Es ist ein erneuter Tiefschlag für die gebeutelte Kölner Kultur: Das Wallraf-Richartz-Museum, Kölns ältestes Ausstellungshaus, untergebracht seit 2001 in einem Bau des Kölner Top-Architekten Oswald Mathias Ungers in bester Lage direkt neben dem historischen Rathaus, wird zugemacht.
Zwar nicht für immer, aber doch für die Dauer der anstehenden Generalsanierung, so haben es die Kulturverantwortlichen in der Stadtverwaltung in ihrer ganzen Weisheit entschieden. Eine Sanierung im laufenden Betrieb soll es jedenfalls nicht geben. Von Sommer 2026 bis März 2028 – will man dem bisherigen Zeitplan glauben – wird eine der weltweit renommiertesten und umfangreichsten Sammlungen mittelalterlicher Malerei also unsichtbar sein.
Das hat Köln nicht verdient
Köln, das auf der Karte der Kunststädte der Welt noch vor wenigen Jahrzehnten einen Platz im Zentrum hatte, rutscht damit ein ganzes Stück weiter in die Peripherie. Wieder einmal schadet diese Stadt sich selbst. Das hat Köln nicht verdient, das hat die Kulturlandschaft dieser Stadt nicht verdient. Köln ruiniert mit dieser Entscheidung seinen sowieso schon arg angekratzten Ruf weiter. Und es schadet auch all jenen Menschen, die sich mit größter Leidenschaft im Dienst der Stadt für Kunst und Kultur einsetzen. Es ist ein Trauerspiel.
Und wie zumeist handelt es sich auch bei der zeitweiligen Schließung des WRM nicht um ein unabwendbares Schicksal, das irgendwie über die Stadt hereingebrochen ist. Dass Gebäude nach einer bestimmten Lebensdauer überholt werden müssen, ist kein Geheimnis. Dringender wird der Sanierungsbedarf immer dann, wenn man die nötigen Schritte nicht rechtzeitig angeht und erforderliche Maßnahmen immer weiter verschiebt.
Nun ist gerade das eine Disziplin, in der Köln ganz vorne mitspielt. Dabei hätte es sogar eine Ausweichlösung für das Wallraf-Richartz-Museum gegeben. Doch dazu hätte es gelingen müssen, den Erweiterungsbau direkt neben dem Museum, den die Stadt dem Stifterehepaar Corboud als Dank für die Schenkung ihrer Impressionisten-Sammlung versprochen hatte, tatsächlich auch zu bauen.
Bald ein Vierteljahrhundert ließ man sich Zeit, geplant ist nun eine Eröffnung im Sommer 2028 – wäre es anders gekommen, wäre zumindest dieser Teil des WRM während der Sanierung bespielbar gewesen. Doch wer weiß, vielleicht muss der dann fertige Erweiterungsbau doch noch als Übergangsquartier dienen?
Erfahrungen mit Kölner Kulturbauten zeigen, dass Zeitvorgaben höchst unverbindlich sind
Die Erfahrungen mit anderen Kölner Kulturbauten, allen voran die Oper, zeigen deutlich, dass Zeitvorgaben in diesem Umfeld nicht mehr sind als höchst unverbindliche Prognosen. Es dauert länger und es wird teurer als geplant – ein Satz, dessen Gültigkeit in den vergangenen Jahren immer wieder nachdrücklich belegt wurde. Stadtmuseum, Römisch-Germanisches Museum, Oper, Schauspiel, demnächst immerhin auch die Stadtbibliothek – die Liste der Kulturinstitutionen, die zum Teil schon seit Jahren mit und in Provisorien leben müssen, ist eindrucksvoll.
Doch immerhin sind sie – anders als es dem WRM droht – während ihrer Sanierungen nicht ganz von der Bildfläche verschwunden. Ein Schicksal, das sich indes sogar für Philharmonie und Museum Ludwig abzeichnet. Denn dem Museum für moderne Kunst und dem Vorzeige-Konzertsaal Kölns, beide wie das WRM von internationalem Renommee, drohen ebenfalls mehrjährige Schließungen. Das nächste Debakel, es wirft seine Schatten voraus. © Kölner Stadt-Anzeiger
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.