Wo sind eher Salmonellen drin? Im Hackfleisch oder im vorgeschnittenen, abgepackten Salat?", fragt Ina Schröder, Mitarbeiterin des "Zero Waste Clubs", die Besucherinnen und Besucher.
Das Ergebnis überrascht, denn es soll Untersuchungen zufolge häufiger der Salat sein, der nach Ablauf des Verbrauchsdatums gesundheitliche Probleme bereiten kann. Denn im feuchten Klima der Tüte hätten die schlechten Keime beste Voraussetzungen, sagt die Fachfrau.
Diese und viele andere Informationen rund um Lebensmittel gab es am Samstag auf dem Lindlarer Innovationsstandort Metabolon. Unter dem Motto "Zu schade für die Tonne" zeigten verschiedene Aussteller, wie man Lebensmittel retten und noch verarbeiten kann, um so der unglaublichen Lebensmittelverschwendung in Deutschland entgegenzuwirken. Denn laut des Bergischen Abfallwirtschaftsverbands (BAV), der am Samstag eingeladen hatte, landen hierzulande jedes Jahr etwa 11 Millionen Tonnen Essen im Müll.
Leckeres Pesto aus Möhrengrün
"Das sind rund 80 Kilogramm pro Kopf und Jahr", rechnet Barbara Steinbrück vom "Ernährungsrat Bergisches Land" vor. Und ein großer Teil davon werde in den privaten Haushalten entsorgt, so dass bei einer vierköpfigen Familie schnell mal ein Gegenwert von etwa 1600 Euro im Jahr im Abfall lande. Der noch junge Verein möchte informieren, vernetzen und die Wertschätzung für die Lebensmittel fördern.
In ihrer praktischen Arbeit ernten und verarbeiteten die Unterstützenden zum Beispiel Früchte von Obstbäumen, die sonst ungenutzt verschimmeln würden. Angefangen bei Tipps zum gut geplanten Einkauf und zur richtigen Lagerung der Lebensmittel zuhause zeigt der BAV praktische Vorschläge, damit Lebensmittelabfall gar nicht erst entsteht. "Nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums muss das Lebensmittel nicht automatisch weggeworfen werden", erklärt Ina Schröder den Interessierten. Sie zeigt Listen von der Verbraucherzentrale, in denen beschrieben wird, welche Lebensmittel oft noch länger zu gebrauchen sind und wie man prüfen kann, ob sie noch unbedenklich zu verzehren sind.
Das spricht auch Josefine Huhn an. Sie ist heute mit ihrem Freund aus Gummersbach angereist und freut sich über den Austausch mit den Ausstellenden. Sie findet gut, dass dieser Bereich hier so weitreichend betrachtet wird, denn als Ergotherapeutin sei für sie das Thema Ernährung auch sehr wichtig.
Buchautorin Luise Rüggeberg aus Marienheide hat viele Ideen, wie man aus Gemüseteilen, die man sonst entsorgen würde, tolle Dinge machen kann. In Workshops verarbeitet die junge Frau an diesem Vormittag Möhrengrün und Radieschenblätter zu einem Pesto, das wunderbar würzig schmeckt. Später gibt sie einen kleinen Grundkurs zum Fermentieren. "Das ist nicht nur eine gute Resteverwertung, sondern auch sehr gut für die Darmgesundheit," versichert Rüggeberg. Mit ihrem Buch "Restlos aufgekocht" möchte die Autorin Lust auf eine Komplettverwertung der Lebensmittel machen.
Viele Aussteller vor Ort
Auch der Biohof Hörnen mit seiner Gemüsekiste und das "Eckenhääner Unverpackt-Lädchen" bereichern das umfangreiche Angebot. Die "Bergischen Lebensmittelretter" informieren, wie sie den Abfall von Supermärkten weiterverteilen, und die Landfrauen zeigen, dass man mit einer selbstgemachten Marmelade Reste verwerten kann und gleichzeitig ein persönliches Mitbringsel hat.
Monika Werheid vom Bergischen Abfallwirtschaftsverband zeigt sich zufrieden mit der Resonanz des ersten Aktionstags gegen Lebensmittelverschwendung in Lindlar. "Die Leute waren an einem guten Austausch sehr interessiert. Wir wissen noch nicht wann, aber es wird sicher eine Wiederholung geben."
Strategie gegen Lebensmittelverschwendung Knapp elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jedes Jahr auf dem Müll. Das soll sich ändern. Im Februar 2019 hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung vorgelegt. Das Ziel: Bis 2030 will man die Menge der Lebensmittelabfälle in Deutschland halbieren, die Lebensmittelverluste verringern und damit auch einen Beitrag zum Schutz von Klima und Ressourcen leisten.
Lebensmittelabfälle entstehen sowohl bei der Produktion, im Handel, in Gaststätten und in privaten Haushalten, teilt das Ministerium mit. Das Ziel der Strategie ist es, die Lebensmittelversorgungskette so zu gestalten, dass Abfälle und Verluste in jedem Sektor und an den Schnittstellen reduziert und vermieden werden. Dazu braucht es Verhaltensänderungen.
Der größte Teil der Lebensmittelabfälle – rund 58 Prozent – fällt bei privaten Verbrauchern zu Hause an. Mit einem Dialogforum sollen die Verbraucher besser aufgeklärt werden. Als Partner sind "Slow Food Deutschland" und die Technische Universität Berlin im Boot. Das Forum soll Messmethoden optimieren und eine anwenderfreundliche App entwickeln. Auch Änderungen im Haftungs- und Steuerrecht werden geprüft, um so die Weitergabe von Lebensmitteln zu erleichtern. www.bmel.de © Kölner Stadt-Anzeiger
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