Commerzbank: Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef will die Übernahme der Commerzbank verhindern. Er fürchtet, dass Arbeitsplätze gefährdet sind.

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Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) hat am Mittwoch die italienische Großbank Unicredit aufgefordert, von dem "feindlichen Vorgehen" Abstand zu nehmen, die Commerzbank übernehmen zu wollen. Josef sagte, die Commerzbank sei "ein bedeutender Player am Finanzplatz Frankfurt", sie spiele eine wichtige Rolle bei der Finanzierung des deutschen Mittelstands. "Es irritiert mich, dass die Unicredit so aggressiv vorgeht und es nicht für nötig hält, ihre Pläne für die Commerzbank öffentlich zu machen. Dabei haben sie bereits Aktien und Anteilsrechte in der Größenordnung von knapp 30 Prozent der zweitgrößten deutschen Bank übernommen", erklärte Josef.

Am Mittwoch hatte die italienische Unicredit ihren Anteil an der Commerzbank weiter erhöht und damit auch Kritik der Bundesregierung auf sich gezogen. Wie die zweitgrößte Bank Italiens mitteilte, stockte sie ihre Investition von 21 auf nun 28 Prozent auf. Vor dem Hintergrund einer drohenden Komplettübernahme des deutschen Finanzinstituts sprach die Bundesregierung von "unfreundlichen Methoden" – das Verhalten von Unicredit sei "befremdlich und unangemessen". Die Unicredit teilte mit, sie halte nun einen direkten Anteil von 9,5 Prozent an dem deutschen Finanzinstitut, der Rest im Umfang von 18,5 Prozent werde in Derivaten gehalten. Die Erhöhung der Anteile spiegele auch den "Glauben an Deutschland und seine Unternehmen" und einen starken Bankensektor wider, hieß es in der Mitteilung weiter.

Ein Sprecher der Commerzbank sagte dazu, die Bank nehme dies "zur Kenntnis", wolle die Erhöhung der Anteile aber nicht kommentieren. Die Bank sei vielmehr auf ihre Weiterentwicklung und die Umsetzung ihrer Strategie konzentriert. Die Bundesregierung fand indes deutliche Worte: "Die Unicredit geht hier erneut unabgestimmt und mit unfreundlichen Methoden vor", sagte ein Regierungssprecher in Berlin. Das sei "bemerkenswert", weil die italienische Großbank zuvor öffentlich betont habe, vor den Bundestagswahlen nicht weiter aktiv werden zu wollen. Das Verhalten der Bank sei "befremdlich und unangemessen".

Oberbürgermeister Josef kritisierte, offensichtlich halte es der Unicredit-Chef für nicht erforderlich, mit der Bundesregierung und der Führung der Commerzbank über die Pläne zu sprechen. "Für uns ist wichtig, dass die Commerzbank dem Finanzplatz Frankfurt als starker, eigenständiger Akteur erhalten bleibt, die Entscheidungen weiter in Frankfurt getroffen werden und keine Arbeitsplätze wegen eines aggressiven Übernahmepokers gefährdet werden", sagte er.

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Die Unicredit war im September überraschend bei der Commerzbank eingestiegen, zunächst mit neun Prozent. Sie erhöhte ihre Anteile dann später weiter und löste den Bund als größten einzelnen Anteilseigner ab. Zuletzt hielt sie 21 Prozent, bevor sie nun auf 28 Prozent aufstockte. Die Bundesregierung will nun intern über das weitere Vorgehen beraten und "mit Hochdruck nach einer guten Lösung für Deutschland suchen", sagte der Regierungssprecher. Er hob zudem hervor, das Verhalten der italienischen Bank sei "unfreundlich", nicht jedoch "illegal".  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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