet werden können", heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der Unionsfraktion.

CDU/CSU hatten dabei nach "aktiven cybertechnischen Maßnahmen gegen russische 'Trollfarmen' und Hackergruppen" gefragt. Andere EU-Länder haben Russland seit Kriegsbeginn Ende Februar bereits Cyberangriffe vorgeworfen. Bulgarien beschuldigte Russland diese Woche einer Cyberattacke auf seine Post. Rumänien meldete Ende April Angriffe auf Websites des Verteidigungsministeriums, der Grenzpolizei und er Eisenbahn.

Die USA und ihre Partner im Geheimdienstbündnis Five Eyes hatten im April vor möglichen russischen Cyberangriffen gegen Unterstützerstaaten der Ukraine gewarnt. Die Hinweise darauf, dass die russische Regierung "Möglichkeiten für Cyberattacken" auslote, verdichteten sich, hieß es in einer Warnung des Bündnisses, dem auch Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland angehören.

Ukrainische Behörden: Mehr als 1.200 Leichen rund um Kiew gefunden

15:29 Uhr: In der Umgebung der ukrainischen Hauptstadt Kiew werden auch mehr als einen Monat nach dem Abzug der russischen Truppen beinahe täglich weitere Leichen von Zivilisten gefunden.

Bis Mittwoch seien insgesamt 1.235 ermordete Zivilisten entdeckt worden, teilte der Chef der Gebietsverwaltung, Olexander Pawljuk, am Mittwoch im Nachrichtendienst Telegram mit. Davon seien 282 immer noch nicht identifiziert. Erst am Dienstag seien 20 neue Todesopfer mit Folterspuren in Leichenhallen gebracht worden.

Der russische Angriffskrieg auf das Nachbarland dauert bereits seit Ende Februar. Große Teile nördlich und nordwestlich der Hauptstadt waren einen Monat lang von russischen Truppen besetzt. Der Fund von Leichen in Städten wie Butscha - einige der Toten mit gefesselten Händen - sorgte weltweit für Entsetzen.

Moskau dementiert, dafür verantwortlich zu sein. Die Vereinten Nationen beziffern nach mehr als zwei Monaten Krieg die Gesamtzahl der getöteten Zivilisten auf mehr als 3.200. Sie gehen aber von weitaus höheren Opferzahlen aus.

Gegenappell an Scholz: Intellektuelle plädieren für Waffenlieferung

14:35 Uhr: Reaktion auf den kürzlich veröffentlichten Offenen Brief: Mehrere Intellektuelle haben sich in einem gemeinsamen Aufruf an Bundeskanzler Olaf Scholz gewandt und sich für eine kontinuierliche Lieferung von Waffen an die Ukraine ausgesprochen.

Es gebe keinen Unterschied zwischen "defensiven" und "offensiven" Rüstungsgütern. "In den Händen der Angegriffenen sind auch Panzer und Haubitzen Defensivwaffen, weil sie der Selbstverteidigung dienen", heißt es in dem Schreiben, das am Mittwoch auf "Zeit Online" veröffentlicht wurde.

Unterzeichnet wurde es unter anderem von dem Publizisten und ehemaligen Grünenpolitiker Ralf Fücks, den Schriftstellern Daniel Kehlmann und Maxim Biller, der früheren Leiterin der Stasi-Unterlagenbehörde Marianne Birthler, der Autorin Eva Menasse, dem Verleger Mathias Döpfner, der Historikerin Hedwig Richter und dem Soziologen Armin Nassehi.

Weiter heißt es in dem Text, "wer einen Verhandlungsfrieden will, der nicht auf die Unterwerfung der Ukraine unter die russischen Forderungen hinausläuft, muss ihre Verteidigungsfähigkeit stärken und die Kriegsfähigkeit Russlands maximal schwächen". Die Unterzeichner forderten zudem eine Ausweitung wirtschaftlicher Sanktionen auf den Energiesektor. Es liege im Interesse Deutschlands, einen Erfolg des russischen Angriffskriegs zu verhindern.

