Neue "Tatort"-Kommissare: Melika Foroutan und Edin Hasanović sind die neuen Ermittler im Frankfurter "Tatort", gerade drehen sie ihre erste Folge. Ihre Figuren werden ausschließlich "Cold Cases" bearbeiten.
Auf Instagram haben sie sich schon vorgestellt. Vor einigen Tagen haben die Schauspieler
Am Frankfurter Start-up-Standort "Danzig am Platz" stellen sie sich, am Rand der Dreharbeiten zu ihrem ersten "Tatort"-Fall, am Montag nun auch den Medien vor. Auch der Regisseur, die Produzenten und Spielfilmredakteure des Hessischen Rundfunks kommen zum Pressetermin. Melika Foroutan und
Leichenteile in der Garage
Die Handlung basiert auf dem wahren Fall des Serienmörders Manfred Seel. 2014, kurz nach dessen Tod, hatte seine Tochter in der Garage ihres Vaters in Schwalbach am Taunus Leichenteile entdeckt. Auf besonders brutale, sadistische Weise soll Seel seine Opfer aus dem Prostituiertenmilieu gequält und getötet haben, die Körperteile der Toten sammelte er wie Trophäen. Im von der Produktionsfirma Sommerhaus gedrehten "Tatort" wird aber nicht der Täter im Mittelpunkt stehen. Der Blick soll sich auf die Angehörigen und die Opfer richten, sagt Produzent Jochen Laube.
Die Kommissarin Maryam Azadi, die Melika Foroutan spielt, beschreibt die Schauspielerin als "profunde Menschenkennerin", als "klug, schnell denkend und lesend". In der Abteilung für Altfälle ist sie auf sich allein gestellt. Dann aber stößt ein neuer Kollege dazu: Hamza Kulina, gespielt von Edin Hasanović. "Ein Frankfurter Junge, ein körperlicher Polizist, empathisch, mitfühlend", charakterisiert ihn sein Darsteller.
Aus Teheran nach Deutschland
Als Darstellerin einer Kommissarin hat Foroutan schon früh in ihrer Karriere Erfolg gehabt: In der ZDF-Serie "KDD – Kriminaldauerdienst" spielte sie die Ermittlerin Sylvia Henke. Für Netflix stand sie zuletzt in den Serien "Die Kaiserin" und "Schlafende Hunde" vor der Kamera. Geboren wurde Foroutan 1976 in Teheran, nach der Revolution der Mullahs ist ihre Familie nach Deutschland emigriert.
Edin Hasanović stammt aus Bosnien. Er war ein Säugling, als seine Mutter mit ihm während des Bosnienkrieges aus dem Land flüchtete. Auch er hatte eine Rolle bei "KDD", spielte als Zwölfjähriger in der Serie einen Bosnien-Flüchtling. Bekannt machte ihn der Kinofilm "Schuld sind immer die Anderen". Hasanović kennt Frankfurt gut: Für die 2019 ausgestrahlte Netflix-Serie "Skylines", die in der Rap-Szene spielt, hatte er in der Stadt gedreht.
"Frankfurt erinnert mich an Berlin und New York"
"Frankfurt erinnert mich an Berlin und New York", sagt Hasanović. "Es gibt hier sehr schöne Orte – und das genaue Gegenteil." Auch Foroutan ist von der Stadt als Drehort begeistert. Als "visuell noch nicht verbraucht", als "noch nicht so oft fotografiert wie Berlin" nimmt sie Frankfurt wahr. Als sie als Jugendliche in Boppard lebte, war die Stadt für sie "ein Sehnsuchtsort", erzählt Foroutan. Sie wollte dorthin, um auszugehen, um zu feiern. "Doch meine Eltern haben es jedes Mal verboten."
Dass die Figuren, die sie spielen, wie sie selbst eine Migrationsgeschichte haben, konnten die Darsteller mitentscheiden. "Repräsentation ist immer wichtig", sagt Foroutan dazu. Und auch die Namen für die Kommissare haben sie selbst ausgewählt. "Ich liebe den Namen Hamza", sagt Hasanović. Seine Figur sei "deutlich ruhiger und cooler" als er selbst. "Es gibt für ihn ein Vorbild: meinen Cousin."
"True Crime" boomt
Mit der Entscheidung, die neuen "Tatort"-Kommissare zu "Cold Cases" ermitteln zu lassen, reagiert der Hessische Rundfunk auch auf den Boom von True-Crime-Podcasts und -Magazinen. Die Beschäftigung mit echten, ungelösten Kriminalfällen begeistert schon seit Jahren User und Leser. Immer neue Formate widmen sich den grausamen Verbrechen, deren Hintergründe im Unklaren geblieben sind. Im Herbst 2025 soll der erste "Tatort"-Fall mit Foroutan und Hasanović ausgestrahlt werden.
Ihre Vorgänger beim Frankfurter "Tatort" waren Margarita Broich und Wolfram Koch als Ermittler-Duo Anna Janneke und Paul Brix. Beinahe zehn Jahre gaben sie die oft wehmütig-verschrobenen Kommissare in 19 Fällen, die Beziehung der beiden zueinander spielte in den Folgen mit ihnen immer eine wichtige Rolle. Ende September lief ihr letzter Fall "Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n" in der ARD – und endete sprichwörtlich mit einem Knall. "Wir treten in große Fußstapfen", sagt Melika Foroutan. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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