Radwegebau: ADAC und Hessens Fahrrad-Club machen gemeinsam Vorschläge für den Ausbau von Radwegen.
Nur 11,4 Prozent von Hessens Landesstraßen verfügen über einen begleitenden Radweg. Wenn das derzeitige Ausbautempo von etwa neun Kilometern neuer Radwege pro Jahr beibehalten wird, dauert es etwa 100 Jahre, bis Hessen zum aktuellen Bundesdurchschnitt von knapp 29 Prozent aufschließt. Das haben der hessische Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) und der ADAC Hessen-Thüringen am Dienstag in Wiesbaden gemeinsam mitgeteilt. Die beiden Organisationen fordern die Landesregierung daher auf, den Radwege-Neubau von unnötigen Planungshürden zu befreien, Vorschläge, wie das gehen kann, haben sie vorgelegt.
"Verkehrsteilnehmer wollen selbst und frei entscheiden, wie sie mobil sind. Leider ist das heute noch immer nicht überall möglich", sagte Victoria Ditzel, ADAC-Vorstandsmitglied, und ergänzte, dass es für viele Radfahrer wenig attraktiv sei, auf einer stark befahrenen Landstraße zu radeln, wenn dort Autos mit Tempo 100 unterwegs seien. Wer mit dem Rad oder zu Fuß längere Strecken nicht nur in der Freizeit zurücklegen wolle, benötige durchgängig ausgebaute Rad- und Fußwege, die vom motorisierten Verkehr baulich sicher getrennt seien.
"Wir gehen davon aus, dass Menschen ihre Alltagswege gerne mit dem Fahrrad zurücklegen möchten", sagte Helga Hofmann, stellvertretende Vorsitzende des ADFC Hessen. Sie wies darauf hin, dass das Interesse am Radfahren aufgrund der Verbreitung von E-Bikes stark zugenommen habe. Es gebe aber viele Ort in Hessen, die nur mit riesigen Umwegen oder nur unter Gefahr mit dem Rad zu erreichen seien. Insbesondere im ländlichen Raum werde die Nutzung des Rads nur dann zunehmen, wenn sich die Menschen auf ihren Rädern sicher fühlten.
Rechtliche Hürden beseitigen für leichtere Planung
Da viele Autofahrer radeln und Radler oft auch Auto fahren, haben sich die beiden Organisationen bei diesem Thema zusammengeschlossen. Sie fordern eine "Aufholjagd" beim Bau von neuen Radwegen auf den rund 7200 Kilometern Landesstraßen und 4900 Kilometern Kreisstraßen, von denen sogar nur 7,9 Prozent mit Radwegen ausgestattet sind. Dazu haben ADAC und ADFC an Hessens Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) Vorschläge übersandt, wie dies gelingen könnte.
Vorrangig geht es darum, rechtliche Hürden zu beseitigen, damit die Planung neuer Radwege erleichtert und beschleunigt wird. Das scheint nötig, denn so wird etwa im Hochtaunuskreis ein 4,8 Kilometer langer Radweg an der Landesstraße 3041 seit 2015 geplant, dessen Fertigstellung laut ADFC "nicht absehbar" sei.
Damit das schneller geht, soll das überragende öffentliche Interesse bei Planung und beim Bau neuer Radwege gesetzlich festgeschrieben werden. Damit würden Radwege im Rahmen der Planung ein höheres Gewicht gegenüber anderen Belangen erhalten. Zweitens soll im Regelfall auf ein Planfeststellungsverfahren beim Bau von straßenbegleitenden Radwegen an Landes- oder Kreisstraßen verzichtet werden. Drittens soll beim Bau neuer Radwege, die nicht länger als zehn Kilometer sind, auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung verzichtet werden. Sollte der Radweg allerdings durch ein Natura 2000 Schutzgebiet führen, plädieren die Organisationen weiterhin für eine Umweltverträglichkeitsprüfung.
Nach Einschätzung des ADFC-Vorsitzendem Ansgar Hegerfeld sind die Vorschläge rechtlich machbar, wie ein Gutachten ergeben habe. "Unser Ansatz für ein Planungsbeschleunigungsgesetz ist wasserdicht", sagte er. Laut Hegerfeld würden damit die im Koalitionsvertrag von CDU und SPD vereinbarten Ziele, den ländlichen Raum zu fördern und Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, aufgegriffen. Zudem sollen Rad- und Fußweg dann gebaut werden, wenn die Sanierung der jeweiligen Straße ansteht. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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