Fußball-EM in Frankfurt: Dieses Achtelfinale wird ein ganz besonderes: Ronaldo und seine "Seleção" spielen am 1. Juli im Frankfurter Stadion gegen die Slowenen. Alles, was sie über die beiden Teams, ihre Fans und die Stimmung in der Stadt wissen müssen.

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Wer spielt, und wann geht es los?

Die Begegnung zwischen Portugal und Slowenien ist die sechste in diesem Achtelfinale, das Spiel beginnt um 21 Uhr in der Frankfurter EM-Arena, wie das Waldstadion während des Turniers heißt. Um 18 Uhr spielen an diesem Montag schon Belgier und Franzosen in Düsseldorf um einen Platz im Viertelfinale.

Wie komme ich zum Stadion?

Das Auto bleibt am besten zu Hause, am Stadion stehen keine öffentlichen Parkplätze zur Verfügung.

Besser ist der öffentliche Nahverkehr. Wer ein EM-Ticket besitzt, hat ohne zusätzliche Kosten Anspruch auf eine 36-Stunden-Fahrkarte für das gesamte RMV-Netz. Diese Fahrkarte ist von 6 Uhr am Spieltag bis 18 Uhr des Folgetages gültig. Die Fahrkarte ist im Fanpass enthalten, der über die Euro-2024-App abrufbar ist.

Die S-Bahn-Linien 7, 8 und 9 fahren vom Frankfurter Hauptbahnhof oder vom Regionalbahnhof am Flughafen bis zur Station "Frankfurt (Main) Stadion". Wer seinen Platz auf der Haupt- oder Osttribüne hat, nimmt am besten die Straßenbahnlinie 20 oder 21, die vom Frankfurter Hauptbahnhof zur Station "Stadion" fährt.

Die Buslinie 61 sowie die Sonderlinie 80 vom Frankfurter Flughafen zum Südbahnhof fahren auch am Stadion vorbei, die richtigen Haltestellen sind dann "Stadionbad" oder "Osttribüne". Wer es sportlich mag: Die Leihräder von Call a Bike können am Stadion vor der Fläche P8 abgestellt werden, vor dem Parkplatz P9 wird man Leihfahrräder von next bike wieder los.

Wann öffnet das Stadion?

Drei Stunden vor Anpfiff gehen die Tore auf, also um 18 Uhr.

Wann und von wo reisen die Mannschaften an?

Die Slowenen haben ihr Mannschaftscamp während der EM im Golf-Hotel Vesper in Wuppertal aufgeschlagen, die Portugiesen haben sich im Hotel Klosterpforte im Marienfelder Ortsteil Harsewinkel in Ostwestfalen einquartiert. Dort wollen sie am Sonntagmorgen auch noch einmal trainieren, ihre Ankunft in Frankfurt ist für den späten Sonntagnachmittag zu erwarten.

Welche Mannschaft gilt als Favorit?

Fraglos die Portugiesen, die mit Ronaldo und Pepe zwei Ausnahmespieler im Kader haben. Der "Seleção" genügten in der Vorrunde zwei Spiele, um mit sechs Punkten als Gruppenbeste weiterzukommen. Das verlorene dritte Vorrundenspiel (0:2), als ausgerechnet Georgien die Europameister von 2016 schlagen konnte, werten die Kommentatoren meist als Übungsspiel, in dem nur eine B-Mannschaft angetreten war und Trainer Roberto Martínez häufig wechseln ließ.

Die Slowenen, auch "Zmajceki" (Die Drachen) genannt, werden vermutlich stärker auf Einschätzungen schauen, die darauf hinweisen, dass die Länderspielbilanz der Portugiesen zuletzt zwar mehrheitlich siegreich, aber ungewohnt schwach ausgefallen sei. Und dass die Georgien-Niederlage auch ein Zeichen dafür sein könnte, dass die jüngere Generation im Nationalteam nicht mehr ganz so stark ist wie die Mannschaft der Ära Ronaldo.

Ein weiteres Mut machendes Argument dürfte das Freundschaftsspiel beider Teams aus dem März dieses Jahres sein, in dem die Portugiesen zwar dominierten, aber nur die Slowenen trafen, und das gleich zwei Mal.

Nun ist die Mannschaft aus dem kleinen Alpenland mit dem Sprung in die K.-o.-Runde über sich hinausgewachsen. Einen Sieg hat sie bei diesem Turnier allerdings noch nicht verbucht, fürs Weiterkommen genügten ihr drei Unentschieden und der Status als Gruppendritter.

