Görlitz/Dresden - Olaf Scholz oder Boris Pistorius: Die sächsische SPD scheint in der Kanzlerfrage unentschlossen.

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Auf Anfrage äußerte sich nur einer von 13 Unterbezirken der Partei, und auch die Parteizentrale in Dresden hüllt sich in Schweigen. Die Präferenz beziehungsweise die Stimmung unter den Genossinnen und Genossen gingen weit auseinander, teilte der Unterbezirk Görlitz mit.

Es gebe aber nicht wenige, "die sich Stand heute nur schwer vorstellen können, so kurz vor einem Wahltermin den Kandidaten auszutauschen, zumal den aktuellen Bundeskanzler", erklärte Harald Prause-Kosubek, Co-Vorsitzender des Kreisverbandes Görlitz. Andere würden darauf verweisen, dass es in der sogenannten K-Frage weder einen Automatismus noch einen geltenden Beschluss gebe.

Co-Chef: Woher kommen hohe Zustimmungswerte für Pistorius?

"Das sogenannte Zugriffsrecht ist seit langem umstritten und wurde in der Geschichte der Partei auch öfter abgelehnt, man nehme nur den Verzicht der beiden Bundesvorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans auf die Kandidatur 2021", so Prause-Kosubek. Was Pistorius angehe, frage er sich manchmal schon, wo dessen hohen Zustimmungswerte eigentlich herrührten: "Vorzuweisen hat er mit Blick auf den Kanzler vergleichsweise wenig."

Der Görlitzer Co-Vorsitzende erlebt seinen Kreisverband "hin- und hergerissen" und schließt sich selbst ein. "Vermutlich hätten wir mit einem Kandidaten Pistorius die besseren Chancen im direkten Duell mit Merz." Stünde der Wahltermin weiterhin bei Ende September, wäre eine "scheibchenweise Demontage von Olaf Scholz wohl eine logische Folge gewesen. Mindestens dies bleibt uns erspart."

Prause-Kosubek selbst will sich bei Zustimmung seines Kreisverbandes als Direktkandidat für Görlitz aufstellen lassen. Dort hat er es mit dem AfD-Bundeschef Tino Chrupalla als Kontrahenten zu tun. "Darauf werden meine Genossinnen und Genossen und ich unser ganzes Augenmerk richten. Die Frage "Scholz oder Pistorius" wird uns dabei nur am Rande bewegen."

Telefonkonferenz der Parteispitze

Auch bundesweit ist sich die SPD-Basis uneins, wer nun für die Partei bei den kommenden Bundestagswahlen am 23. Februar in den Wahlkampf-Ring steigen soll. Am Abend ist bei der SPD eine Telefonkonferenz mit der Parteispitze geplant. An dem Gespräch sollen die Parteivorsitzenden Lars Klingbeil und Saskia Esken, Generalsekretär Matthias Miersch und die stellvertretenden Parteivorsitzenden teilnehmen.  © Deutsche Presse-Agentur

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