Die Feministin Alice Schwarzer und andere Prominente wie der Schriftsteller Martin Walser hatten zuvor in einem am Freitag veröffentlichten Brief an Scholz appelliert, weder direkt noch indirekt schwere Waffen an die Ukraine zu liefern, um dem russischen Präsidenten Wladimir Putin kein Motiv für eine Ausweitung des Krieges auf die Nato-Staaten zu geben.

Sie forderten Anstrengungen für einen raschen Waffenstillstand und einen "Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren können". Der Brief fand digital Zehntausende Unterstützer, traf aber auch auf heftige Kritik.

Kreml dementiert Generalmobilmachung

14:18 Uhr: Mit Blick auf den Krieg gegen die Ukraine hat der Kreml Spekulationen über eine bevorstehende Generalmobilmachung in Russland zurückgewiesen. "Das ist nicht wahr. Das ist Unsinn", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge.

Auf die Frage, ob Präsident Wladimir Putin zum "Tag des Sieges" über Hitler-Deutschland am 9. Mai der Ukraine den Krieg erklären könnte, sagte Peskow ebenfalls: "Nein. Das ist Unsinn." Seit Russlands Angriff auf die Ukraine Ende Februar bezeichnet der Kreml die Kämpfe im Nachbarland stets nur als "militärische Spezial-Operation".

Mehrere Medien hatten Mutmaßungen aufgegriffen, Putin könnte am Montag die allgemeine Mobilmachung von Soldaten und Reservisten ausrufen, um die stockende Offensive in der Ukraine voranzutreiben. Russland feiert am 9. Mai traditionell mit einer großen Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau das Ende des Zweiten Weltkriegs. Putin wird dabei eine Rede halten, die in diesem Jahr mit besonderer Spannung erwartet wird.

Viele Experten gingen ursprünglich davon aus, dass der Kremlchef dann Erfolge in der Ukraine feiern will. Putin nennt die angebliche "Entnazifizierung" des Nachbarlands als eines der wichtigsten Ziele des Einsatzes genannt. Nun aber gehen manche Beobachter eher von einer Intensivierung der Kampfhandlungen aus. Andere halten es für wahrscheinlicher, dass Putin erklären könnte, die ostukrainischen Gebiete Luhansk und Donezk Russland einzuverleiben.

Bundeskanzler Scholz verteidigt seinen Ukraine-Kurs

Bundeskanzler Olaf Scholz verteidigt seine Ukraine-Politik gegen Vorwürfe, er agiere zu zögerlich und ängstlich angesichts der russischen Aggression. "Ich treffe meine Entscheidungen schnell - und abgestimmt mit unseren Verbündeten. Übereiltes Agieren und deutsche Alleingänge sind mir suspekt", sagte der SPD-Politiker. An diesem Kurs wolle er festhalten. (Foto: IMAGO/Future Image/IMAGO/Frederic Kern)

Moskau stellt weitere Evakuierungen aus Stahlwerk in Aussicht

13:44 Uhr: Ungeachtet neuer russischer Angriffe auf das belagerte Stahlwerk Azovstal in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol hat Moskau weitere Evakuierungen von Zivilisten in Aussicht gestellt.

Russlands Militär habe den in den Werksgebäuden verschanzten ukrainischen Kämpfern mehrfach angeboten, Zivilisten freizulassen und selbst die Waffen niederzulegen, sagte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. "Wir setzen diese Versuche fort." Zuvor hatte bereits die ukrainische Seite mitgeteilt, sich auf eine neue Evakuierungsaktion vorzubereiten.

