"Wir wollen mit Zukunftsbildern arbeiten, statt uns der Angst vor dem Unvermeidbaren zu ergeben", hatte Barbara Lehmann-Detscher gesagt, bevor die Veranstaltung der Initiative Weilerswist Zero in der Aula der Gesamtschule am Donnerstag anfing. Mit dem Unvermeidbaren bezog sich die 54-jährige Fundraiserin auf die Klimakatastrophe.
Die Initiative, in der sie Mitglied ist, besteht aus Weilerswisterinnen und Weilerswistern. Die Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler wollen einen Dialog ohne bestimmte politische Färbung eröffnen, um die Gemeinde nachhaltig und zukunftsorientiert zu gestalten."Wir lassen unsere Veranstaltung bewusst offen, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen", sagte Lehmann-Detscher.
Initiative Weilerswist Zero möchte zum aktiven Handeln motivieren
Auf einem Tisch am Rande der Aula legte ihre Gruppe Bücher mit dem Themenschwerpunkt Klimakatastrophe aus. "Wir haben das mitgenommen, was wir bereits zuhause hatten", sagte sie grinsend.
Der Band "Zukunftsbilder 2045. Eine Reise in die Welt von morgen" habe die Initiative besonders inspiriert, so Lehmann-Detscher. In dem Buch sind Zukunftsvisionen von bekannten Städten für das Jahr 2045 zu sehen. Die Bilder werden dort mit aktuellen Aufnahmen der Städte verglichen.
KI-Zukunftsbilder sorgen für Gesprächsstoff
Ihr Ehemann Michael Detscher ist dieser Idee gefolgt. Er hatte mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) mögliche Zukunftsbilder von unterschiedlichen Ecken der Gemeinde Weilerswist generiert. Die Bilder hängte er an die Fenster der Aula und stellte sie realen Aufnahmen von Weilerswist aus diesem Jahr gegenüber.
"Das sollen Angebote für die Teilnehmer sein", erklärte der 60-Jährige: "Es wird nichts vorgekaut. Die Leute sollen sich ihre eigenen Gedanken machen." Detscher, der als leitender Angestellter in der Entwicklungshilfe arbeitet, geht es bei den Zukunftsbildern nicht darum, genaue Prognosen für die Entwicklung der Gemeinde zu machen: Für eines der KI-Bilder beispielsweise sei die Anzahl der Windräder in Gemeindenähe absichtlich auf die Spitze getrieben worden.
"Das fände ich selber auch unschön, aber es regt vielleicht zum Nachdenken über nachhaltige Energiegewinnung an", so Detscher. Andere Zukunftsentwürfe zeigen den Bahnhof der Gemeinde mit PV-Modulen oder ein begrüntes Gewerbe- und Wohngebiet. "Die Zukunftsbilder sollen Hoffnung geben. Mit einem Ohnmachtsgefühl ist man handlungsunfähig", erläuterte Lehmann-Detscher.
Ihr Team-Kollege Darius Ortmann verwies auf die Notwendigkeit, zügig aktiv zu werden: "Wir hatten die Klimakatastrophe schon im Keller." Der 46-jährige Software-Entwickler sagte weiter: "Wir wollen für eine lebenswerte Zukunft der Gemeinde mit allen Politkern zusammenarbeiten, aber sie auch kritisch hinterfragen."
Dieser Austausch mit der Politik begann bereits während des Treffens am Donnerstag. Der Bürgermeisterkandidat der CDU, Dino Steuer, besuchte die Veranstaltung von Weilerswist Zero mit Parteikollegen. Auch Mitglieder der UWV waren vor Ort.
Die Initiative forderte die Anwesenden dazu auf, sich aktiv zu beteiligen und sich in Reaktion auf Klima-Statements im Raum zu verteilen – je nach Grad der Zustimmung. Michael Detscher moderierte den Austausch von Standpunkten und beschwichtige, wenn sich das Gespräch aufzuheizen drohte: "Beide Seiten sind ernsthaft bei der Sache, ausdiskutiert kriegen wir das jetzt nicht", sagte er.
Besprochen wurden die Aussagen "Jede:r kann etwas für das Klima tun" und "Klimaschutz ist Aufgabe der Politik". Dabei war sich die Mehrheit der Anwesenden einig, dass jeder sich für das Klima einsetzen könne, bei der zweiten Aussage gingen die Meinungen stärker auseinander.
Steuer stimmte zu, dass einige politische Entscheidungen bereits vor langer Zeit hätten getroffen werden müssen. Für die kommenden Entscheidungen brauche es ein hohes Bewusstsein der Bürger, was er mittels "Mitmachen durch Akzeptanz" schaffen wolle. Bei Klimaanpassungsmaßnahmen müsse die Finanzierbarkeit bedacht werden.
PV auf dem Rathaus
Die CDU-Fraktion schlägt in einem Antrag vor, eine PV-Anlage auf dem Rathaus in Weilerswist zu errichten. Mit der produzierten Energie solle der Energiebedarf des Rathauses gedeckt werden. Zudem sollen die neuen Elektroautos der Gemeinde hierüber mit Strom versorgt werden. Darum beantragt die CDU, zunächst die Machbarkeit der PV-Installation zu prüfen.
Narzissenzwiebeln
Die Gemeinde Weilerswist berichtet, dass in den vergangenen Tagen 15.000 Narzissenzwiebeln an Einwohner verteilt worden sind. Die Aktion ergänzt laut Pressemitteilung der Verwaltung die Narzissen-Bepflanzung der Gemeinde in den vergangenen Jahren. Hierbei seien 200.000 Zwiebeln gesetzt worden. Für 2025 seien weitere Pflanzaktionen geplant. © Kölner Stadt-Anzeiger
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