Eine Maus flitzt unter den Stühlen hin und her, sie ist auf der Suche nach etwas, womöglich nach Futter.
Die Handykamera schwenkt nach links: Man sieht wie Studierende an ihren Arbeitsplätzen sitzen, den Laptop aufgeklappt, und die Maus nicht bemerken. Es ist der Saal 4 der Universitäts- und Stadtbibliothek. Das Video, das ein Jura-Student dem "Kölner Stadt-Anzeiger" zugeschickt hat, zeigt eine Szene, die sich allabendlich wiederhole, so der Student, der anonym bleiben möchte. Er habe das Gefühl, dass gegen die Mäuse nicht wirklich effektiv etwas getan werde.
"Seit Jahren ist das ein bekanntes Problem. Es gibt Löcher in der Wand, aus denen sie immer herauskriechen und dort wieder verschwinden." Der Student kommt so gut wie täglich zum Lernen her. Gerade Saal 4 sei der "bliebteste Saal", weil er "der einzige ist, der renoviert wurde". Die Bibliothek macht um neun Uhr auf, man müsse weit vor der Öffnungszeit da sein, um einen der begehrten Plätze zu erhalten. "Es gibt immer eine riesige Schlange. Alle rennen dann in Saal 4, weil jeder Lernplatz eine Steckdose, vernünftige Stühle und ein gutes Licht hat."
Mäuse in der USB: Jura-Student hat Mäusegift entdeckt
Gehört man zu den Glücklichen, verbringen die Studierenden dort nicht selten den Großteil ihres Tages. "Das ist viel Lebenszeit. Und einen Platz hier zu bekommen, immer ein Kampf. Man hat als Student das Gefühl, dass die Uni nichts dafür tut, es einem ein bisschen zu erleichtern." Der Student habe zwar schon in den Ecken Mäusegift entdeckt, doch es sei ihm ein Rätsel, weshalb sich die Situation nicht verbessere. Auch die Mitarbeitenden vor Ort hätten das Mäuseproblem bestätigt und dass die Uni Köln bereits Maßnahmen treffe.
"Tagsüber, wenn es brechend voll ist, sieht man sie nicht. Aber abends, wenn die Bib sich leert, kommen sie. Ich habe Kommilitonen, die sagen, dass sie deswegen nicht mehr kommen wollen." Auch hätten sie gesundheitliche Bedenken: Was, wenn die Mäuse an die Taschen gehen? "Die Vorstellung, eine Maus in der Tasche vorzufinden, finden viele abstoßend", sagt der Student.
Der Universität zu Köln ist der Mausbefall in der USB bekannt. Das bestätigt eine Sprecherin auf Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger". Die Sprecherin teilt mit: "Aufgrund der tieferliegenden Etagen können sie bei offenen Türen oder Fenstern ins Gebäude gelangen. Die Universität hat ein Schädlingsbekämpfungs-Unternehmen beauftragt, das Fallen aufgestellt hat. Dadurch konnte verhindert werden, dass sich die Mäuse ausbreiten. Mäusekot oder andere mit Mäusen verbundene hygienische Mängel, die auf einen akuten Befall hindeuten würden, sind nach unserer Erkenntnis nicht vorhanden."
Mäuse in der USB: Studierende haben sich an die Uni Köln gewandt
Studierende hätten sich zudem wegen der Mäuse bereits an die Universität gewandt. Daraufhin habe die Uni beschlossen, die "Mäusebekämpfungsmaßnahmen" zu intensivieren und "wirksamere Giftköder" einzusetzen. Dies wurde auch mit dem Gesundheitsamt besprochen, an das sich die Studierenden ebenfalls gewandt hatten, heißt es weiter.
Die USB ist sanierungsbedürftig. Doch die Sanierung lässt noch auf sich warten. Nach aktuellem Stand ist sie erst im Zeitabschnitt von 2030 bis 2040 vorgesehen.
Unangenehme Begegnungen mit tierischen Eindringlingen beklagten zuletzt Mitarbeiter der juristischen Fakultät, die seit Jahren im Containerbau C1 zwischen USB und Hauptgebäude unterkommen, da das Hauptgebäude derzeit saniert wird. Da hinterließen Ratten ihre Köttel in der Teeküche. © Kölner Stadt-Anzeiger
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.