Frankfurt/Main - Die Sonne scheint und endlich sind die Temperaturen wieder angenehm. Für Radlerinnen und Radler heißt das, den Drahtesel nach der Winterpause hervorzuholen und in Augenschein zu nehmen. Wissenswertes zum Saisonstart:

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Gefragtes Verkehrsmittel

Der grundsätzliche Trend zum Fahrradfahren ist nach Einschätzung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ungebrochen. In Hessen wollten laut dem Fahrrad-Monitor 47 Prozent der Befragten zukünftig noch häufiger ihr Fahrrad nutzen.

Die Landeshauptstadt Wiesbaden hat Ergebnisse einer Studie vorgestellt, nach der das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel für Wege zur Arbeit wichtiger wird: "Von ehemals 7 Prozent der Wege (2013) ist der Anteil über 10 Prozent (2018) bis auf heute 13 Prozent gestiegen", heißt es in der Mitteilung. Die Ergebnisse seien Ansporn, verstärkt die Vororte und Nachbarstädte mit neuer Rad-Infrastruktur anzubinden, erklärt Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne).

Der Radverkehrsanteil an den zurückgelegten Wegen in der Stadt stieg von 2018 bis 2024 um knapp zwei Punkte auf 8,4 Prozent. Mehr als verdoppelt habe sich der Anteil auf Strecken über fünf Kilometern - eine Entwicklung, die auf batteriebetriebene Pedelecs und E-Bikes zurückzuführen sei: "Mittlerweile fährt jedes fünfte Wiesbadener Fahrrad mit elektrischer Unterstützung", erklärt die Stadt.

Kritik an schleppendem Bau von Radwegen

Noch mehr Fahrradverkehr würde es nach Einschätzung des ADFC geben, wenn die Radwege besser ausgebaut wären. "Wir fordern ein flächendeckendes Netz aus sicheren Radwegen für ganz Hessen", sagt der Landesvorsitzende Ansgar Hegerfeld.

Während einige größere Kommunen den Radverkehr durchaus förderten, hätten noch immer 89 Prozent der hessischen Landesstraßen keinen begleitenden Radweg. "Mit dieser Quote und dem extrem langsamen Zuwachs zählt Hessen seit Jahrzehnten zu den bundesweiten Schlusslichtern", kritisiert Hegerfeld. "Wir müssen daher dringend eine Aufholjagd beim Radwegebau starten!", fordert er.

Das SPD-geführte Verkehrsministerium in Wiesbaden unterstreicht, trotz schwieriger Haushaltslage seien die Investitionen nicht zurückgefahren worden: "Nachdem 2024 erstmals ein Investitionsvolumen von 17 Millionen Euro an Landesstraßen erreicht wurde, soll dies auch in den nächsten Jahren entsprechend fortgesetzt werden. Dazu kommen weitere Maßnahmen an Bundesstraßen", teilt eine Sprecherin mit.

Auch andernorts gehe es voran. Eine große kommunale Baumaßnahme sei beispielsweise der Radschnellweg Vellmar-Kassel, ein erster Abschnitt solle dieses Jahr in Betrieb genommen werden.

Bremsen und Luftdruck prüfen

Zum Start in die neue Saison rät der ADFC, das Fahrrad nach längeren Standzeiten im Hinblick auf die Verkehrssicherheit zu überprüfen oder von einer Werkstatt prüfen zu lassen: Bremsen und Licht testen, den Luftdruck mit den Sollwerten des Mantels abgleichen und bei Bedarf natürlich auch die Kette ölen.

In den Werkstätten war die Nachfrage nach den ersten schönen Märztagen schon einmal gewachsen, nun steht der nächste Ansturm bevor. So auch in der "Velopraxis" von Oliver Jörg und Katrin Laksberg in Frankfurt-Sachsenhausen. Wenn die Sonne wieder scheine, holten die Menschen das Fahrrad heraus und wollten eine Durchsicht in der Werkstatt, sagt Jörg. Das Interesse am Kauf von Fahrrädern sei dagegen derzeit eher gering.

Gesteigerte Nachfrage nach Werkstattleistungen gab es im März auch schon im Rheingau: "Das ist wie in jedem Jahr, sobald es sonnig ist, ist sehr viel los", sagt Thorsten Mahl vom gleichnamigen Fahrradladen in Oestrich-Winkel. Er rate, im Winter Inspektion machen zu lassen, doch nicht alle hielten sich daran. Ein Tipp vom Profi: Wer ein neues Fahrrad brauche und nicht den allerletzten Schrei wolle, könne dieses Jahr mit Preisabschlägen bis zu 50 Prozent fündig werden.

Wetter

Wie sind nun die Aussichten auf das Radel-Wetter der kommenden Tage? Seit diesem Donnerstag ist Frühling. "Heiter bis sonnig und niederschlagsfrei", heißt die dazu passende Prognose des Deutschen Wetterdiensts (DWD) für Hessen an diesem Freitag. Mit Höchstwerten bis zu 22 Grad soll es ungewöhnlich mild werden. Vor allem im Bergland muss jedoch mit starkem Wind gerechnet werden. Am Wochenende ist es wieder etwas kühler und wolkiger - voraussichtlich ab Sonntag wird es wechselhafter. Der langfristige Trend zeigt wieder freundlicheres Wetter.  © Deutsche Presse-Agentur

Fahrradladen "Velopraxis"
Die Fahrradsaison steht in den Startlöchern, die Werkstätten rechnen mit regem Betrieb angesichts des endlich frühlingshaften Wetters. © dpa / Boris Roessler/dpa
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