• 17:37 Uhr: ➤ Bericht: Polizei nutzt Corona-Kontakterfassungsdaten für Ermittlungen
  • 16:20 Uhr: Union wirft Lauterbachs Ministerium mangelnde Kommunikation vor
  • 14:24 Uhr: Beschäftigte ohne Booster können Entschädigungsanspruch verlieren
  • 12:30 Uhr: App bewertet Genauigkeit von Corona-Schnelltests
  • 11:14 Uhr: Novavax-Impfstoff laut Experten für Booster-Impfungen geeignet

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➤ Bericht: Polizei nutzt Corona-Kontakterfassungsdaten für Ermittlungen

Staatsanwaltschaften und Polizei haben einem Bericht zufolge seit 2020 in mehr als 100 Ermittlungsverfahren bundesweit auf persönliche Daten aus der Luca-App oder auf andere Formen der Corona-Kontakterfassung zurückgegriffen. Das geht aus einer Umfrage des ZDF-Nachrichtenportals "heute.de" unter allen Staatsanwaltschaften und Landesdatenschutzbeauftragten hervor. In mindestens fünf Fällen wurden die Daten verwendet, obwohl dem Bericht zufolge das Infektionsschutzgesetz dies zu dem Zeitpunkt nicht zuließ.

Die Staatsanwaltschaft Mainz wertete zum Beispiel die Daten von 21 Personen aus der Luca-App aus, um Zeugen eines Treppensturzes in einer Gaststätte zu finden. Im Sommer 2021 prüfte die Polizei nach Angaben der Staatsanwaltschaft Koblenz die Papierliste eines Gastwirts, um einem Dieb auf die Spur zu kommen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart teilte dem ZDF mit, die Polizei habe im Juli 2021 die Gästeliste einer Veranstaltung wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts ausgewertet.

Ein Sprecher des Bundesdatenschutzbeauftragten kritisierte dem Bericht zufolge Regelungen, nach denen in den meisten Bundesländern die Corona-Warn-App des Bundes nicht als Alternative zur Luca-App erlaubt sei: "Mit dem Check-In der Corona-Warn-App steht eine Lösung bereit, bei der aufgrund des dezentralen Ansatzes eine unerlaubte Datenabfrage nicht möglich ist." Erkenntnisse über unzulässige Datenabfragen bei den vom Bundesdatenschutzbeauftragten beaufsichtigten Stellen, etwa dem Bundeskriminalamt und der Bundespolizei, lägen derzeit nicht vor.

Die weiteren Corona-News des 20. Januar:

Gesundheitsminister Mückstein verteidigt Impfpflicht als Akt der Solidarität

17:00 Uhr: Österreichs Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hat die geplante Corona-Impfpflicht als Akt der Solidarität und des Zusammenhalts verteidigt. "Je mehr Menschen eine Corona-Schutzimpfung haben, desto weniger sterben an den Folgen einer Corona-Pandemie", sagte der Minister am Donnerstagnachmittag in Wien zum Auftakt der Parlamentsdebatte über die Impfpflicht. Auch die Chefin der oppositionellen Sozialdemokraten stellte sich hinter den Plan. "Die Impfung rettet Leben, das eigene und das Leben anderer", sagte die SPÖ-Vorsitzende und Epidemiologin Pamela Rendi-Wagner. Zwar habe die Regierung in den vergangenen zwei Jahren vieles versäumt, aber nun seien die Impflücken eben nur noch mit der Impfpflicht zu schließen.

Die rechte FPÖ ist als einzige Parlamentspartei gegen den Schritt. "Die Einführung dieses Zwangs ist ein gigantischer Anschlag auf die Freiheit der Menschen in Österreich, ein Attentat auf die Menschenwürde der Bevölkerung", sagte FPÖ-Chef Herbert Kickl.

Die Abstimmung über die Impfpflicht wird für den frühen Abend erwartet. Eine Zustimmung gilt als sicher. Die Impfpflicht soll - von Ausnahmen abgesehen - für alle ab 18 Jahren gelten. Sie soll Anfang Februar in Kraft treten. Erste stichprobenartige Kontrollen soll es aber erst Mitte März geben. Bei einem Nicht-Beachten der Vorschriften drohen dann empfindliche Geldstrafen.

Union wirft Karl Lauterbachs Ministerium mangelnde Kommunikation vor

16:20 Uhr: Nach Änderungen von Corona-Regeln mittels Veröffentlichung auf Internetseiten haben Unionspolitiker heftige Kritik an der Kommunikation des Bundesgesundheitsministeriums geübt. "Wir müssen versuchen, die Menschen mit Argumenten zu gewinnen und nicht, indem wir sie überrumpeln", sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) der "Welt" (Donnerstag). Stein des Anstoßes sind eine Verkürzung der Geltungsdauer des Genesenenstatus von sechs Monate auf 90 Tage sowie die Änderung, dass man nach einer Johnson&Johnson-Erstimpfung erst mit einer zweiten Impfung als voll geschützt gilt. Bisher reichte eine Impfung.

