Erfurt - In Thüringen sind im vergangenen Jahr erneut mehr Fälle von häuslicher Gewalt gezählt worden.
Wie aus dem neuen Lagebild "Häusliche Gewalt" der Polizei hervorgeht, erfuhren 2023 insgesamt 6.551 Menschen Gewalt durch ihre Partner und Familienangehörige. Das sind 1,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr und 22,1 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2019. Der Anstieg seit 2019 liegt über dem Bundesdurchschnitt (19,5 Prozent).
Häusliche Gewalt beinhaltet den Angaben zufolge alle Formen körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt und umfasst innerfamiliäre sowie partnerschaftliche Gewalt. Häusliche Gewalt liegt auch dann vor, wenn sie von Partnern oder Familienangehörigen ausgeht, mit denen die Opfer nicht zusammenleben.
Alle 80 Minuten ein neues Opfer
Laut Polizei wurde 2023 alle 80 Minuten ein Mensch in Thüringen Opfer häuslicher Gewalt. Fast zwei Drittel wurden Opfer von Partnerschaftsgewalt, ein gutes Drittel wurde Opfer von innerfamiliärer Gewalt. Die Tat ging dabei am häufigsten vom eigenen Partner aus (57,5 Prozent), aber auch von den eigenen Kindern (33,3 Prozent) oder Eltern (27,8 Prozent).
In beiden Bereichen waren die Opfer meist Frauen oder Mädchen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 4.525 weibliche Opfer und 2.026 männliche Opfer häuslicher Gewalt erfasst. Die insgesamt 5.171 registrierten Tatverdächtigen waren überwiegend männlich (3.855 Männer).
Polizei appelliert an die Bevölkerung
Die Thüringer Polizei geht davon aus, dass die Dunkelziffer höher ist als die durch die Kriminalstatistik erfassten Straftaten. Die Behörde wies darauf hin, dass sie auf Anzeigen durch wachsame Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist, die hinschauen, hinhören und bei Gefahr die 110 wählen, um Geschädigte und ihre Kinder zu schützen.
Die Thüringer Landesregierung hatte im Juni einen Aktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen sowie häuslicher Gewalt beschlossen. Der Plan legt nach Angaben der Gleichstellungsbeauftragten Gabi Ohler 130 Maßnahmen fest, die bis zum Jahr 2030 umgesetzt werden sollen. Dabei seien alle Ministerien und die Staatskanzlei eingebunden. © Deutsche Presse-Agentur
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