Friedrich von Metzler: Friedrich von Metzler war lange das Oberhaupt seiner Familie, seiner Bank und auf seine gewinnende Art auch der Frankfurter Stadtgesellschaft.
Es war nie einfach, Friedrich von Metzler fern von wichtigen Entscheidungen zu finden. Solange es seine Gesundheit zuließ, war er ein aktiver Teil des gesellschaftlichen Lebens Frankfurts. Egal, ob es darum ging, das neue Jüdische Museum zu besichtigen, an den Empfängen in der Villa Bonn teilzunehmen oder zu Veranstaltungen in seiner eigenen Villa in Sachsenhausen zu laden – Friedrich von Metzler war immer ein zentraler Akteur. Seine Villa wurde zu einem Salon der Stadt, einem Treffpunkt für Diskussionen, Kunst und Kultur.
Wenn Frankfurt eine Familie ist, dann war Friedrich von Metzler lange ihr Oberhaupt. Als Ehrenbürger der Stadt verkörperte er in einzigartiger Weise bürgerschaftliches Engagement und Verantwortungsbewusstsein. Seine Villa wurde zu einem Salon der Stadt, einem Treffpunkt für Diskussionen, Kunst und Kultur.
Die Familie Metzler prägte Frankfurt schon lange vor ihm: Ihre Vorfahren waren Mitbegründer der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und unterstützten das Städel Museum. Dieses Engagement setzte Friedrich von Metzler fort und trug entscheidend dazu bei, Frankfurt zu einer bürgernahen und kulturell reichen Stadt zu machen. Dabei prägte die Stadt auch ihn. Der gebürtige Dresdner fand in Frankfurt seine Heimat und setzte sich Zeit seines Lebens für das Wohl der Stadt ein.
Natürlich spielte er auch in seiner Bank eine prägende Rolle. Bis zu seinem Rückzug aus der aktiven Führung 2018 traf man ihn in der Bank, wo er aufgewachsen war. Die Bank Metzler, gegründet 1674, war lange Zeit sein Lebensmittelpunkt. Friedrich von Metzler wohnte über Jahrzehnte in der sechsten Etage der Zentrale in der Innenstadt. Als er später an den neuen Hauptsitz in der Untermainanlage zog, blieb er weiterhin eng mit dem Haus verbunden.
Besucher trafen ihn als einen zugewandten Gesprächspartner, der nicht nur auf fachlicher Ebene beeindruckte, sondern auch auf zwischenmenschlicher. Er blieb immer ein Bankier im klassischen Sinne, der den Verlockungen des schnellen Geldes widerstand.
Sein Führungsstil war von Geduld, Ausgleich und unaufgeregter Beständigkeit geprägt. Er blieb sich und den Grundsätzen seiner Familie treu: Die Bank gehört den Familienmitgliedern, die sich ernsthaft für das Bankgeschäft interessieren, doch es wurde niemandem aufgedrängt, ins Bankgeschäft einzutreten. Für Friedrich von Metzler war beides selbstverständlich – sowohl sein Engagement in der Bank als auch seine Bereitschaft, anderen Familienmitgliedern ihren eigenen Weg zu lassen.
Deutsches Kapitalmarktgeschäft in Schwung gebracht
Mit strategischem Geschick führte er die Bank durch die Höhen und Tiefen des Finanzsektors. Nach dem Abitur im Jahr 1962 absolvierte er in Hamburg bei Münchmeyer und Co. seine Ausbildung zum Außenhandelskaufmann und lernte in den folgenden sechs Jahren in Bankhäusern in London, New York, Paris und Düsseldorf das internationale Kapitalmarktgeschäft kennen. 1969 trat er in das Bankhaus ein und wurde 1971 – gemeinsam mit seinem Vetter Christoph von Metzler, der bereits 1993 verstarb – persönlich haftender Gesellschafter.
Zusammen mit seinem Vetter trug er entscheidend dazu bei, die damals elf Generationen in ununterbrochenem Familienbesitz befindliche Bank fit für die Zukunft zu machen. Als von den Siebzigerjahren an auch das Kapitalmarktgeschäft in Deutschland in Schwung kam, konnte das Bankhaus Metzler unter seiner Führung sein traditionelles Know-how gezielt einsetzen und rasch mit dem Markt wachsen. Unermüdlich war er unterwegs, besuchte Kunden und warb für die Aktie als Form der Kapitalanlage. Es war ihm eine Herzensangelegenheit, der Bevölkerung die Vorzüge von Aktien für die Altersvorsorge nahezubringen.