Die Änderungen wurden durch eine vom Gesundheitsministerium eingebrachte Verordnung auf den Weg gebracht, die vergangene Woche im Bundesrat verabschiedet wurden. Die Verordnung sollte ermöglichen, dass die Vorgaben für die Impf- und Genesenennachweise auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand gehalten werden. Die konkreten Vorgaben sollten dafür vom Robert Koch-Institut und vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) kommen. Diese Behörden bestimmten dann auch umgehend die konkreten Änderungen und veröffentlichten dies auf ihren Internetseiten. Aufgefallen sind diese Veröffentlichungen im Internet vielen aber erst mit zeitlicher Verzögerung.

"Ich bin nicht mehr bereit, ein Verfahren im Bundesrat mitzutragen, bei dem man die konkreten Konsequenzen nicht kennt", sagte Haseloff der "Welt". Die Politik müsse aufpassen, "dass sie nicht weiter an Glaubwürdigkeit verliert". Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sagte dem Blatt, zwar sei es richtig, sich nach den jeweils neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu richten. Doch es reiche dafür nicht, "eine Regeländerung auf seine Website zu schreiben". Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) findet es laut dem Bericht unglücklich, dass die Inhalte der Anpassung beim Genesenenstatus nicht ausreichend klar durch das Bundesgesundheitsministerium erklärt worden seien.

Der gesundheitspolitischen Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), monierte: "Aus heiterem Himmel wurde der Genesenenstatus von sechs auf drei Monate verkürzt sowie der Status von Personen geändert, die mit Johnson&Johnson geimpft sind." Die Kommunikation dieser Entscheidungen durch das Gesundheitsministerium sei "ein Totalausfall" gewesen. "Dabei liefern RKI und PEI wissenschaftlich hervorragende Daten als Entscheidungsgrundlage." Sorge forderte Lauterbach auf, "seine Öffentlichkeitsarbeit an dieser Stelle zu optimieren".

Robert Habeck zu Ermittlungen: Kapitel Corona-Boni wird bald abgeschlossen

15:40 Uhr: Von den staatsanwaltlichen Ermittlungen zu Bonuszahlungen an ihn und andere Mitglieder des Bundesvorstandes erwartet der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck keine neuen Erkenntnisse. "Die Corona-Boni sind längst zurückgezahlt", sagte der Bundeswirtschaftsminister am Donnerstag in München. "Ansonsten wird das jetzt noch einmal staatsanwaltlich ermittelt und aufgeklärt. Und dann, denke ich, wird das Kapitel auch endgültig abgeschlossen." Die Mitglieder des Parteivorstandes kooperierten vollumfänglich mit der Staatsanwaltschaft.

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Anfangsverdachts der Untreue gegen den gesamten Bundesvorstand der Grünen. "Gegenstand des Verfahrens ist die Bewilligung eines 'Corona-Bonus' durch die Mitglieder des Bundesvorstandes an sich selbst", teilte die Behörde mit. Zum Grünen-Vorstand gehören neben den Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck auch Michael Kellner, Jamila Schaefer, Ricarda Lang und Marc Urbatsch. Beim Parteitag Ende kommender Woche wird ein neuer Vorstand gewählt.

Ein Grünen-Sprecher sagte am Mittwochabend: "Es geht dabei um die Mitwirkung der Mitglieder des Bundesvorstandes an Beschlüssen zur Auszahlung von sogenannten 'Corona-Boni', die - wie bereits bekannt - 2020 an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle und zugleich an den Bundesvorstand gezahlt worden waren."

Den Corona-Bonus von 1.500 Euro pro Person bekamen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Grünen-Bundesgeschäftsstelle im vergangenen Winter. Er sollte die Belastungen ausgleichen, die durch die Arbeit im Homeoffice und den Umbau des Gebäudes entstanden waren. Parteiinterne Rechnungsprüfer hatten die Zahlungen an den Vorstand bereits beanstandet. Der Bonus wurde auch an die sechs Mitglieder des Bundesvorstands gezahlt, was laut den Rechnungsprüfern aber nicht durch die parteiinternen Regelungen gedeckt war.

Die Staatsanwaltschaft erklärte: "Die Annahme eines Anfangsverdachts erfordert lediglich, dass aufgrund konkreter Anhaltspunkte die Möglichkeit der Begehung einer Straftat besteht." Die Staatsanwaltschaft sei in diesem Fall zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens verpflichtet.

Corona-Demos und Friedensgebete: Morddrohungen gegen Pfarrerin

15:16 Uhr: Eine Pfarrerin aus Herne in Nordrhein-Westfalen, die parallel zu Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen samstags regelmäßig Friedensgebete organisiert, hat Todesdrohungen erhalten. Der Staatsschutz ermittle nach zwei Vorfällen gegen unbekannt, teilte ein Polizeisprecher am Donnerstag mit. Zuvor hatte die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" von zwei Morddrohungen berichtet.

Die Betroffene organisiert samstags vor der Kreuzkirche in Herne Friedensgebete, um der Opfer der Corona-Pandemie zu gedenken und ein Zeichen zu setzen. Zeitgleich finden seit einigen Wochen Demos von Gegnern der Impfpflicht und Proteste gegen Corona-Schutzmaßnahmen statt. Unter anderem habe sie einen Zettel mit der Aufschrift "Ihr seid tot!" erhalten - mit einem aufgemalten qualmenden Revolver, zitierte die WAZ die Pfarrerin.

