Wiesbaden und Taunusstein: Ob eine direkte Radwegeverbindung zwischen Wiesbaden und Taunusstein möglich ist, soll eine Studie im nächsten Jahr zeigen. Doch schon jetzt gibt es hitzige Diskussionen.
Für viele Radler, die wenig komfortabel im Wald auf der Strecke von Taunusstein nach Wiesbaden unterwegs sind, wäre eine direkte und moderne Raddirektverbindung attraktiv. Daher prüfen die beiden Städte gemeinsam mit dem Rheingau-Taunus-Kreis, ob und wie ein solcher Radweg gebaut werden kann. Sie haben beim Darmstädter Planungsbüro VAR+ eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.
Am Donnerstagabend stellten die Planer drei Streckenvarianten in Taunusstein vor – es kam unter den mehr als 100 Bürgern zu teils hitzigen Diskussion. Das wohl auch, weil bei einer Variante ein Fahrstreifen auf der viel befahrenen Bundesstraße 54 wegfallen würde.
"Zu den Kosten können wir noch gar nichts sagen, weil wir erst das Ergebnis der Machbarkeitsstudie abwarten müssen", sagte Yvonne Grein, Regionalplanerin des Rheingau-Taunus, nach der Informationsveranstaltung. Sie wies darauf hin, dass etwa 80 Prozent der Kosten für die rund zehn Kilometer lange Strecke durch Fördermittel aufgebracht werden können. Ihrer Auskunft nach wird laut Prognosen damit gerechnet, dass täglich rund 1260 Radler zwischen den beiden Städten in die Pedale treten. Die Hürde, von wann an der Raddirektweg förderungsfähig sei, liege bei etwa 1000 Radlern am Tag.
Autoverkehr würde einen Fahrstreifen verlieren
Entscheidend dafür wird die Trassenführung sein. Uwe Petry, Geschäftsführer von VAR+, stellte drei Varianten vor mit der höchsten Aussicht auf eine Realisierung. Aufgrund von Natur- und Artenschutz waren alternative Routen schon aussortiert worden. Zu den Bewertungskriterien gehören unter anderem die direkte Verbindung, die zu bewältigende Steigung über die Eiserne Hand, mögliche Schutzgebiete und auch Attraktivität und mögliche Breite des Radwegs.
Bei Variante 1 würde der Radweg direkt auf der täglich von etwa 8000 Autos befahrenen Bundesstraße 54 verlaufen. Dazu müsste der Bundesstraße, die derzeit auf der Steigungsstrecke über drei Fahrbahnen verfügt, eine Fahrbahn für den Radweg weggenommen werden.
Zum Schutz der Radler vor dem Autoverkehr würde es eine bauliche Trennung geben. Die Strecke verläuft vom Busbahnhof in Taunusstein-Hahn über die Eiserne Hand, am Hofgut Adamstal vorbei auf der Aarstraße nach Wiesbaden hinein, dann über die Emser Straße bis zur Schwalbacher Straße.
Weil für die Variante kein neuer Radweg gebaut werden müsste, gilt diese Streckenführung als die mit Abstand günstigste – doch der Autoverkehr würde einen Fahrstreifen verlieren. Mit 9,6 Kilometern wäre diese Strecke die kürzeste und hätte zudem die geringste Steigung.
Hohe Kosten und große Steigung
Bei der Variante 2 stellte Petry fast den gleichen Streckenverlauf vor, allerdings wird östlich neben der Bundesstraße ein neuer Radweg gebaut, der mit Hilfe einer 1,75 Meter breiten Trennfläche vor dem Autoverkehr geschützt wird. Diese Variante ist zehn Kilometer lang und hat den zweitgünstigsten Steigungsverlauf.
Allerdings, gab der Planer zu bedenken, entstünden aufgrund der Eingriffe in Natur und Landschaft auch recht hohe Kosten, zumal der asphaltierte Radweg neu gebaut werden müsste. Der Abstand der Radfahrer zum Straßenverkehr ist jedoch etwas größer.
Die dritte Variante führt quer durch den Wald. Sie passiert den Schläferskopf, in Wiesbaden geht es am Tierpark Fasanerie vorbei über die Fasaneriestraße zum Dürerplatz – und von dort ebenfalls über die Emser Straße zum Ziel. Diese Variante ist mit 10,3 Kilometern die längste, und auf ihr müssten die Radler auch die größten Steigungen bewältigen.
Damit dort entspannt geradelt werden kann, müssten die Feldwege ausgebaut werden. Diese Route gilt als landschaftlich reizvoll, aber Fußgänger und landwirtschaftliche Fahrzeuge könnten die Rad-Idylle stören. Ungeklärt ist auch die Frage, ob und in welchem Ausmaß dieser Weg im Wald beleuchtet werden muss.
Für die Förderung ist eine Beleuchtung vorgeschrieben, aber nach Einschätzung von Planerin Grein kann man darüber verhandeln. Das ist wichtig, denn zum Schutz der Tiere und Insekten ist eine Beleuchtung im Wald umstritten.
Die Machbarkeitsstudie soll in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres fertig sein. Die Veranstaltung in Taunusstein zeigte aber deutlich, dass die Bürger bei diesem Thema gespalten sind. Während ein Teil der anwesenden Bürger forderte, dass der Radverkehr neben dem Autoverkehr mehr Platz bekommen müsse, warnten andere Teilnehmer vor massiven Verkehrsbehinderungen, wenn die B 54 einen Fahrstreifen verliere. Einige Bürger bezweifelten zudem, dass im Herbst und Winter tatsächlich fast 1300 Radfahrer täglich auf diesem Weg unterwegs wären. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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