Aus dem seit Wochen umkämpften Stahlwerk in der Großstadt am Asowschen Meer waren in den vergangenen Tagen mehr als 150 Menschen gerettet worden. Zugleich berichtete das ukrainische Asow-Regiment am Dienstag von einem neuen Sturm der Russen auf Azovstal. Kremlsprecher Dmitri Peskow bestritt am Mittwoch allerdings, dass russische Soldaten das Gelände stürmten. Es werde nur das Feuer der ukrainischen Truppen niedergehalten, sagte er.

Der Polizeichef von Mariupol, Mychajlo Werschynin, sagte unterdessen dem britischen Sender BBC, es seien insgesamt 500 Verletzte im Stahlwerk eingeschlossen - 200 davon in kritischem Zustand.

Scholz: Ukraine muss Steinmeier entgegenkommen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die ukrainische Regierung aufgefordert, auf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zuzugehen.

Angesichts der Verstimmungen um Steinmeiers Ausladung halte er es für angebracht, "dass jetzt die Ukraine auch ihren Beitrag leisten muss im Gespräch mit dem Bundespräsidenten", sagte Scholz am Mittwoch zum Abschluss der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg. Derzeit fänden Gespräche zwischen beiden Seiten zu dem Thema statt, sagte der Kanzler.

Was genau er von der Ukraine erwarte, wolle er öffentlich nicht sagen, weil das nicht zu einer Lösung beitragen würde, sagte er. Scholz bekräftigte in Meseberg seine Kritik am Vorgehen der Ukraine und betonte, dass er sich bei seiner Kritik mit der großen Mehrheit der Menschen in Deutschland einig sehe: "Das ist für die deutsche Regierung, auch für das deutsche Volk, ein Problem, dass der Bundespräsident gebeten wurde, nicht zu kommen, und darüber wird man sich Gedanken machen müssen."

Der Kanzler hob hervor, dass er auch nach Steinmeiers Ausladung "sehr oft mit dem ukrainischen Präsidenten telefoniert" habe und dies auch weiterhin tun wolle. "Insofern sind wir in engstem Austausch miteinander, und das ist die Haltung, die wir als Regierung haben."

Belarus startet "überraschende" Militärübung

11:39 Uhr: Russlands Verbündeter Belarus hat am Mittwoch eine unangekündigte Militärübung gestartet. Ziel des "überraschenden" Manövers sei es, die Reaktionsfähigkeit der Armee testen, teilte das belarussische Verteidigungsministerium mit.

Es gehe darum, "die Bereitschaft und die Fähigkeit der Truppen zu testen, schnell auf eine mögliche Krise zu reagieren". Das Verteidigungsministerium veröffentlichte Fotos, die Kolonnen von Fahrzeugen zeigen, darunter auch Panzer, die auf einer Straße fahren.

Die belarussischen Militärmanöver dürften im Nachbarland Ukraine mit großer Aufmerksamkeit verfolgt werden. Die Regierung in Kiew hat mehrfach den Verdacht geäußert, dass Belarus erwäge, Truppen in die Ukraine zu entsenden, um die russische Offensive dort zu unterstützen.

Belarus wird seit knapp 30 Jahren mit harter Hand von Machthaber Alexander Lukaschenko regiert. Er ist ein Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Belarus dient als Rückzugsgebiet und logistische Basis für den russischen Militäreinsatz in der Ukraine.

In Belarus regt sich aber auch Unmut über die indirekte Beteiligung an dem Konflikt. In den vergangenen Wochen waren mehrere Sabotageakte gegen Bahnanlagen verübt worden. Mehrere Verdächtige wurden festgenommen.

IfW: Russland kann auch bei Öl-Embargo finanziell lange durchhalten

11:50 Uhr: Auch ein Öl-Embargo wird Russland laut Einschätzung des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel nicht zu einem schnellen Einlenken im Ukraine-Krieg bewegen. "Der Westen wird langes Durchhaltevermögen zeigen müssen", erklärte der IfW-Handelsexperte, Rolf Langhammer, am Mittwoch.

