Konkurrenz durch Uber und Co.: Fahrdienstvermittler wie Uber und Bolt graben dem traditionellen Taxigewerbe das Wasser ab.

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Festpreise auch für Taxi-Fahrten sollen diese nun attraktiver machen. Doch damit allein ist der Wettbewerb gegen die Plattformen nicht zu gewinnen.

Für Krawi Marwan ist es um 8.15 Uhr die erste Fahrt des Tages, seit halb sieben steht er am Taxistand im Europaviertel und wartet auf Aufträge. In den vergangenen Tagen hätten die Taxizentrale und sein Arbeitgeber mehrfach unter den Fahrern dafür geworben, künftig auch zuvor vereinbarte Festpreise zu akzeptieren, "weil es die Kunden wünschen", sagt Marwan, der seit fünf Jahren in Frankfurt mit dem Taxi unterwegs ist.

Er selbst hält die neue Regelung für gut und wichtig. Schließlich habe sich die Auftragslage seit dem Aufkommen von alternativen Anbietern wie Uber oder Bolt deutlich verschlechtert. Auf diesen Vermittlungsplattformen erfahren die Kunden den Preis ihrer Fahrt grundsätzlich vorab. Das Angebot, eine solche Option auch für Taxifahrten anzubieten, soll helfen, im Wettbewerb wieder Boden gutzumachen.

Allerdings wurde für Marwans Fahrt vom Europagarten zur Hauptwache von der Taxizentrale ein Festpreis von 17,30 Euro festgelegt. Uber bietet für die gleiche Strecke zur gleichen Uhrzeit ein Taxi für 10,08 Euro. Das Unternehmen ist zwar vor allem für die Vermittlung von Mietwagenfahrten bekannt, es gibt aber auch Taxis, die für Uber unterwegs sind.

Festpreis kann auch nach hinten losgehen

Ein Sprecher des Fahrdienste-Vermittlers teilt mit, für die Festlegung der Preise wende man die am Mittwoch in Kraft getretenen Regeln der Stadt Frankfurt an. Danach müssen bei der Kalkulation eines Festpreises pro Kilometer mindestens 2,40 Euro berechnet werden, mehr als vier Euro pro Kilometer dürfen es nicht sein. Innerhalb dieses Korridors können die Anbieter je nach Verkehrslage und Nachfrage den Preis festsetzen.

Uber ist offenkundig trotz des Berufsverkehrs zwischen 8.00 und 9.00 Uhr am Mittwoch nicht weit über den Mindest-Kilometerpreis hinausgegangen. Dabei wurden auf der Plattform für dieselbe Strecke mit anderen Autos zur gleichen Zeit höhere Preise aufgerufen: Eine Fahrt zum gängigsten Tarif Uber X hätte fast 15 Euro gekostet. Diese Preise lege Uber nicht selbst fest, dies übernehme ein Dienstleister namens Safe Driver Group, ist dazu aus der Uber-Pressestelle zu erfahren.

So oder so liegen beide Uber-Tarife unter dem Preis der Taxirufzentrale – den letztlich auch Marwan selbst hätte unterbieten können: Er hat das Taxameter mitlaufen lassen, und am Fahrtziel angekommen, zeigt es 16,50 Euro an statt der vorab vereinbarten 17,30 Euro.

Dabei hatte er bei der Abfahrt noch gesagt, der Festpreis könnte für seine Kalkulation auch nach hinten losgehen: "Wenn wir jetzt in einen Stau kommen, dann dauert es länger." Trotzdem gehe er gern das Risiko ein, mit einzelnen Fahrten weniger Umsatz zu machen als bislang, wenn er dadurch wieder mehr Aufträge bekommen könne. Am gesamten Dienstag – also noch vor Einführung der Festpreise – seien es nur drei gewesen, berichtet er.

"Uber zwingt mich, kriminell zu werden"

Für herkömmliche Taxifahrten gilt in Frankfurt ein Kilometerpreis von 2,40 Euro. Hinzu kommt allerdings für jede Fahrt ein Grundpreis von vier Euro. Außerdem wird auch für Wartezeiten ein Entgelt fällig – es beträgt in Frankfurt 38 Euro je Stunde, eine Minute kostet also 63 Cent.

Das ist ärgerlich etwa für Taxikunden, die am Mittwoch gegen 10.45 Uhr von Frankfurt Richtung Flughafen auf der A 5 unterwegs sind. Dort hat es nämlich einen Unfall gegeben. Die F.A.Z.-Reporterin ist zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise mit einem Taxi in entgegengesetzter Richtung unterwegs, kommt nämlich vom Flughafen zurück.

Auf dem Hinweg war noch kein Stau, da betrug der Taxi-Festpreis vom Europagarten zum Terminal 1insgesamt 41,30 Euro. Für die Rückfahrt hat der Fahrer zum Vergleich das Taxameter eingeschaltet, Ergebnis: 36,80 Euro.