1986 wurde das Bankhaus Metzler in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt, um die langfristige Unabhängigkeit zu sichern. Ein großer Wurf, der die Basis der Bank auf Jahrzehnte hinaus stärkte. Doch auch nach seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft blieb Friedrich von Metzler das Gesicht der Bank. Als Präsident der Frankfurter Wertpapierbörse trieb er die Gründung der Deutschen Börse AG mit voran und wirkte so auch institutionell in der Stadt. Unter seiner Ägide als Präsident wurden 1992 in der Deutschen Börse AG Kassa- und Terminmarkt, Aufbewahrung, Abwicklung sowie IT in einem Unternehmen gebündelt. Dieser Prozess war ein Schlüsselmoment für den Aufstieg Frankfurts zu einem der bedeutendsten internationalen Finanzplätze.
Großzüge Familientradition fortgesetzt
Auch beim gesellschaftlichen Engagement für seine Heimatstadt Frankfurt am Main setzte Friedrich von Metzler mit großer Freude und hohem Einsatz die Tradition seiner Vorfahren fort. 1998 gründete er die Albert und Barbara von Metzler-Stiftung, die vorrangig Projekte für Kinder und Jugendliche fördert. Seine ehrenamtlichen Tätigkeiten inspirierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bankhauses, und seither engagieren sich die Familie von Metzler und das Bankhaus gleichermaßen vielfältig in Kunst, Kultur, Wissenschaft und Forschung.
Seine persönliche Stärke zeigte sich nicht nur in den Erfolgen des Bankhauses, sondern auch in den schwierigen Momenten seines Lebens. Der Verlust seines Sohnes Jakob im Jahr 2002, der im Alter von elf Jahren entführt und ermordet wurde, erschütterte die Stadt. Dennoch blieb Friedrich von Metzler ein Symbol für Kraft und Beständigkeit.
Heute führen seine Kinder, Elena und Franz von Metzler, die Geschicke der 350 Jahre alten Bank weiter. Sie halten jeweils 40 Prozent der Anteile, weitere 20 Prozent hält ihr Vetter Leonhard. Die Wege sind kurz, Absprachen geschehen zügig: Die Familie scheint gewillt, an ihren Traditionen festzuhalten – und an ihren Werten. Zu den entscheidenden Grundlagen der Erfolgsgeschichte gehört die Disziplin, mit der drei Grundsätze gepflegt werden: Unabhängigkeit, Unternehmergeist und Menschlichkeit.
Unabhängigkeit, Unternehmergeist und Menschlichkeit
Es sind Eigenschaften, die nicht immer bequem sind, die sich aber durch ihre konsequente Umsetzung als Kultur etabliert und das Haus durch weitere Krisen geführt haben. So blieb Friedrich von Metzler, auch in seinem Rückzug, eine prägende Persönlichkeit Frankfurts – ein Mann, der die Stadt nicht nur geprägt, sondern sie auch geliebt und gefördert hat. Am Sonntag, dem 17. November, ist Friedrich von Metzler im Alter von 81 Jahren im Kreis seiner Familie gestorben.
"Friedrich von Metzler hinterlässt mit seinem außerordentlichen Engagement, Weitblick und sozialer Verantwortung eine Lücke in der deutschen Banken- und Kulturlandschaft", wird Wolfgang Kirsch, Vorsitzender des Aufsichtsrats der B. Metzler seel. Sohn & Co. Aktiengesellschaft in der Nachricht zu Metzlers Tod zitiert: "Er war Bankier aus Leidenschaft, Bürger aus Überzeugung und von Herzen ein Frankfurter. Sein Vermächtnis wird in der Arbeit des Bankhauses Metzler weiterleben und sein gesellschaftliches Engagement in der Stadt Frankfurt und darüber hinaus in zahlreichen Initiativen und Institutionen fortbestehen."
"Friedrich von Metzler war eine einzigartige Persönlichkeit", ergänzt Gerhard Wiesheu, Sprecher des Vorstands der Bank, in derselben Mitteilung: "Er war mehr als ein Geschäftsführer und Vorstand. Vielmehr hat Friedrich von Metzler für das Bankhaus gelebt, zugleich aber nie den einzelnen Menschen aus den Augen verloren und sich immer Zeit für das persönliche Gespräch genommen. Er hat die Werte unseres Hauses verkörpert und war im besten Sinne ein Vorbild für uns alle im Bankhaus Metzler. Wir verlieren mit ihm einen stets wohlmeinenden und von Herzen geschätzten Ratgeber. Unser tiefstes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinem Freundeskreis in dieser schweren Zeit." © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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