Ebenfalls auf ihrem Grundstück habe die Geistliche Zigarettenkippen und Asche gefunden sowie ein Taschentuch mit der Aufschrift "Tot!". Sie schicke ihr Kind nicht mehr allein in die Schule, an den Friedensgebeten werde sie aber festhalten. Die Polizei äußerte sich zunächst nicht zu Hintergründen.

Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen sicherte der Pfarrerin "umfängliche Unterstützung" zu. Schon vor den Todesdrohungen seien sie und ihre Familie von Unbekannten bedroht worden. Man begrüße die Herner Friedensgebete "für ein rücksichtsvolles, friedliches Miteinander in der schwierigen gesellschaftlichen Situation der Corona-Pandemie". An diesem Samstag wollten Vertreter der westfälischen Kirchenleitung an dem Gebet teilnehmen.

Zahl der Corona-Fälle bei Handball-EM nimmt zu

14:48 Uhr: Die Omikron-Welle bei der Handball-Europameisterschaft erfasst neben der deutschen Mannschaft zunehmend auch andere Nationen. Am Mittwoch wurden aus dem Lager der zwölf im Turnier verbliebenen Teams 18 positive Corona-Fälle gemeldet - inklusive der drei in der DHB-Auswahl. Am Donnerstagvormittag gab es die ersten zwei Infektionen bei Titelverteidiger Spanien, der am Abend im ersten Hauptrundenspiel auf Deutschland traf.

Das DHB-Team ist mit bisher zwölf infizierten Spielern am stärksten betroffen. Ähnlich heftig erwischt hat es bei der Endrunde in Ungarn und der Slowakei den EM-Zweiten Kroatien, bei dem es bis zum Donnerstagmorgen insgesamt neun positive Fälle gab.

Polen beklagte bis zu diesem Zeitpunkt sechs infizierte Spieler, die Niederlande und Russland jeweils vier, Schweden und Island je drei und Olympiasieger Frankreich einen. Immerhin drei Hauptrunden-Teilnehmer verzeichneten noch gar keinen Corona-Fall während des Turniers: Weltmeister Dänemark, der EM-Dritte Norwegen und Montenegro.

Beschäftigte ohne Booster können Entschädigungsanspruch verlieren

14:24 Uhr: Arbeitnehmer und Selbständige können ihren Anspruch auf Ersatz von Verdienstausfällen verlieren, wenn sie keinen vollen Impfschutz durch eine Corona-Drittimpfung haben und in Quarantäne müssen. Das geht aus einer Expertise der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags hervor, die der Bundestag im Internet veröffentlicht hat und über die die "Bild"-Zeitung zuerst berichtet hat.

Eigentlich gewährt das Infektionsschutzgesetz Personen, die infiziert sind oder unter Infektionsverdacht stehen und denen deshalb eine Ausübung ihrer bisherigen Erwerbstätigkeit verboten ist, einen Entschädigungsanspruch in Geld.

Die Bundestagsdienste weisen darauf hin, dass die Entschädigung laut Gesetz wegfällt, wenn etwa durch Inanspruchnahme einer Schutzimpfung ein solches Verbot hätte vermieden werden können. Dabei könne auch das Fehlen einer Auffrisch- oder Booster-Impfung zum Ausschluss der Entschädigung für den Verdienstausfall führen, wenn diese eine öffentlich empfohlene Impfung sei.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine COVID-19-Auffrischimpfung, wie die Parlamentsexpertinnen und -experten erläutern. Allerdings kommt es laut ihrer "Kurzinformation" noch auf die Länder an: Erst sofern die obersten Landesgesundheitsbehörden auf Grundlage der Empfehlung der Impfkommission eine öffentliche Empfehlung zur Auffrischimpfung aussprechen, handele es sich um eine öffentlich empfohlene Schutzimpfung im Sinne des Infektionsschutzgesetzes. Eine Übersicht über die Empfehlungen der Landesgesundheitsbehörden oder der Zahl möglicher Betroffener enthält die zweiseitige Expertise nicht.

Leichter Rückgang der täglichen Impfquoten

14:07 Uhr: Die Zahl der täglichen Corona-Impfungen geht leicht zurück. Sie lag am Mittwoch bei rund 610.000 verabreichten Impfdosen, wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts vom Donnerstag hervorgeht. Am Mittwoch vergangener Woche waren es 864.000, am Mittwoch vor Weihnachten knapp 1,2 Millionen.

Mindestens 75,3 Prozent der Bevölkerung (62,6 Millionen Menschen) haben mindestens eine erste Impfdosis erhalten. Die Bundesregierung strebt 80 Prozent Erstgeimpfte bis Ende Januar an.

Mindestens 73,1 Prozent der Bevölkerung (60,8 Mio.) haben nach RKI-Angaben einen vollständigen Grundschutz erhalten. Dafür sind in der Regel zwei Impfdosen nötig. Noch zählt das RKI auch Menschen, die nur eine Dosis des Johnson-&-Johnson-Präparats erhalten haben, mit - allerdings wird das gerade umgestellt. Künftig sollen Johnson-&-Johnson-Geimpfte nur noch nach einer zweiten Impfdosis - möglichst mit einem mRNA-Impfstoff wie dem von Biontech/Pfizer oder Moderna - von den 2G-Regeln profitieren.

