• 21:50 Uhr: ➤ Selenskyj: Ukraine wird für Wiederaufbau Hunderte Milliarden brauchen
  • 19:50 Uhr: Russland verhängt Einreiseverbote gegen Zuckerberg und Harris
  • 18:55 Uhr: Ost-Ausschuss: Verhältnis zu Russland nur mit neuer Führung zu kitten
  • 17:10 Uhr: Biden sagt Ukraine weitere 800 Millionen Dollar für Waffen zu
  • 14:58 Uhr: Baerbock: "Werden nicht nachlassen, bis Putins Waffen schweigen"
  • 13:03 Uhr: Deutschland und Slowenien bereiten Panzertausch für Ukraine vor
  • 11:59 Uhr: Putin ordnet Belagerung statt Erstürmung von Stahlwerk in Mariupol an
  • 10:48 Uhr: Russisches Militär meldet Einnahme ukrainischer Befestigungsanlage

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➤ Selenskyj: Ukraine wird für Wiederaufbau Hunderte Milliarden brauchen

Wegen des russischen Angriffskriegs braucht die Ukraine nach Einschätzung von Präsident Wolodymyr Selenskyj monatlich rund sieben Milliarden US-Dollar (rund 6,5 Milliarden Euro), um ihre wirtschaftlichen Verluste auszugleichen. Zudem werde die Ukraine "Hunderte Milliarden Dollar brauchen, um später wieder alles aufzubauen", sagte Selenskyj am Donnerstag per Videoschalte bei einer internationalen Geberkonferenz der Weltbank in Washington.

Die russischen Streitkräfte zerstörten in der Ukraine Infrastruktur, Schulen, Universitäten, Krankenhäuser und zahllose Häuser und Wohnungen, sagte er weiter. "Russische Artillerie, russische Raketen, russische Bombardements unterscheiden nicht, wen sie töten und welche Gebäude sie bombardieren oder in Flammen aufgehen lassen", sagte Selenskyj einer englischen Simultanübersetzung zufolge weiter.

Der Internationalen Währungsfonds (IWF) gehe davon aus, dass die Ukraine in den kommenden zwei bis drei Monaten Hilfen von jeweils rund fünf Milliarden Dollar brauchen werden, um das Funktionieren von Regierung und wichtiger staatlicher Institutionen zu gewährleisten, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa. Dies sollten direkte Hilfen sein und keine Kredite, mahnte sie. Mehr Schulden anzuhäufen, sei aktuell "nicht weise", weil es dann später zu einer Restrukturierung der Schulden kommen müsse, mahnte sie.

Die Lage im Überblick:

Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine verkündet.

Die ukrainische Armee wehrt sich nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote, wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Nach Angaben der UN sind inzwischen mehr als 5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 20. April), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Deutschland bereitet Ringtausch für Waffenlieferungen vor

Zur Unterstützung der Ukraine bereitet Deutschland einen Ringtausch für die Lieferung schwerer Waffen vor. Nato-Partner Slowenien soll T-72-Kampfpanzer an die Ukraine abgeben und bekommt dafür schwere Waffen aus Deutschland. Vorschaubild: picture alliance

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit schweren Waffen aus Bundeswehr- und NVA-Beständen. Dass die Nato aktiv in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

Am ersten April-Wochenende sorgten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und Völkermord und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet trotz zahlreicher Hinweise am Tod der Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, die Verhandlungen mit Russland sollen weiter fortgesetzt werden.

Am 18. April soll laut ukrainischer Aussage eine lange vorbereitete Großoffensive Russlands im Osten der Ukraine begonnen haben.

Wie viele Waffen hat die Ukraine aus Deutschland erhalten?

Es ist eine lange Liste: Maschinengewehre, Luftabwehrraketen und Panzerfäuste hat Deutschland der Ukraine bereits geliefert. Doch das, was Kiew am dringendsten fordert, findet sich nicht auf der Liste. Vorschaubild: imago images

Die weiteren Meldungen des 21. April 2022 im Überblick

Russland verhängt Einreiseverbote gegen Zuckerberg und Harris

19:50 Uhr: Russland hat als Antwort auf westliche Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs erneut Dutzende Einreiseverbote gegen US-Bürger und Kanadier verhängt. Unter den namentlich Genannten sind diesmal der Chef des Facebook-Konzerns Meta, Mark Zuckerberg, und US-Vizepräsidentin Kamala Harris. Das Außenministerium in Moskau veröffentlichte am Donnerstag eine Liste mit Namen von 29 US-Bürgern und 61 Kanadiern, darunter Regierungsvertreter, Militärs, Wissenschaftler, Unternehmer, Experten und Journalisten.

Zuvor hatte Russland schon Einreiseverbote gegen US-Präsident Joe Biden sowie Politiker aus der Europäischen Union, Großbritannien, Australien und Neuseeland erlassen. Moskau beklagte "einen russlandfeindlichen Kurs" der Genannten.

