Wiesbaden (dpa/lhe) - Michael Boddenberg ist neuer Finanzminister in Hessen. Der bisherige CDU-Fraktionsvorsitzende wurde am Dienstag von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) in der Wiesbadener Staatskanzlei zum Nachfolger des überraschend gestorbenen CDU-Politikers Thomas Schäfer ernannt, der sich nach den bisherigen Erkenntnissen das Leben genommen hat.
Es herrsche noch immer Fassungslosigkeit über Schäfers Tod, betonte der Regierungschef. "Doch wir müssen gerade in diesen schweren Zeiten handlungsfähig bleiben." Der Finanzminister und sein Ministerium würden dabei eine zentrale Rolle einnehmen. Boddenberg bringe Sachverstand, Erfahrung und Durchsetzungskraft mit, um in der Corona-Krise das Amt und die Aufgaben des Finanzministers erfolgreich zu meistern.
Der neue Finanzminister sagte, er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, den Posten zu übernehmen. "Ich habe schon sehr lange überlegt und natürlich auch mit meiner Familie gesprochen", erklärte der 60-Jährige. "Ich hatte eine andere Lebensplanung." Deshalb habe er auch eine schlaflose Nacht gehabt, bevor er zugesagt habe. Er lasse sich aber angesichts der großen Herausforderungen in der Corona-Krise nach dem tragischen Tod von Schäfer in die Pflicht nehmen.
Wichtigste Aufgabe sei nun, "die historische Herausforderung" der Covid-19-Pandemie für Hessen und seine Bürger zu bewältigen, betonte Boddenberg. "Dafür werde ich mich rund um die Uhr und mit ganzer Kraft einsetzen." Der Finanzminister zeigte sich überzeugt davon, dass die Krise gemeistert werden könne. "Unzählige Menschen arbeiten daran und auch ich möchte dazu, künftig an anderer Stelle, meinen Beitrag leisten."
Boddenberg war seit Januar 2014 Fraktionschef der CDU im Landtag von Hessen. Zuvor war er unter anderem Minister für Bundesangelegenheiten und CDU-Generalsekretär in Hessen. Über seine Nachfolge an der Spitze der CDU-Landtagsfraktion soll am Freitag entschieden werden.
Da der Landtag der Ernennung von Boddenberg als Finanzminister formal noch zustimmen muss, ist für diesen Freitag eine Sondersitzung des Parlaments geplant. Übergangsweise hatte Finanzstaatssekretär Martin Worms die Leitung der Amtsgeschäfte im Finanzministerium nach dem Tod von Minister Schäfer übernommen.
Der Bund der Steuerzahler in Hessen und die Vorsitzenden von Landtagsfraktionen wünschten Boddenberg gutes Gelingen im neuen Amt des Finanzministers. Betont wurde auch bei inhaltlichen Differenzen seine Verlässlichkeit.
Der 54 Jahre alte Schäfer war am Samstag tot an einer Bahnstrecke aufgefunden worden. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler deutet alles daraufhin, dass sich der Minister das Leben genommen hat. Schäfer war zehn Jahre Ressortchef für Finanzen in Hessen, er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.
In einem kurzen, sehr emotionalen Statement hatte Regierungschef Bouffier am Sonntag von den Sorgen Schäfers über die Corona-Krise und deren Folgen berichtet. Er habe bis zuletzt daran gearbeitet, diese Krise organisatorisch und finanziell zu bewältigen.
"Ich muss davon ausgehen, dass ihn diese Sorgen erdrückt haben", sagte der Ministerpräsident. "Er fand offensichtlich keinen Ausweg mehr. Er war verzweifelt und ging von uns." Der Tod Schäfers sei ein großer Verlust für das Land Hessen. "Gerade ihn hätten wir in einer so schweren Zeit besonders gebraucht", sagte Bouffier. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.