Alle reden vom Milliardenpaket. Doch was dürfte es für uns Bürger konkret mit sich bringen?
Ein Freifahrtschein für Kredite zur Finanzierung von Verteidigungsausgaben und ein 500-Milliarden Sondertopf für Investitionen in die Infrastruktur: Das Milliardenpaket von Union und SPD ist quasi beschlossen – am Mittwoch hat es den Bundestag passiert, die Zustimmung des Bundesrats gilt inzwischen als wahrscheinlich.
Werden die Wähler direkt davon profitieren? Für wen winkt mehr Geld, für wen wird es teurer? Der Überblick:
Arbeitsmarkt
Wenn der Staat Aufträge vergibt, schafft das Jobs, vorausgesetzt, die Aufträge gehen an in Deutschland ansässige Firmen. In den Branchen, in die die schuldenfinanzierten Zusatz-Milliarden fließen sollen, dürften mittelfristig also neue Arbeitsplätze entstehen, etwa in der Rüstungsindustrie, der Bauwirtschaft und dem Handwerk.
Weil Fachkräfte knapp sind, könnten auch branchenfremde Mitarbeiter von dieser Entwicklung profitieren, sagen Experten. Mitarbeiter der schwächelnden Autobauer, die gerade zahlreiche Stellen streichen, könnten zum Beispiel in der Rüstungsindustrie gebraucht werden.
Unterm Strich rechnet das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel damit, dass die Arbeitslosenquote 2026 von derzeit 6,4 auf 5,9 Prozent zurückgeht.
Löhne
Volle Auftragsbücher und der Kampf um Fachkräfte versprechen in den genannten Branchen steigende Löhne.
Wenn das Kalkül der Regierung aufgeht und die Investitionen des Staates das Wirtschaftswachstum ankurbeln, könnten am Ende alle mehr auf dem Konto haben. Auch weil der Staat dann Raum für Entlastungen hat.
Verbraucherpreise
Wenn die Nachfrage nach Arbeitskräften das Angebot übersteigt, treibt das die Preise in die Höhe. Mancher Experte befürchtet deshalb einen neuen Inflationsschub. Volkswirtschaftler Sebastian Dullien hingegen sagte jüngst im Interview mit unserer Redaktion: "Der für die Infrastruktur wichtige Bausektor kriselt. Hier sind die Kapazitäten also vorhanden und ungenutzt. Auch das Problem der fehlenden Arbeitskräfte sehe ich auf dem europäischen Binnenmarkt nicht."
Das IfW rechnet für 2026 mit einer Inflation von zwei Prozent. Zum Vergleich: 2024 schwankte die Inflationsrate zwischen 2,2 und 2,6 Prozent.
Bauzinsen
Die Bauzinsen haben sich im Zuge stark gestiegener Renditen für Bundesanleihen drastisch erhöht. Nach Angaben der Frankfurter FMH-Finanzberatung wurden zuletzt für Immobilienkredite mit zehn Jahren Laufzeit Zinsen von rund 3,6 Prozent fällig. Eine Woche zuvor lagen die jährlichen Zinsen im Schnitt noch bei gut 3,4 Prozent und vor einem halben Jahr bei 3,38 Prozent.
Da Hausbauer oder Immobilienkäufer oft Hunderttausende Euro an Schulden aufnehmen, werden schon kleine Zinsanstiege teuer.
Aktienmarkt
Aktienbesitzer haben aktuell gute Karten: Die Aussicht auf milliardenschwere Investitionen in Infrastruktur und Rüstung hat den deutschen Aktienmarkt am Dienstag weiter angetrieben. Schon bevor der Bundestag am Nachmittag grünes Licht für das Finanzpaket gegeben hatte, war der Dax auf ein Rekordhoch bei gut 23.476 Punkten gestiegen. Letztlich ging der deutsche Leitindex 0,98 Prozent im Plus mit 23.380,70 Zählern aus dem Handel. Sein Jahresgewinn liegt mittlerweile bei mehr als 17 Prozent.
Noch stärker gefragt waren weiterhin die Werte aus der zweiten und dritten deutschen Börsenreihe: Während der MDax mit um 1,55 Prozent auf 29.970,08 Punkte zulegte, wies der SDax mit einem Anstieg um rund drei Prozent den größten Schwung auf. Der Kleinwerte-Index nähert sich allmählich seinem 2021 aufgestellten Rekord. (mcf mit dpa und afp)