Der Siebenundfünfzigjährige gehört zu jenen Taxifahrern, die gelegentlich auch für Uber unterwegs sind. An diesem Morgen habe er schon zwei Aufträge über die Plattform vermittelt bekommen, sagt er – trotzdem ist er auf Uber alles andere als gut zu sprechen: "Uber zwingt mich, kriminell zu werden."

Die Konkurrenz durch Uber und andere Vermittlungsplattformen sei für das klassische Taxigewerbe nämlich so groß, dass er dort im Schnitt nur noch 3,50 Euro pro Stunde verdiene. Mit der Folge, dass er selbst oft länger am Steuer sitze als erlaubt.

Der Mann, der seit 25 Jahren Taxi fährt, will seinen Namen deshalb nicht in der Zeitung lesen – auch mit Rücksicht auf das Taxiunternehmen, das ihn beschäftigt und ihm faktisch eben weniger als den gesetzlichen Mindestlohn zahlt. Sein Arbeitgeber habe ihn aufgefordert, seine Umsätze durch den Mindestlohn von 12,41 Euro zu teilen und danach die angeblich geleisteten Stunden aufzuschreiben, berichtet er.

Der Umsatzschwund gehe eindeutig mit der Konkurrenz durch die Vermittlungsplattformen einher: Ehe Uber nach Frankfurt gekommen sei, habe er mit Taxifahrten manchmal in einer einzigen Nacht 500 Euro Umsatz gemacht. "Das hat es seit Dezember 2018 nicht mehr gegeben", sagt der Mann.

Seit Dezember 2018 hat sich Uber in Frankfurt etabliert. Nach einem früheren Versuch, Kunden über eine App namens Uber Pop private Mitfahrgelegenheiten zu vermitteln, kehrte das Unternehmen damals mit dem Modell der Taxifahrer- und Mietwagenvermittlung an den Main zurück. Die Vermittlung von Mietwagen mit Fahrern ist das Hauptgeschäft.

Anders als Taxis gibt es für Mietwagenfahrten keine Mindestpreise. Dazu muss man wissen: Taxis haben in Deutschland nach ständiger Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts den Status eines öffentlichen Verkehrsmittels. Zwar werden Taxiunternehmen anders als Busse oder Bahnen nicht mit öffentlichen Mitteln bezuschusst, dennoch gelten für sie gewisse Privilegien – wie Standplätze an Bahnhöfen und anderen Verkehrsknotenpunkten – aber eben auch Pflichten.

Ist das Geschäftsmodell von Uber profitabel?

So muss ein Grundangebot an Taxen zu jeder Zeit einsatzbereit sein. Zudem besteht eine Beförderungspflicht: Kunden dürfen nicht abgewiesen werden, wenn sie beispielsweise nur eine sehr kurze Strecke zurücklegen wollen.

Die von den Kommunen festgelegten Mindestpreise für Taxen dienten dazu, den Unternehmen trotz dieser Auflagen einen wirtschaftlich auskömmlichen Betrieb zu sichern, heißt es in einem im November veröffentlichten Gutachten, das vom Berliner IGES-Institut im Auftrag des Bundesverbandes Taxi- und Mietwagen e.V. erstellt wurde.

Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass auch Mindestpreise für die Leistungen von Mietwagenfahrern sinnvoll wären, damit "das Taxigewerbe wieder auf einen nachhaltigen Entwicklungspfad zurückfinden und damit auch die kommunalen Steuerungsmöglichkeiten auf das lokale Verkehrssystem gestärkt werden" könnten.

Allerdings genießen Taxiunternehmen im Vergleich zu Betreibern von Mietwagenflotten schon heute einige Vorteile: So fällt auf Taxifahrten bis 50 Kilometer nur der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent an, bei Mietwagenfahrten sind es 19 Prozent.

Überdies unterliegen Mietwagenfahrer der sogenannten Rückkehrpflicht: Nach Beförderung eines Kunden müssen sie zum Betriebssitz zurückkehren, sofern sie keinen direkten Folgeauftrag haben. Anders als Taxifahrer dürfen sie also weder unterwegs neue Aufträge annehmen noch am Straßenrand Passagiere einsammeln.

Kritiker bezweifeln, dass sich das Geschäft unter diesen Bedingungen überhaupt lohnen kann. So protestierten in den vergangenen Wochen wiederholt Betreiber von Mietwagenflotten und deren Fahrer gegen Uber und andere Plattformen. Der Rhein-Main-Mietwagen-Verband wirft ihnen vor, die Gebühren für die Vermittlung von Fahrgästen seien überhöht. Nach Auskunft der Plattformbetreiber Uber und Bolt betragen die Gebühren bis zu 25 Prozent des Fahrpreises.

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Die Plattform Freenow, die sich aus dem Mietwagengeschäft zurückziehen will, argumentiert, dass dieses "ohne Zuschüsse der Vermittlungsplattformen und unter Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben nicht eigenwirtschaftlich nachhaltig betrieben werden kann". Dagegen kam IW Consult, ein Tochterunternehmen des Instituts der deutschen Wirtschaft, in einer Studie im Auftrag von Uber zu dem Schluss, das Geschäftsmodell der Mietwagenpartner sei profitabel.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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