OB-Wahl in Wiesbaden: Eine unerwartet große Kandidatenschar fordert bei der Oberbürgermeister-Wahl den Amtsinhaber Gert-Uwe Mende (SPD) heraus. Doch der ist klarer Favorit der Abstimmung im März.
Zehn Kandidaten und damit drei mehr als vor sechs Jahren bewerben sich am 9. März um das Amt des Wiesbadener Oberbürgermeisters. Das ist insofern nicht überraschend, weil sich die nun beginnende heiße Phase des Bundestagswahlkampfs zeitweise mit dem Ringen um den Chefposten im Wiesbadener Rathaus überlappen wird. Da gilt es für alle politischen Akteure, Flagge zu zeigen.
Vor sechs Jahren war es die gleichzeitig stattfindende Europawahl, die dafür sorgte, dass die Wahlbeteiligung bei der Oberbürgermeisterwahl die 50-Prozent-Marke übersprang. Das wird diesmal, nur zwei Wochen nach der Bundestagswahl, nicht der Fall sein. Die Beteiligung der gut 200.000 Wahlberechtigten wird wohl lediglich einen Wert knapp über 30 Prozent erreichen und drei Wochen später zur Stichwahl noch einige Prozentpunkte nachgeben.
Angesichts der großen Kandidatenschar ist mit der Stichwahl drei Wochen später fest zu planen. Die Chance, dass sich Amtsinhaber Gert-Uwe Mende (SPD) auf Anhieb eine zweite sechsjährige Amtszeit sichert, ist gering. Noch geringer sind allerdings die Aussichten der allermeisten Bewerber, es überhaupt in diese Stichwahl zu schaffen.
Dass sie sich trotz einer weitgehend aussichtslosen Ausgangslage dem demokratischen Wettbewerb stellen und neun anstrengende Wochen bis zum ersten Wahlgang auf sich nehmen, verdient Respekt. Das Ringen um die besten Ideen und Konzepte für Wiesbaden kann beginnen.
Alles andere als eine Stichwahl zwischen Amtsinhaber Mende und dem von CDU und FDP favorisierten Thilo von Debschitz wäre allerdings eine handfeste Überraschung, wenn nicht sogar eine politische Sensation. Die Grünen sind nicht mehr in der starken Position, in der sie noch vor einigen Jahren waren, und der Bekanntheitsgrad ihrer Kandidatin – immerhin der einzigen Frau im Bewerberfeld – ist mäßig. Er wird von den meisten Kandidaten der übrigen politischen Parteien und Kräfte aber noch einmal unterboten.
Hinzu kommt: Eine verbreitete Wechselstimmung im Hinblick auf die Rathausspitze ist in der Landeshauptstadt bislang nicht zu erkennen. Wer Mende schlagen will, der sich aus den zeitweisen Querelen im Linksbündnis klug heraushält, muss nicht nur überzeugende Konzepte vorlegen und deutlich machen, dass er es besser kann. Er muss die Masse der Wähler mit seinen Konzepten auch erreichen. Das ist die vielleicht größte Hürde, die Siegeszuversicht der SPD ins Wanken zu bringen. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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