Die aktuelle Situation des russischen Haushalts und strukturelle Besonderheiten der Wirtschaft ermöglichten dem Land demnach ein "längeres Durchhalten" in Form einer auf "Autarkie setzenden Kriegswirtschaft".

Der russische Haushalt habe mit einer im internationalen Vergleich sehr niedrigen Verschuldungsquote von 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts eine "stabile Finanzlage" erreicht, so die IfW-Analyse. Hinzu kämen hohe Ersparnisse, geringe Ausgaben und eine große Reservenbildung.

Auch die hohen Energiepreise spielen dem Kreml demnach in die Hände: So stiegen zuletzt die Erlöse aus Exporten in Länder, die sich dem Sanktionsregime gegen Russland nicht angeschlossen haben oder, wie Deutschland, weiterhin fossile Brennstoffe aus Russland beziehen.

Ein struktureller Vorteil sei zudem die hohe Anzahl der Beschäftigten im öffentlichen Sektor. Diese Beschäftigten seien der Garant für die politische Unterstützung von Präsident Wladimir Putin im eigenen Land, wie Langhammer weiter ausführte. Durch Preiskontrollen und Einkommenshilfen würde diese Gruppe bevorzugt vor den Folgen der Sanktionen geschützt.

Zwar werde der Ausfall wichtiger Kapitalgüter aus dem Ausland "mit Sicherheit sehr negative Folgen" haben, prognostizierte Langhammer. Hoffnungen "auf ein zeitnahes Einlenken Russlands im Ukraine-Krieg angesichts der einschneidenden westlichen Sanktionen" dürften aber enttäuscht werden.

"Keine Tourismusreisen": Baerbock hält sich zu Kiew-Plänen bedeckt

10:58 Uhr: Nach der Kiew-Reise von Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) bleibt weiter offen, wann der erste Ukraine-Besuch eines deutschen Regierungsvertreters seit Kriegsbeginn stattfindet. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat zwar bereits eine Reise angekündigt, wollte aber am Mittwoch noch nicht konkreter werden.

"Solche Reisen werden genau vorbereitet, aber es sind ja keine Tourismusreisen", sagte sie am Rande der Kabinettsklausur in Meseberg bei Berlin. Deswegen würden Reisetermine auch nicht bekanntgegeben.

Die Grünen-Politikerin sagte auch, dass die Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Reiseplanung der Regierung erschwert habe. Mit Blick darauf müsse man "alles etwas umorganisieren" und schauen, "was wie am meisten Sinn macht". Auf die Frage, ob Mitglieder der Bundesregierung erst nach Kiew reisen würden, wenn der Bundespräsident dort war, antwortete Baerbock nicht.

Scholz hatte am Montag gesagt, dass die kurzfristige Absage einer Steinmeier-Reise nach Kiew durch die ukrainische Seite im April für ihn ein Hinderungsgrund für eine eigene Reise sei. CDU-Chef Merz hatte am Dienstag als erster deutscher Spitzenpolitiker seit Kriegsbeginn Kiew besucht und anschließend Scholz eine Reise dorthin empfohlen.

Russisches Militär beschießt Eisenbahnstationen in der Ukraine

10:30 Uhr: Das russische Militär hat nach eigenen Angaben in der vergangenen Nacht mehrere Eisenbahnstationen in der Ukraine mit Langstreckenraketen beschossen. "Es wurden sechs Umspannwerke der Eisenbahn nahe der Stationen Pidbirzi, Lwiw, Wolowez, Tymkowe und Pjatichatka vernichtet, durch die Transporte von Waffen und Munition aus den USA und den europäischen Ländern für die ukrainischen Truppen im Donbass liefen", teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Mittwoch mit.

Darüber hinaus berichtete er über schwere Luft- und Artillerieangriffe der russischen Truppen entlang der Front. So hätten Artillerieeinheiten rund 500 Ziele beschossen, darunter Kommando- und Stützpunkte, Depots und Truppenansammlungen. Dabei seien mehr als 300 ukrainische Soldaten getötet worden. Durch russische Raketen wiederum seien mehrere ukrainische Artilleriestellungen und Luftabwehrsysteme ausgeschaltet worden.

