Es war eine der spektakulärsten Aktionen der Pariser Nazi-Jäger Serge und Beate Klarsfeld: Im Frühjahr 1971 versuchten die beiden, den ehemaligen Kölner Gestapo-Chef und SS-Sturmbannführer Kurt Lischka auf dem Weg nach Hause in Holweide zu entführen.
Der Nazi-Verbrecher war für die Deportation von über 75 000 französische Juden in die Vernichtungslager in Auschwitz verantwortlich. Trotz klarer Beweislage konnte er Jahrzehnte lang nach dem Kriegsende in Köln weitgehend unbehelligt seinem Beruf als Prokurist bei einer Firma in der Innenstadt nachgehen. In Frankreich war er zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt worden. Doch weil ihn die Bundesrepublik Deutschland nicht ausliefern wollte, blieb er bis 1980 ein freier Mann.
Dilettantisch vorbereitete Enführung
Die Klarsfelds und ihre Helfer wollten Lischka vor der Haustür am helllichten Tag in ein Auto zerren und nach Paris bringen. Doch die Entführung war dilettantisch vorbereitet, bei der Tat geht alles schief. Passanten greifen ein, nachdem Lischka um Hilfe gerufen hatte. Auf die Frage einer Zeugin, ob er politisch tätig sei, antwortet er: "Nein. Ich bin nur ein Kaufmann." Die Täter können flüchten, doch am Abend bekennt sich Beate Klarsfeld am Telefon zu dem Entführungsversuch. Es sei ein Skandal, dass Menschen wie Lischka in Deutschland sorgenfrei leben können. Mit der Straftat habe man auf ein viel größeres Verbrechen aufmerksam machen wollen.
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Die neue Folge von "True Crime Köln" befasst sich mit dem gescheiterten Entführungsversuch der weltweit bekannten Nazi-Jäger in Holweide, der dazu führte, dass die Verbrechen von Kurt Lischka zum Thema für Öffentlichkeit und Medien, aber auch die Kölner Justiz wurden. Der Bundestag änderte nach langen Diskussionen und vielen Widerständen das Gesetz, das Lischka zunächst Straffreiheit beschert hatte. Zuerst ins Gefängnis musste allerdings Beate Klarsfeld. Die Kölner Staatsanwaltschaft hatte sie wegen der versuchten Entführung, Körperverletzung, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung angeklagt. Das öffentliche Interesse war riesig, die Empörung groß. Bis schließlich auch der NS-Verbrecher Lischka vor Gericht gestellt wurde, dauert es weitere fünf Jahre.

Die Podcast-Reihe des Kölner Stadt-Anzeiger über wahre Verbrechen in Köln und der Region berichtet von den Prozessen im Kölner Landgericht, Klarsfelds Erinnerungen an die Kölner Aktion und die umstrittenen Urteile. Der pensionierte Kölner Richter und Autor Norbert Klein ordnet im Gespräch mit Helmut Frangenberg das Gerichtsverfahren gegen Lischka und zwei weitere NS-Verbrecher ein. "True Crime Köln" kann man überall hören, wo es Podcasts gibt, oder über die Internetseiten des Kölner Stadt-Anzeiger im Netz.
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