Nur noch wenige Tage hat er zu arbeiten, dann sind 40 Jahre Einsatz für den rheinischen Wald zu Ende.

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Stephan Schütte (66), Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft in Eitorf, geht in den Ruhestand. Schon als Kind konnte er erste Kontakte zum Wald knüpfen. Denn sein Elternhaus war ein Hotel in einem Dorf im Hochsauerland mit angeschlossenem landwirtschaftlichem Betrieb und 200 Hektar Wald. Dort arbeitete er schon als Kind in den Schulferien mit.

So reifte früh in ihm der Berufswunsch Forstwirtschaft. Die studierte Schütte dann nach dem Abitur auch in Göttingen und Freiburg. Nach einem zweijährigen Referendariat im Forstamt Siegburg ging er zur Höheren Forstbehörde Rheinland in Bonn (Landesforstverwaltung), um den forstlichen Nachwuchs auszubilden. Sechs Jahre lang wirkte er danach als stellvertretender Leiter des Forstamtes Königsforst. Das ging bei der Forstneuorganisation 1995 im neuen Forstamt Bonn auf.

Zuständig für 60.000 Hektar Waldflächen rund um Bonn

Schütte übernahm als stellvertretender Amtsleiter die Betreuung der Wälder zwischen Wachtberg und Dormagen. Drei Jahre lang war er dann als Geschäftsführer des Deutschen Forstwirtschaftsrates tätig und organisierte dessen Umzug von Bonn nach Berlin. Bei der nächsten großen Neuorganisation, bei der 2008 die Zahl der Forstämter von 35 auf 16 verkleinert wurde und das neue Großforstamt Rhein-Sieg-Erft in Eitorf entstand, übernahm er die Leitung des Fachgebietes Staatswald mit einer Fläche von 22.000 Hektar.

Das umfasst das Siebengebirge, die Wälder auf Nutscheid und Leuscheid, den Kottenforst und den Königsforst ebenso wie die Villewälder und den Knechtstedener Wald. Seit vier Jahren leitete er das gesamte Regionalforstamt mit seinen insgesamt 60.000 Hektar Wald. Bei seiner jahrzehntelangen Arbeit konnte der Forstfachmann viele Veränderungen organisatorischer und auch waldbaulicher Art feststellen.

Beim ersten Waldsterben gab es Anfang der 80er Jahre durch die Versauerung der Böden sogar Kalkungen zum Schutz der Bäume. Jetzt sterben Fichtenwälder großflächig ab, eine Folge des Klimawandels mit Trockenheit und daraus resultierendem Borkenkäferbefall. Allein im Gebiet des Regionalforstamtes waren das 7500 Hektar mit 2,5 Millionen Kubikmeter Schadholz. Das füllte 62 000 Lastwagen mit je 40 Kubikmeter, was aneinandergereiht eine Schlange von 1240 Kilometer, also eine Strecke von Köln bis Rom ergeben hätte, rechnete Schütte vor.

Schockiert über den kranken Nadelwald in Eitorf-Rodder

"Wir sind heute kein Forstbetrieb mehr", sagt Schütte, "sondern eine Waldsanierungsanstalt." Als er vor fünf Jahren mit seinem Pkw im Siegtal gestanden und nach Eitorf-Rodder hinaufgeschaut habe, sei er erschüttert und schockiert gewesen. Denn im gesamten Nadelwald waren dort braune Punkte zu sehen – der Beginn der Borkenkäferplage und der Anfang der Kahlschlagflächen.

Die Pflege der jetzt gepflanzten Bäumchen (zum Beispiel Eichen, Kirschen, Buchen und Douglasien) sowie der Naturverjüngung (Birken, Ahorn, Fichten und Kiefern) und damit die Sicherung der Waldfunktionen für die nächsten Generationen müsse jetzt die Hauptaufgabe des Forstamtes in den nächsten 30 bis 40 Jahren sein, sagt Schütte. Dazu müssten auch private Waldbesitzer, die oft durch erhebliche Vermögensschäden frustriert sind, motiviert und betreut werden.

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Von November an will Schütte sich mehr um seine beiden Enkel kümmern. Außerdem will Schütte ehrenamtlich im Verschönerungsverein Siebengebirge mitarbeiten und dort seine Fachkenntnisse einbringen. Über seine Nachfolge im Regionalforstamt ist noch nicht entschieden. Kommissarisch übernimmt zunächst dessen Stellvertreter und Fachgebietsleiter Jörg Fillmann die Leitung des Amtes.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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