Unabhängig lassen sich die meisten Angaben nicht überprüfen. Allerdings hatte es schon in der Nacht von ukrainischer Seite eine Bestätigung der Raketenangriffe auf mehrere Bahnstationen gegeben.

Bundesregierung prüft Lieferung von fünf Panzerhaubitzen an Ukraine

10:06 Uhr: Die Bundesregierung prüft weiterhin die Lieferung von schweren Artilleriegeschützen aus den Beständen der Bundeswehr an die Ukraine.

Es werde mit den Verbündeten erörtert, ob die Ukraine mit fünf von etwa 40 einsatzbereiten deutschen Panzerhaubitzen 2.000 unterstützt werden könne, sagte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht am Mittwoch am Rande der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg bei Berlin. Die SPD-Politikerin betonte aber auch: "Ich habe diese Entscheidung nicht getroffen, solche Haubitzen zu liefern."

Bereits beschlossen ist, dass die Bundeswehr ukrainischen Soldaten die Bedienung von Panzerhaubitzen in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz beibringt. Dabei geht es zunächst um Geschütze, die vom Nato-Partner Niederlande bereits fest zugesagt wurden.

In der vergangenen Woche hatte die Bundesregierung erstmals den Export schwerer Waffen direkt aus Deutschland genehmigt. Die Ukraine soll zunächst 50 Gepard-Flugabwehrpanzer erhalten. Bei den Panzerhaubitzen handelt es sich um schwere Artilleriegeschütze, die 40 Kilometer weit schießen können. Die Lieferung von Kampfpanzern westlicher Bauart wie dem Leopard aus Deutschland in die Ukraine ist bisher nicht vorgesehen.

Von der Leyen zu Kriegsverbrechern: "Wir wissen, wer Sie sind"

09:40 Uhr: Verantwortliche für Kriegsverbrechen in der Ukraine sollen mit EU-Strafmaßnahmen belegt werden. Einen entsprechenden Vorschlag für die EU-Staaten präsentierte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Mittwoch im Straßburger EU-Parlament.

Man führe eine Liste mit hochrangigen Offizieren und anderen Einzelpersonen, die in Butscha Kriegsverbrechen begangen hätten und die für die unmenschliche Belagerung der Stadt Mariupol verantwortlich seien, sagte die Deutsche.

Somit erhielten alle "Kriegsknechte des Kremls" ein weiteres eindeutiges Signal: "Wir wissen, wer Sie sind, und Sie werden zur Verantwortung gezogen." Die EU hat im Zuge der russischen Aggression gegen die Ukraine mehr als 1000 Menschen mit Strafmaßnahmen belegt. Dies umfasst etwa Einreisesperren und das Einfrieren von Vermögen.

Von der Leyen: Embargo für russisches Öl wird nicht einfach

09:27 Uhr: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat eingeräumt, dass das geplante Öl-Embargo gegen Russland manchen Ländern große Anstrengungen abverlangen wird.

"Machen wir uns nichts vor: Das wird nicht einfach", sagte sie am Mittwochmorgen im EU-Parlament in Straßburg. "Einige Mitgliedstaaten hängen erheblich von russischem Öl ab."

Konkret sieht das geplante Embargo nach Angaben der deutschen Spitzenpolitikerin vor, russische Rohöllieferungen innerhalb von sechs Monaten und den Import raffinierter Erzeugnisse bis Ende des Jahres auslaufen zu lassen. "Auf diese Weise maximieren wir den Druck auf Russland und halten gleichzeitig Kollateralschäden für uns und unsere Partner weltweit möglichst gering."

Hintergrund der Strafmaßnahmen ist der russische Krieg gegen die Ukraine.