Ost-Ausschuss: Verhältnis zu Russland nur mit neuer Führung zu kitten

18:55 Uhr: Eine Rückkehr zu den bisherigen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland hält der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft nur nach einem Machtwechsel im Kreml für möglich. "Für die Zeit, (...) in der die jetzige politische Führung in Russland noch an der Macht ist, wird es keine grundsätzliche Normalisierung des Verhältnisses mit Russland geben", sagte der Geschäftsführer des Ausschusses, Michael Harms, der Deutschen Welle.

Aufgaben des Ost-Ausschusses sind der Aufbau und die Pflege wirtschaftlicher Beziehungen mit Osteuropa. In den Beziehungen zu Russland versuche man nun, "so viel zu retten wie möglich", sagte Harms. Die bisherige Arbeit sei nicht umsonst gewesen, liege aber zum Teil "in Trümmern". "Aber alles, was von Sanktionen nicht betroffen ist, darf ja legal weitergeführt werden."

US-Präsident Biden sagt Ukraine weitere 800 Millionen Dollar für Waffen zu

17:10 Uhr: Die US-Regierung will der Ukraine weitere Waffen und Munition im Wert von bis zu 800 Millionen Dollar (rund 736 Millionen Euro) liefern, darunter auch Artillerie und Drohnen. Jeder Amerikaner könne stolz darauf sein, dass die Großzügigkeit der USA dazu beitragen würde, die Ukraine im Kampf gegen Russlands Aggression zu unterstützen, sagte US-Präsident Joe Biden am Donnerstag in Washington. Biden kündigte an, dass das neue Paket unter anderem Dutzende Haubitzen und taktische Drohnen enthalten werde.

Die US-Regierung hatte erst in der vergangenen Woche ein 800 Millionen Dollar schweres Militärhilfe-Paket angekündigt. Die USA haben der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar mit der neuen Zusage bereits Waffen im Wert von mehr als 3,3 Milliarden US-Dollar zugesagt oder geliefert.

Mit Blick auf die gefürchtete russische Großoffensive im Donbass sprach Biden von einem "kritischen Zeitfenster", in dem die "Weichen für die nächste Phase dieses Krieges" gestellt würden. Biden sagte außerdem, er habe am Donnerstagmorgen den ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal getroffen.

UNO: Mehr als 7,7 Millionen Binnenvertriebene in der Ukraine

17:54 Uhr: Wegen des russischen Angriffskriegs sind nach UN-Angaben mehr als 7,7 Millionen Menschen innerhalb der Ukraine auf der Flucht. Die meisten von ihnen seien aus der Ostukraine in andere Landesteile geflohen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Donnerstag mit. Insgesamt 2,85 Millionen Binnenvertriebene suchten demnach im Westen der Ukraine Zuflucht.

Zudem flohen seit dem Beginn der Invasion am 24. Februar mehr als fünf Millionen Menschen außer Landes. Die Zahl der Flüchtlinge stieg zuletzt deutlich langsamer, als in den ersten Kriegswochen, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Donnerstag mitteilte. In den vergangenen 24 Stunden verließen demnach knapp 51.000 Menschen die Ukraine.

Mehr als 20 Prozent Inflation in Russland erwartet

17:36 Uhr: Russische Bankenexperten erwarten im laufenden Jahr eine Inflation in Höhe von 22 Prozent und einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 9,2 Prozent. Das geht aus einer Umfrage der russischen Zentralbank hervor.

Damit verschlechtern sich die Erwartungen weiter im Vergleich zum März. Damals hatten die Bankiers angesichts der westlichen Sanktionen mit 20 Prozent Inflation und 8 Prozent Rückgang beim BIP in Russland gerechnet.

Auch für das Jahr 2023 haben sich die Aussichten demnach zwei Monate nach Beginn des vom Kreml befohlenen Kriegs gegen die Ukraine weiter eingetrübt: So erwarten die Experten nun auch für das nächste Jahr statt einem Prozent Wachstum gar keins mehr.

Russlands Präsident Wladimir Putin hingegen hatte am Mittwoch erneut betont, dass der "Blitzkrieg" des Westens gegen die russische Volkswirtschaft gescheitert sei. Die Inflation sei zwar im Jahresvergleich auf ein Hoch von 17,5 Prozent gestiegen, stabilisiere sich aber nun, behauptete er. Auch den Rückzug westlicher Unternehmen aus Russland bezeichnete er als "Chance", sich aus der Abhängigkeit des Westens zu lösen und eigene Produktionen aufzubauen.

Russlands Zentralbankchefin Elvira Nabiullina räumte vor dem russischen Parlament, der Staatsduma, Probleme durch die westlichen Sanktionen ein. Die Strafmaßnahmen würden nicht nur Bereiche treffen, die viel importieren, sondern auch jene Produktion, die bereits stark lokalisiert sei, aber auf Einzelteile aus dem Ausland angewiesen sei. Nabiullina wurde

Drei Busse mit Zivilisten aus Mariupol in Saporischschja angekommen

17:19 Uhr: Drei Schulbusse mit Zivilisten aus Mariupol sind in Saporischscha angekommen. Reporter der Nachrichtenagentur AFP sahen, wie die mit Frauen und Kindern besetzten Busse am Donnerstagnachmittag in der rund 200 Kilometer nordwestlich der umkämpften Hafenstadt gelegenen Stadt ankamen. Dafür mussten sie größtenteils von der russischen Armee kontrolliertes Gebiet durchqueren.