Wie viele Fans werden erwartet?

Ins Frankfurter Stadion passen 48.507 Zuschauer, wie immer ist es vorab schwer zu schätzen, wie viele Anhänger auch ohne Eintrittskarte fürs Stadion ihrer Nationalelf folgen. Beide Fußballverbände konnten ihren Fans kurzfristig noch einige Tausend Tickets anbieten. Das portugiesische Generalkonsulat mit Sitz in Bonn geht von mindestens 11.000 Fans der "Seleção" aus.

Es könnten durchaus mehr werden, denn in Frankfurt steht eine gar nicht so kleine einheimische Community bereit: 3800 Portugiesen sind in der Stadt gemeldet, hessenweit sogar 12.000.

Bei den Slowenen werden es kaum weniger Anhänger sein, auch wenn offiziell nur 560 von ihnen ihren Lebensmittelpunkt an den Main verlegt haben. Zu den Vorrundenspielen in Köln und Stuttgart waren nach Angaben ihres Fußballverbandes jeweils 12.000 eigene Fans gekommen, zum Spiel gegen Serbien in München sogar 20.000. Und gerade in der gut zwei Millionen Einwohner zählenden Alpenrepublik, die sich 1991 aus dem Vielvölkerstaat Jugoslawien gelöst hat, ist das Fußballfieber zuletzt enorm gewachsen: Noch nie zuvor hat es ihre Nationalelf in die Endrunde eines solchen Turniers geschafft.

Diese Sensation will sich auch der Ministerpräsident der Republik Slowenien, Robert Golob, nicht entgehen lassen und hat seinen Besuch angekündigt. Ob auch die Portugiesen mit einer Delegation anreisen, stand vor dem Wochenende noch nicht fest.

Gibt es Sicherheitsbedenken?

Sieht man von der Ronaldomania ab, keine, die sich speziell auf dieses Spiel richten. Tatsächlich werden das portugiesische Team und speziell Super-Star Cristiano Ronaldo mehr geschützt als andere Mannschaften, da sich das Gebaren der Fans im Laufe des Turniers als lästig und teilweise auch gefährlich herausgestellt hat.

Immer wieder haben sogenannte Flitzer die Spiele der Mannschaft gestört, indem sie auf den Rasen und speziell zu Ronaldo rannten. Nach dem Spiel gegen Georgien in Gelsenkirchen ist ein Kind vom Dach des Spielertunnels seinem Idol entgegengesprungen und auf eine Treppe gefallen. Was danach passiert ist, war zunächst unklar.

Dagegen gingen die Berichte über einen kleinen Hessen in die Geschichte des Turniers ein: Der zehn Jahre alte Berat aus Espenau bei Kassel hatte es im Dortmunder Stadion geschafft, an allen Ordnern vorbei bis zu Ronaldo vorzudringen. Der ließ sich mit dem Jungen gut gelaunt fotografieren, und dieser freundlichen Reaktion dürfte es zu verdanken sein, dass der Junge nur mit einer Verwarnung davonkam. Normalerweise müssen Menschen, die sich im Stadion über alle Regeln hinwegsetzen, mit einer Strafanzeige rechnen.

Woran erkennt man die Anhänger beider Teams?

Die Fans der "Seleção" tragen am liebsten die Farben ihrer Flagge und erklären in diesem Jahr lautstark, wer sie sind. "Sou, de portugal eu sou" ist bei dieser EM ihr Schlachtruf geworden: "Ich komme aus Portugal." Die Portugiesen tragen häufig die roten Heimtrikots, die von den Spielern auf dem Platz mit grünen Hosen kombiniert werden und damit die Farben der Flagge aufgreifen. Grüne Trikots gibt es aber auch. Weniger klassisch ist dagegen das neue, weiß-blaue Auswärtsshirt, dessen Muster von den typisch portugiesischen Azulejo-Fliesen abgeleitet ist.

Sloweniens Flagge ist weiß-blau-rot, und Fußballfans tragen sie gerne mit sich, für ihre Kleidung kennen sie aber nur zwei Farben: Weiß wie das Heimtrikot ihrer Elf oder Blau wie deren zweiter Satz für Auswärtsspiele. Sie sind traditionell ein sangesfreudiges Völkchen, und meist sind ein paar Musiker mit Harmonika unter ihnen.

