Als Jeanette Eigen am 21. Oktober ihren Briefkasten öffnet und darin einen unterschriftsreifen Pachtvertrag findet, macht sie kurzen Prozess.
"Ich habe mir das geschnappt und bin sofort nach Wiesdorf gefahren", sagt die Eigentümerin des Reiterhofs Gut Reuschenberg. Stadtkämmerer Michael Molitor habe sie bei ihrer Ankunft schon aus dem Fenster gegrüßt, als habe er nichts anderes erwartet. "Ich wollte das nicht per Post zurückschicken, wer weiß, was dann in der Zwischenzeit noch passiert wäre", erzählt Eigen. Vor Ort wird der Vertrag von beiden Seiten unterschrieben und dann kann sie endlich aufatmen, nach fast drei Jahren der Existenzangst.
Wenig später posieren die Mitarbeiterinnen des Guts mit Sektgläsern, dem Pachtvertrag und strahlendem Grinsen im Gesicht für ein Foto, das die gute Nachricht in die Welt hinaus trägt: Der Fortbestand des Bürriger Pferdehofs ist vorerst gesichert.
Rückblick: Beim verheerenden Hochwasser im Juli 2021 war eine 25,8 Hektar große Weide des Gutes zwischen Wupper und Mühlengraben überschwemmt worden. Ein kleiner Damm war schwer beschädigt worden, ein großes Loch entstand nahe der Eisenbahnbrücke über die Wupper.
Eigen hatte daraufhin die Stadt als Eigentümerin des Grundstücks auf die Schäden aufmerksam gemacht und um Reparatur gebeten. Im Februar 2022 allerdings erreichte sie dann ein Schreiben der Stadt, dass die weitere Nutzung des Landes durch das Gut Reuschenberg unter Bedingungen stellt. "Kurz gesagt soll ich die Flutschäden beseitigen und die Haftung für sämtliche kommende Ereignisse übernehmen", fasste Eigen damals zusammen. Ansonsten werde ihr der Pachtvertrag sofort gekündigt, aber auf jeden Fall zum Vertragsende am 31. Juli 2026. Dann wolle die Stadt die Weide als Retentionsfläche für künftige Hochwasserereignisse nutzen.
Große Petition im Internet
Die Kosten für die recht aufwändige Reparatur kann Eigen nicht tragen, die Haftung für weitere Schäden will sie nicht übernehmen. Der Verlust der großen Weidefläche allerdings wäre auch das Aus für ihren Hof, argumentierte Eigen. Die Pferde brauchen die Auslauffläche, außerdem diene sie zur Heugewinnung für den Winter. Das teilte sie sowohl der Stadt per Anwalt mit, als auch in einer viel beachteten Petition im Internet und in einem Bürgerantrag, in dem sie die Verlängerung des Pachtvertrages oder eine anderweitige Sicherung des Hofes forderte. Die Bezirksvertreter stimmten dem Antrag zu. Gut Reuschenberg dient nicht nur als Reitschule für rund 200 Schülerinnen und Schüler, sondern bietet auch Angebote und Therapien für sozial schwache und behinderte Kinder.
Und heute? Ist der Schaden am Damm nicht behoben, das Loch ist "ein Biotop", wie Eigen sagt. Die Stadt hat sich dazu entschieden, den Schaden nicht zur reparieren, da die Funktion des kleinen Damms immer noch erhalten sei. Dafür hat die Stadt den Damm aus dem Pachtvertrag herausgenommen, sodass Jeannette Eigen nicht mehr in der Haftung steht. Das ist für sie eine tragbare Lösung. Einzig, dass im nun erst einmal bis Oktober 2032 laufenden Vertrag immer noch steht, dass die Stadt ihn aus wichtigen Gründen immer noch vorzeitig kündigen kann, gefällt ihr nicht. "Aber da war nichts zu machen, ich muss jetzt hoffen, dass die Stadt es sich nicht wieder anders überlegt."
Die lange Wartezeit auf die Verlängerung des bald 50 Jahre laufenden Pachtvertrages habe sehr an ihren Nerven gezehrt, sie musste nicht nur um ihre Existenz bangen, sondern auch um die ihrer Mitarbeiter und das Wohl der Pferde und das Angebot für die Kinder. "Der Hof gehört mir, aber das Land ist gepachtet - und ein Bauernhof ohne Land ist kein Bauernhof." Besonders bedankt sie sich bei Matthias Itzwerth, der Opladener CDU-Vorsitzende habe sich immer wieder bei der Stadtverwaltung für sie eingesetzt. Auch der reagiert erfreut: "Diese Nachricht freute mich ganz besonders, da dadurch das vielfältige Angebot für Groß und Klein auf Gut Reuschenberg für die Zukunft gesichert ist. Eine sehr gute Nachricht für Leverkusen." © Kölner Stadt-Anzeiger
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