Die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk hatte am Morgen mitgeteilt, dass vier Busse mit Frauen, Kindern und älteren Menschen Mariupol verlassen hätten. Ob die nun angekommenen Busse Teil dieses Konvois waren, konnte zunächst nicht mit Sicherheit gesagt werden. Die Reise von Mariupol nach Saporischschja kann wegen der zahlreichen russischen Kontrollpunkte manchmal Tage dauern.

Wereschtschuk zufolge sollten im Laufe des Donnerstags weitere Evakuierungen stattfinden. Am Mittwochabend hatte sie noch erklärt, dass die Einrichtung eines Fluchtkorridors für Zivilisten aus Mariupol gescheitert sei. Die russischen Truppen hätten gegen die vereinbarte Feuerpause verstoßen und Busse für die Evakuierungen blockiert.

FDP-Spitze plant Votum auf Parteitag zugunsten schwerer Waffen für die Ukraine

16:40 Uhr: Die FDP will auf ihrem bevorstehenden Bundesparteitag ein Bekenntnis zur Unterstützung der Ukraine mit schweren Waffen ablegen. Auf Antrag des Parteivorstands soll der Parteitag am Wochenende die Forderung nach einer "deutlichen Intensivierung und Beschleunigung der Lieferung hochwirksamer Waffen an die ukrainische Armee" beschließen, wie aus einem am Donnerstag vorgestellten Entwurf hervorgeht. Damit wollen die Liberalen ein Zeichen gegen die als zu zögerlich empfundene Haltung des Koalitionspartners SPD setzen.

Der Parteitag findet vor dem Hintergrund wachsender koalitionsinterner Kritik am Führungs- und Kommunikationsstil von Bundeskanzler Olaf Scholz statt. Vertreter von Grünen und FDP werfen Scholz vor, in der Ukraine-Politik zu zaudern - vor allem in der Frage der Lieferung schwerer Waffen.

Im Antragsentwurf des FDP-Vorstands heißt es dazu, zur Unterstützung der Ukraine gegen den russischen Angriff "gehören auch die Lieferung schwerer Waffen und die schnelle Bereitstellung von Rüstungsgütern durch die deutsche Industrie, für die Deutschland wie angekündigt die Finanzierung übernimmt". Der Antrag spricht sich zudem für eine Verschärfung der EU-Sanktionen gegen die russische Führung aus und regt an, dass die EU humanitäre Visa an desertierte russische Soldatinnen und Soldaten vergeben soll.

Spanischer Regierungschef erschüttert über russische Gräueltaten

16:11 Uhr: Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez hat sich bei einem gemeinsamen Besuch mit der dänischen Regierungschefin Mette Frederiksen in dem Kiewer Vorort Borodjanka erschüttert über die Lage vor Ort gezeigt. "Es macht betroffen, die Schrecken und die Gräueltaten von Putins Krieg auf den Straßen von Borodjanka zu sehen. Wir werden das ukrainische Volk nicht allein lassen", schrieb er am Donnerstag auf Twitter. Anschließend trafen Sánchez und Frederiksen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammen.

In Borodjanka waren kurz zuvor nach ukrainischen Angaben zwei weitere Massengräber entdeckt worden. Einige von ihnen hätten Folterspuren aufgewiesen. Borodjanka gehört zu den am stärksten zerstörten Städten in der Hauptstadtregion. Aus der Stadt wurden Gräueltaten der mittlerweile abgezogenen russischen Einheiten gemeldet. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Frederiksen sprach vor dänischen Reportern von Kriegsverbrechen, die dokumentiert werden müssten. "Das sind auch sehr, sehr brutale Übergriffe gegen eine Zivilbevölkerung, die niemandem etwas getan hat und nur den Wunsch hat, ein friedliches Leben zu führen, wie wir anderen es tun." Dem Sender TV2 sagte sie, Dänemark werde der Ukraine weitere Waffen liefern. Welche, das ließ sie zunächst offen.

Verwirrung um Vorschlag zur Beendigung des Krieges aus Moskau

15:22 Uhr: Russland erwartet nach der Übergabe eines neuen ausformulierten Vorschlags für eine Beendigung des Krieges eine Antwort von der Ukraine. Der ukrainischen Delegation sei der "Entwurf eines möglichen künftigen Dokuments" übergeben worden, betonte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge. Er zeigte sich zugleich erstaunt über Äußerungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der am Vortag erklärt hatte, nichts gehört und gesehen zu haben.

"Das wirft auch gewisse Fragen auf, warum man Präsident Selenskyj nicht über unsere Textfassungen informiert", sagte Peskow. Er hatte Kiew zuletzt vorgeworfen, es an Einsatz bei den Verhandlungen fehlen zu lassen. "Wir warten weiter."

