Seit mehr als zwei Jahren laufen die Planungen für das Höhlenerlebniszentrum bei Engelskirchen-Ründeroth.

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Das Zentrum soll Ausstellungsort, Treffpunkt der Fachwelt und Touristenattraktion werden. Mit den geschätzten Kosten in Höhe von rund neun Millionen Euro wäre das eine der größten Einzelinvestitionen in den Oberbergischen Fremdenverkehr nach der Entwicklung von Panarbora vor zehn Jahren.

Der Engelskirchener Gemeinderat hat sich 2024 bereits hinter das Projekt gestellt. Doch 2025 wird für das Zentrum entscheidend, denn in diesem Frühjahr soll die Förderentscheidung des Landes fallen, ob das Engelskirchener Projekt massive Finanzhilfen erhält.

Die Gemeinde und der Oberbergische Kreis erhoffen sich einen Förderanteil von bis zu 90 Prozent. Beteiligt sind neben den beiden kommunalen Verwaltungen viele weitere Akteure, wie die Technische Hochschule Köln mit dem Game Lab und die regionalen Touristiker von "Das Bergische". Wir haben Fragen und Antworten zu dem Projekt zusammengestellt.

Warum wird das Erlebniszentrum gebaut?

Mit der Windlochhöhle ist nahe Engelskirchen ein unberührtes Höhlensystem entdeckt worden, das für die Forschung von internationaler Bedeutung ist. Da die Höhle für die Öffentlichkeit geschlossen bleibt, soll ein Höhlenerlebniszentrum das Windloch für Besucherinnen und Besucher zugänglich machen, ohne dass sie die Höhle betreten.

Was ist denn das Windloch?

2019 entdeckten Forscher eines der größten Höhlensysteme Deutschlands. Die Entdeckung wird die Wissenschaft noch Jahrzehnte beschäftigen, denn sie birgt spektakuläre Naturwunder.

An wen richtet sich das Zentrum?

Das Höhlenerlebniszentrum soll Ausflugsziel für Familien werden, Schulklassen anlocken und auch für Wissenschaftler interessant sein. Generell richtet sich der Ausstellungsort an Freizeit- und Naturinteressierte. Barrierefreie Zugänge und digitale Inhalte sollen ein breites Publikum erreichen.

Wie viele Besucher werden im Höhlenerlebniszentrum erwartet?

Für das Höhlenerlebniszentrum rechnen die Planer mit jährlich 23 000 bis 30 000 Besuchern. Die Prognose basiert auf den geplanten Angeboten und auf der strategischen Einbindung in die regionale Tourismuslandschaft im Rheinland und in ganz NRW.

Was erwartet die Besucher des Höhlenerlebniszentrums?

Besucher können die Höhle virtuell erleben, unter anderem durch VR-Technologie und interaktive Ausstellungen, die Wissen über Höhlenbildung, die Entdeckung des Windlochs und den aktuellen Stand der Forschung vermitteln. Zwischen März und November kann die benachbarte Aggertalhöhle besichtigt werden. Das ebenfalls benachbarte Projekt "Urwald von morgen" wird in das Konzept mit einbezogen. Zudem ist ein Schülerwaldlabor geplant, das Waldökologie für Grundschüler vermittelt. Ein Themenwanderweg soll alle Punkte verbinden.

Richtet sich das Zentrum auch an Fachleute wie Höhlenforscher?

Ja. Das Zentrum bietet Platz für internationale Fachtagungen und Symposien mit einem Auditorium für rund 200 Personen. Es soll ein zentraler Ort für den Austausch innerhalb der Höhlenforschungsgemeinschaft werden. Hier wird auch die deutsche Höhlenbibliothek untergebracht, die Wissenschaftlern und interessierten Laien für Forschungs- und Weiterbildungszwecke offensteht.

Wie hoch werden die laufenden Kosten?

Die jährlichen Betriebskosten werden auf rund 470 000 Euro geschätzt. Davon entfallen rund 230 000 Euro auf das Personal.

Wie werden die laufenden Kosten gedeckt?

Die Eintrittspreise werden voraussichtlich zwischen 9 und 14 Euro liegen, abhängig von den Angeboten. Bei den prognostizierten Besucherzahlen erwarten die Planer daraus einen jährlichen Erlös von 230 000 bis 300 000 Euro.

Zusätzliche Einnahmen soll durch Sonderveranstaltungen, Souvenirverkäufe und digitale Angebote generiert werden. Zusammen genommen sollen etwa die Hälfte der jährlichen Kosten durch Einnahmen generiert werden, die andere Hälfte wird durch Zuschüsse bestritten. Die Förderquote soll langfristig durch höhere Einnahmen stetig verringert werden.

Was hat die Region davon?

Das Höhlenerlebniszentrum soll als Ankerpunkt für touristische Angebote in der Region fungieren. Das heißt, dass Tourismusanbieter hier über Höhlen, Wanderwege und regionale Attraktionen informieren.

Mit den jährlich erwarteten bis zu 30 000 Besuchern übertrifft das neue Zentrum die bisherigen Besucherzahlen der Aggertalhöhle (circa 5000) deutlich. Der erwartete Umsatz aus Eintritt, Gastronomie und Souvenirverkauf wird auf 600 000 Euro pro Jahr geschätzt.

Hinzu kommen Effekte auf Oberbergs Tourismus: Eine höhere Nachfrage nach Übernachtungen, Restaurantbesuchen und an lokalen Dienstleistungen. So rechnen die Planer mit einer Steigerung der Übernachtungszahlen um ein bis drei Prozent pro Jahr.

Werden neue Arbeitsplätze geschaffen?

Ja, nach jetzigem Planungsstand benötigt das Höhlenerlebniszentrum drei Vollzeitkräfte und bis zu acht geringfügig Beschäftigte. Zusätzlich entstehen Jobs in der Gastronomie, Hotellerie und bei touristischen Dienstleistern in der Umgebung.

Gibt es schon Pläne, wie das neue Zentrum aussehen soll?

Ja,. Entwürfe für das Höhlenerlebniszentrum gibt es bereits. Sie stammen von dem renommierten Planungsbüro Kunzberg aus Frankfurt am Main. Kunzberg hat internationale Erfahrung und lieferte zum Beispiel Konzepte für das jüdische Museum Frankfurt, das Wattenmeer-Besucherzentrum in Wilhelmshaven und die Hyundai-Erlebniswelt am Hauptsitz des koreanischen Weltkonzerns in Südkorea.

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Was folgt für die Gastronomie im Eventwerk?

An Stelle des inzwischen abgerissenen Eventwerks, soll eine neue Gastronomie entstehen. Ein Entwurf stammt aus dem Büro des Engelskirchener Architekten Ralf Rother. Die Gastronomie ist ein separates Projekt, das parallel entstehen soll und nicht Teil des geförderten Höhlenerlebniszentrums ist.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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