Am Sonntagabend verwandelte sich der große Saal des Forums Leverkusen in den schrillen Kit-Kat-Club des Berlins der 1930er-Jahre.

Mehr News aus Nordrhein-Westfalen finden Sie hier

Mit dem ikonisch wie verführerischen "Willkommen, Bienvenue, Welcome", zog der Conférencier – verkörpert von Léon van Leeuwenberg – das Publikum in die Handlung des Musicals "Cabaret".

Basis sind "Ich bin eine Kamera" von John van Druten und Christopher Isherwoods autobiografischen Erzählungen, die das dekadente und zugleich gefährdete Leben im Berlin der Weimarer Republik beleuchten. Der amerikanische Schriftsteller Clifford Bradshaw (Tobias Schwieger) kommt mit dem Zug nach Berlin, um Inspiration für seinen Roman zu finden. Dort trifft er auf die charismatische Sängerin Sally Bowles, gespielt von Sabrina Pankrath, die im berüchtigten Kit-Kat-Club auftritt. Ihre Beziehung entwickelt sich vor dem Hintergrund einer Gesellschaft, die zunehmend von den aufkommenden nationalsozialistischen Strömungen bedroht wird.

Forum Leverkusen: Ein Blick hinter die Kulissen des Kit-Kat-Clubs

Pankrath verkörpert die Rolle der Sally Bowles mit beeindruckender Tiefe: Ihre Darbietung von "Maybe This Time" spiegelt Bowles verzweifelten Wunsch nach echter Liebe und Stabilität wider, während "Mein Herr" ihre unabhängige und rebellische Natur betont. Der Darstellerin gelingt es meisterhaft, die innere Zerrissenheit einer Frau darzustellen, die zwischen dem Streben nach persönlicher Freiheit und der Flucht vor der Realität schwankt.

Vielen Dank für Ihr Interesse
Um Zugang zu allen exklusiven Artikeln des Kölner Stadt-Anzeigers zu erhalten, können Sie hier ein Abo abschließen.

Die schleichende Bedrohung durch den aufkommenden Nationalsozialismus wird immer deutlicher. Die Szene, in der das Ensemble das scheinbar harmlose Lied "Tomorrow Belongs to Me" anstimmt, entwickelt sich zu einem erschreckenden Vorboten der kommenden politischen Umwälzungen. Diese Darstellung erinnert daran, wie subtil und doch verheerend sich totalitäre Ideologien in eine Gesellschaft einschleichen können.

Die Nebenhandlung um Fräulein Schneider und den jüdischen Obsthändler Herrn Schultz – gespielt von Gabriele Brüning und Tankred Schleinschock – bietet einen Kontrast zur Hauptgeschichte: Ihre aufkeimende Romanze symbolisiert die Hoffnung auf ein normales Leben in diesen Zeiten – doch wird fürchterlich zerstört. Unter der brillanten musikalischen Leitung von Tankred Schleinschock liefert das Orchester am Saum der Bühne eine herausragende Performance. Die reduzierte angelegte Orchestrierung ermöglicht es, die Essenz der Musik von John Kander und die Texte von Fred Ebb in ihrer reinsten Form zu präsentieren. Klassiker wie "Money, Money" und als Finale das titelgebende "Life is a cabaret, old chum" werden intensiv dargeboten. "Cabaret" ist eine Warnung vor den Gefahren des politischen Extremismus und eine Fürsprache für Menschlichkeit und Toleranz.  © Kölner Stadt-Anzeiger

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.