Eine schwarze Katze namens Henry auf dem Schoß, Stroh in den Haaren und an den Klamotten. Ein Hahn, der offenkundig meint, mit seinem Krähen den Unterricht unterbrechen zu müssen.

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Und zahlreiche Kühe, die genussvoll Stroh und Heu fressen und aufmerksam lauschen, was da nur wenige Meter vor ihnen passiert. Und da passiert einiges und recht einmaliges.

Auf dem Birkenhof in Kuchenheim ist eine Klasse der Matthias-Hagen-Förderschule eingerichtet worden. Träger der Schule ist der Kreis Euskirchen. Acht Kinder werden dort seit einigen Wochen von vier Pädagogen täglich unterrichtet. "Die Kinder, die massive kritische bis traumatische Erlebnisse hatten, sollen sich hier als erfolgreich erleben und wieder Spaß an der Schule bekommen", sagt Lehrerin Janina Mager.

Schüler sind auf dem Bauernhof deutlich entspannter

Bereits nach der kurzen Zeit sei das Feedback von Eltern und Schülern sehr positiv, berichtet die Pädagogin, die von der Matthias-Hagen-Schule von Ilona Zehnpfennig unterstützt wird: "Die Kinder sind entspannter. Sie kommen zufriedener aus der Schule und kommen lieber in die Schule. Auch die Eltern melden uns das täglich zurück."

Komplettiert wird das Pädagogenteam durch Silke Groß und Marina Fücker, die zum Kooperationspartner "Schülergarten" gehören. "Der Kooperationspartner betreibt bei uns auch die Offene Ganztagsschule, er kennt also unsere Schüler und weiß, was sie für Bedürfnisse haben", sagt Schulleiter Jan Schütz.

Die Hälfte der Kinder kümmert sich um die Tiere, die gefüttert werden müssen. Der Stall muss gemistet werden.

Janina Mager, Lehrerin

Und die Bedürfnisse sind groß und anders als bei Schülern, die eine Regelschule besuchen. Darum ist ein geregelter Ablauf mit festen Regeln und Strukturen in dem neuen pädagogischen Konzept tief verwurzelt. "Die Hälfte der Kinder kümmert sich um die Tiere, die gefüttert werden müssen. Der Stall muss gemistet werden", führt Lehrerin Mager aus: "Die anderen Kinder sind dann im Klassenraum und arbeiten an den Fächern Mathe und Deutsch."

Anschließend stehe ein gemeinsames Frühstück auf dem Programm, bevor beispielsweise Sachunterricht auf dem Stundenplan stehe oder an Projekten gearbeitet werde, erklärt die Lehrerin. Im Sommer wird es dann einen großen Bereich außerhalb des Bauernhofs geben, der von den Schülern in einen Schulgarten verwandelt werden soll.

Und dann gibt es da noch etwas, das den Kindern nach wenigen Wochen schon am meisten Spaß macht: die Strohzeit. Die ist immer freitags und baut auf einem kleinen Belohnungssystem auf. Werden die individuellen Aufgaben vom täglichen Rückmeldebogen zur Zufriedenheit der Lehrerinnen erfüllt, geht es ins Stroh. "Da können wir von großen Ballen ins aufgeschüttete Heu und Stroh springen", erklärt Schüler Paul.

Am Dienstag machte sich auch ein Teil der Kreisverwaltung ein Bild von dem außerschulischen Lernort, der aber in diesem Fall ein fester Bestandteil des alltäglichen Lernorts Matthias-Hagen-Schule ist. "Ich habe die Hälfte meines Lebens als Schüler oder Lehrer in der Schule verbracht, aber so einen Klassenraum habe ich noch nie gesehen", sagte Landrat Markus Ramers, der früher als Lehrer am St.-Michael-Gymnasium in Bad Münstereifel gearbeitet hat.

Birkenhof-Klasse "ein besonderes, wertvolles Angebot"

Die Birkenhof-Klasse sei "ein ganz besonderes, wertvolles Angebot für besondere Kinder und Jugendliche", so der Landrat: "Sie können sich hier ideal weiterentwickeln und lernen – nicht nur für die Schule." Für Schulleiter Schütz geht mit der Birkenhof-Klasse ein kleiner Traum in Erfüllung. Er habe lange für das neue Konzept gekämpft. Der Kampf habe sich gelohnt, so der Schulleiter, der aber auch klarstellt: "Wir haben hier am Birkenhof kein Natur-Phantasialand." Es sei ein pädagogisch hochwertvoller Lernort, an dem es aber genauso Noten gebe wie in der Schule auch. Nur das Umfeld sei halt ein anderes.

Es sei ein mehrjähriger Prozess gewesen, in den auch Jugendamt, Schulaufsicht, Schulverwaltungsamt und Schulteam involviert waren, sagt der Schulleiter. Es seien drei Schülergruppen identifiziert worden, für die sich diese Maßnahmen eigne. "Das sind die, die von aktiver und passiver Schulverweigerung bedroht sind, und die Kinder, die sich in langanhaltenden psychosozialen Krisen befinden, sowie diejenigen, die eine Schulfähigkeit noch nicht erreicht haben oder diese bereits eingebüßt haben", erläuterte Schütz.

Euskirchen: Matthias-Hagen-Schule erfindet sich jedes Jahr neu

Das Projekt sei der Beleg dafür, dass man wirksamer werden müsse in diesen drei Teilgruppen. "Rückblickend waren wir da bisher nicht optimal. Das müssen wir ehrlich zugeben", sagte Schütz. In dem Projekt stecke viel Arbeit, viel Liebe – und auch viel Bürokratie.

Das alles sei es aber wert gewesen, weil es um die Kinder und Jugendlichen gehe, denen man eine Chance geben wolle, so der Leiter der Matthias-Hagen-Schule. Seine acht Schüler treffen sich jeden Morgen an der Schule und gehen anschließend in Lehrerbegleitung den rund einen Kilometer langen Weg von der Schule zum Birkenhof.

Dort, wo nun Kinder und Jugendliche im Grundschul- und Hauptschulbereich unterrichtet werden, war bis Mitte April noch die Kälberflucht und viele Jahre davor der Melkstall der Familie Lanzerath-Schreiber, die den Birkenhof betreibt. Im Sommer sei der Umbau dann abgeschlossen worden, berichtet Jens Schreiber.

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Deutlich früher schon machte sich Schulleiter Schütz auf den Weg, um den Erfahrungsunterrichtsraum zu realisieren. "Das ging nur als Team und am Ende haben wirklich alle zusammengearbeitet", sagt Schütz: "Wir versuchen, uns jedes Jahr neu zu erfinden. Das müssen wir auch, weil sich unsere Schüler ständig verändern, ständig weiterentwickeln." Und als er das sagte, krähte wieder der Hahn. Er wollte Schütz damit sicher zustimmen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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