Internationaler Hochhauspreis: Auf der höchstgelegenen Büroetage Deutschlands wurde in Frankfurt der Internationale Hochhauspreis vergeben. Gewinner ist "Capitaspring" in Singapur, auf dessen Dach ein öffentlicher Park liegt.
Ein besserer Ort, um den Träger des Internationalen Hochhauspreises bekannt zu geben, ist kaum vorstellbar: Von der höchstgelegenen Büroetage Deutschlands im Hochhausquartier Four hat man einen ausgezeichneten Blick auf Frankfurt und seine Hochhäuser. Die Deka-Bank, seit 20 Jahren Sponsor des Preises, ist dort vor Kurzem eingezogen und hat im Turm T1 in 230 Meter Höhe ihre Konferenzetage eingerichtet.
Im Hochhaus "Capitaspring" in Singapur kann man sich ebenfalls ganz oben aufhalten. Die Spitze liegt nicht nur 50 Meter höher als beim T1 in Frankfurt, sondern sieht auch ganz anders aus. Anstelle klimatisierter Konferenzräume befindet sich dort ein öffentlicher Park, in dem man die Aussicht auf die Stadt genießen, Ruhe finden oder Kräuter ernten kann.
Preisverleihung in der Paulskirche
Es ist nicht die einzige Grünfläche in dem Hochhaus aus Beton, Stahl und Glas. In den Etagen 17 bis 20 befinden sich begrünte Terrassen, ebenfalls öffentlich zugänglich. Die Öffnungen in der Fassade, die Ausblick und Belüftung ermöglichen, sehen so aus, als sei ein Vorhang auseinandergeschoben worden. Zusammengerechnet sind die Grünflächen um 40 Prozent größer als das Grundstück, auf dem das Hochhaus steht.
Entworfen hat dieses Gebäude das Büro BIG des Architekten Bjarke Ingels aus Kopenhagen zusammen mit Carlo Ratti Associati aus Turin. Gebaut hat es das Immobilienunternehmen Capitaland aus Singapur, dem in Frankfurt das Hochhaus Gallileo gehört, in das demnächst die Europäische Zentralbank einzieht.
Ingels ist Dauergast im Kreis der Anwärter auf den Hochhauspreis, den die Stadt Frankfurt mit dem Deutschen Architekturmuseum und der Deka-Bank alle zwei Jahre auslobt. 2020 war Ingels mit dem Frankfurter Omniturm im Finale, 2016 gewann er den Preis mit einem Wohnhochhaus in New York. Am Dienstagabend hat das Büro BIG die Auszeichnung zum zweiten Mal in der Paulskirche entgegengenommen.
"Capitaspring" ist nach Ansicht der Jury "das derzeit überzeugendste Hochhaus weltweit". Zu diesem Urteil kommen die Fachleute vor allem wegen der Verbindung von privaten und öffentlichen Räumen. Nicht nur die Grünflächen sind für alle zugänglich, sondern auch der Food Court mit seinen Imbissständen, die sich über zwei Geschosse im Sockel erstrecken.
Eine Ehrfurcht einflößende Lobby mit Rezeption gibt es nicht. Die oberen Geschosse werden größtenteils für Büros und ein Hotel genutzt. Umgerechnet mehr als 100 Euro Miete für den Quadratmeter werden nach Angaben des Eigentümers erzielt – mehr als doppelt so viel wie in Frankfurter Toplagen.
Gefördert wurde die öffentliche Nutzung durch die Planungsbehörde von Singapur, die die Grünflächen nicht auf die erlaubte Nutzfläche anrechnete. Trotz des auf das tropische Klima zugeschnittenen Konzepts lässt sich die Idee einer "offenen Stadt in der Stadt" überall auf der Welt umsetzen.
In Frankfurt ist das bisher nicht passiert. Doch Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) wünscht sich "soziale und kulturelle Komponenten, die für alle erlebbar sind", auch für die Hochhäuser in Frankfurt.
Alle für den Internationalen Hochhauspreis nominierten Projekte sind vom 14. November bis 12. Januar im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt ausgestellt. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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