Die letzte Sitzung vor Weihnachten. Die Debatten im nordrhein-westfälischen Landtag kreisen um Naturschutz, Wohnungskrise, Waldökosysteme, Lieferengpässe von Medikamenten.
Und auch der prominenteste Baum im Land, die Platane in Köln-Müngersdorf, um deren Fällung die Kölner Politik und Verwaltung seit zehn Jahren streiten, ist Thema, und zwar in der Berichterstattung des Vorsitzenden des Petitionsausschusses des Landes NRW, Serdar Yüksel (SPD).
Yüksel verkündet an diesem Tag eine frohe Botschaft – jedenfalls für alle durch den Streit verstörten Kölnerinnen und Kölner: Der Regierungspräsident hat seine Weisung an die Oberbürgermeisterin Henriette Reker zurückgenommen, wonach der Baum nicht gefällt werden dürfe. Die Tage der umstrittenen Platane sind somit gezählt.
Seit vier Jahren Thema im Petitionsausschuss
Yüksel spricht sogar von zwei Bäumen, denn nach Ansicht des Petitionsausschusses bedroht neben der den Bahnhof unterwurzelnden Platane, auch eine zweite seinen Erhalt. "Diese Petition", schildert Yüksel, "hat den Petitionsausschuss und die Behörden in besonderem Maße beschäftigt, nämlich, seit über vier Jahren."
Die Petentin und der von ihr vertretende Förderkreis Bahnhof Belvedere setzten sich neben einer Vielzahl weiterer Unterstützer, Fachverbänden und Stiftungen für den Erhalt des Bahnhofs Belvedere ein. "Er ist das älteste erhaltene Bahnhofsgebäude Deutschlands", betont Yüksel. "Das Land NRW hat aufgrund der nationalen, wenn nicht europäischen Bedeutung dieses Baudenkmals ein außerordentliches und im Rahmen der erforderlichen Abwägung überragendes Interesse an dessen nachhaltig gesicherten Erhalt."
Dieses habe den Petitionsausschuss in einer Vielzahl an Orts- und Erörterungsterminen vertreten. Immer wieder habe der Ausschuss die Verwaltung durch einstimmige Beschlüsse aufgefordert, alles zu unternehmen, um die Sicherheit des Denkmals sicherzustellen.
Zwei Platanen unterwurzeln denkmalgeschütztes Bahnhofsgebäude
"Der nahezu lapidar erscheinende Aufhänger des Verfahrens", so Yüksel, "sind zwei Platanen, die mangels entsprechender Pflege unverhältnismäßig wuchsen und den Bestand des Denkmals nun akut gefährden, insbesondere durch Unterwurzelung und mangelnde Standsicherheit."
Die Stadt Köln habe nach dem Erörterungstermin auf dieses Problem angemessen reagiert und sich für die Entnahme der besonders dicht am Denkmal wurzelnden Platane entschieden. Die Bezirksregierung hätte aber eine Weisung an die Stadt Köln ausgesprochen, die Platane nicht zu fällen. "In einem weiteren Erörterungsverfahren", so Yüksel, "und nach einer intensiven Diskussion hat sich die Bezirksregierung nun aber entschlossen, die erteilte Weisung an die Bezirksregierung zurückzunehmen."
Platane am Bahnhof Belvedere: Ein zehn Jahre langer Streit
Im Plenarsaal ist lautes Klatschen zu hören. Die Geschichte hat sich herumgesprochen: Sie beginnt im Jahr 2014. Nachdem sich der Förderkreis Belvedere gebildet hatte und sich für die Sanierung des Bahnhofsgebäudes engagiert hatte, stellte das Liegenschaftsantrag einen Fällantrag für die das Bahnhofsgebäude unterwurzelnde Platane.
Doch der Beirat des Umweltamtes, ein beratendes Gremium, widersprach mit der Begründung, dass sie ein Naturdenkmal sei, sich im Landschaftsschutzgebiet befinde und stehen bleiben könne, wenn der Bahnhof saniert wird. Das Umweltamt verweigerte die Fällgenehmigung.
Die Denkmalschützer wandten sich schließlich an den Petitionsausschuss des Landes NRW. Nach Ortsterminen und auf der Basis eines wissenschaftlichen Gutachten kam dieser zu dem Ergebnis, dass zwei Platanen entfernt werden müssten. Die Oberbürgermeisterin wies daher das Umweltamt an, zu fällen, vergeblich.
Der Umweltausschuss des Stadtrats entschied daraufhin, dass die dicht am Gebäude stehende Platane zu entfernen sei. Die Bezirksregierung teilte mit, sie müsse bleiben. Das Umweltamt fällte nicht. Die Oberbürgermeisterin bereitete einen neuen Ratsbeschluss zur Fällung vor und wurde von der Bezirksregierung zurückgepfiffen. Der Petitionsausschuss hat die Behörde nun umgestimmt. Der existierende Beschluss des Umweltausschusses, die Platane zu fällen, muss nun nur noch tatsächlich umgesetzt werden. © Kölner Stadt-Anzeiger
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