Das Land sucht eine neue Kanzlerin, der DFB sucht einen neuen Bundestrainer, und die Bayern suchen einen neuen Chefcoach. Dass deren heißer Kandidat Julian Nagelsmann auch eine neue Frau sucht, ist nur ein Gerücht. Unsere nicht immer ganz ernstzunehmende Rückschau auf den 29. Spieltag.

Jörg Hausmann
Eine Glosse

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Die Ergebnisse des 29. Spieltags

Davon sollten Sie gehört haben

  • Friedhelm Funkel war in der Corona-Pandemie zu Hause langweilig geworden. Dies gab der nach Einsätzen Rekordtrainer der Bundesliga nach dem 0:3 seines 1. FC Köln beim Derby in Leverkusen im "Sportstudio"-Interview offen zu. Darüber regte sich auch niemand auf. Funkel, der aus seiner Rente an die Seitenlinie und nach 18 Jahren zum FC zurückkehrte, sprach aber auch mit dem Pay-TV-Sender Sky. Dort erlaubte sich das Urgestein einen Fauxpas, der in Zeiten der sozialen Netzwerke und gesellschaftlich gestiegener Empfindsamkeit nicht unkommentiert blieb. "Sie haben eine enorme Schnelligkeit durch ihre, äh, ja, den ein oder anderen Ausdruck darf man ja nicht mehr sagen. Durch ihre Spieler, die halt so schnell sind", umschrieb der 67-Jährige Akteure des Gegners. Social-Media-User reagierten darauf mit dem Vorwurf des Rassismus. Sie lasen aus Funkels Satz eine Beleidigung schwarzer Spieler wie Leon Bailey und Moussa Diaby heraus. Funkel ordnete seine Worte gegenüber der "Rheinischen Post" ein: "Mit etwas Abstand" sei ihm "bewusst geworden", dass das Interview etwas auslösen könnte. "In dem Moment nicht. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, was ich sagen wollte. Ich habe nur schnell gemerkt, dass ich es ganz anders ausdrücken wollte." Insofern "lerne auch ich noch täglich dazu. Ich werde meine Sprache prüfen", versprach Funkel.
  • Borussia Dortmund ist am 29. Spieltag beim 4:1 über Bremen wieder der Haaland erschienen. Die norwegische Tor-Maschine, Erling mit Vornamen, hatte sich nach seinem Doppelpack am 26. Spieltag beim 2:2 beim 1. FC Köln tatsächlich bedenkliche zwei torlose Spieltage geleistet. Haalands Saisontore 22 und 23 ließen den 20-Jährigen einen BVB-Rekord knacken. Neun Doppelpacks binnen einer Saison hatte zuvor noch kein schwarz-gelber Spieler in der Bundesliga-Geschichte des Vereins geschafft.
  • 0:4 in Gladbach: Eintracht Frankfurt kam am 29. Spieltag ordentlich unter die Räder. Und dies ausgerechnet beim künftigen Klub ihres Noch-Trainers Adi Hütter. Er reiste mit drei Siegen in Folge und fünf Begegnungen ohne Niederlage nacheinander an den Niederrhein. Dort hatte Noch-Trainer Marco Rose mit der Bekanntgabe seines Wechsels nach Dortmund nach dem 21. Spieltag eine beängstigende Abwärtsspirale in Gang gesetzt. Gladbach verlor anschließend sieben Pflichtspiele am Stück. Aus einem Kandidaten für die Qualifikation zur Champions League wurde ein Wackel-Kandidat zur Europa League. Frankfurt, noch mit vier Punkten Vorsprung auf Dortmund auf einem Champions-League-Platz rangierend, sollte zumindest gewarnt sein.
  • Leipzig, die Bayern, der BVB und Freiburg: Zum vierten Mal in der laufenden Saison heißt es: Schalke 0:4. Schalke 04 fehlt noch eine Niederlage (es wäre die 21.), dann steht der Abstieg aus der Bundesliga fest - 40 Jahre nach dem ersten und 30 Jahre nach dem letzten Aufstieg. Der Spielplan will es so, dass der Rekord-Aufsteiger der Bundesliga, Arminia Bielefeld, am 30. Spieltag Schalke den sportlichen Garaus machen kann - und im eigenen Interesse machen muss. Bielefeld steht mit nur einem Punkt über dem berühmten Strich, also über dem Relegationsplatz.
  • Auf dem Relegationsplatz steht Hertha BSC. Als sei dies nach 29 Spieltagen noch nicht schlimm genug, weil weit unter den Erwartungen des Hauptstadtklubs, muss er dem Geschehen jetzt wegen Corona-Infektionen im Trainerteam und im Spielerkader drei Mal zuschauen. Abgesagt wurden die Partie in Mainz, das Heimspiel gegen Freiburg (30. Spieltag) und die Begegnung in Schalke (31. Spieltag). Herthas Profis drohen nach Ablauf der durch die DFL verhängten Quarantäne sechs Wettkämpfe in 18 Tagen. Es ist nicht damit zu rechnen, dass irgendein Berliner Spieler angesichts der derzeitigen Situation Lust darauf verspürt, den Kalou zu machen. Der Ex-Stürmer des Klubs hatte sich am 4. Mai 2020 einen unüberlegten Spaß erlaubt, als er in der ersten Welle der Corona-Pandemie mit seinem Handy durch die Kabine der Hertha zog und Verstöße gegen die Corona-Auflagen der DFL dokumentierte - inklusive seiner eigenen. Kalou entschuldigte sich zwar für sein Handeln, musste die Hertha aber verlassen.

