"Wie geht es weiter? Setze ich mich in die Ecke und beklage jeden Tag, weil ich ein Verfallsdatum wie ein Joghurt habe oder nehme ich jeden Tag als Geschenk?

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Ich habe mich für letzteres entschieden." Die Entscheidung traf Brigitte Gesen, nachdem sie vor zwei Jahren die Diagnose Blasenkrebs erhalten hatte. Seit letztem Dezember weiß die 69-Jährige, dass sie unheilbar erkrankt ist. Seit neun Wochen lebt sie im Hospiz St. Hedwig in Rondorf.

Mit dem Wissen klärt sie ihre Angelegenheiten, setzt sich mit Sterben, vor allem mit dem Leben auseinander. "Wovor habe ich Angst? Was bedeutet das?" In ihr begann ein Prozess. Im Hospiz hat sie Zeit, sich zu besinnen. "Ich lebe jeden Tag, positiv und friedlich, weil ich so sein will."

Im Hospiz Rondorf: Von schwierigen Zeiten zu innerem Frieden

Das war nicht immer so. Mit 17 Jahren wurde sie schwanger. Ihr Leben war dramatisch. "Ich hätte in der Gosse landen können." Ihre nicht ganz einfachen Familienverhältnisse hat sie in Ordnung gebracht, mit ihrem Ex-Mann und ihrer Tochter. "Das gehörte mit ins System herein", sagt sie und auch, dass sie heute einverstanden ist, wie ihr Leben gelaufen ist.

Sich selbst gegenüber Gnade zu zeigen, nicht wütend zu sein. "Wenn das ein Wunsch ist, dann wurde er bereits erfüllt. Das Sterben gehört zum Leben. Es hat keiner in der Hand, wann der Zeitpunkt ist. Ich habe die Chance, mich damit auseinanderzusetzen."

Seit sie im Hospiz wohnt, geht es ihr tausendmal besser als vorher. "Ich bin hier an einem Ort angekommen, wo meine Seele heilen kann. Dieses Haus ist emphatisch, achtsam, voller Würde und zugewandt". Snow wirft einen Blick in ihr Zimmer, der Hund eines Mitarbeiters. "Er gehört zu den wundervollen Dingen in diesem Haus", sagt Gesen.

Weihnachtspläne und Herausforderungen im Hospiz

Einen Weihnachtstag wird sie bei einer guten Freundin sein, einen Tag in der Eifel bei Freunden, die ihr geholfen haben, ihre Wohnung auf der Berrenrather Straße zu entrümpeln. Die Wohnung ist gekündigt und leer geräumt. Das war für sie das geringste Problem. "Viel schlimmer war es, meinen Hund abzugeben, für Filou ein neues, gutes Zuhause zu finden."

Manchmal hat sie durch die Chemotherapie Schwierigkeiten, die Worte zu finden. "Dinge müssen aber ausgesprochen sein", sagt sie und nutzt die Angebote ihrer Bleibe. Etwa die Rikscha, die das Haus dank Spenden anschaffen konnte. Reden ist wichtig. "Draußen", also vor der Zeit im Hospiz, hatte niemand die Zeit, neben Medikamentenvergabe mit ihr zu sprechen. "Die Nebenschauplätze bei einer Krebserkrankung sind massiv. Hier ist das anders."

Weihnachten ist für sie die schönste Zeit zum Dekorieren. Sonst ist ihr das Fest nicht so wichtig. Am liebsten faltet sie Origami. Hunderte Sterne, Kraniche, kleine Schmuckkästchen, die gegen eine Spende auf dem Weihnachtsbazar verkauft werden. Das Papierfalten hilft ihr, den Kopf freizuräumen. Seit sie Stützstrümpfe hat, kann sie sich alleine in den Sessel setzen und auch wieder ein wenig laufen. Zurzeit tut ihr fast nichts weh.

"Wenn ich zu den Wundern gehöre, bei denen der Krebs ein passiver Unterbewohner wird, der unterschwellig noch ein bisschen bei mir bleiben will, dann würde ich das Hospiz verlassen." Einen Wunsch hat sie nicht wirklich. "Es wäre Blödsinn zu sagen, ich bin wunschlos glücklich. Ich habe mein Leben gelebt und ich habe im Laufe der Jahre meine Hausaufgaben gemacht". Die Welt in Frieden und in einer würdevollen Haltung zu verlassen. Das ist das Einzige. Das größte Geschenk für sie? Das Reden und Zuhören.

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Hauptsache raus! Durch eine Spendenaktion auf dem Sommerfest konnte das Hospiz eine eigene Fahrradrikscha finanzieren. "Wir schulen gerade eigene Mitarbeiter", sagt Hospizleiter Lukas Wester. Derzeit werden dienstags und donnerstags Fahrten durchgeführt. Für die Bewohner ist die speziell ausgerüstete Rikscha, die keiner Rumpfstabilität bedarf, ein absoluter Mehrwert. "Hauptsache raus!", heißt das Motto. "Der Aktionsradius der Bewohner ist sehr eingeschränkt. Man spürt richtig deren Freude", sagt Michaela Malobicky, bei den Alexianern zuständig für das Fundraising. Auch Familienangehörige können mitradeln. Das Angebot soll über das Hospiz hinaus ausgeweitet werden.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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