Bereits seit Jahrzehnten wird um den Ausbau der vielbefahrenen B224 zur A52 in Gladbeck gerungen. Grund für den Autobahn-Ausbau ist die übergeordnete Verkehrssituation im mittleren Ruhrgebiet.
Eine leistungsfähige Nord-Süd-Verbindung soll für Entlastung zwischen Essen und Marl sorgen. Doch ein Geisterkrankenhaus aus dem Zweiten Weltkrieg, eine alte Steinhalde sowie der Naturschutz könnten die Pläne blockieren.
Die Autobahn GmbH des Bundes sieht den Autobahn-Ausbau zwischen Essen und Gelsenkirchen als Projekt "mit vordringlichem Bedarf zur Engpassbewältigung". Nach einigen Anpassungen, die den weiteren Verlauf der Trasse auf Gladbecker Gebiet betrafen, wurde der Ausbau der B224 zur A52 Ende 2015 beschlossen.
A52 im Tunnel unter Gladbeck – "Historisch einmalige Chance"
Gladbeck sieht in dem Ausbau große Entwicklungspotentiale für die Stadt. Die Bundesstraße 224 präge das Bild der Stadt in erheblichem Maße, ganze Stadtteile werden durch den Verlauf voneinander getrennt, erklärte die Stadt auf ihrer Website.
Der Neubau soll die A52 in einem Tunnel unter Gladbeck hindurchführen. Dadurch biete sich die "historisch einmalige Chance", große, derzeit brachliegende Flächen neu zu erschließen und einer neuen Nutzung zuzuführen, so die Stadt weiter.
Halde an der B224 darf nicht betreten werden – Lebensgefahr
Im Zuge des Ausbaus soll allerdings auch eine alte Bergbauhalde komplett entfernt werden, um Platz für die neue A52 und den neuen Tunnel zu machen. Das alte Areal, das seit Jahren aufgrund von akuter Lebensgefahr nicht betreten werden darf, müsste dann umgestaltet werden. Unter anderem sollen hier an der B224 Wohnungen sowie Industriestandorte entstehen.
Wenn es nach dem Willen der Fraktion "Soziales Bündnis" (Bürger in Gladbeck) geht, kommt es jedoch anders. Die Fraktion will die Steinhalde an der B224 erhalten und unter Naturschutz stellen. Sie sind auch die letzten Zeugen der Kohleförderung in der Stadt. Ein entsprechender Antrag sei gestellt worden, teilte das Bündnis Ende Februar 2025 mit.
Notkrankenhaus aus dem Zweiten Weltkrieg in alter Bergbauhalde
Die Erhaltung dieser natürlichen Umgebung sowie der dort lebenden ökologischen Gemeinschaften und ihrer Seltenheit sei schützenswert, wird der Antrag begründet. Darüber hinaus befinde sich in der Halde noch das Not-Krankenhaus aus dem Zweiten Weltkrieg, während auf der Halde ein Biotop mit diversen Tierarten entstanden sei. So seien dort die geschützten Roten Ameisen und auch Fledermäuse heimisch. Diese Tiere würden eine Lebensgemeinschaft in einem räumlich begrenzten Raum bilden.
Das Not-Krankenhaus wurde in den 1930er-Jahren angesichts des drohenden Zweiten Weltkriegs ein Stollensystem in die Große Steinhalde gegraben. Anschließend wurde das nahegelegene St. Barbara-Hospital in das Stollensystem verlegt. Das Krankenhaus konnte nahezu alle medizinischen Leistungen abdecken, von ambulanten Behandlungen bis Operationen bis hin zu Geburten.
Gefährlicher "Lost Place" Geisterkrankenhaus – Wie geht es jetzt weiter?
Nach dem Ende des Krieges wurden die Stollen zugeschüttet und verschlossen. Bis heute ist das Gelände weiträumig eingezäunt. Betreten verboten! Das alte Not-Krankenhaus ist längst zu einem Geisterkrankenhaus und ewigem "Lost Place" verkommen. Die alten Stollen wurden teils sich selbst überlassen. Teile des Systems sind bereits eingestürzt, und auch im restlichen Teil des Areals besteht akute Einsturzgefahr
Wie es weitergeht? Derzeit noch unklar. Doch dass der Ausbau der A52 kommen wird, das steht fest. Um den Streckenabschnitt in Gladbeck wird unterdessen weiter gerungen.

"Die Halde an der B224 kann beruhigt in die Zukunft schauen, denn der geplante Ausbau der B224 zur A52 wird nicht erfolgen", zeigte sich das "Soziale Bündnis" Bürger in Gladbeck vom endgültigen Aus für die A52 überzeugt und berief sich auf die aktuelle Entwicklung, wonach die von der Stadt Gladbeck beantragten Fördergelder für die Abtragung der Steinhalde nicht erteilt worden seien. © Kölner Stadt-Anzeiger