Köln/Essen - Geschlossene Kitas, leere Pflegestationen, verwaiste Jugendämter: In Nordrhein-Westfalen haben vielerorts Beschäftigte in sogenannten Frauenberufen des öffentlichen Dienstes die Arbeit niedergelegt.
Stattdessen nahmen laut Gewerkschaft Verdi Tausende an zentralen Kundgebungen teil - etwa in Dortmund, Köln, Essen, Duisburg oder Gütersloh. Eine Sprecherin berichtete auf dpa-Anfrage von mehr als 11.000 Streikenden aus allen Landesteilen. In der kommenden Woche sollten die Warnstreiks deutlich ausgeweitet werden, vor allem am Mittwoch werde das spürbar.
Frauendominierte Berufe im Mittelpunkt der Freitag-Streiks
Nach einem landesweiten Warnstreik am Donnerstag im Gesundheitsbereich standen diesmal weibliche Beschäftigte und frauendominierte Berufe in den Bereichen Erziehung, Soziales und Pflege im Mittelpunkt. Anlass sind der Aktionstag "Equal Pay Day" am Freitag und der Weltfrauentag am Samstag sowie weiterhin der Tarifstreit mit Bund und Kommunen. Verdi hatte zu dem Warnstreik aufgerufen, um unter anderem auch ein Zeichen für mehr Lohngleichheit zu setzen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft rief ihre Mitglieder in den Kitas auf, sich am Streik zu beteiligen. Der Erzieherinnen- und Sozialarbeiterberuf werde "chronisch kaputtgespart", sagte die GEW-Landesvorsitzende Ayla Celik der Deutschen Presse-Agentur. "Die Arbeitsbedingungen sind enorm belastend und die Gehälter unattraktiv. Auch im 21. Jahrhundert sind frauendominierte Berufe noch systematisch unterbezahlt." Viele Beschäftigte überlegten aus ihrem Beruf auszusteigen. "Ohne den öffentlichen Dienst würde es in Deutschland düster aussehen", betonte die Gewerkschaft komba in NRW.
Wo ist der Warnstreik besonders spürbar?
In zahlreichen Städten und Kreisen blieben laut Verdi am Freitag städtische Kitas geschlossen. Das Pflegepersonal in mehreren Kliniken etwa im Ruhrgebiet und Rheinland habe die Arbeit niedergelegt. Studierendenwerke oder Jugendämter waren punktuell ebenfalls betroffen oder auch die Behindertenhilfe, schilderte die Verdi-Sprecherin.
Die Gewerkschaft will den Druck aber noch erheblich verstärken - bevor in der kommenden Woche am Freitag (14.3.) die dritte Tarifverhandlungsrunde im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen beginnt. Am nächsten Montag und Dienstag sollen zahlreiche Flughäfen deutschlandweit bestreikt werden. Passagiere auch in Köln/Bonn, Düsseldorf und Dortmund müssen Verdi zufolge dann mit Flugausfällen und Verspätungen rechnen.
NRW-Warnstreik-Höhepunkt ist für Mittwoch geplant
Am Mittwoch sollen die landesweiten Warnstreiks ihren Höhepunkt in NRW finden. In einigen Bezirken werde auch mehrtägig die Arbeit niedergelegt, schon am Wochenende seien einige Maßnahmen geplant, teilte Verdi mit. Zur Wochenmitte sollten alle Bereiche des öffentlichen Dienstes bestreikt werden - von Stadtverwaltungen und Landkreisen über Kitas, Kliniken, Sparkassen, Schwimmbäder, Jobcenter und Arbeitsagenturen bis hin zu Stadtwerken sowie dem kommunalen Nahverkehr mit Bussen und Bahnen.
In Köln als größte Stadt in NRW hat die Gewerkschaft ebenfalls zu einem ganztägigen Streik aufgerufen. Nach Anhaben der Kölner Verkehrs-Betriebe wird es ab 3.00 Uhr keine Stadtbahn-Fahrten der KVB geben, nur Busfahrten von Subunternehmen. "Kundencenter und Vertriebsstellen der KVB bleiben geschlossen."
Welche Forderungen stehen im Raum?
Die Gewerkschaft fordert für Beschäftigte von Bund und Kommunen acht Prozent mehr Entgelt, aber mindestens 350 Euro mehr im Monat sowie drei zusätzliche freie Tage. Am Mittwoch sind Tausende zur Teilnahme an erneuten Kundgebungen etwa in Dortmund, Duisburg, Essen, Mülheim, Oberhausen, Gelsenkirchen, Düsseldorf, Köln, Heinsberg, Münster, Bielefeld, Hagen und Siegen aufgerufen, "um ein unmissverständliches Zeichen zu setzen", wie es am Freitag bei Verdi hieß.
Die Arbeitgeber hatten bisher kein konkretes Angebot vorgelegt, die Verdi-Forderungen aber als nicht finanzierbar zurückgewiesen. Die Warnstreiks schadeten in erster Linie den Bürgern, kritisierten sie. Vom 14. bis 16. März kommen beide Seiten in Potsdam erneut an dem Verhandlungstisch. © Deutsche Presse-Agentur