Baerbock: "Werden nicht nachlassen, bis Putins Waffen schweigen"

14:58 Uhr: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat weiteren massiven Druck auf Russland im Ukraine-Krieg angekündigt. Die EU werde "nicht nachlassen, bis Putins Waffen endlich schweigen und er seine Soldaten aus der Ukraine abzieht", sagte Baerbock auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrer estnischen Kollegin Eva-Maria Liimets. Die Arbeiten an einem weiteren EU-Sanktionspaket liefen bereits.

"Wir werden den Druck auf die russische Kriegsmaschinerie weiter erhöhen und gleichzeitig alles dafür tun, um die Ukraine mit Waffen und Ausrüstung weiter zu unterstützen", fügte sie hinzu. Baerbock sprach sich bei ihrem Besuch in Tallinn auch für ein neues Sicherheitsverständnis in Europa aus. "Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine werden wir unsere Sicherheit in Europa neu denken und uns wehrhafter aufstellen müssen", sagte sie. Die Bedrohung durch Russland sei "leider real".

Die Außenministerin verurteilte zudem das Vorgehen der russischen Truppen in der seit knapp zwei Monaten belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol. Die Lage dort sei "nicht nur hochdramatisch, sie ist kaum zu ertragen", sagte sie. Sie verdeutliche, "mit welcher Brutalität die russische Regierung diesen Krieg führt", sagte Baerbock. Sie warf Russland "ein Ausbluten, ein Aushungern" der Stadt vor.

Österreichischer Oberst sieht russische Armee auf Jahre geschwächt

14:36 Uhr: Das Bundesheer in Österreich bezweifelt, dass Russlands Präsident Wladimir Putin bis zum russischen Feiertag am 9. Mai den Krieg in der Ukraine entscheiden kann. Letztlich werde die russische Armee über Jahre geschwächt daraus hervorgehen, sagte der Oberst Berthold Sandtner in einem Gespräch mit der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Die russische Armee sei durch Fehlkalkulationen seitens des Kremls nicht auf so einen intensiven und langen Konflikt vorbereitet gewesen.

Die Zahl der getöteten russischen Soldaten schätzt Sandtner auf mehr als 10.000. "Das militärische Potenzial wurde auf viele, viele Jahre abgenutzt", sagte er der APA. Putin habe die Situation offenbar völlig falsch eingeschätzt und erwartet, Russland könne die Ukraine in kurzer Zeit Widerstand besetzen.

Sandtner schließt aber nicht aus, dass Russland in den kommenden drei Wochen weitere militärische Erfolge verbucht. Wenn es der Armee gelingt, den Ring um Luhansk und Donezk zu schließen sowie Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine zu unterbinden, würde die ukrainische Verteidigung "durchaus erheblich eingedämmt", erläuterte der Bundesheer-Oberst.

Polens Ministerpräsident will mit Scholz über Waffenlieferungen an Ukraine sprechen

13:32 Uhr: Der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki will Kanzler Olaf Scholz (SPD) von der Notwendigkeit überzeugen, schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Er werde Scholz kontaktieren und ihm klarmachen, dass dies ein Wendepunkt in der Geschichte Europas und der Welt sei, sagte Morawiecki am Donnerstag in der Nähe von Warschau. Die Ukrainer brauchten etwas, womit sie sich verteidigen könnten. "Deshalb ist es notwendig, ihnen Munition und auch schweres Gerät zu geben. Hier ist die zweideutige Haltung Deutschlands sicherlich nicht hilfreich." Er wolle mit Scholz reden, um diese Haltung zu ändern.

Morawiecki betonte, Polen liefere der Ukraine eine große Menge an Ausrüstung und Verteidigungsgerät, damit das Nachbarland sich gegen den brutalen und kriminellen russischen Angriff wehren könne. Deutschland und Polen müssten gemeinsam handeln, um die Chancen für die Wiederherstellung des Friedens und der Sicherheit zu erhöhen. Dazu sei auch eine entschlossene Abkehr von russischem Erdöl, russischem Gas und russischer Kohle nötig.

Deutschland und Slowenien bereiten Panzertausch für Ukraine vor

13:03 Uhr: Die Bundesregierung arbeitet an einem sogenannten Ringtausch für die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur soll der Nato-Partner Slowenien eine größere Stückzahl seiner Kampfpanzer an die Ukraine abgeben und aus Deutschland dafür den Schützenpanzer Marder sowie den Radpanzer Fuchs erhalten. Slowenien nutzt noch eine jugoslawische Variante des Kampfpanzers T-72 unter der Bezeichnung M-84.

Das noch aus der Sowjetzeit stammende Waffensystem T-72 wird vom ukrainischen Heer bereits eingesetzt und erfordert keine umfangreiche Zusatzausbildung. Nach Informationen der dpa hat Slowenien als Kompensation auch moderneres Gerät aus Deutschland angefordert, darunter den deutschen Kampfpanzer Leopard 2, den Radpanzer Boxer sowie den Schützenpanzer Puma.