Eine zusätzliche Auffrischungsimpfung haben 48,9 Prozent der Bevölkerung (40,7 Mio.) erhalten. Diese ist wichtig für einen wirksamen Schutz vor der besonders ansteckenden Virusvariante Omikron.

Bei der Impfquote Erst- und Zweitgeimpfter liegt Bremen im Bundesländer-Vergleich an der Spitze. Bei den Auffrischungsimpfungen liegt das Saarland, vor Schleswig-Holstein und Bremen, an der Spitze. Sachsen bleibt in beiden Vergleichen Schlusslicht.

24,7 Prozent der Bevölkerung (20,6 Mio.) sind bisher nicht geimpft. Allerdings steht für 4,8 Prozent (4,0 Mio.) - Kinder unter fünf Jahren - noch kein Impfstoff zur Verfügung.

Auf dem RKI-Dashboard wird zudem darauf hingewiesen, dass die Impfquoten als Mindestimpfquoten zu verstehen seien, "da eine hundertprozentige Erfassung durch das Meldesystem nicht erreicht werden kann". Das Robert Koch-Institut geht davon aus, dass die tatsächliche Impfquote um bis zu fünf Prozentpunkte höher liegt.

Hessens Ministerpräsident für begrenzte Rückkehr von Zuschauern

13:30 Uhr: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) will sich bei den anstehenden Corona-Bund-Länder-Beratungen für eine begrenzte Rückkehr von Zuschauern bei Sport- und Kulturveranstaltungen einsetzen.

Der Vorstoß sehe vor, dass sowohl im Innen- als auch im Außenbereich bei Kultur- und Sportveranstaltungen unter bestimmten hygienischen Voraussetzungen eine Auslastung der Zuschauerkapazitäten von 25 Prozent hergestellt werden kann, sagte ein Regierungssprecher am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden.

Diese Regelung sollte generell und nicht nur für den Profisport gelten. Wichtig sei, dass es bundesweit einheitliche Regelungen gibt. Die nächsten Bund-Länder-Beratungen zu den Corona-Maßnahmen sind für den kommenden Montag geplant

AfD-Fraktion klagt gegen Corona-Regeln im Bundestag

12:50 Uhr: Die AfD-Fraktion hat Klage beim Bundesverfassungsgericht gegen die neuen Corona-Regeln im Bundestag eingereicht. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus der Fraktion erfuhr, wurde am 18. Januar unter anderem ein Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung zur Aufhebung der neuen Regeln gestellt. Die Fraktion hatte Ende Dezember bereits Klage in Karlsruhe wegen der Nicht-Besetzung von Ausschussvorsitzen im Bundestag mit Kandidaten aus ihren Reihen eingereicht.

Die neue 2G-plus-Regel im Parlament müsse umgehend aufgehoben werden, damit jeder Abgeordnete wieder unabhängig von seinem Impfstatus gleichberechtigt und diskriminierungsfrei seine parlamentarischen Aufgaben wahrnehmen könne, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Stephan Brandner. "Nur so kann das im Grundgesetz verankerte Recht auf eine effektive Opposition wieder gewährleistet werden." Er sprach von einer Ausgrenzung frei gewählter Abgeordneter, die sich "gezielt gegen die AfD-Fraktion" richte.

Der Bundestag hatte in der vergangenen Woche mit den Stimmen der anderen Fraktionen gegen die der AfD die verschärften Corona-Regeln beschlossen. Abgeordnete, die weder geimpft noch genesen sind, dürfen auch mit negativem Test nicht mehr in den Plenarsaal oder in die Ausschüsse. Sie können die Sitzungen nur noch mit aktuellem Negativ-Test von den Tribünen verfolgen.

Scharf kritisiert wird von der AfD auch die jüngst erfolgte Verkürzung des Genesenenstatus auf eine Zeitspanne von 28 bis 90 Tagen nach einem positiven PCR-Test. Wegen der Neuregelung muss etwa Fraktionschefin Alice Weidel, die im November nach eigenen Angaben Corona hatte, ab Februar auf der Tribüne Platz nehmen. "Die Bundesregierung muss die auch unter Wissenschaftlern höchst umstrittene Verkürzung des Genesenenstatus umgehend zurücknehmen", forderte sie am Donnerstag. Ihr Co-Fraktionschef Tino Chrupalla nannte die Verkürzung "bloße Willkür".

App bewertet Genauigkeit von Corona-Schnelltests

12:30 Uhr: Schnelltest ist nicht gleich Schnelltest: Die Tests der unterschiedlichen Hersteller weisen teilweise eklatante Unterschiede bezüglich der Genauigkeit auf, mit der sie eine Corona-Infektion erfassen. So kommt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sogar zu dem Schluss, dass viele im Handel erhältliche Tests nicht sensitiv genug sind, um eine Infektion mit SARS-CoV-2 feststellen zu können.

Für Kunden ist im Handel aber nicht auf den ersten Blick ersichtlich, ob die Sensitivität des Schnelltest, den sie kaufen möchten, ausreichend ist. Als Orientierungshilfe hat das Forscherkollektiv "zerforschung" eine App entwickelt, die Anhand des Barcodes ermittelt, ob ein Schnelltest zuverlässig genug ist.

