Route 65 in Wiesbaden: In Wiesbaden gibt es jetzt die Kultur Route 65. Eine Internetplattform hilft den Besuchern, die schönsten und spannendsten Plätze der hessischen Landeshauptstadt kennenzulernen. Passend zum eigenen Kulturtyp.

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Die legendäre Route 66 ist eine der spektakulärsten Straßen in den Vereinigten Staaten und über Jahrzehnte hinweg durch zahlreiche Filme und Bücher zu einer der größten touristischen Attraktionen in Nordamerika geworden. In Wiesbaden gibt es nun passend zur Postleitzahl die Kultur Route 65, und wenn es nach den Initiatoren geht, lockt diese nicht nur kulturaffine Besucher zu den schönsten und spannendsten, aber manchmal auch etwas versteckten Plätzen in die hessische Landeshauptstadt. Für den Städtetourismus in Wiesbaden könnte der individuelle Routenplaner ein idealer Appetitmacher sein.

Die Idee ist einfach und bestechend: Wer in Wiesbaden kulturelle Höhepunkte oder auch weniger bekannte Spielstätten und Vereine sehen möchte, nutzt die Internetplattform Plazyund wählt in der App unter den dort aufgelisteten Städten Wiesbaden aus. Es ist auch möglich, einfach die Stadt kennenzulernen, wer jedoch angibt, sich vor allem für Kulturtipps zu interessieren, wird zur Kultur Route 65 weitergeleitet. In einem zweiten Schritt kann der Besucher unter anderem zwischen Kunst, Musik, Geschichte und Theater wählen.

Nach zwei weiteren Fragen zum Kulturtyp und möglichem Begleitprogramm empfiehlt Plazy eine Fülle attraktiver Kulturstätten zum Besuch, die von Schwergewichten wie dem neuen Museum Reinhard Ernst an der Wilhelmstraße und dem Museum Wiesbaden an der Friedrich-Ebert-Allee über das Aktive Museum Spiegelgasse bis zum Künstlerverein Walkmühle führen. Wer wissen möchte, welche Wege er dafür zurücklegen muss, kann sich alternativ eine Kartenansicht betrachten.

Individuelle Route für Besucher

25 Kulturinstitutionen beteiligen sich derzeit an dem Projekt, das von Kulturmanagerin Elke Gruhn, den Wiesbadenern vom Nassauischen Kunstverein bekannt, und von Andreas Henning (Museum Wiesbaden) und Oliver Kornhoff (Museum Reinhard Ernst) konzipiert wurde. Dabei haben Martin Michel, Geschäftsführer der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH, sowie dessen Kollegin Nina Cordt und der Wiesbadener Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk die Initiatoren unterstützt.

Das Projektteam hat zum Jahresende die Kultur Route 65 vorgestellt. "Das besondere an der Kultur Route ist, dass man sie sich auf der Plazy-App individuell zusammenstellen kann", sagte Henning und fügte an: "Es ist eine Route, die im Grunde für Flaneure geschaffen ist." Sie helfe Gästen von außerhalb, die Landeshauptstadt zu erkunden.

Kornhoff wies darauf hin, dass die Kultur Route auch in die Überlegungen eingebunden sei, wie die Stadt sich künftig touristisch ausrichten wolle. "Wenn im Stadtmarketing Kultur eine Rolle spielt, dann ist das der richtige Zeitpunkt, so eine Kultur Route zu starten", erläuterte er. Kornhoff führte aus, dass der Kulturtourismus eine wichtige Rolle spiele.

Dies belege beispielhaft das neue Museum Reinhard Ernst, das deutlich mehr als 90.000 Gäste zählte, obwohl es noch nicht einmal sechs Monate geöffnet sei. Für ihn stehe daher fest, dass die Kultur Route ein Erfolg werde. Kornhoff kann sich außerdem vorstellen, dass sich dem Projekt viele weitere Kulturschaffende und Institutionen anschließen werden.

Funk wies darauf hin, dass die Wahrnehmbarkeit der Kulturinstitutionen insbesondere für Tagesgäste sehr wichtig sei. Und Congress-&-Marketing-Geschäftsführer Michel hatte schon während der Konzeptionsphase erkannt: "Da kann etwas richtig Großes daraus werden."

Er prognostizierte, dass die Route als "offenes System" wachsen werde. Dazu gehöre auch, dass eben nicht nur die Kultur, sondern auch Gaststätten und Erholungsorte in der App gelistet werden. Und wenn es nach dem Willen des Projektteams geht, wird künftig auch der Rheingau mit seinen zahlreichen kulturellen Höhepunkten in die Kultur Route 65 integriert.

Die webbasierte Plazy-App ist bei der Stadt nach Auskunft von Cordt schon seit vergangenem Jahr im Einsatz und wurde um die Kultur Route 65 erweitert. Mit einem neuen Logo wird die Wiedererkennbarkeit gewährleistet, ein Podcast sowie ein Video erklären Idee und Funktionsweise.

Jede der gelisteten Kultureinrichtungen wird ausführlich mithilfe von Video- und Audiodateien vorgestellt. So wird auch auswärtigen Gästen klar, warum das Kulturzentrum am Hauptbahnhof den Namen Schlachthof trägt und weshalb das Industriedenkmal Walkmühle einst eine Brauerei und ein Waisenhaus war.

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Die Kosten für die Route betragen bisher rund 10.000 Euro. Wenn die Pläne der Projektgruppe aufgehen, sind in wenigen Jahren schon rund 100 Kulturtreibende mit von der Partie. "Das ist billiges Geld für gute Leistung", konstatierte der Leiter des Aktiven Museums Spiegelgasse, Georg Habs – und unter den Gästen regte sich kein Widerspruch.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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