Was passiert vor dem Spiel?

Wie immer stehen den Fangruppen der Opernplatz und der Rossmarkt für die Party vor dem Spiel zur Verfügung, es ist davon auszugehen, dass es am frühen Abend auch wieder Fanmärsche in Richtung Hauptbahnhof gibt.

Was bietet die Fanzone Frankfurt?

Die 1,4 Kilometer lange Fanzone ist von 15 bis 24 Uhr geöffnet. Sie verläuft am Mainufer zwischen der Friedensbrücke und dem Eisernen Steg. Acht Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt und vier Gehminuten von der U-Bahn-/Tramstation "Willy-Brandt-Platz" entfernt.

Die Fanzone ist kostenfrei zugänglich. Dort gibt es unter anderem eine große Leinwand auf dem Main und neun weitere Leinwände, auf denen die EM-Spiele übertragen werden. Außerdem ein schwimmendes Fußballfeld, zwei Fußballfelder am Ufer vor dem Eisernen Steg, vier Bühnen, ein Open-Air-Kino, E-Sport-Angebote und zahlreiche Gastronomiestände.

Wo finden Portugiesen Vertrautes in Frankfurt?

Sehr nah am Stadion: im Frankfurter Stadtteil Niederrad. Dort gibt es unweit vom Haardtwaldplatz das älteste portugiesische Lebensmittelgeschäft in der Stadt, bei M.C. Amaral gibt es seit 1979 alles zu kaufen, was Portugiesen gerne essen – und rund 200 Weine aus den dortigen Regionen. Ihr Sohn Cristian betreibt inzwischen direkt nebenan das Restaurant "Der Portugiese".

Ebenfalls in Niederrad, inmitten einer Kleingartensiedlung, findet sich die "Tasquinha Da Jacinta", die nur am Wochenende geöffnet ist, dort gibt es Spanferkel, Gerichte mit Kalbfleisch, Schwein, Meeresfrüchten und natürlich Fisch.

Für die süßen Seiten Portugals bietet sich das Café Estrela Doce in der Triftstraße in Niederrad an, dort gibt es unter anderem Kürbis-Walnusskuchen, Kokosnuss-Milch-Törtchen, Blätterteigtörtchen mit Puddingfüllung, Reiskuchen, kleine Kabeljau-Krapfen, Salzkrapfen mit Rindfleisch und vieles mehr.

Im Frankfurter Stadtteil Heddernheim sowie in Städten wie Mainz, Groß-Umstadt, Limburg und Kelsterbach haben portugiesische Migranten Kulturzentren aufgebaut.

Und wo treffen sich die Slowenen?

Ein slowenisches Restaurant fehlt bislang auf der langen kulinarischen Karte der Stadt. Ihre Treffpunkte sind eher die Vereine, etwa der Slowenische Kultur- und Bildungsverein Društvo Sava. Er organisiert regelmäßig Veranstaltungen und hat vor wenigen Tagen gefeiert, dass Schulkinder mit slowenischen Wurzeln schon seit 50 Jahren auch am Main die Sprache der Alpenrepublik lernen können.

Zudem gibt es die Slowenisch-katholische Gemeinde Frankfurt, die zurzeit aber nach einem neuen Pfarrer sucht und so lange keine Gottesdienste in slowenischer Sprache anbieten kann.

Was tun, wenn es ein Problem gibt?

Kennen sollten auch die Gäste den Polizeinotruf 110.
Für viele andere Anfragen gibt es an der Hauptwache in der Frankfurter Innenstadt eine "Fanbotschaft" für alle Anfragen der EM-Besucher. Wer etwas verloren hat, kann im Stadion in Block 29 bei der Polizei nach Fundsachen fragen, das Ordnungsamt richtet ein EM-Fundbüro in der Schwanenhalle im Frankfurter Rathaus Römer ein. Alternativ gibt es die Möglichkeit, online eine Anfrage zu verlorenen Gegenständen zu stellen.

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Sind es gar die Ausweispapiere, die verschwunden sind, ist für die Portugiesen das Bonner Generalkonsulat zuständig, das in der Schulstraße 43 in Hattersheim eine hessische Niederlassung unterhält.

Lokaler Ansprechpartner für slowenische Staatsbürger ist der Unternehmer Stefan Messer, der in Frankfurt als Honorarkonsul der Alpenrepublik fungiert.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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