Blütejahre des Schwab-Versands: An den Schwab-Versand und seine Blütejahre erinnert eine Ausstellung im Hanauer Rathaus.

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Gezeigt werden Bilder der Enkelin des Gründers, die für einen Jubiläumskatalog 2015 gefertigt wurden.

Ein Zeppelin, der majestätisch seine Runden am Himmel zieht, das war Anfang der Sechzigerjahre schon etwas Besonderes. Nur ältere Hanauer erinnern sich noch an die Faszination des "Schwab-Zeppelins", der mit riesigen Lettern und dem Unternehmenslogo der Schwalbe in Deutschland nicht nur auf das Versandhaus hinwies, sondern auch auf die Stadt Hanau. Fast 20 Jahre lang war der Zeppelin unterwegs – und wurde zu einem Markenzeichen der ausgehenden Wirtschaftswunderjahre. Den Werbegag ausgedacht hatte sich der Unternehmensgründer Friedrich Schwab, der im Jahr 1954 im Hanauer Hafengebiet den Versandhandel gründete.

Schwab war ein Unternehmer vom "alten Schlag", dessen Erfolg auf wirtschaftlichem Pioniergeist ebenso beruhte wie auf dem engen Kontakt zu den Beschäftigten und vor allem den Kunden, wie es seinerzeit oft beschrieben wurde. Der Schwab-Versand reihte sich ein in die Gruppe der aufstrebenden Großversandhändler wie Neckermann, Quelle und Otto. Am Unternehmenssitz am Kinzigheimer Weg in Hanau nahmen überwiegend Frauen die Bestellungen entgegen, ein Kaufhaus lud zum Stöbern ein. Der Versandkatalog wurde ein begehrtes Gut bei der wachsenden Kundschaft. In den Anfangsjahren konzentrierte sich der Versand auf Schuhe. Später war die Angebotspalette breit aufgestellt: Mode, Wohnen, Sport und Technik waren die Schwerpunkte.

Doch das ist inzwischen alles Vergangenheit. So bedeutend Schwab für die Stadt auch war, heute erinnert in Hanau nichts mehr an die goldenen Zeiten des Unternehmens. Das stimmt allerdings nicht ganz, denn seit September lädt auf dem Flur des Oberbürgermeisters im ersten Stock des Hanauer Rathauses eine Ausstellung zum Eintauchen in die Geschichte des Schwab-Versands von der Mitte der Fünfzigerjahre bis zum Jahr 2015 ein.

Illustrationen im Jubiläumskatalog

Es sind vor allem die Bilder der Künstlerin Eva Schwab, Enkelin des Unternehmensgründers, die in die vergangenen Zeiten der aufkommenden Konsumlust der Deutschen zurückführen. Dokumentarisches Material aus dem Stadt- und dem Firmenarchiv geben weitere Einblicke in die Blütezeit von Schwab. Die Kunstwerke sind bis zum 31. Januar dort zu sehen.

Die im Jahr 1966 in Frankfurt geborene Eva Schwab, eines von vier Enkelkindern des Unternehmensgründers, illustrierte im Auftrag des Unternehmens den Jubiläumskatalog zum sechzigsten Geburtstag von Schwab im Jahr 2015. Aufbewahrt wurden die Originale im Stammsitz am Kinzigheimer Weg, bis dieser im Jahr 2020 aufgegeben wurde. Der Schwab-Versand konzentrierte fortan sein Geschäftsfeld auf die von ihm entwickelte Marke "sheego GmbH" für Damenmode in den Größen von 40 bis 58. Der Name Schwab wurde aufgegeben, der Unternehmenssitz nach Frankfurt verlegt.

Bis heute wurden für das Areal am Kinzigheimer Weg nur Zwischennutzungen gefunden, eine nachhaltige Lösung steht noch immer aus. Die Auflösung des Hanauer Hauses war seinerzeit turbulent, erinnert sich Eva Schwab. In all dem Durcheinander seien ihre Bilder beinahe verloren gegangen, doch zwei beherzte Sekretärinnen hätten sie gerettet und den städtischen Museen übergeben. In deren Besitz befinden sie sich seitdem.

Schwabs bevorzugte Maltechnik, eine Mischung aus Wachs und Öl auf Nesseltuch aus Baumwollgewebe, verleiht der Leinwand eine transparente Anmutung. Die Bilder des Jubiläumskatalogs bilden nach Schwabs Worten eine "malerische Chronik", bestehend aus Collagen aus nachgezeichneten Fotografien und stereotypischen Familienbildern eines Versandkatalogs, kombiniert mit abstrakten Elementen. Schwab griff die Rollenbilder und den jeweiligen Zeitgeist auf, kommentierte oder kritisierte sie aber nicht, denn die Darstellungen sprechen für sich, wie sie sagt.

Abstrakt und ironisch verfremdet

Stilgebend für den Katalog war das Frontbild "Damenkollektion". Hier schlug die Künstlerin den Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart. Links malte sie eine Dame in schickem Etuikleid mit passendem Schirm und hochhackigen Schuhen im Stil der Sechzigerjahre. Ihr Gegenüber ist eine junge Frau mit langem, blonden Haar, Minirock und Stiefeletten, die eine großformatige Handtasche mit der Aufschrift Schwab trägt. Im Hintergrund weisen das Stammhaus von Schwab und die Zahl 60 auf das Jubiläum hin. Über allem schwebt der Schwab-Zeppelin.

Die folgenden, teils ironisch verfremdeten, gelegentlich auch abstrakten Katalogillustrationen blättern die Unternehmensgeschichte auf, wobei die Damen-, Herren- und Kinderkollektionen immer mit Blick auf die jeweiligen Trends auftreten. So taucht Ernie aus der Sesamstraße als Modell für Kinderkleidung auf, und der Außerirdische Spock aus der Weltraumserie "Raumschiff Enterprise" posiert in einem hellblauen Schlafzimmer voller Rüschen für ein frühes Computerspiel. Ein Porträt des Unternehmensgründers Friedrich Schwab darf in der malerischen Chronik nicht fehlen.

Märchen-Installation gestaltet

Die junge Eva war ihrem Großvater sehr verbunden. Friedrich Schwab habe die Familie zusammengehalten, sei zugleich streng und liebevoll sowie sehr sozial gewesen. Ihrer künstlerischen Laufbahn habe er bisweilen kritisch gegenübergestanden, erinnert sie sich. Durch diese Skepsis ließ sich die Enkelin aber nicht bremsen. Sie studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf, lehrte als Gastdozentin in Den Haag und gestaltete zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.

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In Hanau bestückte sie für die dreiteilige Ausstellung "Schwabwerk" das Foyer des Neustädter Rathauses unter anderem mit großen Textilarbeiten und einer interaktiven Märchen-Rauminstallation als Reminiszenz an die in Hanau geborenen Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Die Remisengalerie des Hanauer Kulturvereins im Schloss Philippsruhe gab ihr den Raum zur Präsentation übergroßer textiler Objekte sowie Werke aus ihrer Reihe "Nachbilder", ein künstlerisches Familienalbum, das nicht nur ihre eigene Familie umfasst. Die Werke können in einer Ausstellung unter der Überschrift "Schwabwerk FFM" vom 5. Dezember bis 31. Januar im Großen Projektraum im Atelierfrankfurt e. V., Schwedlerstraße 1–5 in Frankfurt, besichtigt werden.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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