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Ärztepräsident Reinhardt kritisiert: Deutschland schlecht auf Erkrankte und Verletzte vorbereitet

Laut Ärztepräsident Klaus Reinhardt ist Deutschland schlecht auf die Versorgung von Verletzten und Erkrankten aus der Ukraine vorbereitet. "Ich finde es angesichts des unermesslichen Leids, das die Bevölkerung erlebt, völlig unverständlich und fahrlässig, dass diese Fragen noch nicht geklärt sind", erklärte er gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). (Bild: imago)

Exporte nach Russland um 57,5 Prozent eingebrochen

12:43 Uhr: Die deutschen Exporte nach Russland sind im ersten Monat nach Beginn des Ukraine-Krieges um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes verringerten sich die Ausfuhren unter anderem wegen der Sanktionen gegen Moskau im März gegenüber dem Vorjahresmonat um 57,5 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.

Damit lag die Russische Föderation nur noch auf Rang 12 der wichtigsten Länder für deutsche Exporte außerhalb der Europäischen Union (EU). Im Februar hatte Russland noch Rang 5 belegt. Die mit Abstand größte Absatzregion für Waren "Made in Germany" ist die EU, die in den vorläufigen Daten nicht enthalten ist.

Bisher 366.304 Ukraine-Geflüchtete in Deutschland registriert

12:20 Uhr: Acht Wochen nach Beginn des russischen Angriffs erreichen immer noch jeden Tag mehr als 2000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine Deutschland. Wie das Bundesinnenministerium bei Twitter mitteilte, hat die Bundespolizei seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar die Ankunft von 366.304 Flüchtlingen aus der Ukraine in Deutschland festgestellt. Bei den Geflüchteten handelt es sich hauptsächlich um Frauen, Kinder und alte Menschen.

Die genaue Zahl der Menschen aus der Ukraine, die in Deutschland Zuflucht gesucht haben, ist jedoch nicht bekannt, denn in der Regel gibt es keine stationären Kontrollen an den EU-Binnengrenzen und Ukrainer können für 90 Tage ohne Visum einreisen. Auch über eine mögliche Weiterreise in ein anderes EU-Land oder eine Rückkehr von nach Deutschland geflüchteten Menschen in die Ukraine liegen keine verlässlichen Daten vor.

Gauck für Boykott von russischen Energielieferungen

12:06 Uhr: Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine hat sich Alt-Bundespräsident Joachim Gauck gegen Denktabus in der Frage eines sofortiges Boykotts russischer Energielieferungen ausgesprochen. Wäre es wirklich unzumutbar, wenn "wir dadurch eine Delle hätten und sechs Prozent Arbeitslosigkeit?", fragte das ehemalige Staatsoberhaupt am Donnerstag auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel in Gmund am Tegernsee. Er zweifele an den Mahnungen, dass es sofort zu sozialen Unruhen komme.

Politik und Gesellschaft müssten sich nicht nur die Frage nach dem wirtschaftlichen Wohlstand stellen, sondern auch Fragen, was die Folgen seien, "wenn wir nicht solidarisch sind", sagte Gauck. Deutschland brauche in der politischen Lage Glaubwürdigkeit, jeder müsse in den Spiegel schauen können. "Wenn wir schon nicht kämpfen, lasst uns das Menschenmögliche tun."

Gauck zeichnete in seinen Ausführungen ein Bild der Deutschen als ängstliche Nation, als ein Land, das weniger seinen Werten verpflichtet zu sein scheint als der Furcht vor Despoten wie Wladimir Putin. Dies sei aber "keine zukunftsfähige Haltung", betonte er. Es brauche daher einen offenen Diskurs, "welches Deutschland wir sein wollen". Die kollektive Identität des Volkes stehe vor einer Zeitenwende.

Umkämpftes Stahlwerk in Mariupol: Putin ordnet Belagerung statt Erstürmung an

11:59 Uhr: Der russische Präsident Wladimir Putin hat angeordnet, das Stahlwerk von Mariupol, in dem sich die letzten Verteidiger der ukrainischen Hafenstadt verschanzt haben, nicht zu stürmen. Die Erstürmung des Komplexes sei nicht sinnvoll, sagte Putin am Donnerstag seinem Verteidigungsminister Sergej Schoigu, nachdem dieser ihm die Einnahme von Mariupol mit Ausnahme des Stahlwerks gemeldet hatte.

"Wir müssen an das Leben und die Gesundheit unserer Soldaten und Offiziere denken", sagte Putin weiter. Vielmehr sollte das Gebiet so engmaschig belagert werden, dass "keine Fliege mehr heraus kann". Er forderte die Menschen in dem Stahlwerk auf, die Waffen niederzulegen.

Die von Schoigu gemeldete Einnahme der Stadt bezeichnete der Kreml-Chef als "Erfolg". Laut Schoigu haben sich in dem weiträumigen Komplex des Konzerns Asow-Stahl, der über zahlreiche Tunnel verfügt, noch über 2.000 ukrainische Soldaten verschanzt.

Ukraine fordert humanitären Korridor für Mariupol

11:07 Uhr: Die ukrainische Regierung hat von Russland für das eingekesselte Stahlwerk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol einen humanitären Korridor gefordert. "Dort befinden sich gerade etwa 1.000 Zivilisten und 500 verwundete Soldaten. Sie müssen alle heute aus Azovstal herausgeholt werden!", schreibt Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk im Nachrichtenkanal Telegram.