Gerücht um Flick-Nachfolge: Julian Nagelsmann flüchtet sich in Lena-Gercke-Vergleich

Durch die Bundesliga weht ein "Wind of Change". Er treibt das berühmte Trainer-Karussell an. Die Übungsleiter - angesichts von bisher zwölf Wechseln in der laufenden Saison nach wie vor für Vereinsführungen eine Art Freiwild - nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Sie wechseln, ehe sie gefeuert werden können. Und sie wechseln, obwohl sie bei ihrem aktuellen Arbeitgeber Erfolg haben.

Gladbachs Marco Rose machte nach dem 21. Spieltag den Anfang, als er bekanntgab, künftig lieber die andere Borussia zu trainieren, die Dortmunder. Nach dem 28. Spieltag outete sich Adi Hütter als Roses Nachfolger in Gladbach - obwohl Hütter beste Aussichten hat, Eintracht Frankfurt in die Champions League zu führen. Der Spielplan führte am 29. Spieltag umgehend Roses Gladbacher und Hütters Frankfurter zusammen - und Roses Gladbacher verpassten ihrem Bald-Chef gleich mal durch ein 4:0 einen empfindlichen Dämpfer.

Am 29. Spieltag platzte dann die nächste Bombe. Auch der Erfolgstrainer der Erfolgstrainer, Bayern Münchens Hansi Flick, hat keine Lust mehr auf seinen aktuellen Arbeitgeber. Nach dem 3:2 in Wolfsburg vermeldete Flick, seinen bis 2023 laufenden Vertrag beim Klub-Weltmeister zu kündigen. Flick hat Aussichten, zum DFB zurückzukehren. Diesmal aber nicht als Assistent des Bundestrainers oder als Sportdirektor. Sondern als Bundestrainer. Der jetzige - Joachim Löw - stellt seinen Posten nach der EM 2021 zur Verfügung. Dies weiß die Fußball-Welt seit dem 9. März 2021.

Jetzt rechnen viele, die die Fußball-Welt schon länger beobachten, auch mit einem Abschied von Julian Nagelsmann aus Leipzig. Der gebürtige Bayer wird nicht zum ersten Mal mit dem Meister aus München in Verbindung gebracht. Wer es vermag, den Bayern zumindest zeitweise einen offenen Kampf um den Titel zu liefern, scheint auch reif zu sein, die große Bühne selbst zu betreten.

Nagelsmann, als Spieler in München jedoch ein Blauer gewesen, reagierte in der Pressekonferenz vor dem Gang der Leipziger nach Köln gewitzt auf die Gerüchte um einen möglichen Vertrag beim FC Bayern. Er könne sich ja auch nicht von Lena Gercke trennen, weil er nie mit ihr zusammen gewesen sei: "Es war einfach nichts, und es ist nichts. Wenn nichts ist, ist es schwierig, sich ins Gespräch zu bringen." Nagelsmann muss sich aber deswegen nicht sorgen: Ins Gespräch muss er sich bei den Bayern nicht selbst bringen. Das erledigen für ihn die Menschen, die er auf Pressekonferenzen mit Lena-Gercke-Vergleichen beglückt.

Zitat des Spieltags

"Wir gucken von Spiel zu Spiel." (Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis nach dem 0:4 beim SC Freiburg. Schalke stünde bei einer Niederlage schon im nächsten Spiel am 30. Spieltag in Bielefeld als erster Absteiger aus der Bundesliga fest.)

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Zahl des Spieltags

5 – Borussia Dortmunds Mats Hummels steigt mit seinem fünften Saisontor (zum 4:1-Endstand gegen Werder Bremen) zum torgefährlichsten Verteidiger der laufenden Saison auf. Und: Niemals zuvor in seiner 15-jährigen Laufbahn als Profi erzielte Weltmeister Hummels in einer Saison mehr Tore.

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