Das Programm lässt sich über die Adresse "schnelltesttest.de" einfach in einem Internet Browser abrufen und muss nicht vorher installiert werden. Auf der Seite haben Nutzer zwei Optionen: Entweder können sie den Barcode des Schnelltests scannen. Dafür wird ein Gerät mit Kamera benötigt.

Wer seine Handykamera oder dergleichen nicht für die App freigegeben möchte, kann aber auch einfach die Nummer unterhalb des Strichcodes eingeben. Anschließend wird das Ergebnis für den entsprechenden Schnelltest angezeigt.

Corona-Update: 133.536 Neuinfektionen - Inzidenz bei 638,8

Die vom Robert Koch-Institut gemeldete bundesweite 7-Tage-Inzidenz hat erstmals die Schwelle von 600 überschritten. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Donnerstagmorgen mit 638,8 an.

Wie es auf der Webseite des Kollektivs heißt, sei man auf die Idee gekommen, nachdem man nach dem Einkauf von Schnelltests festgestellt habe, dass diese unzureichend genau seien. "Wir waren etwas erschrocken, als wir feststellten, dass der von uns gekaufte Test nur 6 Prozent aller positiven Proben erkannte und selbst bei hoher Viruslast nur etwa 17 Prozent" heißt es dort.

Als Datengrundlage für die Bewertung der Tests dient eine Untersuchung des PEI, bei der die Sensitivität verschiedener Schnelltests geprüft wurden. Da diese aber nicht alle auf dem Markt erhältlichen Tests enthält, ist die Aussagekraft der App beschränkt.

Nach Angaben von "zerforschung" ist das Programm zudem auch noch nicht völlig ausgereift. "Da wir das alles händisch zusammensuchen mussten und die Tests teilweise sehr ähnliche Namen haben oder die gleichen Firmen unterschiedliche Tests mit fast identischen Namen anbieten, kann es zudem sein, dass sich kleine Fehler eingeschlichen haben."

Außerdem könne jeder Test viele verschiedene Barcodes haben. Etwa weil er in Packungen mit unterschiedlichen Stückzahlen angeboten wird. Man habe zwar versucht "möglichst viele Barcodes der vom PEI untersuchten Tests zu sammeln", abgeschlossen sei dieser Vorgang aber noch nicht. Um die App zu verbessern, können Nutzer mögliche Fehler, sowie Tests, die nicht erkannt werden, bei dem Kollektiv melden.

Britischer Gesundheitsminister verteidigt Ende von Maskenpflicht

11:19 Uhr: Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid hat das Ende der Maskenpflicht für Schulkinder in England verteidigt. "Es ist schwieriger, Kinder zu unterrichten und hat Einfluss auf ihre Bildung, wenn sie zu jeder Zeit im Klassenraum Masken tragen müssen", sagte Javid am Donnerstag dem Sender BBC Radio 4.

Aufgabe der Regierung sei, eine ausgewogene und verhältnismäßige Entscheidung zu treffen, in diesem Fall im Interesse der Kinder. Javid räumte ein, das Coronavirus sei noch immer weit verbreitet. Aber landesweit gingen Neuinfektionen sowie Krankenhauseinweisungen stark zurück.

Premierminister Boris Johnson hatte am Vortag das sofortige Ende der Maskenpflicht in Schulen verkündet. Zudem gilt seit Donnerstag nicht mehr die Aufforderung, möglichst von Zuhause zu arbeiten. Kommende Woche läuft dann auch die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr, in Geschäften und anderen öffentlichen geschlossenen Räumen aus.

"Die Leute müssen sich ihr eigenes Urteil bilden, genau wie sie es bei der Bekämpfung der Grippe machen", sagte Javid. In der Londoner U-Bahn gilt weiterhin Maskenpflicht. Dem Sender Sky News sagte Javid: "Covid wird nicht verschwinden. Es wird viele Jahre bei uns bleiben, vielleicht für immer, aber wir müssen lernen, damit zu leben."

Der Minister widersprach Vorwürfen, Johnson wolle mit dem Ende der Corona-Regeln sein politisches Überleben sichern. "Es wäre falsch, wenn die Leute das denken würden", sagte er in der BBC. Vielmehr sei es die Ansicht der wissenschaftlichen Regierungsberater, dass der Höhepunkt der jüngsten Corona-Welle überstanden sei.

Außer dem Ende der Maskenpflicht hatte Johnson auch angekündigt, dass keine Impfnachweise mehr für den Besuch von Großveranstaltungen nötig sind. Das waren Kernforderungen konservativer Hardliner. Johnson steht wegen der Affäre um Lockdown-Partys im Regierungssitz auch parteiintern erheblich unter Druck.

Immunologen halten Impfstoff von Novavax auch für Booster für gut geeignet

Nach Ansicht von Immunologen eignet sich der neu in der EU zugelassene Impfstoff des US-Herstellers Novavax auch für Booster-Impfungen. "Alles was bislang bekannt ist, deutet darauf hin, dass Novavax wahrscheinlich ein sehr guter Impfstoff ist", sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, der "Augsburger Allgemeinen".

"Bei den Booster-Impfungen ist Novavax laut einer britischen Studie nicht ganz so effektiv wie die mRNA-Impfstoffe, aber deutlich besser als Vektorimpfstoffe", sagte der Dortmunder Immunologie-Professor.