Sie ruft "die Welt" dazu auf, alle Anstrengungen jetzt auf das Stahlwerk zu konzentrieren. "Das ist jetzt der Schlüsselpunkt und der Schlüsselmoment für die humanitären Bemühungen", betont Wereschtschuk.

Kurz zuvor hatte der russische Präsident Wladimir Putin seinem Verteidigungsminister Sergej Schoigu die Anordnung gegeben, das Gelände des Stahlwerks nicht zu stürmen. "Blockiert diese Industriezone so, dass nicht einmal eine Fliege rauskommt", ordnete der Kremlchef an. Die ukrainischen Kämpfer sollten die Waffen niederlegen, dann werde ihnen das Leben garantiert.

Russisches Militär meldet Einnahme ukrainischer Befestigungsanlage

10:48 Uhr: Die russischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die Kleinstadt Kreminna im Osten der Ukraine eingenommen, die zuvor von der ukrainischen Armee in eine Befestigungsanlage verwandelt worden war. "Durch schneidiges und aufeinander abgestimmtes Handeln der Sturmtruppen ist es gelungen, schwere Zerstörungen von Objekten der städtischen Infrastruktur zu vermeiden", teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, mit.

Daneben berichtete der Generaloberst über den intensiven Beschuss von Zielen in der Ukraine. So habe die russische Luftwaffe in der Nacht 20 Angriffe gegen Truppenansammlungen und Militärtechnik geflogen. Raketenstreitkräfte und Artillerie wiederum hätten 1.001 Militärobjekte in der Ukraine beschossen, darunter Kommandopunkte, Artilleriestellungen und Truppenansammlungen. Von der russischen Luftabwehr sei eine ukrainische Rakete des Typs Totschka-U abgefangen worden, teilte Konaschenkow zudem mit.

Von unabhängiger Seite konnten diese Berichte nicht überprüft werden. Allerdings hatte es in den Tagen zuvor auch schon von ukrainischer Seite Berichte gegeben, dass die Stadt Kreminna gefallen sei.

Britischer Geheimdienst: Russische Truppen rücken in Richtung Kramatorsk vor

10:02 Uhr: Nach Einschätzung britischer Geheimdienste rücken russische Truppen in der Ukraine derzeit von Stützpunkten im Donbass in Richtung Kramatorsk vor. Die ostukrainische Stadt leide unter anhaltenden Raketenangriffen, hieß es am Donnerstagmorgen in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums. Russland versuche, mit zahlreichen Luftangriffen die ukrainischen Verteidigungssysteme zu zerstören.

Schon seit Wochen veröffentlicht die britische Regierung in ungewöhnlich offener Art und Weise regelmäßig Geheimdienstinformationen zum Verlauf des Angriffskrieges. Moskau wirft London eine gezielte Informationskampagne vor.

Verteidigungsminister Schoigu: Mariupol unter russischer Kontrolle

09:44 Uhr: Das russische Militär hat nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu die umkämpfte südostukrainische Hafenstadt Mariupol unter seine Kontrolle gebracht. Das teilte Schoigu bei einem mit Kremlchef Wladimir Putin im Staatsfernsehen übertragenen Treffen mit. "Die verbliebenen ukrainischen Kampfeinheiten haben sich auf dem Industriegelände der Fabrik Azovstal verschanzt", sagte Schoigu.

Präsident Putin ordnete an, das Stahlwerk nicht zu stürmen. Ein entsprechender Befehl solle zurückgenommen werden. Allen Gefangenen werde das Leben garantiert, sagte Putin.

Er sprach von einem Erfolg und der "Befreiung Mariupol" und ordnete an, die beteiligten Militärs auszuzeichnen. "Sie sind alle Helden", sagte Putin.

Nach Darstellung Schoigus sind die ukrainischen Einheiten vollständig blockiert. Der Minister versicherte, dass die Fabrik in drei bis vier Tagen ebenfalls eingenommen werden solle. Über die angebotenen humanitären Korridore habe niemand das Werk verlassen, sagte der Minister. Zuvor hatte die ukrainische Seite Verhandlungen vorgeschlagen über das Schicksal der Kämpfer und die Rettung von Zivilisten, die in dem Werk Zuflucht gesucht hätten.

Besuch aus Dänemark und Spanien: Frederiksen und Sánchez bei Selenskyj in Kiew

09:17 Uhr: Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und der spanische Regierungschef Pedro Sánchez sind am Donnerstag in der Ukraine zu Gast. Dort wollten sich die beiden Sozialdemokraten mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew treffen, wie Frederiksens Büro am Morgen mitteilte. Demnach wollten die beiden mit Selenskyj über die derzeitige Lage in seinem Land, weitere Unterstützung für die Ukrainer und die Strafverfolgung von Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverstößen im Zusammenhang mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine sprechen.

Frederiksen und Sánchez sind spanischen und dänischen Medienberichten zufolge bereits in Kiew eingetroffen. Sánchez wollte nach Angaben der Nachrichtenagentur Europa Press mit dem Besuch die Unterstützung Spaniens für die Ukraine und seinen Friedenswillen zum Ausdruck bringen. Es wurde erwartet, dass er auch die spanische Botschaft in Kiew offiziell wieder eröffnen wird.

