- Prominente Schauspielerinnen und Schauspieler kommentieren in einer breitangelegten Aktion die Corona-Politik.
- Doch ihre Videos gehen nach hinten los, finden Beifall in der rechten Szene und bei Querdenkern.
- Es folgen Erklärungsversuche - und auch die Politik mischt sich ein.
Eine Aktion von mehr als 50 deutschen Schauspielerinnen und Schauspielern gegen die Corona-Schutzmaßnahmen unter dem Hashtag "#allesdichtmachen" hat am Freitag harsche Kritik in den sozialen Netzwerken hervorgerufen. Auch zahlreiche andere Prominente meldeten sich zu Wort.
Sie kritisierten die Aktion deutlich:
#allesdichtmachen: Stars sprechen sich gegen Schutzmaßnahmen aus - der AfD gefällt das
Auch die "Tatort"-Stars
Satiriker
Unter dem Motto #allesdichtmachen hatten Prominente wie
Ulrich Tukurs Beitrag zu #allesdichtmachen
Wotan Wilke Möhring spielte mit dem Gegensatz von positiv und negativ und sagte etwa den Satz: "Wenn negativ positiv ist, dann geht es uns gar nicht schlecht, sondern gut.
AfD-Fraktionschefin Alice Weidel sprach auf Twitter von einer "tollen Aktion, die hoffentlich zum Nachdenken anregt". Die Linken-Abgeordnete Sahra Wagenknecht twitterte, es sei eine "klasse Playlist".
Der frühere Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz,
Lauterbach: "Wir müssen alle mit Anschuldigungen und Beleidigungen abrüsten"
SPD-Gesundheitsexperte
"Trotzdem müssen wir alle mit Anschuldigungen und Beleidigungen abrüsten. Die Schauspieler machen auf ihre Probleme aufmerksam", so Lauterbach.
"Manche unserer Kolleg*innen haben sich an dieser Aktion beteiligt, manch andere verurteilen sie aufs Schärfste", teilte derweil der Vorstand des Bundesverbands Schauspiel (BFFS) mit. Der Verband erinnerte an Menschen, die im Krankenhaus arbeiten. Er verwies auch auf die Existenzängste, die auch Schauspieler und Schauspielerinnen derzeit hätten.
Teilweise distanzierten sich die teilnehmenden Prominenten nach den ersten Reaktionen von der sogenannten Querdenkerszene. So verschwanden etwa Videos von
Sie betonte: "Ich lasse mich impfen, ich trage Maske, ich halte Abstand - extrem." Liefers twitterte noch in der Nacht, er weise "eine da hinein orakelte, aufkeimende Nähe zu Querdenkern u.ä." glasklar zurück. Es gebe im aktuellen Spektrum des Bundestags auch keine Partei, der er ferner stehe als der AfD.
Auch Schauspielerin Ulrike Folkerts hat ihre Beteiligung an der Aktion als Fehler bezeichnet. "Die Videos, die entstanden sind, wurden falsch verstanden, sind vielleicht falsch zu verstehen", schrieb die "Tatort"-Kommissarin am Freitagabend auf Instagram. "Ich habe einen Fehler gemacht, ich war naiv genug zu glauben, mit meinen Kollegen*innen ein gewinnbringendes Gespräch in Gang zu bringen. Das Gegenteil ist passiert." Es tue ihr leid, "Menschen verletzt und vor den Kopf gestoßen zu haben". Die Corona-Maßnahmen bezeichnete Folkerts als "absolut richtig". Sie sei weit davon entfernt, "Querdenkern und Rechten Argumente in die Hände zu spielen", betonte sie. "Es ist furchtbar, dass man mir das unterstellt." Die Aktion sei "schief gegangen und unverzeihlich".
Auch Schauspieler Richy Müller distanzierte sich inzwischen von der Aktion. "Ich musste feststellen, dass mein Video vielen Menschen wehgetan hat, die ich niemals kränken oder veralbern wollte", sagte der 65-Jährige dem Nachrichtensender ntv. Er sei blauäugig gewesen. Dabei sei er indirekt sogar selbst betroffen: "Die Tochter meiner Frau ist mit Anfang 20 zu Beginn der Pandemie an Corona erkrankt. Und sie hatte ein halbes Jahr lang Probleme mit der Atmung."
Spahn findet Kritik normal, Grütters versteht die Nöte
"Ich erkenne die Gefahr, die von der Corona-Pandemie ausgeht und will niemals das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen schmälern und sie dadurch verletzen", schrieb Makatsch auf Instagram.
Ken Duken postete in dem Netzwerk, dass er sich von rechtem Gedankengut distanziere und sich nicht über die Opfer oder ihre Angehörigen habe lustig machen wollen.
Die Bundesregierung habe die Aktion zur Kenntnis genommen, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, er finde Kritik normal und in einer freiheitlichen Demokratie wünschenswert.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) teilte mit, sie verstehe die Nöte der Kreativen. Sie hätte sich aber von den an der Aktion beteiligten "deutlich mehr Empathie für die Menschen gewünscht, die vom Coronavirus betroffen sind oder im Gesundheitssystem harte Arbeit leisten". (afp/dpa/msc/ash)
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