Belarus schickt schnelle Eingreiftruppe in unangekündigtes Manöver

07:55 Uhr: Vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs prüft Belarus in einem unangekündigten Militärmanöver seine schnelle Eingreiftruppe. Während der Inspektion müssen "die Truppenteile und Einheiten Aspekte der Gefechtsbereitschaft, des Marschs in die befohlenen Einsatzgebiete und der Durchführung von Gefechtsaufgaben einüben", teilte das belarussische Verteidigungsministerium am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal mit.

Das Manöver dient der Beschreibung nach der Abwehr von Boden- und Luftangriffen. Die Anzahl der beteiligten Truppenteile würden schrittweise vergrößert. Ziel der Inspektion sei es, zu überprüfen, wie schnell die Eingreiftruppe auf plötzliche Krisensituationen reagieren könne. Die Militärübung "birgt keine Gefahr, weder für die europäische Gesellschaft im Ganzen noch für die Nachbarländer im Besonderen", betonte die belarussische Führung.

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar, der teilweise auch von belarussischem Gebiet aus erfolgte, sind die Beziehungen zwischen Minsk und Kiew gespannt. Die USA und die EU haben wegen des Kriegs auch Sanktionen gegen Belarus verhängt. Machthaber Alexander Lukaschenko hat bislang aber stets dementiert, sich an der russischen Invasion mit eigenen Truppen beteiligen zu wollen.

Kiew behauptet: Russland plündert Getreide-Silos - bereits 400.000 Tonnen abtransportiert

06:57 Uhr: Russland hat aus den besetzten Gebieten der Ukraine nach Kiewer Angaben 400.000 Tonnen Getreide abtransportieren lassen. Das sei etwa ein Drittel der Getreidevorräte in den Regionen Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk, sagte Vizeagrarminister Taras Wyssozkyj im ukrainischen Fernsehen. Vor dem Krieg hätten dort etwa 1,3 Millionen Tonnen Getreide gelagert zur täglichen Versorgung, aber auch zur Aussaat. "Da gab es keine strategischen Reserven", sagte Wyssozkyj nach Angaben aus der Nacht zum Mittwoch. Werde der Getreidebestand weiter reduziert, drohe in diesen Gebieten eine Hungersnot.

Der zwangsweise Abtransport von Getreide ist zwischen Ukrainern und Russen historisch ein schmerzhaftes Thema. Als der Sowjetdiktator Josef Stalin die Bauern in die Kolchosen zwang und Getreide mit Gewalt beschlagnahmen ließ, verhungerten 1932/33 in der Ukraine etwa vier Millionen Menschen. Tote gab es auch im Süden Russlands und in Kasachstan. Die Ukraine betrachtet die künstlich erzeugte Hungersnot, den sogenannten Holodomor, als von Moskau befohlenen Völkermord.

Ukrainische Militärausrüstung soll in der Slowakei repariert werden

05:56 Uhr: Beschädigte ukrainische Militärausrüstung soll künftig in der Slowakei repariert werden. Das Staatsunternehmen Konstrukta-Defence habe mit der Ukraine einen Vertrag zur Reparatur und Modernisierung ukrainischer Militärtechnologie abgeschlossen, erklärte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums in Bratislava am Dienstag. In einer ersten Lieferung gehe es um dutzende gepanzerte Fahrzeuge vom Typ BRDM-2.

Verteidigungsminiter Jaroslav Nad und Regierungschef Eduard Heger hatten bereits Anfang des Monats die Bereitschaft erklärt, der Ukraine bei der Instandsetzung beschädigter Militärgüter zu helfen.

Pro Asyl kritisiert Verschleppung von Ukrainern nach Russland

04:12 Uhr: Die Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl hat Verschleppungen von Ukrainern nach Russland angeprangert. "Wenn man Menschen, die fliehen wollen, an der Flucht hindert und in einen anderen Staat bringt, dann ist das eine Verschleppung und damit eine krasse Menschenrechtsverletzung", sagte ihr Geschäftsführer Günter Burkhardt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Mittwoch). "Das reiht sich ein in eine Kette verbrecherischer Handlungen, die das Putin-Regime begeht. Allerdings sind die Handlungsmöglichkeiten anderer Staaten in einem eskalierenden Krieg begrenzt."