Kiew: Vier Busse mit Zivilisten haben Mariupol verlassen

08:53 Uhr: Inmitten heftiger Kämpfe haben vier Busse mit Zivilisten die belagerte ukrainische Hafenstadt Mariupol verlassen können. Die Busse mit Frauen, Kindern und älteren Menschen an Bord hätten die seit knapp zwei Monaten belagerte Stadt am Mittwoch über "humanitäre Korridore" verlassen können, teilte die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk am Donnerstag über die Online-Netzwerke mit. Nach ihren Angaben sollen die Evakuierungen über den Tag hinweg fortgesetzt werden.

Am Mittwochabend hatte Wereschtschuk noch erklärt, dass die Einrichtung eines Fluchtkorridors für Zivilisten aus Mariupol gescheitert sei. Die russischen Truppen hätten gegen die vereinbarte Feuerpause verstoßen und Busse für die Evakuierungen blockiert.

Die strategisch wichtige Stadt am Asowschen Meer steht nach fast zweimonatiger Belagerung kurz vor ihrer endgültigen Einnahme durch russische Truppen. Die letzten ukrainischen Soldaten haben sich in einem Stahlwerk verschanzt und leisten von dort aus erbitterten Widerstand gegen die russischen Angreifer.

Ein Berater des Bürgermeisters von Mariupol beschrieb die Lage dort als "grauenvoll". Bis zu 2000 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, seien dort ohne "normale" Versorgung mit Trinkwasser, Essen und frischer Luft.

Moskau: Fünf ständige Sicherheitsratsmitglieder als Kiews Garanten

06:57 Uhr: Nach Angaben Moskaus könnten die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates in Zukunft Garantiestaaten für die Sicherheit der Ukraine werden. Das sagte ein Vertreter des russischen Außenministeriums, Alexej Polischtschuk, der staatlichen Nachrichtenagentur Tass am Donnerstag. Diese Frage werde bei den Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau diskutiert, sagte Polischtschuk weiter.

Thema bei den Gesprächen sei neben dem Status der Ukraine als neutrales, blockfreies Land ohne Atomwaffen auch die Frage, welche Länder der Ukraine im Gegenzug Sicherheitsgarantien gewähren sollen. Die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sind Russland, China, Großbritannien, die USA und Frankreich. Andere Optionen seien aber nicht ausgeschlossen, sagte Polischtschuk weiter.

Kiew hatte im Gegenzug für eine Einwilligung auf einen neutralen Status des Landes unter anderem solide Sicherheitsgarantien von anderen Ländern gefordert.

Weitere Massengräber in Borodjanka entdeckt

06:25 Uhr: Im Kiewer Vorort Borodjanka sind nach ukrainischen Angaben zwei weitere Massengräber entdeckt worden. Darin hätten sich insgesamt neun Leichen von Zivilisten, Männer wie Frauen, befunden, teilte Andrij Nebitow von der Polizei der Region Kiew in der Nacht zum Donnerstag auf Facebook mit. Einige von ihnen hätten Folterspuren aufgewiesen, hieß es weiter.

Borodjanka gehört zu den am stärksten zerstörten Städten in der Hauptstadtregion. Aus der Stadt wurden Gräueltaten der mittlerweile abgezogenen russischen Einheiten gemeldet. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Bundesamt kartiert Radioaktivität um Tschernobyl

06:04 Uhr: Erstmals seit mehr als 30 Jahren haben Experten aus Deutschland und der Ukraine die Radioaktivität in der Sperrzone um die Reaktorruine von Tschernobyl flächendeckend neu kartiert.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter veröffentlichte erste Ergebnisse in zwei Übersichtskarten - kurz vor dem 36. Jahrestag der Reaktorkatastrophe am 26. April 1986. Fachleute des Bundesamtes und der Staatlichen Agentur der Ukraine zur Verwaltung der Sperrzone hatten für die Karten die Strahlung um das havarierte sowjetischen Atomkraftwerk im vergangenen September vor dem Krieg Russlands gegen die Ukraine gemessen.

Die neuen Karten seien aktueller und räumlich besser aufgelöst als die letzten Darstellungen aus den 1990er Jahren, teilte die Behörde mit. Demnach bestätigen die aktualisierten Daten die bisherigen Erkenntnisse aus den Jahren nach dem Unglück. Vor allem nach Norden und Westen breiteten sich radioaktive Stoffe aus dem Reaktor aus.

Für die flächendeckende Datenerhebung führten die Wissenschaftler zusammen mit der Bundespolizei Messungen von Hubschraubern aus der Luft durch. Zusätzlichen wurden an knapp 200 Stellen Messungen am Boden gemacht und Proben aus dem Erdreich genommen, da sich die radioaktiven Stoffe im Boden ablagern. Die Forscher maßen dabei die sogenannte Gamma-Ortsdosisleistung. Diese gibt an, wie viel Strahlung von außen auf einen Menschen einwirkt. Die Strahlung geht laut Bundesamt vor allem auf Cäsium-137 mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren zurück. Kurzlebigere radioaktive Stoffe wie etwa Jod-131 seien bereits seit Jahren nicht mehr nachweisbar.

