Die Sozialdemokraten aus dem Kreis Euskirchen, Brühl, Erftstadt und Wesseling ziehen mit Andrea Kanonenberg als Kandidatin in den Bundestagswahlkampf um den Wahlkreis Euskirchen - Rhein-Erft-Kreis II (Wahlkreis 91). Mit einem Ergebnis von 99 Prozent nominierten sie die 43-jährige Wesselingerin nun in Lommersum.

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Nicht einmal mehr drei Monate stehen den Mitgliedern der Parteien zur Verfügung, um beim Bundestagswahlkampf möglichst viele Stimmen hinter sich zu vereinen. Am Samstag lud der Vorstand der beiden SPD-Kreisverbände aus Euskirchen und Rhein-Erft zu einer Wahlkreiskonferenz ein, um eine Kandidatin oder einen Kandidaten aus dem Wahlkreis 91 für die Bundestagswahl am 23. Februar zu nominieren.

Kreis-Vorsitzender Thilo Waasem: "SPD immer auf der richtigen Seite"

Zunächst jedoch besann sich der Vorsitzende des Euskirchener Kreisverbandes, Thilo Waasem, auf die mehr als 160 Jahre währende Geschichte der SPD. "Wir sind die einzige Partei, die sich in all dieser Zeit nicht umbenennen musste, während sich andere häufig bis auf die Knochen blamiert haben."

Den Grund lieferte Waasem seinen Parteikolleginnen und -kollegen ebenfalls gleich mit. "Das zeigt sehr deutlich, dass wir auch in schwierigen Zeiten immer auf der richtigen Seite standen und für die Sozis das Land an erster Stelle steht und erst dann die Partei." Medienberichte, die nach den jüngsten Ereignissen bereits den Abgesang der SPD verkündeten, habe es auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben und seien dieses Mal genauso falsch.

"Über Jahre und Jahrzehnte hinweg war die SPD immer die Partei, die den Anspruch mit Leben füllt, sich für die Schwachen einzusetzen", so Waasem: "Das ist bei der aktuellen Ausgangslage nicht einfach. Dazu braucht es Professionalität und keine Schaumschläger, die mit ihrem Privatjet auf Sylt landen." In Zeiten, in denen er beinahe täglich mit Hiobsbotschaften über den Abbau von weiteren Arbeitsplätzen konfrontiert werde, brauche es eine starke Sozialdemokratie, stimmte der Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes Rhein-Erft, Helge Herrwegen, zu.

Andrea Kanonenberg betont Rolle der Kommunen für die Gesellschaft

Eine Person, die diesen Ansprüchen aus Parteisicht gerecht werden könnte, ist Andrea Kanonenberg, die am Samstag von den Mitgliedern als Bundestagskandidatin ins Rennen geschickt wurde. Sie war aber auch die einzige Kandidatin.

Ein Punkt in ihrer Vorstellungsrede war unter anderem die Bedeutung der Kommunen auch für das Wirken im Berliner Bundestag. "Die Kommunen sind nicht das Kellergeschoss, in dem man alles abstellt, womit man sich nicht weiter befassen möchte, sondern das Fundament unseres Landes. Der Ort, an dem der Kontakt der Menschen zum Staat am engsten ist und sich entscheidet, ob ihr Alltag funktioniert", sagte sie.

Daher sei die Unterstützung des Bundes für die Kommunen von entscheidender Bedeutung. "Während meiner Schulzeit erinnere ich mich an keinen einzigen Tag, an denen das Gebäude aufgrund von Sanierungsarbeiten geschlossen blieb, aber dieses Versäumnis bei der Pflege der Infrastruktur ist heute sehr stark zu spüren", so Kanonenberg.

Kandidatin wurde mit 94 von 95 möglichen Stimmen gewählt

Auch der Ausbau des ÖPNV-Netzes und der Digitalisierung seien wichtige Punkte, die Andrea Kanonenberg im Falle einer Wahl mit nach Berlin tragen wolle: "Die Schuldenbremse verhindert eine Investition in die Zukunft, dort wo sie gebraucht wird. Das ist fahrlässig, nicht tolerierbar und unzumutbar für die nächste Generation."

Diese Worte schienen ihre Wirkung bei den Parteimitgliedern während der Wahlkreiskonferenz nicht verfehlt zu haben. 94 der insgesamt 95 Wahlteilnehmer stimmten für die im SPD-Ortsverband Wesseling tätige Kandidatin, die nach Bekanntgabe des Ergebnisses sichtlich mit den Tränen der Rührung rang.

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Der SPD beigetreten sei sie, weil sie für eine Gesellschaft brenne "in der soziale Gerechtigkeit und Solidarität herrschen, in der Vielfalt und Weltoffenheit gelebt werden, in der aufgefangen wird, wer fällt, und in der Aufstieg durch Bildung möglich ist." Diese Werte wolle sie nun auch in Berlin vertreten: "Lasst uns das Bild von dieser Gesellschaft, von diesem Land von hier aus raus in die Welt tragen. Lasst uns den Menschen zeigen, wer an ihrer Seite ist. Das sind wir. Gehen wir es an."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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