Naturpark Rhein-Taunus: Nie wieder das Ziel aus den Augen verlieren: Der Naturpark Rhein-Taunus beschildert sein neues Freizeitwegenetz. Das gibt Wanderern und Radlern die Möglichkeit, zahlreiche Variationen von Strecken einzuschlagen.
Wer künftig im Untertaunus, dem Rheingau und auch in Wiesbadens Wäldern wandert oder radelt, wird sich erheblich leichter zurechtfinden und kann weitgehend barrierefreie Wege nutzen. Der Naturpark Rhein-Taunus stattet seine Freizeitwege mit einem standardisierten Informationssystem aus und ermöglicht den Nutzern zugleich, sich selbst individuelle Routen zu erstellen.
Am Montag hat Naturpark-Geschäftsführer Andreas Wennemann mit Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) und Rheingau-Taunus-Landrat Sandro Zehner (CDU) die erste Starttafel des neuen Freizeitwegenetzes neben dem Jagdschloss Platte aufgestellt. "Es wird geschätzt zwei Jahre dauern, bis das Netz in der gesamten Region steht", sagte Wennemann. Er kann auf die Hilfe von 80 ehrenamtlichen Wegepaten zählen.
Weniger Wege und doch mehr Strecke
Damit das neue Netz funktioniert, werden die derzeit rund 4500 Kilometer Wanderwege auf eine Länge von 2400 Kilometern reduziert, aber die Wanderer und Radler haben trotzdem mehr Strecken zur Verfügung. Das wird dadurch möglich, dass es zwar weiterhin feste Routenvorschläge gibt, aber die Nutzer sich ihre Wanderwege individuell zusammenstellen können. Wer etwa von Taunusstein aus nach Wiesbaden in die Räuber Leichtweiß-Höhle laufen möchte, gibt Start- und Endpunkt auf dem Freizeitportal des Naturparks im Internet unter https://freizeitportal-nrt.de ein und bekommt seine persönliche Routenführung angezeigt. Auf dieser Route liegen zahlreiche nummerierte Knotenpunkte und Wegweiser. Sie bieten Orientierung und führen die Wanderer mithilfe der jeweiligen Nummern an der Spitze des Knotenpunktes zu ihrem Ziel.
Weil jeder Nutzer sich die Route nach seinen Wünschen zusammenstellen kann, gibt es zahlreiche Wander-Variationen statt ausschließlich starrer Routen wie bisher. Hinzu kommt, dass die einheitliche Beschilderung verhindert, dass sich ortsfremde Wanderer im Taunus verlaufen. Laut Wennemann werden Wegweiser in den nassauischen Farben an die Bäume gesprüht, und dies in einer so hohen Frequenz, wie es bei Premiumwanderwegen üblich sei. Während bei den Startpunkten große Karten mit umfangreichen Erläuterungen und Tourenvorschlägen hängen, sind bei den Knotenpunkten kleinere Kartenausschnitte sichtbar. Nach Auskunft von Wennemann wird es zudem Schilder geben, die Wanderer darauf hinweisen, dass sie sich wahrscheinlich verlaufen haben oder aber sich einem Gebiet nähern, das sie aus Naturschutzgründen nicht betreten sollen.
250 Starttafeln und mehr als 1000 Tourenvorschläge
"Wir wollen die Orientierung für nicht professionelle Wanderer einfacher machen", sagte Zehner. Dies sei eines der Ziele des neuen Freizeitwegenetzes, das auch den Tourismus im Kreis und der Landeshauptstadt unterstützen soll. Bislang kümmerten sich etwa 50 verschiedene Akteure um die oft parallel verlaufenden Wege und markierten diese mit unterschiedlichen Zeichen und Methoden. Künftig soll der einheitliche Standard für mehr Übersicht und Orientierung sorgen. Jörg Sobek vom Wanderverein Rheingau-Taunus-Klub bekräftigte, dass irreführende Doppel- und Dreifachmarkierungen so vermieden werden. Die Premiumwanderwege, wie etwa die Wispertrails, bleiben ihren Fans erhalten.
Ursprünglich, so der Landrat, sei für das neue Netz eine Million Euro eingeplant worden, aber aufgrund von Eigenleistungen des Naturparks und geändertem Materialeinsatz habe die Summe auf rund 700.000 Euro reduziert werden können. "Das ist ein großer Tag für die Naherholung in unserer Region", sagte Zehner, und Mende ergänzte: "Die Städter zieht es nach draußen, und sie sollen hier die Möglichkeit haben, sich zu erholen."
Damit dies möglich ist, hat das Team des Naturparks intensiv und europaweit recherchiert, wie das Wegenetz verbessert werden kann. Laut Wennemann gibt es zumindest in Deutschland keine Region, die ein identisches Konzept anbietet. Derzeit wird in Wiesbaden, Waldems und Eltville mit der Aufstellung der neuen Beschilderung begonnen. Insgesamt werden 250 Starttafeln aufgestellt, und es wird laut Wennemann insgesamt 1000 bis 1500 Tourenvorschläge geben.
Als Nächstes steht die Aufstellung der Tafeln in Niedernhausen und Idstein an, sodass das Netz schrittweise zusammenwächst. "Wir arbeiten uns weiter vor und wollen bis zur Bundesgartenschau im Rheintal das Gesamtnetz stehen haben", sagte Wennemann. Wer mehr über das neue Freizeitwegenetz wissen möchte, kann sich auf der Seite www.naturpark-rhein-taunus.de informieren. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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