Dies unterscheide das Vakzin von Novavax von dem Totimpfstoff-Zulassungskandidaten Valneva. "Bei Booster-Impfungen sah man, dass mRNA-Impfstoffe den Antikörperschutz zwanzig- bis dreißigfach verbesserten, Valneva aber nur zweifach", sagte Watzl der Zeitung.

Das Präparat von Novavax müsse nun auch an die Omikron-Variante und ihr verändertes Spike-Protein angepasst werden, sagte Watzl. "Die Entwicklung einer neuen Zelllinie wird für den Hersteller etwas aufwendiger sein, als es für die Produzenten der mRNA-Impfstoffe sein wird, ihr Ausgangsprodukt umzustellen."

Generell hat der Novavax-Impfstoff dem Immunologe zufolge fast ein ähnliches Potenzial wie die Vakzine der Hersteller Biontech und Pfizer oder Moderna: "Novavax hat in den amerikanischen Zulassungsstudien einen 90- prozentigen Impfschutz gegen die Alpha-Variante gezeigt und kommt damit sehr nah an die mRNA-Impfstoffe heran", sagte Watzl. Der größte Vorteil sei, dass der Impfstoff von Novavax nur im Kühlschrank und nicht im Tiefkühler gelagert werden müsse.

Der proteinbasierte Impfstoff Nuvaxovid hatte nach einer entsprechenden Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) am Montag eine bedingte Marktzulassung durch die EU-Kommission erhalten. Die Zustimmung der Kommission galt als reine Formsache, nachdem die EMA grünes Licht für das Vakzin für Menschen ab 18 Jahren gegeben hatte.

Mit dem Novavax-Impfstoff steht in den EU nun erstmals ein proteinbasierter Corona-Impfstoff zur Verfügung - eine seit langem bekannte und genutzte Methode. Daher könnte der Impfstoff auch für Menschen interessant sein, die Vorbehalte gegen die neuartigen Technologien der mRNA- und Vektorimpfstoffe haben.

"Regretting Parenthood": Corona hat Eltern-Kind-Verhältnis gestört

10:25 Uhr: Lockdown, Homeschooling, Kita- und Schulschließungen: Die Corona-Pandemie hat Familien hart getroffen. Besonders Eltern hatten an den vergangenen zwei Jahren oft schwer zu knabbern, teilweise bereuen sie sogar ihre Elternschaft ("regretting parenthood") - das geht aus Zahlen einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov vom Donnerstag hervor.

Demnach gaben 23 Prozent der befragten Eltern in Deutschland an, dass die Pandemie sie in Bezug auf die Kindererziehung an ihre Grenzen gebracht hat. Väter (25 Prozent) sagten dies häufiger als Mütter (21 Prozent).

Wirklich verschlechtert hat sich das Eltern-Kind-Verhältnis allerdings nur bei sieben Prozent der Befragten. 13 Prozent gaben an, dass sich das Verhältnis seit Corona sogar verbessert habe. Und für den Großteil - 76 Prozent - ist es unverändert.

20 Prozent der Befragten gaben an, dass sie keine Kinder mehr bekommen wollten, wenn sie sich heute noch einmal entscheiden könnten. 73 Prozent sind nicht dieser Meinung. Jedoch gab etwas mehr als die Hälfte der befragten Eltern (53 Prozent) an, dass sie es nachvollziehen könnten, dass es Frauen gibt, die ihre Mutterschaft auch schon mal bereuen. Väter (56 Prozent) können das der Umfrage zufolge eher nachvollziehen als Mütter (51 Prozent).

Kassenärzte wollen mögliche Impfpflicht nicht in Praxen umsetzen

Die Kassenärztliche Vereinigung stellt sich mit Blick auf die Impfpflicht quer. Vorschaubild: picture alliance

Studie zu Muttermilch: Mütter mit Covid-19 können bedenkenlos stillen

09:36 Uhr: Mit steigenden Omikron-Infektionszahlen wächst auch die Sorge vieler stillender Mütter: Könnten sie im Falle einer Ansteckung das Coronavirus mit der Muttermilch an ihr Baby weitergeben?

Eine US-amerikanische Studie scheint hier erneut Entwarnung zu geben: Es gebe keine Hinweise darauf, dass kürzlich infizierte Mütter durch das Stillen ansteckende Viren aufs Kind übertragen, berichten die Mediziner im Fachblatt "Pediatric Research".

Die Studie ist zwar sehr klein, bestätigt aber Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der deutschen Nationalen Stillkommission. Infizierte Mütter sollten beim Stillen indes einige Vorsichtsmaßnahmen beachten.

Konkret untersuchte ein Team um den Kindermediziner Paul Krogstad von der US-amerikanischen University of California Muttermilchproben von 110 stillenden Frauen, welche diese zwischen März und September 2020 an das Projekt "Mommy‘s Milk Human Milk Biorepository" der Universität gespendet hatten. Von diesen Frauen wiesen 65 einen positiven PCR-Test auf, neun zeigten trotz negativen Tests Symptome und 36 waren symptomatisch, wurden aber nicht getestet.

Bei der Analyse der Proben fanden die Mediziner zwar in der Muttermilch von sieben Frauen (sechs Prozent), die entweder positiv getestet wurden oder angegeben hatten, symptomatisch zu sein, genetisches Material von SARS-CoV-2. Allerdings konnten sie kein infektiöses SARS-CoV-2-Genmaterial, sogenannte subgenomische RNA (SgRNA), feststellen.