Die neuen Messungen ergaben, dass die Gamma-Ortsdosisleistung in der Sperrzone je nach Ort zwischen 0,06 und etwa 100 Mikrosievert pro Stunde liegt. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die natürliche Ortsdosisleistung der Behörde zufolge zwischen 0,06 und 0,2. Menschen, die sich in der Sperrzone an den Orten mit den höchsten Werten dauerhaft im Freien aufhielten, hätten bereits nach etwa acht Tagen eine Strahlendosis von 20.000 Mikrosievert erreicht - der höchsten Dosis, die Menschen in Deutschland im Jahr erhalten dürfen, wenn sie beruflich radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind.

100.000 Handgranaten und 16 Millionen Schuss Munition für die Ukraine

05:36 Uhr: Die Ukraine hat seit Kriegsbeginn von Deutschland gut 2.500 Luftabwehrraketen, 900 Panzerfäuste mit 3.000 Schuss Munition, 100 Maschinengewehre und 15 Bunkerfäuste mit 50 Raketen erhalten. Hinzu kommen 100.000 Handgranaten, 2.000 Minen, rund 5.300 Sprengladungen sowie mehr als 16 Millionen Schuss Munition verschiedener Kaliber für Handfeuerwaffen vom Sturmgewehr bis zum schweren Maschinengewehr, wie die Deutsche Presse-Agentur aus ukrainischen Regierungskreisen erfuhr. Nicht enthalten in der Liste sind schwere Waffen wie Panzer oder Artillerie.

Die Bundesregierung hatte sich zwei Tage nach dem russischen Angriff auf die Ukraine dafür entschieden, Waffen in das Kriegsgebiet zu liefern - ein Tabubruch. Anfangs gab die Bundesregierung noch bekannt, welche Waffen sie liefert, seit längerer Zeit aber nicht mehr. Bundestagsabgeordnete können sich nur noch in der Geheimschutzstelle darüber informieren. Die in den ukrainischen Regierungskreisen genannten Waffen sind bereits im Kriegsgebiet angekommen. Auf der Liste stehen auch 1.000 Ersatzteile für Maschinengewehre, 100.000 Sprengschnüre und 250.000 Anzünder.

So viele Ukraine-Flüchtlinge kamen bisher nach Deutschland

Die Bundespolizei hat die Zahl der bisher aus der Ukraine nach Deutschland geflüchteten Menschen veröffentlicht. Die Zahl der eingereisten Menschen dürfte jedoch tatsächlich höher liegen. (Bildnachweis: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Frank Hammerschmidt)

Beschuss aus mehreren Orten in der Ukraine gemeldet

05:13 Uhr: In der Nacht zum Donnerstag ist aus der Ukraine erneut Beschuss gemeldet worden. In der Großstadt Charkiw im Osten des Landes hätten nach Explosionen mindestens zwei Hochhäuser im nordöstlichen Bezirk Saltivka und mehrere geparkte Autos Feuer gefangen, berichtete die ukrainische Internetzeitung "Ukrajinska Prawda".

In der Region Dnipropetrowsk seien die Nachbarorte Selenodolsk und Welyka Kostromka unter heftigen Beschuss geraten, teilte der Chef der lokalen Militärverwaltung, Olexander Wilkul, am frühen Donnerstagmorgen auf Facebook mit. Angaben zu genauen Zielen oder Schäden machte Wilkul nicht. In dem Gebiet befindet sich ein Wärmekraftwerk. Es gebe Probleme mit der Stromversorgung, weitere Folgen bringe man noch in Erfahrung, sagte Wilkul weiter.

Laut Wilkul sind auch nunmehr wieder unter ukrainischer Kontrolle stehende Dörfer im Gebiet Cherson am späten Mittwochabend beschossen worden. Die Angaben konnte nicht unabhängig geprüft werden.

Gouverneur: 80 Prozent von Luhansk unter russischer Kontrolle

04:11 Uhr: Ukrainischen Angaben zufolge ist rund acht Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs der Großteil der Region Luhansk unter russischer Kontrolle. Nach dem Abzug der ukrainischen Truppen aus der Kleinstadt Krimenna kontrollierten russische Einheiten nun 80 Prozent des Gebietes Luhansk, teilte der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, am Mittwochabend auf Telegram mit.

Auch die Städte Rubischne und Popasna in Luhansk seien mittlerweile "teilweise" unter russischer Kontrolle. Um diese gibt es seit Wochen intensive Kämpfe. Der Beschuss habe auch hier zugenommen, schreibt Hajdaj weiter. Zu Beginn des Krieges am 24. Februar hatten die Separatisten der "Volksrepublik" Luhansk rund 30 Prozent der Region unter ihrer Kontrolle.

Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 20. April finden Sie hier

Mit Material von dpa, AFP, APA

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Kanzler Scholz unterstützt, dass die Ukraine schwere Waffen von Nato-Ländern erhält. Direkt aus Deutschland sollen sie aber nicht kommen. In der Ampel-Regierung knirscht es deshalb weiter. Vorschaubild: picture alliance
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