Die Beteiligung ist sehr gut und die Beschäftigten stehen voll dahinter. Die Menschen hier wollen eine Zukunft und fordern vom Arbeitgeber Antworten.
Die Kündigung der Bürgschaft durch die US-Konzernmutter sitzt den Beschäftigten noch tief in den Knochen.
Seit 19 Jahren hat diese sogenannte Patronatserklärung dafür gesorgt, dass keine Insolvenz der deutschen Ford-Werke GmbH möglich war. Durch die Aufhebung gelten nun die gleichen Regeln, wie für jedes andere Unternehmen. Wenn man Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, die Liquidität ausgeht oder wenn der Wirtschaftsprüfer keine positive Fortführungsperspektive für die nächsten zwölf Monate sieht, ist eine Insolvenz möglich.
Es ist schwer vorherzusagen, was passiert, wenn der Insolvenzverwalter dann erstmal im Türrahmen steht. Aber sollte es dazu kommen, sind viele Vereinbarungen hinfällig, unter anderem der Kündigungsschutz bis 2032, aber etwa auch die Abfindungsprogramme. Deswegen wollen wir eine Gesamtlösung für alle Beschäftigten mit einem Insolvenzschutz durch die US-Konzernmutter.
Wir tun jedenfalls alles dafür! Und es gibt auch keine andere Möglichkeit, als auf eine Gesamtlösung zu gehen, denn im schlimmsten Fall geht es um die gesamte Belegschaft an allen deutschen Standorten.
Da gibt es einen entscheidenden Unterschied: Wir als Ford Deutschland verkaufen hier alle Pkw für ganz Europa. Im Klartext: Alle Modelle, die etwa auch in Frankreich, Österreich oder Spanien verkauft – oder eben nicht – verkauft werden, landen in unserer deutschen Bilanz. Und in einer Zeit wie jetzt, wo das Pkw-Geschäft nicht gewinnbringend ist, weil etwa die staatliche E-Auto-Förderung weggefallen ist, die Käufer verunsichert sind oder es starke Konkurrenten aus China gibt, hat man ein Problem mit liquiden Mitteln.
Wir haben rund sechs Milliarden Euro Schulden und neun Milliarden negatives Eigenkapital. Die reinen Schulden werden jetzt mit 4,4 Milliarden von der US-Mutter ungefähr beglichen und so die Überschuldung vermieden. Auch die eben beschriebene Art der Bilanzierung hat in der Vergangenheit zu Schulden geführt. Jetzt bauen wir hier in Köln mit dem Explorer und dem Capri zwei E-Autos, die keinen reißenden Absatz finden. Das treibt uns Sorgenfalten auf die Stirn.
Das ist richtig. Insgesamt wurden über 300.000 Elektro-Autos verkauft. Aber der Anteil von Ford lag nur bei zwei Prozent. Die Kunden haben sich für andere Modelle entschieden.
Es mag viele Gründe geben. Das zweite Auto, der Capri, ist zudem in ganz Europa noch in der Einführung. Explorer und Capri sind keine Kleinwagen, sondern im Mittelklasse-Segment. Und der Preis zwischen 40.000 und 60.000 Euro ist auch nicht gerade günstig. Da schauen die Kunden schon sehr genau hin. Und ganz grundsätzlich: Es wurden in der Vergangenheit auch gravierende Management-Fehler gemacht.
Für Köln etwa wurde der Start der beiden neuen E-Autos um neun Monate verschoben. Das hat viel Geld gekostet, auch, weil die Lieferanten hohe Strafzahlungen für die Verschiebung berechnet haben. Des Weiteren hat Ford keine eigene Elektroplattform für einen Kleinwagen. Es wurde in diesem Segment nichts entwickelt und sich nur auf VW verlassen. Und so fehlt im Produktportfolio ein Kleinwagen für um die 20.000 Euro – so, wie ihn jetzt VW anbietet. So etwas braucht man aber, um in Europa als wichtiger Player mithalten zu können.
Nun soll ein vierjähriger Businessplan das Unternehmen wieder wirtschaftlich auf Kurs bringen. Ist mit weiterem Jobabbau und harten Spareinschnitten zu rechnen?
Ich kann keine vertraulichen Details aus dem Plan nennen. Aber so viel ist sicher: Die Annahmen sind sehr mutig und die Wahrscheinlichkeit, dass die Annahmen so eintreten, ruft bei uns große Zweifel hervor.
Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Wir bauen hier in Köln derzeit pro Tag 480 Explorer und Capris gemeinsam in zwei Schichten.
Das ist schwierig zu beziffern, weil man nicht genau sagen kann, wie viele Autos bereits verkauft sind oder auf Halde produziert wurden. Aber wir werden am heutigen Tag mit der ersten Welle etwa 100 Pkw verloren haben. Es ist ja auch erst der Anfang.
Die Kurzarbeit läuft nach dem Start im vergangenen November Ende April aus. Jetzt kommen nochmal zwei Wochen mit einem Mix aus Kurzarbeit und Urlaub in der Osterzeit. Und es gibt keinen weiteren Antrag auf Kurzarbeit im Moment.

Wir fordern hier eine Zukunft, Arbeit und gute Produkte. Das Papier, das wir jetzt verhandeln, sollte nur eins für die Theorie sein. Wir hoffen, dass der Ernstfall nie eintritt und wir nie auf dieses Papier zurückgreifen müssen. Aber wir wollen ein Sicherheitsnetz für alle, wenn es nicht positiv ausgeht. Die Herausforderung ist, die deutschen Ford-Werke aus der Verlust- wieder in die Gewinnzone zu führen. Dafür braucht man gute und kluge Entscheidungen des Unternehmens. © Kölner Stadt-Anzeiger