Am Bahnhof in Horrem gibt es seit kurzem neu installierte Überwachungskameras. Einige Nutzer der sozialen Netzwerke spekulierten daraufhin, ob die neue Technik auch mit Software zur Gesichtserkennung arbeitet. Die Bundespolizei Sankt Augustin kann darauf eine Antwort geben.
Bundespolizei sichtet Videos nur bei Straftaten
"Im Zuständigkeitsbereich der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin kommen keine Kameras mit Gesichtserkennung an beziehungsweise in Bahnhöfen zum Einsatz", heißt es von Christian Tiemann, dem zuständigen Polizeihauptkommissar.
Die "datenschutzrechtlichen Bestimmungen" für die Kameras am Bahnhof Horrem obliegen ihm zufolge ohnehin der Deutschen Bahn. "Die Bundespolizei erhält hier lediglich anlassbezogen bei Vorliegen von Straftaten Zugriff auf die Aufnahmen, welche für Tathandlungen und/oder Täteridentifikation erforderlich sind", ergänzt Tiemann noch.
100 Bahnhöfe in NRW werden mit neuer Technik ausgestattet
Ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB) sagt auf Redaktionsanfrage allerdings: Die Datenhoheit für die Auswertung der Aufnahmen liege bei der Bundespolizei. Die Videotechnik auf den Bahnhofsanlagen der Eisenbahnen des Bundes gehöre aber grundsätzlich der Deutschen Bahn.
Hintergrund für die Installation sei ein Videoprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen. "Im Rahmen dieses Videoprogramms fördert das Land NRW die Ausstattung von 100 Bahnhöfen in ganz NRW mit moderner Videotechnik mit 10 Millionen Euro", erläutert der Sprecher.
Welche Bahnhöfe mit der neuen Technik ausgestattet werden, habe das Land in Absprache mit den Trägern des Personennahverkehrs auf der Schiene, der Bundespolizei sowie mit dem Kompetenzcenter Sicherheit festgelegt. Die genauen Standorte der Kameras auf dem Bahnhofsgelände dagegen habe die Bundespolizei bestimmt, sagt der Sprecher der Deutschen Bahn.
Installation wird Ende des Jahres abgeschlossen
Noch bis Ende des Jahres 2024 arbeiten dem DB-Sprecher zufolge die Zuständigen an den finalen Maßnahmen zur Installation der Technik am Horremer Bahnhof.
Die Bundespolizei hat an anderer Stelle bereits Testphasen zur Gesichtserkennung an Bahnhöfen durchgeführt und kommuniziert dies auch in der Öffentlichkeit. So etwa am Berliner Bahnhof Südkreuz im Jahr 2017. Dort wurden, wie die zuständige Bundespolizei-Direktion in einer Pressemeldung erklärte, verschiedene Systeme zur Gesichtserkennung getestet.
Die Berliner Polizeidirektion hat dafür laut Eigenangaben 300 Testpersonen angeworben und von diesen Lichtbilder anfertigen lassen. Die Aufnahmen des dortigen Kamerasystems verglich eine Künstliche Intelligenz im Anschluss mit den besagten Fotos. © Kölner Stadt-Anzeiger
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