Pforzheim/Köln - Wer seine Liebsten zu Weihnachten mit Schmuck oder Uhren beschenken möchte, muss dafür dieses Jahr mutmaßlich etwas tiefer in die Tasche greifen.
Insbesondere der gestiegene Goldpreis wirkt sich hier aus. "Ja, das hat einen Effekt", sagte Guido Grohmann vom Bundesverband Schmuck-, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien (BVSU). Insgesamt steht die Branche trotz leicht rückläufiger Zahlen gut da. Wie im Einzelhandel generell spielt das Weihnachtsgeschäft auch hier eine große Rolle.
Hier und da Lieferschwierigkeiten
"Deutschland spart, aber nicht am Schmuck", sagte Joachim Dünkelmann, Geschäftsführer des Handelsverbands Juweliere (BVJ) mit Sitz in Köln. Die allgemeine Kauflaune und die Kauflaune bei Luxusgütern seien nicht identisch. "Wir verkaufen Luxusgüter, die man zum Leben nicht braucht, aber für die Seele." Die Stückzahlen sinken den Angaben zufolge zwar. Aber die verkauften Produkte seien hochwertiger und kosteten daher auch mehr.
Bei Uhren etwa sei gerade die Nachfrage im gehobenen Segment mit Preisen ab 5000 Euro sehr stabil, sagte Dünkelmann. Trotz sinkender Nachfrage in China gebe es bei Topmarken allerdings hin und wieder immer noch Lieferschwierigkeiten.
Viele Kunden und Kundinnen scheine auch der steigende Goldpreis nicht so sehr zu interessieren - wenngleich das Gramm doppelt so viel koste wie vor fünf Jahren, sagte Dünkelmann. Andere wichen auf Platin aus. "Das ist im Moment dramatisch günstiger."
Generell gelte: "Der ganz laute und extrovertierte Schmuck steht nicht mehr so im Fokus." Oft falle er schlichter aus, häufig dann aber mit echten Diamanten besetzt.
Konkurrenz durch Reisen, Gastro und Events
Trotz steigender Preise und Diskussionen über Inflation und verfügbares Einkommen beschränke sich die Kundschaft nicht auf die oberen Zehntausend: "Es ist immer noch die breite Masse, die sich schmücken will", sagte Dünkelmann. Die Branche sei eher von der Stimmung abhängig als von der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage.
Was die Branche aber zu spüren bekommt, sind Nach-Corona-Effekte: Menschen reisen zum Beispiel wieder mehr. Die Tourismusbranche sei die größte Konkurrenz, sagte Dünkelmann. Auch an die Gastronomie und andere Events seien Marktanteile gegangen, sagte Hauptgeschäftsführer Grohmann vom BVSU in Pforzheim.
Das laufende Jahr könnte der Industriezweig nach seiner Einschätzung mit einem kleinen Minus von bis zu sieben Prozent abschließen, welches vom hohen Goldpreis jedoch in den Zahlen kompensiert werden könnte. "Aber das ist keine Katastrophe, weil die zwei Jahre davor echte Rekordjahre waren." Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit habe das Plus bei 20 Prozent gelegen, sagte Grohmann. Der BVSU analysiert dabei Importe und Exporte.
Bei den Juwelieren zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Viele sind Dünkelmann zufolge auf Vorjahresniveau, einige leicht darunter. Das Umsatzwachstum 2022 sei mit mehr als 20 Prozent trotz Krieg, Inflation und Energiekrise sehr gut gewesen. Das Level habe man 2023 halten können, "was angesichts der Krisen dieser Welt niemand für möglich gehalten hätte".
Keine Sorge vor großen Einbrüchen
Auch seien viele Kundinnen und Kunden nach Corona zurück in die Geschäfte gekommen, der Online-Anteil sei gering. Schmuck und Uhren seien persönliche Produkte, die man anprobieren wolle. "Das möchte man fühlen. Das funktioniert am Bildschirm nicht so gut."
Juweliere seien inzwischen vorsichtiger beim Einkauf, sagte Grohmann. Das spreche dafür, dass viel vom Lager verkauft werde. Eine Prognose, wie lange der Trend anhalten könnte, wollte er nicht abgeben. "Ich glaube schon, dass wir nicht die fettesten Jahre vor uns haben", sagte er. Aber das Risiko, dass es jetzt steil bergab gehe, sei sehr gering.
Unklar sei, welche Politik die neue Bundesregierung einschlagen, wie sich der neue US-Präsident Donald Trump verhalten werde und wie sich die Lage in der Ukraine entwickle. "Unsicherheit ist keine gute Voraussetzung, um Rekordzahlen zu erzielen", sagte Grohmann. © Deutsche Presse-Agentur
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