Treis-Karden - Nach dem folgenschweren Schiffsunfall an einer Moselschleuse Müden könnte am Montag das erste festsitzende Schiff durch eine Notschleusung fahren.
"Das ist für uns etwas ganz Neues", sagt der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Mosel-Saar-Lahn, Albert Schöpflin. "Das heißt, wir werden das Wochenende probieren müssen, testen müssen." Erst dann lasse sich sagen, ob es am Montag wirklich losgehen könne.
Seit Sonntag ist die Schifffahrt auf der Mosel lahmgelegt. Bei einer Kollision eines Frachtschiffs mit der Schleuse Müden ist diese schwer beschädigt worden. Wegen der Sperrung sitzen rund 70 Schiffe fest. Bis ein neues Tor eingebaut ist, kann es laut Experten bis Ende März 2025 dauern.
Wie funktioniert eine Notschleusung?
"Das Schiff wird im Grunde genommen genauso von unten nach oben befördert, wie vorher, nur ohne das normale Schleusentor", erklärt Schöpflin. Üblicherweise - bei einer intakten Schleuse - dauere das pro Schiff 20 bis 30 Minuten. Durch das beschädigte Tor ist nun aber alles anders. "Wenn das funktioniert, was wir vorhaben, reden wir über Stunden. Nicht über eine oder zwei, das wird ein paar Stunden mehr dauern." Allerdings sei das Verfahren alternativlos.
Parallel arbeitet das Amt an dem Ersatz der beschädigten Schleusentore. Diese liegen bei einem Besuch von Ministerpräsident
Neues Tor kommt per Schiff
"Wir sind jetzt schon dabei, im Bauhof im Trier das Ersatztor vorzubereiten", erklärt Schöpflin. "So ein Tor, wenn das gelagert ist, ist das sozusagen blank." Es müssten nun Leitungen und andere wichtige Bauteile erst noch daran gebaut werden. Anschließend werden die Tore per Schiff zur Schleuse transportiert. "Dann legen wir nochmal die ganze Kammer trocken, um das einzubauen."
Die Solidarität ist groß: Luxemburgische und französische Kollegen hätten bereits personelle Hilfe angeboten, die Dillinger Hütte stelle ab kommender Woche Stahlteile her, sagt Schöpflin. Vor Ort wird auf Hochtouren gearbeitet - auch über die Feiertage. "Wir arbeiten rund um die Uhr durch", sagte er. "Ich habe im Moment vor, den Heiligabend auszunehmen. Da sollen die Leute zu Hause sein." Aber an Weihnachten werden sicher noch Schiffer festsitzen, schätzt er.
Sonntagsfahrverbot und Sondergenehmigungen
Die rheinland-pfälzische Landesregierung will als Unterstützung das Sonntagsfahrverbot lockern. "Es wird heute verkündet, dass das Sonntagsfahrverbot für die Lkw ausgesetzt wird, um eben hier die Waren und Güter von den Schiffen eben auf die Straße aber auch auf die Schiene zu verlagern", sagte Schmitt bei ihrem Besuch mit Schweitzer an der Schleuse.
Die Regelung solle Lastwagen betreffen, die Güter transportieren, die sonst über die Mosel gekommen wären, hieß es. Wie lange sie gelten soll, stand zunächst nicht fest. "Wir müssen schauen, wie lange diese Dinge Zeit brauchen", sagte Schmitt. Man wolle die Logistik in dieser besonderen Situation unterstützen. "Deswegen sind wir dabei die Genehmigungen für die Großtransporte zu beschleunigen, zu priorisieren."
"Lebensader unserer Region"
Schweitzer zeigte sich betroffen von dem Unfall auf der Mosel. "Sie ist die Lebensader unserer Region, nicht nur des Landes Rheinland-Pfalz, sondern der gesamten Region, der Nachbarschaft", sagte er. "Was jetzt hier passiert und was durch einen Unfall passiert ist, wird uns eine ganze Weile in Beschlag nehmen, auch mit wirtschaftlichen Folgen."
Zudem stelle sich mit Blick auf die Zukunft die Frage nach dem Ausbau der Wasserstraßen, sagte Schweitzer. Wenn künftig die Wasserstraßen aus Gründen der Nachhaltigkeit und aus Gründen der Kapazitäten ertüchtigt werden sollten, müsse auch über eine Verbesserung der Infrastruktur nachgedacht werden. © Deutsche Presse-Agentur
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