Abbrecherquote gesunken: Während in ganz Deutschland die Schulabbrecherquote steigt, sinkt sie in Hessen.

Mehr News aus Hessen finden Sie hier

Kultusminister Schwarz sieht die Gründe dafür in der Politik seiner Landesregierung. Und hebt besonders die umfangreiche Sprachförderung hervor.

In Hessen haben im vergangenen Jahr weniger Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen als im bundesweiten Durchschnitt. Nach den jüngsten Erhebungen des Statistischen Bundesamtes und der Kultusministerkonferenz stieg der Anteil der Schulabbrecher in Deutschland von 6,8 Prozent im Jahr 2022 auf 7,2 Prozent. In Hessen sank der Anteil hingegen leicht von 6,1 Prozent auf 5,9 Prozent. Dabei seien die Anforderungen gleich geblieben, betonte der Minister für Kultus, Bildung und Chancen, Armin Schwarz (CDU) am Donnerstag. Das Land habe seine "Spitzenposition gefestigt". Das ist allerdings nicht sein Verdienst. Der Unionspolitiker hat sein Amt erst Anfang des Jahres angetreten.

Den Spitzenplatz in dem aktuellen Ranking belegt Bayern. Dort beträgt der Anteil der Jugendlichen ohne jedweden Schulabschluss an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung nur 5,3 Prozent. Hessen liegt auf dem zweiten Rang. Es folgen Baden-Württemberg und Hamburg mit 6,4 Prozent. Je niedriger der Wert ist, umso besser. Sachsen-Anhalt belegt in dem Ranking mit 12,6 Prozent mit Abstand den letzten Rang. Zweistellig ist die Quote der Schulabbrecher auch in Bremen, dem Saarland und Thüringen. In Hessens Nachbarland Rheinland-Pfalz liegt der Anteil bei 8,7 Prozent. Schwarz wies darauf hin, dass Hessen das Flächenland mit der höchsten Migrationsquote sei. Außerdem würden in den Schulen besonders viele zugewanderte und geflüchtete Kinder unterrichtet.

Sprachförderung und Unterstützung der Lehrer als wichtige Faktoren

Vor diesem Hintergrund sei das Ergebnis der aktuellen Erhebung "besonders positiv". Im bundesweiten Bildungsmonitor sei zuletzt insbesondere der geringe Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss hervorgehoben worden. Auch die relativ hohen Quoten der ausländischen Studienberechtigten, die von beruflichen Schulen kämen, seien positiv bewertet worden.

Schwarz ist überzeugt, dass die niedrige Quote der Schulabbrecher in Hessen vor allem den umfangreichen Sprachfördermaßnahmen zuzuschreiben ist. Als Beispiel führt der Kultusminister verpflichtende Vorlaufkurse an, in denen Kinder mit Sprachdefiziten in Deutsch im Jahr vor der Einschulung intensiv auf den Unterricht in der Grundschule vorbereitet würden.

Davon profitierten gegenwärtig etwa 19.000 Kinder, also fast ein Drittel aller Schulanfänger. In diesem Schuljahr erhielten die zweiten Klassen eine Stunde mehr Deutsch. Gleichzeitig werde in 69 dritten und vierten Klassen an 15 Grundschulen ein Pilotprojekt fortgesetzt, das eine der beiden Englischstunden durch eine zusätzliche Deutschstunde ersetze. Zur Unterstützung von Jugendlichen, deren Abschluss gefährdet sei, habe das Land die einschlägigen Programme ausgeweitet. Beispielsweise helfe "PUSCH – Praxis und Schule" den Jugendlichen dabei, Basiskompetenzen zu erwerben. Daneben sollten das Selbstwertgefühl und die Motivation der Schüler gestärkt werden.

Für das Projekt, das sich an Hauptschüler wendet, werden nach Schwarz’ Angaben in fünf Jahren rund 73 Millionen Euro aufgewendet. Das Geld stammt aus dem Landeshaushalt und dem Sozialfonds der Europäischen Union. Auch die spezielle Unterstützung von "Schulen in besonders herausfordernden sozialen Lagen" werde kontinuierlich vorangebracht, so Schwarz.

Interessieren Sie die Artikel der F.A.Z.?
Uneingeschränkter Zugriff auf diesen und alle weiteren zahlungspflichtigen F+ Inhalte auf FAZ.NET. Jetzt Abo abschließen.

Multiprofessionelle Teams entlasteten die Lehrkräfte. Zusätzliche Stellen ermöglichten zum Beispiel den gleichzeitigen Einsatz von zwei Lehrkräften in einer Unterrichtseinheit und Förderunterricht in Deutsch und Mathematik. Hilfe bei den Hausaufgaben und Angebote zur sozialpädagogischen Förderung kämen hinzu. Dafür und für den Ausbau der Sprachförderung gebe es insgesamt mehr als 8300 Stellen. Sie entsprächen jährlichen Ausgaben von weit mehr als einer halben Milliarde Euro.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.