Burkhardt beklagte zugleich, dass Männer im wehrfähigen Alter die Ukraine auf Anordnung der Regierung in Kiew nicht verlassen dürften. "Es ist ebenfalls ein Menschenrecht, an einem Krieg nicht teilnehmen zu wollen", sagte er dem RND.

Aus den umkämpften Gebieten der Ukraine sind nach Moskauer Militärangaben schon fast 1,1 Millionen Menschen nach Russland gebracht worden. Knapp 200 000 von ihnen seien Kinder, hatte Generaloberst Michail Misinzew am Montag gesagt. Nach russischer Darstellung werden diese Menschen aus der Ukraine vor den Kämpfen und angeblicher Gewalt der Kiewer Führung in Sicherheit gebracht. Die Ukraine sieht dies als Verschleppung ihrer Bürger aus den derzeit russisch besetzten Gebieten im Osten und Süden. Die russische Armee lasse die Menschen nicht auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet flüchten, heißt es in Kiew.

EU-Kommission schlägt Öl-Embargo gegen Russland vor

01:52 Uhr: Unternehmen aus Deutschland und den anderen EU-Staaten sollen in Zukunft kein russisches Öl mehr importieren dürfen. Das sieht der Vorschlag der EU-Kommission und des Europäischen Auswärtigen Dienstes für ein neues Paket mit Russland-Sanktionen vor, wie die Deutsche Presse-Agentur in Brüssel in der Nacht zum Mittwoch von mehreren Beamten erfuhr. Um den Ländern Zeit für die Umstellung geben, soll es Übergangsfristen geben.

Selenskyj: Heftige russische Raketenangriffe seien Zeichen der Schwäche

00:43 Uhr: Mit massiven Raketenangriffen auf ukrainische Eisenbahnanlagen will Russland nach Einschätzung der Kiewer Führung der Nachschub an westlichen Waffen stoppen. Das schrieb der Leiter des Präsidialamtes, Andrij Jermak, am Dienstagabend auf Telegram. Zuvor waren viele Landesteile von Explosionen erschüttert worden. Es werde aber nicht gelingen, den Nachschub an Rüstungsgütern aufzuhalten, sagte Jermak. "Es kommt alles an."

Politisch deutete Präsident Wolodymyr Selenskyj die Angriffe als Zeichen einer Ohnmacht Moskaus. "Offensichtlich hat das russische Militär heute äußerst nervös auf unsere Erfolge reagiert", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache in Kiew. Er berichtete von Angriffen mit Raketen auf Lwiw, Winnyzja, Odessa, das Kiewer Gebiet und das Umland von Dnipro.

Ein klares militärisches Ziel sei aber nicht zu erkennen, wenn selbst Transkapatien im äußersten Westen an der Grenze zu Ungarn beschossen werde. Die Russen kaschierten nur ihre Ohnmacht, "weil die Ukraine zu stark für sie ist", sagte Selenskyj.

Die russische Armee habe mehr als 20 Raketen auf die Ukraine abgeschossen, schrieb der Kommandeur der ukrainischen Luftwaffe, Juri Ignat, auf Facebook. Viele Raketen seien von Langstreckenbombern über dem Kaspischen Meer abgefeuert worden. Die Luftabwehr der Ukraine habe ihrerseits acht feindliche Marschflugkörper abgefangen. Diese militärischen Details waren nicht unabhängig überprüfbar. Nach Berichten zielten die Angriffe auf Bahnanlagen und die Stromversorgung. In Teilen des Gebietes Lwiw im Westen der Ukraine fiel der Strom aus.

Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 3. Mai finden Sie hier

Mit Material von dpa, AFP, APA
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