Wiesbaden - Als neues Zentrum für digitale Innovationen soll der "Zukunftscampus Bertramshof" in Frankfurt die hessische IT-Branche beflügeln.
Damit "schaffen wir einen analogen Ort, an dem digitale Innovation entsteht, Wissen gebündelt und neue Technologien vorangetrieben werden, die unseren Wohlstand auch in Zukunft sichern sollen", erklärte die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU).
"Hier vernetzen wir die klügsten Köpfe aus Wirtschaft, Forschung, Finanzbranche und Start-ups, um Hessens Digitalbranche an die europäische Spitze zu führen."
In einer Regierungserklärung im Landtag in Wiesbaden sprach Sinemus von einem geplanten Innovationsstandort für KI-Start-ups, um Forschung, Technologieentwicklung und wirtschaftliche Anwendung zusammenzuführen. Damit sollten neue Geschäftsmodelle schneller zur Marktreife gebracht und die Wertschöpfung in Hessen ausgebaut werden.
Die Ministerin kündigte zudem die Schaffung eines interaktiven Showrooms auf dem künftigen Campus an, "in dem Bürgerinnen und Bürger digitale Technologien hautnah erleben können".
"Strategische Investition in die Sicherheit"
Sinemus erinnerte auch an den jüngst vorgestellten Plan, in Darmstadt ein erstes nationales Zentrum für digitale Resilienz in Katastrophen einzurichten. Es soll Betreiber kritischer Infrastrukturen, Behörden, Unternehmen und Wissenschaft zusammenbringen. "Das Resilienzzentrum ist eine strategische Investition in die Sicherheit, Innovationskraft und wirtschaftliche Stärke unseres Landes", sagte die Digitalministerin.
Daneben solle die Verwaltungsdigitalisierung in den Kommunen vorangetrieben werden – entscheidend hierfür sei vor allem eine stärkere bundesweite Standardisierung. Außerdem sollen nach Worten von Sinemus außerschulische Angebote für Jugendliche in Hessen gefördert werden, um insbesondere auch Mädchen und Frauen für IT-Berufe zu begeistern.
Vielfalt sei ein entscheidender Faktor für Innovation: "Wir setzen uns dafür ein, dass Frauen in der IT die Regel werden", sagte die Ministerin.
FDP-Fraktion plädiert für E-Government Academy
Der digitalpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Oliver Stirböck, forderte mit Blick auf die Verwaltung: "Jeder Prozess, der nicht digitalisierbar ist, muss weg." Er verwies auf den Vorschlag der Freien Demokraten für eine E-Government Academy, "konzipiert als schlagkräftiges Kompetenzzentrum, das den digitalen Wandel in der Verwaltung strategisch vorantreibt".
Bei der Digitalisierung mache die Landesregierung "viel Show und große Worte, liefert aber nur kleine Ergebnisse", sagte Stirböck.
AfD: Nicht jede Kommune sollte vor sich hin wurschteln
"Eine der zentralen Aufgaben, die die Landesregierung leisten muss, ist die Digitalisierung der Verwaltung", forderte auch der digitalpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Markus Fuchs. Es hapere bei der Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Kommunen.
"Wenn wir beim Thema Verwaltungsdigitalisierung endlich in die Pötte kommen wollen, können es sich Deutschland und Hessen nicht mehr leisten, dass jede Kommune vor sich hin wurschtelt", ergänzte Fuchs.
Grünen-Abgeordneter moniert "Innovationskraft einer Büroklammer"
Der Grünen-Abgeordnete Torsten Leveringhaus sagte, statt den Menschen in den Mittelpunkt der hessischen Digitalpolitik zu stellen, versprühe die Regierungserklärung der Digitalministerin "die Innovationskraft einer Büroklammer oder einer Laufmappe". Eine nachhaltige Digitalisierung erfordere Engagement und Steuerung beispielsweise zu den möglichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz für alle Menschen im Privat- und Arbeitsleben. © Deutsche Presse-Agentur