Eine Photovoltaik-Anlage auf einem Feld, durch die ein Traktor bequem hindurchpasst – ein solches Projekt plant die Euskirchener Firma F&S Solar Concept zusammen mit dem Projektentwickler VDH in Zülpich an der B56.

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Vertikale Agri-PV nennt sich das. Die Technologie sei noch recht neu und es gebe in Deutschland bislang nur eine handvoll solcher Anlagen, berichtete Yannik Mießeler in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Tourismus und Demografie. Die Stadt Zülpich könne hier also eine Vorreiterrolle einnehmen, so der Geschäftsführer von F&S.

Anlage in Zülpich soll 1,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugen

Geplant ist die Anlage auf einem Acker an der B56 kurz vor dem Ortseingang Zülpich südöstlich der L162 gegenüber des Wassersportsees. Etwa 2600 Module sollen hier aufgestellt werden, die rund 1,5 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen können. Damit könne man im Durchschnitt 400 Drei-Personen-Haushalte versorgen, so Mießeler. Dennoch bleibe mehr als 90 Prozent der Fläche landwirtschaftlich nutzbar.

Erreicht wird das durch die senkrechte Anordnung der Module. Pro Element einer vertikalen PV-Anlage sind zwei Module übereinander an einer Unterkonstruktion befestigt. Sie können von beiden Seiten Sonnenenergie aufnehmen. Das Element sei wenige Zentimeter breit und maximal vier Meter hoch, so Mießeler. Die einzelnen Elemente werden in Reihen auf das Feld gestellt.

Traktor kann zwischen den Modul-Reihen hindurchfahren

Man könne sich das wie Zaun-Reihen vorstellen, so Mießeler weiter. Zwischen den einzelnen Reihen sei ein Abstand von 9,50 Metern, sodass der Landwirt das Feld nach wie vor mit Maschinen bearbeiten könne. Auch ein Wendekreis sei eingeplant. "Es ist im Prinzip auf die Maschinen abgestimmt", berichtete Mießeler.

Anbauen könne man auf dem Acker grundsätzlich alles, nur zu hoch dürfe die Bepflanzung nicht wachsen. "Außer Mais kommt da alles infrage", sagt Mießeler. Der Landwirt, dem das Feld gehöre, stehe komplett hinter dem Projekt, betonte Mießeler auf Nachfrage. Aus versicherungstechnischen Gründen und zum Schutz vor Diebstahl werde der Acker samt PV-Anlage künftig eingezäunt.

Andere Agri-PV-Anlage wegen Netzeinspeisepunkt gescheitert

Die Module sollen in Ost-West-Richtung aufgestellt werden, parallel zur Landstraße. Typisch für große Solarparks ist wegen der Sonneneinstrahlung eigentlich eine Südausrichtung. Doch in diesem Fall gebe es zwei Gründe, die Anlage anders auszurichten, führte Mießeler aus.

Zum einen seien dadurch die Reihen länger, was dem Landwirt sehr gelegen komme. Zum anderen sei die Ost-West-Ausrichtung netzverträglicher. Bei einer Südausrichtung gebe es vor allem Mittags ein Peak, wo besonders viel Strom ins Netz eingespeist werde. Damit das Netz nicht überlastet werde, brauche es auch Ost-West-Anlagen, die zu den Zeiten einspeisen, in denen die Südanlagen das nicht oder nur wenig tun.

Mit am wichtigsten für das Projekt sei ein naher Netzeinspeisepunkt, berichtete Mießeler: "Gerade hier in der Region sind die Netze wirklich voll." Oft könne deshalb nicht eingespeist werden. Doch je weiter weg der Einspeisepunkt sei, desto unwirtschaftlicher werde die ganze Anlage: "Jeder Meter Kabel, den Sie verlegen müssen, kostet Geld."

Tatsächlich sei die Errichtung einer anderen Agri-PV-Anlage in Zülpich, die im vergangenen Jahr dem Ausschuss vorgestellt wurde, genau daran gescheitert, berichtete Tancu Mahmout vom Projektentwickler VDH.

Das kann bei diesem Projekt nicht mehr passieren – ein nahegelegener Netzeinspeisepunkt sei sicher, so Mießeler. Noch steht man am Anfang der Bauleitplanung. 2026 soll die vertikale Anlage gebaut werden und dann mehr als 30 Jahre in Betrieb sein. Den dafür nötigen Änderungen im Flächennutzungsplan und im Bebauungsplan stimmte der Ausschuss einstimmig zu.

Großes Projekt in der Dominikanischen Republik

Anlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 600 Megawatt hat F&S Solar Concept nach Angaben von Geschäftsführer Yannik Mießeler bereits in Deutschland gebaut. Und auch im Ausland habe das Unternehmen zahlreiche Projekte umgesetzt. Unter anderem Solarparks in der Dominikanischen Republik in einer Größe von insgesamt 250 Hektar.

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2012 seien die Subventionen in Deutschland sehr stark gekürzt worden, weshalb das Unternehmen sich neue Märkte habe suchen müssen, so Mießeler. So sei es zu dem Projekt in der Karibik gekommen. In der Dominikanischen Republik scheine sehr viel Sonne, doch deren Energie sei damals noch kaum genutzt worden. Das hat F&S Solar geändert. Mit dem Solarpark Montecristi habe man den größten Solarpark der Karibik gebaut, heißt es auf der Webseite des Unternehmens zu dem Projekt.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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