Diese SnRNA ist ein Indikator dafür, ob sich das Virus aktiv vermehrt. Ebenso gab es bei keinem der Säuglinge dieser sieben Mütter klinische Anzeichen einer Corona-Infektion. Allerdings weisen die Autoren selbst darauf hin, dass die Stichprobengröße in ihrer Studie gering sei und möglicherweise nicht alle potenziellen Faktoren erfasst worden seien, die das Vorhandensein von SARS-CoV-2-RNA in der Muttermilch vorhersagen würden.

Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse raten sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die deutsche Nationale Stillkommission (NSK) am Max-Rubner-Institut Müttern, während einer Corona-Infektion weiter zu stillen, dabei jedoch einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten.

US-Studie: Genesung schützt bei Delta-Variante besser vor Neuinfektion als Impfung

08:46 Uhr: Eine neue US-Studie wirft die Frage auf, ob von COVID genesene Menschen besser gegen eine erneute Corona-Infektion geschützt sind als "nur" Geimpfte. Die am Mittwoch vorgelegte Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC kam zu dem Ergebnis, dass während der letzten Corona-Welle durch die Delta-Variante Menschen, die nicht geimpft, aber genesen waren, besser gegen eine Neuansteckung geschützt waren als solche, die zwar geimpft, aber nicht genesen waren.

Die Autoren des Papiers warnten jedoch davor, sich auf die Infektion als Immunisierungsstrategie zu verlassen, da ungeimpfte Personen, die zuvor nicht infiziert waren, im Vergleich zu geimpften Personen ein höheres Risiko für Krankenhausaufenthalte, Langzeitfolgen und Tod haben. Zudem bezog sich die Studie auf die Zeit vor dem Auftreten der Omikron-Variante in den USA. Diese gilt als deutlich ansteckender, dafür scheinen die Erkrankung allerdings milder zu verlaufen.

Für die Studie zogen die Wissenschaftler Daten der US-Bundesstaaten New York und Kalifornien heran. Sie verwendete Falldaten von 1,1 Millionen Menschen, die dort zwischen dem 30. Mai und dem 30. November 2021 positiv auf Corona getestet worden waren. Bevor die Delta-Variante vorherrschend wurde, verlieh die Impfung demnach eine stärkere Immunität als die Infektion. Das Verhältnis verschob sich jedoch, als die Variante Ende Juni und im Juli vorherrschend wurde.

In der Woche vom 3. Oktober war die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei geimpften Personen, die noch kein COVID hatten, drei- bis viermal höher als bei ungeimpften, genesenen Personen. In den Wochen vom 13. Oktober bis 14. November war in Kalifornien die Wahrscheinlichkeit, dass geimpfte Personen, die zuvor kein COVID hatten, ins Krankenhaus eingeliefert wurden, etwa dreimal so hoch wie bei ungeimpften Personen mit vorheriger COVID -Erkrankung. Der Schutz war demnach bei den Menschen am höchsten, die sowohl geimpft als auch genesen waren.

Allerdings wurden in der Studie Fälle von Menschen ausgeschlossen, die an Corona starben. Dies könnte die Ergebnisse verzerren, da viele Corona-Tote nicht geimpft waren.

Frühere Studien, beispielsweise aus Israel vom vergangenen August, hatten ebenfalls ergeben, dass die natürliche Immunität während der Delta-Welle stärker war als der Impfschutz.

Die CDC warnt jedoch, dass die Wirksamkeit einer Impfung im Vergleich zur Genesung je nach Virusvariante unterschiedlich ausfallen könnte. Es brauche demnach weitere Studien, insbesondere zur neuen Omikron-Variante. "Die Impfung ist nach wie vor die sicherste Strategie zum Schutz vor COVID -19", heißt es in der Studie.

Intensivkrankenpfleger Lange: Schaffen es nur zusammen aus Pandemie

08:10 Uhr: Der Intensivkrankenpfleger Ricardo Lange erlebt in der Corona-Pandemie eine zunehmende gesellschaftliche Spaltung, die ihn belastet. Wenn auf Stationen Desinfektionsmittel und Schutzmaterial geklaut würden und Gegner der Corona-Maßnahmen ihm menschenverachtende Nachrichten schickten, täten sich Abgründe auf, sagte Lange, der in der Pandemie für viele ein Gesicht der prekären Arbeitsbedingungen in der Pflege geworden ist, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir werden es aber nur alle zusammen aus dieser Pandemie schaffen."

Ungeimpfte und Geimpfte seien auf den Intensivstationen gleich viel wert, so Lange. "Meine Aufgabe als Krankenpfleger ist es nicht, zu urteilen. Wir dürfen nicht anfangen, Menschen in Kategorien einzuteilen oder moralisch zu bewerten."

Der 40-jährige Brandenburger, der am Rand von Berlin lebt, erlangte Bekanntheit über Soziale Medien, eine Kolumne und als er im vergangenen Jahr bei der Bundespressekonferenz über den Krankenhausalltag sprach. Den vieldiskutierten Pflegenotstand gebe es nicht erst seit der Pandemie, sondern schon länger, betonte Lange. Zum Personalmangel kämen unzulängliche Bezahlung und mangelnde Wertschätzung.

