Nach Ausschreitungen: Ein Jahr ist es her, dass es im Frankfurter Stadion bei einem Bundesligaspiel zu schweren Ausschreitungen kam.

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Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 93 Personen aus dem Fanlager sowie gegen mehrere Polizisten. Der Verein setzt nun auf eine bessere Kommunikation.

Ein Jahr nach den Ausschreitungen im Frankfurter Waldstadion zwischen Fans und Polizei mit Dutzenden Verletzten und zahlreichen Festnahmen hat die Eintracht Frankfurt Fußball AG ihrerseits Bilanz gezogen. Dabei machte sie deutlich, dass unabhängig von den Ermittlungsverfahren, die gegen 93 Fans und mehrere Beamte eingeleitet worden sind, auch der Verein Interesse daran habe, die Ereignisse aufzuklären.

Vorstandsmitglied Philipp Reschke sagte der F.A.Z., der 25. November 2023 sei "in jeder Hinsicht und für alle ein Tag des Kontrollverlusts, dessen Auswirkungen den Verein bis heute und sicher weit darüber hinaus noch beschäftigen". Er sprach von "emotionalen Wunden, die dieser Abend gerissen hat". Die Aufarbeitung hinsichtlich der Rolle und Verantwortung der beteiligten Fans sei weit fortgeschritten, auch wenn die Strafverfahren noch ausstünden. Ein Gesamtbild entstehe erst, wenn die Ermittlungsergebnisse des Landeskriminalamts vorlägen.

"Die richtigen Lehren für die Zukunft nach so einem immensen Schadensereignis zu ziehen, war vom ersten Tag an die größte Herausforderung", so Reschke weiter. Das sei auch schon beim nächsten Heimspiel vier Tage nach den Ereignissen der Fall gewesen. Seinen Worten zufolge hat sich die Kommunikation mit der Polizei "stark verbessert", gerade im Hinblick auf die Vorbereitung der Spieltage und der Ausrichtung der Einsatzkonzepte. Der Dialog sei "von mehr Verständnis für das Spannungsverhältnis zwischen Fan- und Kurvenkultur auf der einen und Sicherheitsbedürfnis auf der anderen Seite geprägt". Nach einem Jahr lasse sich "vorsichtig sagen, dass alle Beteiligten auf einem guten Weg sind, auch wenn noch nicht alle Fragen abschließend beantwortet sind".

"Entsetzliche Gewaltexzesse"

Unterdessen sprach der hessische Innenminister Roman Poseck (CDU) von "entsetzlichen Gewaltexzessen sogenannter Fans", die sich bei dem Eintracht-Spiel vor einem Jahr zugetragen hätten. Das Auftreten der Polizei bezeichnete er als "defensiv". Es sei nun Sache der Justiz, "die Ereignisse umfassend aufzuarbeiten und rechtlich zu würdigen".

Poseck sagte weiter, der 25. November 2023 sei "eine Zäsur" gewesen. "Er hat allen Beteiligten vor Augen geführt, dass es so nicht weitergehen kann und sich so etwas nicht wiederholen darf." Alle Seiten hätten seitdem "Anstrengungen für mehr Friedlichkeit und Sicherheit im Stadion unternommen". Diese zeigten inzwischen auch sichtbare Erfolge.

In verschiedenen Gesprächen mit der Spitze der Frankfurter Eintracht habe gegenseitiges Vertrauen zurückgewonnen und vertieft werden können. "Wir verfolgen gemeinsame Ziele und ich begrüße ausdrücklich die seitens des Vereins ergriffenen Maßnahmen. Auch die Fan-Szene hat zuletzt viele positive Akzente gesetzt." Diesen Weg sollte man gemeinsam weitergehen. "Wir sollten stolz sein, dass wir in Hessen einen äußerst erfolgreichen Bundesligisten haben. Die Eintracht ist ein sportliches Aushängeschild, das vor allem dann leuchtet, wenn die Fans die Mannschaft leidenschaftlich unterstützen und es im Stadion gleichzeitig gewaltfrei und familiär zugeht."

Am Freitag hatte die Frankfurter Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass im Zusammenhang mit den Ausschreitungen inzwischen 93 Ermittlungsverfahren gegen Personen aus der Fanszene der Eintracht sowie gegen mehrere Polizeibeamte eingeleitet worden seien. Die Zahl der Verfahren gegen die Beamten nannte die Behörde vorerst nicht und verwies auf "ermittlungstaktische Gründe". Bei 49 Personen lag ein dringender Tatverdacht vor, sich aktiv an den Gewalttaten gegen Ordner und Polizeibeamte beteiligt zu haben.

"Ermitteln ergebnisoffen"

Daher hatte die Staatsanwaltschaft schon im März dieses Jahres die Häuser und Wohnungen von 42 Eintracht-Fans durchsucht und Kleidung sowie Datenträger sichergestellt. Konkret wird ihnen Landfriedensbruch, schwere Körperverletzung und Angriffe auf Polizeibeamte vorgeworfen. Sie sollen Ordner und Einsatzkräfte unter anderem mit Absperrgittern, Fahnenstangen, Feuerlöschern, Gürtelschnallen, Plastikboxen und Handtuchhaltern angegriffen haben.

Gleichzeitig meldeten sich nach den Ausschreitungen mehrere Personen, die an jenem Tag als Zuschauer im Bereich der Nordwestkurve das Spiel der Eintracht gegen den VfB Stuttgart verfolgten und kritisierten, die Polizei habe übermäßige Gewalt angewendet.

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Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt wehrte sich am Freitag gegen Vorwürfe, die Strafverfolgungsbehörde würde einseitig ermitteln. Das entbehre jeder Grundlage, so der Sprecher. Die Staatsanwaltschaft beurteile das, was am 25. November geschehen sei, "in jede Richtung und ohne Ansehen der Person". Jeder, der sich an diesem Tag strafrechtlich relevant verhalten habe, müsse mit Konsequenzen rechnen.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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