In seinem Buch "Intensiv - Wenn der Ausnahmezustand Alltag ist. Ein Notruf", das am Donnerstag erschienen ist, schreibt Lange darüber, was ihn seit Corona umtreibt, wie groß die physische und psychische Erschöpfung vieler Pflegekräfte ist und was sich ändern muss. Der Job sei für ihn der vielseitigste, den er kenne, betonte er im Gespräch. Er sei aber nicht mehr um jeden Preis bereit, ihn auszuüben.

Lauterbach warnt vor nationalem Impfregister - aus zwei Gründen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plädiert für eine allgemeine Impfpflicht ohne ein erst noch zu schaffendes Impfregister.

RKI registriert 133.536 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 638,8

06:29 Uhr: Die vom Robert Koch-Institut (RKI) gemeldete bundesweite 7-Tage-Inzidenz hat erstmals die Schwelle von 600 überschritten. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Donnerstagmorgen mit 638,8 an.

Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 584,4 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 427,7 (Vormonat: 280,3). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 133.536 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.01 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche waren es 81.417 Ansteckungen.

Experten rechnen mit immer mehr Fällen, die nicht erfasst werden können, unter anderem, weil Labore und Gesundheitsämter zunehmend an Kapazitätsgrenzen geraten.

Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 234 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 316 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 8.320.386 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Mittwoch mit 3,34 an (Dienstag: 3,17).

Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Donnerstagmorgen mit 7.139.800 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 116 315.

Lauterbach rechnet mit Hunderttausenden Neuinfektionen pro Tag

06:00 Uhr: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet bis Mitte Februar mit mehreren Hunderttausend Corona-Neuinfektionen am Tag.

Es sei mit Blick auf realistische Szenarien davon auszugehen, "dass die Welle Mitte Februar ungefähr ihren Höhepunkt haben wird und dass wir dann mehrere Hunderttausend Fälle pro Tag erwarten müssen", sagte Lauterbach am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Markus Lanz". Es sei nicht gesagt, dass es zu den Szenarien komme, aber "die haben die größte Wahrscheinlichkeit".

Dabei gebe es Länder, die solche Zahlen auch mit Blick auf die Intensivstationen verkraften könnten, in Deutschland sei die Lage jedoch eine andere. "Da wir in Deutschland eine hohe Zahl von Ungeimpften bei den Älteren haben, kann es bei uns ganz anders ausgehen als beispielsweise in Italien, Frankreich oder England", sagte Lauterbach. In England liege etwa die Zahl der Ungeimpften in der Gruppe der über 50-Jährigen bei ein bis zwei Prozent. "Das sind Werte, an die wir nicht heran kommen".

Zur recht niedrigen Hospitalisierungsrate in Deutschland trotz aktuell hoher Neuinfektionszahlen sagte Lauterbach, dies sei eine "irrelevante Momentaufnahme", da die Welle, die aktuell in England und Frankreich laufe, in Deutschland erst noch komme. "Die richtige Belastung auf den Intensivstationen würde ich Mitte, Ende Februar erwarten, das ist noch ein Monat hin und dann hoffe ich, dass es dann noch gut aussieht", sagte Lauterbach. "Das wird die Belastungsprobe sein, nicht das, was wir jetzt sehen."

Brasilien meldet erstmals über 200.000 neue Corona-Fälle in einem Tag

05:40 Uhr: Brasilien hat zum ersten Mal mehr als 200.000 tägliche Corona-Neuinfektionen registriert. Das Gesundheitsministerium in Brasília meldete am Mittwochabend (Ortszeit) 204 854 neue Fälle in den vergangenen 24 Stunden. Zudem gab es in diesem 24 Stunden-Zeitraum 338 neue Todesfälle. Bereits am Vortag hatte das größte Land in Lateinamerika mit 137.103 Neuinfektionen einen Höchstwert verzeichnet.

Insgesamt haben sich in Brasilien, wo im Januar 2021 die erste Bürgerin geimpft wurde, nach offiziellen Angaben mehr als 23 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Fast 622.000 Patienten sind im Zusammenhang mit COVID-19 gestorben - eine der höchsten Todeszahlen weltweit. Brasilien hat 210 Millionen Einwohner und ist 24 Mal so groß wie Deutschland. Mit dem Fortschreiten der Impfkampagne sank die Zahl der neu hinzukommenden Toten stark.

Der rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro hat das Coronavirus von Anfang an verharmlost, Schutzmaßnahmen und Einschränkungen lehnte er - aus wirtschaftlichen Gründen - ab. Auch den Sinn von Impfungen zog Bolsonaro in Zweifel. Dennoch sind inzwischen fast 70 Prozent der Bevölkerung komplett geimpft.

Diese Woche begann die Impfung von Kindern zwischen fünf und elf Jahren. Zuletzt stieg die Zahl der positiven Tests wieder, auch beeinflusst durch die Omikron-Variante und Feiern zu Weihnachten und Silvester. Zur Einreise in das Land wird ebenso wie vielerorts für den Besuch von öffentlichen Einrichtungen ein Impfnachweis verlangt.

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Mit Material von dpa, afp, sid, reuters und apa.

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